Mittwoch, 9. November 2016

Das richtige Heben eines Bierkastens - ein Quantensprung für uns Frauen!

Ich hab so was von Rücken. Das kann ich keinem erzählen, wie's dazu kam. Ich bin aber trotzdem zur Eröffnung der Ausstellung "Am Horizont" von Thomas Huber gegangen. Weil, Sitzen geht gut. Und das kann man ja in dem Auditorium vom Kunstmuseum Bonn recht nett (da war ich übrigens noch nie!). Dort lauschte ich dann den vier Reden, wie es in der Einladung zu lesen gewesen war. Insgesamt eine halbe Stunde und inspiriert noch dabei, da konnte ich jetzt nicht maulen. Wobei, mit einem Gläschen Prosecco vorneweg und einem zweiten in der Hand hört es sich einfach noch besser zu. Dabei fiel mir auf, das war das erste Mal, dass ich bei einer Ausstellungseröffnung in einem Museum war. Weil, der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier - und ich so was von besonders. Und mit meinen 56 Jahren bin ich folgenden Deal gewohnt, ich kenn's nicht anders: Ich nehme mir die Zeit, mach die Statistin und tu so, als ob ich mir die Kunst, oder wie auch immer man es denn nun bezeichnen mag, anschaue. Und dafür bekomme ich vom Künstler, oder wie auch immer man ihn nun bezeichnen mag, eine Gläschen Sekt, im Notfall auch zwei, und - das ein oder andere Häppchen. Gut, ja, ich hätte mir auch ein Gläschen kaufen können, aber ...

Apropos kaufen. Da merkt man mal wieder, Werbung ist einfach alles. Wobei, da sagt neuerdings mein Rücken, jetzt ist Schluss. Das glaubt mir keiner, dass für meinen desolaten Rücken die Werbung schuld ist. Wie komm ich auf Werbung? Die Worte von dem Professor Berg, ich sag nur, Hut Schrägstrich Hütin ab. Also wie der mir den Thomas Huber verkauft hat, wie der mir dessen Werke ans Herz gelegt hat. Ich war so was von gespannt und motiviert, dass ich glatt für kurze Zeit meinen Rücken vergessen habe und anschließend durch die Ausstellung geschlendert bin. Lange bin ich allerdings nicht geblieben. Weil, erstens - das tut mir jetzt ausgesprochen leid für den Herrn Huber, dass der Herr Professor Berg die Latte so was von hoch gehangen hatte, und die Bilder da jetzt für mich nicht rankamen. Aber zweitens brauchten die Bilder mich auch gar nicht, die waren so was von mit sich selbst beschäftigt. Das fiel mir dann auch wieder ein. Ich hatte nämlich vorher schon den Flyer zur Ausstellung studiert. Und dort stand: Der Horizont dient als Metapher für eine Grenze zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, und damit als Hinweis auf einen Diskurs, den die Bilder über ihren eigenen Status führen. So stand's im Flyer.

Apropos Flyer. Apropos Bilder. Neulich stieß ich in meinem "Schaufenster" auf zwei Bilder. Auf beiden sah man jeweils dieselbe Frau einen Bierkasten heben. Darunter stand: Wer einen Kasten Bier transportieren will, sollte beim Anheben mit geradem Rücken in die Knie gehen und die Last beim Transport dicht am Körper halten. Auf dem ersten Foto macht die Frau alles falsch, was frau nur falsch machen kann, und deshalb steht drunter: Falsch! Auf dem zweiten Foto hebt sie den Bierkasten in vorbildlicher Körperhaltung und deshalb steht auch drunter: Richtig! Zunächst einmal, ich finde es so was von toll und bin auch ein Stück weit stolz, dass wir Frauen es doch tatsächlich geschafft haben, uns so zu emanzipieren. Was für einen Quantensprung bedeutet es für uns Frauen, dass die Frau auf dem Foto keinen Wäschekorb mit dreckiger Wäsche trägt sondern einen Bierkasten - während ihr Mann wahrscheinlich gerade seine Funktionssportkleidung mit einem Sport- und Outdoor-Waschmittel wäscht.

Ich weiß jetzt nicht, ob das Zufall war. Weil, die Überschrift zu dem dazugehörigen Artikel lautete: Haltung bewahren - Richtig heben und damit Rückenschmerzen vorbeugen. Rückenschmerzen als Volkskrankheit: So seien Erhebungen der Techniker Krankenkasse zufolge Rücken- und Bandscheibenbeschwerden nach wie vor die Ursache für fast jeden zehnten Krankschreibungstag in Deutschland. Die Probleme mit dem Kreuz würden heute vor allem durch Bewegungsmangel hervorgerufen. Auch Übergewicht sei ein wichtiger Risikofaktor für die Rückengesundheit. Beides trifft auf mich so was von nicht zu, aber wer kommt denn drauf, dass ich mir an meinem "Schaufenster" fast einen Bruch hebe? Wer kommt denn drauf, dass ich, bevor ich mein "Schaufenster" aus dem Briefkasten hole, vorher sinnvollerweise einen Mix aus Dehn-, Kräftigungs- und Koordinationsübungen absolviere? Ich jedenfalls nicht! Deshalb hab ich jetzt so was von Rücken. Weil, in derselben Ausgabe meines "Schaufensters" mit dem Artikel über Rücken lagen - hallo! - an die 20 Beilagen! An die 20 Werbeblättchen, und dabei war das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters noch nicht mal dabei! Gott sei Dank, sag ich da nur. Sonst wär unser Verhältnis jetzt aber so was von getrübt. Die meisten Werbeblättchen boten Möbel feil. Liebe Werbestrategen von Möbel Boss, Porta und Müllerland, ich trage ja auch nicht mal eben einen Schrank alleine oder eine Küchenzeile! Liebe Werbeverantwortliche von Höffner, Möbel Hausmann und Ostermann, ich bin mir nicht sicher, ob Sie da Ihrem Arbeitgeber nicht einen Bärendienst erwiesen haben. Weil, ich verbinde mit deren Namen jetzt meinen lädierten Rücken - und das ist doch beim besten Willen nicht verkaufsfördernd!

Noch nie in meinem Leben habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie viele Beilagen mein "Schaufenster" aushält, also wie viele Beilagen in ein "Schaufenster" passen und man es trotzdem noch vierteln kann. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mir die Frage nach einer eventuellen Beilagenbegrenzung physikalischer Natur gestellt. Hätte ich sie mir gestellt, ich hätte unweigerlich zu dem Schluss kommen müssen: Ja, es gibt sie, die Beilagenbegrenzung physikalischer Natur, lieber Herr Ostermann, liebe Frau Hausmann und wie ihr alle heißt.

Wer es ja zur Zeit echt drauf hat mit seiner Werbung, ist das LVR-Landesmuseum Bonn: Ich sag nur EVA's BEAUTY CASE. Dieses Plakat auf den Litfaßsäulen hat mich so was von angesprochen! Und - sorry, Herr Huber - die Ausstellung hält, was sie verspricht.


Mittwoch, 19. Oktober 2016

Traumpaare und Zielgruppen - das Leben ist kein Ponyhof

Ich komm drauf wegen der Perforierung - und der Katti und dem Pitter. Seit Wochen erfreue ich mich so ungemein an deren Anzeige in meinem "Schaufenster": Stimmungsduo für alle Festlichkeiten zu buchen: Oktoberfeste, Hochzeiten, Geburtstage, Betriebs-/Weihnachtsfeiern, Schützenfeste, Sitzungsbegleitung mit Keyboard, Akkordeon und Gesang. Schunkel Pitter und Katti. Die kommen als Paar so was von überzeugend rüber.
 
Die Kerstin und der Jörg aber auch: Wege zum Glück und Erfolg, Karrierecoaching und Paarberatung von Experten. Ob es darum geht, die eigenen Stärken und Fähigkeiten bei der Karriereplanung zu erkennen und zu nutzen, das ganz persönliche Glück zu finden oder das in der Partnerschaft, Stress abzubauen oder sich vor Burnout zu schützen - Kerstin Alisch und Jörg Janzen begleiten ihre Klienten mit professionellem Coaching und individueller Beratung zum Ziel. Immer nach deren Wünschen und jeweiligem Bedarf. Diskret, zielgerichtet, kompetent und als langfristige Vertrauenspartner. Bei ihrer systemischen, lösungsorientierten Beratung steht immer die Persönlichkeit des einzelnen Menschen im Fokus. So und nicht anders steht es in deren Anzeige. Hätte ich die beiden vor Jahren an meiner Seite gehabt - kaum auszudenken, wie toll dann mein Leben verlaufen wäre! Was hätte aus mir alles werden können? Ich mein, wer ist da nicht Zielgruppe? Außer jetzt die Katti und der Pitter. Die brauchen die Kerstin und den Jörg nicht. Oder haben die vielleicht schon ein Coaching bei denen absolviert? Weiß man's?
Als Paar auch immer wieder überzeugend - der Lolo Malek und der Janosch Cyriel. Die schreiben in ihrer Anzeige zu Recht, dass sich durch ständiges Betreten Verschleiß an Fransen oder Längsseiten bemerkbar machen kann. Deshalb bieten sie mir ihre fachmännische Teppichpflege an. Ganz lieb von denen. Ich seh das ganz genau so, das mit dem Betreten. Ich hab mich deshalb für den anderen Weg entschieden. Also nicht, dass ich jetzt immer um den rum gehe, um den Teppich. Nein, ich hab einfach keinen. Aber schade ist es schon, dass ich da als Zielgruppe ausscheide.
Anders beim Dream-Team Anita und Thomas. Da bin ich eindeutig Zielgruppe, ob ich will oder nicht. Dieses strahlende Lächeln, mit dem sie mich in ihrer Anzeige fragen, ob ich mein Lächeln liebe. Da geht nichts mehr. Deren Konkurrenz wirbt ja mit "Casa Dental*****, Ihre 5 Sterne Wohlfühlpraxis". Wenn die Anita Ertmann und der Thomas von Wittlich, wenn die jetzt noch ihre Zahnarztpraxis Casa Dental benannt hätten, ich hätte mir für die die Zähne schon längst einzeln herausgerissen. In dem Zusammenhang würde mich mal interessieren, ob's weniger wehtut, wenn der Adel bohrt.
Apropos wehtun, in den Augen. Ich komm deshalb drauf, weil kurz vor Toresschluss hatte sich der Sommer ja doch noch entschlossen, noch mal ordentlich nachzulegen. Und da haben mein Traummann und ich natürlich die Gelegenheit genutzt und das ein oder andere Fahrradtourchen gemacht. Was mir da aufgefallen ist ... Ich hab dann mal bei Wikipedia reingeschaut und da stand unter Unisex: Als Unisex-Kleidung werden Kleidungsstücke und Accessoires bezeichnet, die von allen Geschlechtern getragen werden können. Heutige Beispiele hierfür sind vor allem T-Shirts, Jeans und Turnschuhe, daneben auch Strumpfhosen, Sportunterwäsche und sonstige Artikel der Freizeit-, Funktions- und Sportbekleidung. Die Zuordnung von Modeartikeln in den Unisexbereich unterliegt kulturellen und geschichtlichen Bedingungen und hängt vom Rollenverständnis, der Geschmacksbildung (ja!) und praktischen Erwägungen (ja!) ab.
So zu lesen bei Wikipedia. Jetzt ist es ja so, soweit ich weiß, kann jeder bei Wikipedia einen Artikel einstellen. Mir würde schon genügen, wenn ich an diesen Artikel einfach nur einen Satz dranhängen dürfte. Der da lauten würde: Wenn ein alter Mann und eine alte Frau, wenn also ein Paar, ein altes Paar, oder damit es sich besser liest, wenn zwei "Best-Ager" miteinander verbandelt sind, wenn also zwei Menschen der Generation "50plus", wenn die die gleiche Regenjacke, die gleichen Treckingschuhe und am Ende noch die gleiche Funktionsunterwäsche tragen, mag das zwar ungemein praktische Gründe haben, aber schön sieht das nicht aus. Zumal ja, wenn die zwei Hübschen Pech haben, sie sich ohnehin äußerlich im Alter angleichen. Wie übrigens ja häufig auch das Herrchen seinem Hund gleicht - oder umgekehrt.
 
Ich komm aber noch mal auf die Perforierung. Ich komm drauf, wegen der Fahrradtourchen. Man glaubt ja gar nicht, auf wie vielen verschiedenen Klöchen frau frei schwebend hockt. Und wenn ich dann frei schwebend, da bin ich dermaßen die Zielgruppe für ... Ich mein, wie schwer muss das offensichtlich sein, eine Schlitz- bzw. Lochstanzung in Papier zum Abtrennen eines Blattes auf die Reihe zu bekommen. Was für eine immer wieder neu zu bewältigende Aufgabe muss das sein, die regelmäßige Anordnung, Menge, Form und Größe der Löcher in den Griff zu kriegen. Soweit ich weiß, wird eine Durchlöcherung von flachen Gegenständen, also eine Perforation oder Perforierung, im Endlosdruck auch mit Buchdruck- (wie etwa mit dem Heidelberger Tiegel) oder allgemein Perforiermaschinen, teilweise auch in Offsetdruckmaschinen, hergestellt, indem die Perforationslinien auf den Gegendruckzylinder geklebt und das Gummituch als Gegenform verwendet wird. Perforiertes Toilettenpapier für Einzelblatt-Abriss, das muss doch zu schaffen sein! Mir würde es ja schon genügen, wenn ich immer zwei Blätter, also paarweise, abreißen könnte. Vielleicht macht es weniger Mühe, die Perforation nach zwei Blättern anständig hinzubekommen. Also quasi die Länge von zwei gedachten Klopapierblättern, dafür aber richtig. Wie gesagt, mir käme das eh zupass. Ich reiß sowieso immer zwei gleichzeitig, also ein Paar, ab

Mittwoch, 21. September 2016

Legionellen und tennisballgroße Hagelkörner sind die Herausforderung der Zukunft - abgesehen vom Weltfrieden

Also ich war ja dieses Jahr nicht im Urlaub. Nicht, dass ich nicht Sommerferien gehabt hätte. Nein, die Schüler waren ja weg und da haben die jetzt nicht extra wegen mir die Schule aufgesperrt. Urlaub, wenn man es denn so bezeichnen will, hatte ich schon. Aber weggefahren bin ich halt nicht.

Eigentlich schade. Jetzt nicht wegen des Urlaubs, weil, worauf ich mich immer am meisten freue, eigentlich noch mehr als auf den Urlaub, ist der Besuch in meinem Reisebüro. Ja, was ich mit meinem Bonn verbinde, ist definitiv mein Reisebüro - abgesehen von meinem "Schaufenster" natürlich. Während ich ja schon häufiger durch Bonn irrlichte und nach einem Geschäft suche, das es schon lange nicht mehr gibt, ist mein TUI ReiseCenter in der Wesselstraße 2 immer eine sichere Bank - bildlich gesprochen. Weil, zwei Häuser weiter ist tatsächlich auch die Bank meines Vertrauens, die Sparda-Bank. So gerne hätte ich in meinem Lieblingsreisebüro eine Reise gebucht, aber dann las ich in meinem "Schaufenster" die Überschrift: Vorsicht vor Legionellen. Da hieß es, die Sachverständigen von DEKRA warnten vor einer erhöhten Legionellengefahr in der Urlaubszeit. Urlaubszeit bedeute für das Trinkwasser Stillstandzeit. Legionellen  seien Bakterien, die sich bei Temperaturen zwischen 25 und 55 Grad Celsius stark vermehren. In belasteten Anlagen könnten sich Menschen zum Beispiel beim Duschen durch Einatmen feinster Wassertröpfchen infizieren und sich schwere Lungenentzündungen zuziehen. Um Infektionen durch Legionellen nach dem Urlaub zu vermeiden, solle man nach der Rückkehr das Wasser an allen Warmwasser-Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad, Dusche einige Minuten laufen lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen durch frisches zu ersetzen ... Da bin ich lieber zuhause geblieben. Nicht dass sich so eine Legionelle ganz dolle in der Wasserleitung festhält und - man mag gar nicht dran denken, an die Auswirkungen.

Es waren jetzt aber nicht nur die Legionellen, die mir dieses Jahr den Besuch bei meinem Reisebüro verleidet haben. Ich sag nur Rauchmelder. Die hat mein Traumann ja schon vor Jahren in jedem Zimmer eingebaut. Aber weiß man's? Ob sie auch wirklich funktionieren? Oder wenn sie funktionieren, ob's dann auch tatsächlich brennt?
Was auch blöde war, ich hatte bei einem Gewinnspiel mitgemacht. Da hieß es in der Anzeige in meinem "Schaufenster": Reisestrümpfe bieten gezielte Kompression. Auf Reisen verlangsame langes, beengtes Sitzen mit angewinkelten Beinen den Blutfluss in den Venen. Dann seien auch venengesunde Menschen von schweren Beinen und geschwollenen Füßen betroffen. Wer mit leichten Beinen das Urlaubsziel erreichen wolle, gehe mit den Reise-Kniestümpfen medi travel women und medi travel men auf große Fahrt. Und da wurden jetzt eben 24 Paar medi travel verlost. Aber leider habe ich keine gewonnen. Erst viel später fiel mir auf, dass ich die ja auch einfach hätte kaufen können. Abgesehen davon, dass ich null Probleme mit meinen Venen habe. Aber auf Grund der Anzeige - die Angst sitzt tief.

Apropos Angst. Ich sage nur Hagelwiderstandsklasse! Kürzlich las ich in meinem "Schaufenster": Hagel-Härtetest für Dachziegel. Groß wie Hühnereier könnten Hagelkörner mittlerweile sein. Meteorologen gingen davon aus, dass in einigen Gegenden 120 bis 130 Hageltage im Jahr in den nächsten 15 bis 25 Jahren nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein werden. Tondachziegel seien so konzipiert, dass sie Hagelkörnern, gigantisch wie Tischtennisbälle und noch größer, sicher die Stirn bieten könnten. In einem Versuch ließ man Körner im rechten Winkel auf eine Versuchsfläche fallen und ermittelte so die maximale Größe der Hagelkörner, denen die Ziegel standhalten können. Aus deren Durchmesser ergab sich die Hagelwiderstandsklasse. Diese betrage für die keramischen Dachziegel 4, 5 und sogar 5+. Wer damit sein Dach gestalte, könne sich entspannt zurücklehnen - mit Tondachziegel! Ich also nicht! Weil, ich habe nämlich Betonziegel auf meinem Dach! Ich kann mich so was von nicht entspannt zurücklehnen und schon gar nicht in Ruhe in Urlaub fahren.

Gut, ich hätte natürlich mit dem Auto Tagestouren machen können - bei günstiger Wetterprognose, versteht sich. Hab ich auch einmal gemacht - mit verheerenden Folgen. Weil, leider hatte ich erst viel zu spät in meinem "Schaufenster" den Artikel "Sicher in den Urlaub" gelesen. Dort wurde die folgende existenzielle Frage gestellt: Kann man beim Beladen des Fahrzeugs etwas falsch machen? Um es kurz zu machen, man kann, aber so was von! Die wichtigste Grundregel, die es zu beachten gilt: schwere Gegenstände so tief wie möglich und so weit wie möglich zur Fahrzeugmitte und damit nahe am Schwerpunkt unterbringen. Getränkekisten sollten dicht hinter der Rückbank stehen und leichtere Sachen wie Chipstüten kämen dann nach oben. Beladene Dachboxen veränderten den Schwerpunkt. Dieser wandere dadurch nach oben. Deshalb gehörten in Dachboxen nur leichte Sachen wie Kleidung, keinesfalls aber die großen Kartons mit den Ravioli-Dosen für drei Wochen im Ferienhaus. Wie gesagt, zu spät hab ich das gelesen. Wobei, geahnt habe ich immer schon, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging, wenn ich wieder mal nur Chipsbrösel vor dem Fernseher gegessen habe. Kein Wunder, wenn ich die Wasserkästen auf die Chipstüten stelle.

Für nächstes Jahr habe ich mir aber fest vorgenommen, wieder in meinem Reisebüro eine Reise zu buchen - allein schon, weil ich die Frau Keller so was von nett und kompetent finde. Und während ich weg bin, wird ein Haussitter täglich stundenlang überall im Haus die Wasserhähne aufdrehen und stündlich mit offener Flamme durch sämtliche Räume gehen. 

Mittwoch, 31. August 2016

Taschenmonster in EVA's BEAUTY CASE während der "RegenZEIT"

Mein "Schaufenster" hatte mir ja im Zusammenhang mit der Fußball-EM Interessantes berichtet: Streng genommen sei der Autokorso an sich untersagt, da § 30 der Straßenverkehrsordnung das unnütze Hin- und Herfahren innerhalb geschlossener Ortschaften verbiete. Beim Jubel über EM-Siege drücke die Polizei aber für gewöhnlich ein Auge zu. Das mit dem Autokorso zur Fußball-EM hat ja nun für uns nicht geklappt. Ich hab mich dann aber mit meinem neuen Wissen - und da habe ich schon weitaus sinnfreiere Stunden verbracht - an  die Autoampel direkt an der Victoriabrücke an der Kreuzung zur Bornheimer Straße gestellt und die davor wartenden Autofahrer einzeln abgeklappert (ans Fenster der Fahrertür geklopft und das übliche Handzeichen fürs Runterkurbeln gemacht). An einem Tag habe ich die Autofahrer befragt, die noch vorhatten, die Brücke zu benutzen, am anderen die, die es gerade gewagt hatten, selbige zu überfahren. Knallhart habe ich nachgefragt, ob da etwa einfach nur unnütz hin- und hergefahren werde. Ob es sich um einen Notfall handele oder ein Familiengroßeinkauf anstünde. Ob es denn wirklich notwendig sei, die Geliebte einmal wöchentlich zu sehen, einmal im Monat tät's doch auch. Ich hab mir richtig viel Zeit gelassen, Aufklärungsarbeit betrieben, damit es auch fruchtet. Weil so, wie es im Moment in Bonn läuft - oder eben nicht - kann's ja nicht weitergehen. Ich mein, da zählt ja mittlerweile jedes Auto, das nicht auf der Viktoriabrücke fährt. Und da ist es durchaus mal legitim, die Autofahrer auf den § 30 der Straßenverkehrsordnung hinzuweisen.
Und weil ich gerade dabei war, habe ich jedem Einzelnen auch direkt die zehn wichtigsten Tipps für umweltfreundliches Fahren, mit denen man durchaus 30 Prozent Sprit sparen kann, vorgelesen. Stand in meinem "Schaufenster", der Artikel "Sprit sparen, Umwelt schonen". Hab ich ausgeschnitten und vorgelesen. Weil, gerade der erste Tipp kam mir sehr gelegen. Da hieß es nämlich wörtlich: Bei angenehmer Witterung fällt es leicht, kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Und das stimmt ja auch, wenn du statt des Autos das Fahrrad nimmst, sparst du Sprit.

Apropos Fahrrad. Ich komm deshalb drauf, weil, ich hab jetzt mehrere Anläufe gemacht für die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum "EVA's BEAUTY CASE" - und bin heilfroh, dass ich noch lebe. Von der Ausstellung rede ich gar nicht - die hab ich nämlich nicht gesehen, weil ich nicht drüber gekommen bin. Ich wollte von meinem Auerberg über die Victoriabrücke zum Rheinischen Landesmuseum in der Colmantstraße hinter dem Bahnhof. Von wegen, komm drüber.
Gut, ich geb's zu, das eine Mal hätte ich es wahrscheinlich geschafft, wenn mich da nicht ein Autofahrer durch Hupen und dichtes Auffahren so übel bedrängt hätte. Ich habe dann spontan mein Fahrrad mitten auf der Fahrbahn abgestellt und bin in einen Dialog eingetreten - einen sehr langen. Irgendwann hab ich's dann beendet, ob des langen Rückstaus, aber fürs Rheinische Landesmuseum war's dann zu spät. Ein anderes Mal hat mich ein Auto so was von ohne Sicherheitsabstand überholt, dass ich die Seitenfenster mit meinem Ärmel geputzt habe. Ich hab dem dann zum Ausgleich nach der Brücke an der roten Ampel Seitenspiegel und Antenne abgebrochen, aber die Lust auf einen Museumsbesuch war mir dann auch vergangen.

Überhaupt, es herrscht Krieg auf der Victoriabrücke. Ich gehöre ja nach wie vor nicht zu den verständigen (so die Richter vom Oberlandesgericht Schleswig) Menschen, die einen Helm tragen. Aber vor der Victoriabrücke wird aufgerüstet: Helm, Ellbogenschoner, Knieschoner. Jetzt gar nicht mal wegen der Autos. Nein, seitdem die ja den Gehweg verbreitert haben, darf ich da ja drauf fahren. Trotzdem, es gibt mir ein sicheres Gefühl. Neulich zum Beispiel kam mir ein Fußgänger entgegen, Handy in der Hand und Blick auf das Display ... Der wird wohl die nächste Zeit nicht mehr mit dem Spiel Pokémon GO unterwegs sein können. Oder letztens der Radfahrer vor mir, der wird sich demnächst dreimal überlegen, ob er noch mal bis zur Halskrause verkabelt auf der Brücke fährt. Der hat meine Fahrradklingel einfach nicht gehört ... Ohne meinen Helm hätte ich mich früher einfach nicht getraut - zu schubsen.

Wer oder was mich ja auch früher immer so verärgert hat, waren diese Profieltern mit ihren Fahrradanhängern für Kinder. Die teilweise so strunzblöde sind und vollkommen vergessen, dass sie hinten um einiges breiter sind als ihr eigenes Fahrrad. Ich bin so was von froh, dass das für mich der Vergangenheit angehört. Ich sag nur: Verhaltenstherapie. Sich einfach der Herausforderung stellen - dem Kinderfahrradanhänger und dem Fahrradwimpel. Meine Ausrüstung gibt mir ein sicheres Gefühl. Ich muss nicht mehr und - was weitaus wichtiger ist - ich will da nicht mehr ausweichen! Ich kann natürlich auch anders. Neulich zum Beispiel war vor mir wieder einer, der Taschenmonster einfing. Hätte ich jetzt drauf zuhalten können. Aber, der war so was von überernährt, dass ich dachte, Hauptsache, der verbringt Zeit im Freien und bewegt sich.

Apropos Zeit. Ich hab mich dann einfach für eine andere Ausstellung entschieden. Wo ich nicht über die Gleise musste wie zum Rheinischen Landesmuseum. "EchtZEIT - Die Kunst der Langsamkeit" im Bonner Kunstmuseum. Auf die hatte mich mein "Schaufenster" auch so was von aufmerksam gemacht: Inhaltlich ginge es um das Spannungsverhältnis der Zeit zu anderen Parametern unseres Lebens wie Raum, Arbeit, Beschleunigung, globale Gleichzeitigkeit aber auch der subjektiven Wahrnehmung von Zeit und Zeitlichkeit. Diese Thematik sei bewusst elementar, sie behandele kein politisches Thema, sie sei universell und gehe doch gleichzeitig in den privaten Raum. Ich mein, da kannst du doch nicht anders als nichts wie hin! Und gleichzeitig hat mich der Kris Martin zu einem Kunstwerk inspiriert, das ich demnächst garantiert umsetzen werde. Sein Kunstwerk heißt "Angehäufte Armbanduhren" und genau so sieht es auch aus: ein Haufen Armbanduhren auf einem Tisch. Und da kam mir die Idee: Ich habe in meinem Leben so unglaublich viele Schirmhüllen angehäuft, Schirmhüllen von Schirmen, die schon lange im Schirmhimmel sind. Ich konnte mich nie dazu überwinden, die wegzuschmeißen, weil, man weiß ja nie, wofür man die noch mal braucht. Ich weiß es jetzt. Die häufe ich aufeinander und nenne das Kunstwerk "RegenZEIT". Ich weiß nur noch nicht, für wie viel ich es verkaufe.

Mittwoch, 3. August 2016

Interessenbekundungsverfahren finde ich toll - und intakte Toilettenanlagen allemal

Was ich ja unbedingt jetzt in den Sommerferien noch machen will: Den "Garten der Lustbarkeiten" auf dem Dach der Bundeskunsthalle, den will ich mir auf jeden Fall anschauen. Ich bin ehrlich, hätte man mich gefragt, woran ich bei dem Namen Fürst Pückler denke, im Leben wär' ich nicht auf Gartenbau-Prinzipien gekommen. Oder dass der Hermann Fürst von Pückler-Muskau ein exzentrischer Lebemann, passionierter Weltreisender und Literat war. Ich wusste nichts, aber auch gar nichts über den. Bis Gott sei Dank mein "Schaufenster" eingegriffen und sich wieder mal meiner Bildung gewidmet hat: Ein echter "Parkomane" hieß es da in Anlehnung an den Namen der Ausstellung "Parkomania". Fürst Pückler habe seinen Ruhm als Garten- und Landschaftsgestalter vor allem durch drei Landschaftsgärten begründet. Er habe in Muskau, in Babelsberg  und Branitz gewirkt. Wie gesagt, hätte man mich gefragt, woran ich beim Namen Pückler denke - Eis. Was auch stimmt. Aber warum? Ich hab dann mal bei Wikipedia reingeschaut: Das Fürst-Pückler-Eis (frz. demi-glace à la Pückler) ist eine Eisspezialität aus drei verschiedenen Eissorten, welche gemeinsam gefroren werden. Es ist nach dem Parkgestalter und Reiseschriftsteller Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) benannt.
Das älteste bekannte Rezept für ein Eis dieses Namens stammt von dem Königlich-Preußischen Hofkoch Louis Ferdinand Jungius, der Pückler 1839 in seinem Kochbuch ein dreischichtiges Sahneeis widmete ... Die heute als Fürst-Pückler-Eis bezeichnete Spezialität ist in der Regel eine Kombination von Schokoladen- und Erdbeer- oder Himbeer- mit Vanilleeis. 

Apropos Eis. Apropos Schokoladeneis oder Erdbeereis oder ... Ich weiß nicht, wie ich mit folgendem Phänomen umgehen soll. Oder anders: Ich kann nicht garantieren, dass ich nicht irgendwann mal jemandem vor mir in der Warteschlange auf den Kopf haue - und auch noch ganz dolle dabei. So mit voller Wut (oder Wucht, beides passt), die sich über einen langen Zeitraum angestaut hat. Das ist mir nämlich nicht zum ersten Mal passiert: Die Warteschlange vor meinem Eisladen (ich sag jetzt nicht bei welchem, sonst ist die demnächst noch länger) kenne ich wie meine Westentasche: gerade durch bis zur Straße mindestens eine halbe Stunde, mit Kurve ... Bin ich drauf eingestellt. Außerdem hat man dann auch immer das gute Gefühl, dass das Eis frisch ist. Und irgendwie gehört es doch auch dazu: je länger die Schlange, desto schöner das Wetter. Worauf ich auch eingestellt bin, dass die Anzahl der wartenden Eisabhängigen vor mir nichts mit der Länge meiner Wartezeit zu tun hat. Mal ein Beispiel, du kannst zwanzig Menschen vor dir stehen haben, die ein Eis wollen. Jeder, EIN Eis, Punkt. Und dann hast du nur einen vor dir - mit einer Großbestellung: 27 Becher mit unterschiedlichen Bällchen, 27 verschiedene Eissortenkombinationen, die jetzt einzeln vom Handy abgelesen werden. Kannst du auch nichts machen. Wobei ich schon das ein oder andere Mal, wenn die Schlange wieder mal unerträglich lang ist, recht laut und deutlich von mir gebe, dass es schon in gewisser Weise asozial ist, pro Person mehr als ein Eis zu bestellen. Aber gut, ich scheine da allein auf weiter Flur mit meiner Meinung zu sein. Hab ich mich aber mittlerweile durch Verhaltenstherapie (immer wieder anstellen und lernen, dass auch ich einmal drankomme) gestellt, diese Situation kann ich. Aber, und da hilft mir dann auch keine Verhaltenstherapie, kein noch so großer Beißring im Mund oder dass ich lauthals die Tausender runterzähle. Was geht bitteschön in einem Menschen vor, der als Zweiter in der Reihe seit einer gefühlten halben Ewigkeit vor der Eistheke steht, alle Eissorten im Blick, an jeder Eissorte ein Namensschildchen. Was macht das mit mir, wenn der erst beim "Der Nächste bitte" anfängt zu überlegen, welches Eis er will. Der anfängt, die Eistheke abzuschreiten, einmal nach links und einmal nach rechts, und  sich den Unterschied zwischen Malaga und Zabaione erklären lässt? Wie gesagt, da kann ich demnächst für nichts garantieren. Aber sonst hab ich's gut im Griff, das Warten. Ich nutze die Zeit proaktiv, schneide mir derweil die Nägel (selbstredend nur die Fingernägel. Mit den Fußnägeln wäre das mit dem Aufrücken einfach umständlich und wenn ich Pech habe, tritt mir auch noch einer auf die Hände ) oder korrigiere die Vokabeltests meiner Schüler. Und mit dem Pipi Machen ist ja jetzt auch kein Problem. Da geh ich dann aufs Eisdielenklo.

Apropos Klo. Ich komm deshalb drauf, weil wir zur Zeit ja so viele Projekte bei uns in Bonn am Start haben. Oder anders, wenn ich einen Shopping-Tag in Köln plane, teile ich mir den in aller erster Linie strategisch danach ein, wo ich ohne Probleme Pipi machen kann. London, zum Beispiel, hab ich deshalb in schlechter Erinnerung, weil ich zum Pipi Machen gefühlt eine Stunde in den Untergrund musste, durch diverse Schranken, natürlich nicht mit passendem Kleingeld ... Wenn du dringend Pipi musst, interessiert dich in dem Moment das Glockengeläute von Big Ben so was von nicht - ganz abgesehen davon, dass du das auf dem U-Bahnklo sowieso nicht hörst.
London, wie komm ich drauf? Kürzlich standen in meinem "Schaufenster" zwei Artikel mit folgenden Überschriften untereinander: "Der Remigiusplatz soll schöner werden" und "Elektrogelenkbusse werden gefördert". Das hab ich ja auch bis ins letzte Detail haarklein mitbekommen, dass wir Bonner da so was von am Start sind, bei dem EU-Projekt ZeEus, wo es um den Ausbau der Elektromobilität im Linienbusverkehr geht. (Apropos London. Dürfen die jetzt überhaupt noch bei dem Projekt mitmachen?)
Ich komm drauf wegen Pipi Machen. Weil, in dem Artikel über den Remigiusplatz hieß es, dass die öffentliche Toilette dort nicht intakt sei und es ein neues Interessenbekundungsverfahren für die Toilettenanlage gebe. Der Hammer! Hallo! Was heißt hier Interessenbekundungsverfahren? Einfach mal als Projekt: Einfach mal das Klo reparieren! Für die Touristen, die von Beethoven jetzt auf dem Weg zum Münster sind. Und auch für mich - eine saubere Toilette, mit Personal, umsonst. Was wäre das für ein Projekt!

Mittwoch, 13. Juli 2016

Von Zombies und Smombies - und vom ARC

Als ob sie in meinem Garten stünde, die Skulptur, die monumentale! So nah hat sie mir mein "Schaufenster" gebracht! Schon letztes Jahr wurde ja haarklein darüber berichtet, was sich der Künstler dabei gedacht hat - oder auch nicht. Und im April hieß es dann, dass unser Oberbürgermeister die Skulptur am 5. Juni öffentlich an die Bonner übergeben werde. Wie aufregend! Ja, und was soll ich sagen? Am 8. Juni dann die erlösende Überschrift "ARC 89 übergeben". Wie mir da das Herz aufgegangen ist! Ich hab mich dann sofort ins Auto gesetzt und mir die mal so richtig von der Nähe angeschaut. Was jetzt das Blöde war, ich hatte vollkommen vergessen, vor lauter Begeisterung, dass ich da auf dem großen Trajektkreisel an der B9, dass ich da jetzt nicht einfach das Auto abstellen kann. Gut, als dann Polizei mit Blaulicht vor mir stand und der Kreisel vollständig abgesperrt war, hab ich dann auch gemerkt, dass es um mich ging. Dafür weiß ich jetzt, was so eine Absperrung kostet, weil, die gesamte Aktion war ja mein Privatvergnügen und Punkte gab's obendrein.
Apropos teuer und Punkte. Ich mein, es hätte ja auch anders laufen können. Dass da jetzt an dem Trajektkreisel so ein Pilotprojekt gestartet wird für die "Generation Zombies", also für mich. Wenn vor mir schon der ein oder andere spontan vor lauter Begeisterung ob des tollen Kunstwerkes sein Auto auf dem Trajektkreisel geparkt hätte. Da hätte es dann ja sein können, dass da jetzt große Anzeigetafeln mit "Parken und Aussteigen verboten" aufgestellt worden wären.

So ganz weit hergeholt ist das nicht. Weil, in Köln gibt es seit etwa einem Jahr ein Pilotprojekt, das die sogenannte "Generation Kopf unten" jetzt vor weiteren Unfällen schützen soll: In den Boden eingebaute LED-Lichtleisten, sogenannte Bodenampeln, leuchten dort an neuralgischen Orten, wenn sich Straßenbahnen nähern. Was ich in dem Zusammenhang da jetzt nicht verstehe. Also wenn ich als Fahrradfahrerin ein Gläschen Rotwein getrunken habe und mich dann anders verhalte, als es die Straßenverkehrsordnung vorsieht, kann das bis zum Entzug meines Führerscheins führen. Oder wenn ich auf dem Fahrrad mein Handy benutze. Wenn der Smombie mit seinem Blick nach unten auf sein Handy auf dem Fahrradweg oder über den Zebrastreifen geht, nimmt er am öffentlichen Straßenverkehr teil. Und wenn der nicht richtig schaut, ist er eine Gefährdung für sich und andere, und was für eine! Was liegt da näher, als dieses Verhalten mit Bußgeld zu belegen - statt für ihn auch noch LED-Lichtleisten anzulegen?

Apropos Smombies, apropos Blick nach unten. Seit Jahren geht das zwischen meinem Traummann und mir so: "Wollten wir nicht mal in den Süden, in die Toskana reisen?" "Ja, aber du weißt doch, ich kann doch nicht ..." "Ich fahre nicht über steile und kurvige Passstraßen und bin dafür auch noch Stunden länger unterwegs!" "Aber ...!" "Du musst dich deiner Angst stellen. Fang doch einfach mal klein an und mit jedem Mal, wenn du gut und sicher durch den Tunnel kommst, steigern sich die positiven Erlebnisse." Wie gerne würde ich mit dem Auto in die Toskana fahren! Das eine Blöde ist nur - Tunnel. Ohne Tunnel geht da gar nichts. Und das andere Blöde ist - ich habe Tunnelangst, aber so was von.

Man glaubt ja gar nicht, was es da im Internet alles gibt: seitenweise "Angst vor Tunneln - Was tun?", "Tunnelangst ist überwindbar". Ich hab's dann gemacht, wie die Therapeuten sagen, mich meiner Angst gestellt. Und bin immer wieder vom Norden, vom Auerberg, nach unten Richtung Süden durch den Godesberger Tunnel gefahren. Und was soll ich sagen: Nach Italien mit dem Auto durch den Tunnel kommt für mich persönlich nie in Frage! Weil, erst vor ein paar Tagen habe ich es wieder versucht, zum Kinopolis: Ich fahre, ich merke es ja selbst, da brauchen die hinter mir gar nicht so penetrant zu hupen, ich fahre mit gefühlten zehn Stundenkilometern auf den Tunneleingang zu. Dieses Mal bin ich mit allem bewappnet, was geht: Links an der Windschutzscheibe das Navi, rechts auf dem Beifahrersitz mehrere Din-A4-Blätter mit richtungweisenden Informationen in riesigen Lettern und vor mir die Anzeige über dem Tunneleingang - und justamente als ich hinein fahre, mit schweißnassen Händen und Schnappatmung, weiß ich, dass es wieder die falsche Röhre ist.
Wie wir nach "Alice im Wunderland" zurückfahren, im Dunklen, auf der B9, stehen wir irgendwann an einer roten Ampel. Nebenbei, wir wären auch ohne die Kölner Kampagne stehen geblieben. Bei der 2014 gestarteten Kampagne "Köln steht bei Rot!" machen an Verkehrsknotenpunkten rot und grün gekleidete Pantomimen den Menschen klar, dass die Verkehrsregeln auch für sie gelten. Dazu gibt es Plakataktionen und die Polizei macht Sonderkontrollen. "Wir wollen daran erinnern, dass Ampeln eine Sicherheitsfunktion haben", sagt der Herr Stephan Anemüller von den Kölner Verkehrs-Betrieben. Wo er Recht hat, hat er Recht, der Stephan.
Wie ich da also so stehe bei Rot, merke ich plötzlich, dass ich in der ersten Reihe sitze: Vor mir in seiner vollen Größe, in seiner unfasslichen Erhabenheit der "ARC 89"!


Apropos unfasslich: Wenn man an dem Kunstwerk vorbeifahre, schienen die Bogen zum Jahr der Wiedervereinigung zu tanzen. Die Skulptur führe vor Augen, wie sehr die Wiedervereinigung uns und unsere Nachbarn verändert habe. Unfasslich, was der Heiko, unser Justizminister, in dieses Gestänge hineininterpretiert! Ich bin immer wieder um den Trajektkreisel gefahren und habe mehrere Rotphasen mitgenommen: Ich bin ein Kunstbanause!

Mittwoch, 22. Juni 2016

Was heißt eigentlich "Schweiß (ich weiß), wo dein Haus wohnt" auf Chinesisch?

Schon letztes Jahr war ich so was von traurig, dass ich nicht deren Zielgruppe bin. Ich hab nämlich selten so eine vertrauensbildende Anzeige in meinem "Schaufenster" gelesen. Da hieß es, es sei manchmal ein Jammer. Da läge er seit Jahrzehnten herum, habe im Laufe der Zeit seinen Glanz verloren, wirke abgenutzt und weise eventuell noch andere Schäden auf. Um diesen würdelosen Zustand zu ändern, werde er bei ihnen zunächst in der Werkstatt entstaubt, danach stünde eine gründliche Reinigung mit Wasser und Kernseife per Hand an und anschließend werde er gegen Mottenbefall behandelt.
Spätestens beim Mottenbefall wurde mir dann doch klar, dass ich da meinen Mann nicht abgeben konnte. Das Blöde ist nämlich, ich besitze keinen Orientteppich. Wie gesagt, schon letztes Jahr hat mich die über fast eine ganze Seite reichende Anzeige so was von in ihren Bann gezogen. Aber dieses Jahr gibts für mich kein Halten mehr. So nett und so kompetent, wie die Herren Kamran Makhdoumi und Ali H. Karimi da jetzt auch noch auf dem Foto rüberkommen und mich einladen, mir selbst ein Bild von ihrer Arbeit zu machen. Das Problem ist eben nur ... nicht einmal eine klitzekleine Brücke! Abgesehen davon, dass ich die so sympathisch finde, dachte ich auch sofort daran, dass ich im Gespräch mit denen direkt mal meine neu erworbenen Sprachkenntnisse anbringen könnte. Meine zweiter Gedanke war selbstredend, die sprechen wahrscheinlich besser Deutsch als ich.

Ich komm deshalb drauf, weil die Hamburger Sprachwissenschaftlerin Frau Prof. Angelika Redder ja kürzlich meinte, dass wir Deutsche nach Englisch, Französisch und Latein nun auch Arabisch, Persisch oder Kurdisch lernen sollten. Der Zustrom von Flüchtlingen sollte nach ihrer Ansicht zum Sprachenlernen ermuntern. Sie sagt: "Die Welt ist normalerweise mehrsprachig. Wir sind in Deutschland lange Zeit Monolingualität gewöhnt gewesen. Und ich halte es für eine Verarmung, die Monolingualität einfach nur zu verschieben, hin zum globalen Englischen." Diejenigen, die neben ihrer Muttersprache kaum Fremdsprachen gelernt hätten, sollten sich ein paar weitere (!) aneignen. Ein Einheimischer könne einem Zuwanderer Deutsch beibringen, während er von diesem zugleich Arabisch, Persisch oder Kurdisch lerne. Man müsse sich ja nicht die kleinsten Stammessprachen schnappen.
Bislang habe das Lernen in der Schule als mühsam gegolten, weil es um Sprachen ging, die die Schüler nicht direkt anwenden konnten. "Nur wenn man dann in den Ferien nach Frankreich oder Spanien fuhr, konnte man das wieder benutzen." Die Sprachen der Zuwanderer hätten dagegen einen direkten kommunikativen Wert. Die bisher üblichen Sprachen müssten deswegen nicht aufgegeben werden. Das zeigten viele Inder oder Afrikaner, die ganz selbstverständlich vier- bis fünfsprachig seien. Sprachkenntnisse seien eine Bereicherung. Wenn man nur ein bisschen verstehe, könne das schon helfen. "Das nimmt auch Angst", zeigte sich Redder überzeugt.

Ich bin da so was von bei der Frau Redder. Deshalb bin ich auch so was von angstfrei. Und das liegt sicher daran, dass wir Austauschschüler aus Tschechien und Polen hatten - und ich selbstredend Tschechisch und Polnisch gelernt habe. Und vor zwei Jahren haben wir als Gastfamilie Chinesen aufgenommen - klar, kann ich Chinesisch. Und aktuell, keine Frage, lerne ich alle Sprachen, die im nordafrikanischen Raum gesprochen werden.

Wie komm ich drauf, ach ja, die mich freundlich und kompetent anlächelnden Herren von Orientteppich-Castell. Was ich auch gelesen habe, in der riesigen Anzeige, dass man vorab einen Termin vereinbaren kann, zu dem einer der beiden Teppichspezialisten zum Kunden ins Haus kommt, um anschließend einen verbindlichen "Kostenanschlag" (so stand es in der Anzeige im Juni 2015 (!), meinten die aber bestimmt nicht so), also einen verbindlichen Kostenvoranschlag für die Reinigung zu erstellen. Da könnten wir dann bei mir zuhause nett Konversation betreiben, vielleicht dass ich doch meine neu erworbenen Sprachkenntnisse ... und der Teppich wäre mir dann justamente kurz vorher gestohlen worden, oder so.     
Aber wie gesagt, die sprechen wahrscheinlich besser Deutsch als ich - oder der Kevin.

Apropos Kevin. Der freut sich sicherlich über das, was die Frau Prof. Redder da von sich gegeben hat. Der hat ja immer schon gemeint, dass die deutsche Sprache vollkommen überbewertet wird. Und jetzt hat der die Angelika mit im Boot. Weil, auf Deutsch - oder so -verständigen kann der Kevin sich ja allemal. Und statt jetzt sich noch weiter mit dem Deutschen rumzuschlagen, soll der Kevin doch tatsächlich aus aktuellem Anlass sich die Sprachen aneignen, die unsere Flüchtlinge sprechen. Und nur die Worte, die er auch tatsächlich braucht, dafür aber in ganz vielen Sprachen. Ich finde das ausgesprochen zielorientiert und zeitgemäß. Und mal ehrlich, wenn Kevins Mama ihrer Tochter zuruft "Schantalle, geh nischt bei die Asis", dann versteht doch die Chantal ihre Mama. Oder wenn der Mann über die Straße brüllt, weil sein Auto zugeparkt ist, "Wem ist die Mopped?" und ein anderer "Ich!" brüllt - absolut verständlich. Und wenn der Mann, der im Unterhemd auf ein Kissen gestützt am offenen Fenster sitzt, seinen Kumpel auf der Straße fragt "Eeeeeeey! Wo geeeeehse?" und der antwortet "Pommes!", dann weiß der doch, was gemeint ist.

Wo wir schon mal dabei sind, was hat sich eigentlich die deutsche Sprache dabei gedacht, dass es "ich bin gelaufen" aber "ich habe gegessen" heißt? Als damals der Bayerntrainer Giovanni Trapattoni nach einem Interview sagte "Ich habe fertig", haben wir den doch auch verstanden, oder?

Und nur darum gehts doch, sich verständigen, sich verstehen, angstfrei. Dass der Jason keine Angst hat, wenn ihm jemand hinterherruft "Schweiß, wo dein Haus wohnt!".