Das war aber auch wieder ein Wechselbad der Gefühle zum Ende des Jahres! Neulich noch war ich in meinem Kulturraum Auerberg beim Matthias Jung, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, und jetzt bei Thekentratsch, bei denen ich vorletztes Jahr schon war! Was jetzt das Problem war, vom Matthias hatte ich mir nichts versprochen, und es war ein umso wunderbarer Abend. Aber bei den beiden Frauen, da hatte ich die Messlatte so was von hoch gelegt!
Und dann, welch fulminanter Auftritt - der Dotterblume aus dem Kohlenpott und des Trockengestecks aus Dinslaken, wie sie sich gegenseitig vorstellen. Da wissen wir Zuschauer sofort, wie dolle lieb sich die beiden Halbschwestern haben. Was wir auch mitbekommen, dass die Frau Sierp ihre Schwester für strunzdumm hält, wenn sie sagt, dass Niveau nur von unten aus wie Arroganz aussieht. Was wir aber auch von ganz alleine merken würden, weil die Dotterblume da gar nicht ihre Schwester braucht, damit wir eine Ahnung von ihren Lücken bekommen. So ist sie sich ganz sicher, dass Kalorien mit Käse überbacken bei 200 Grad im Backofen abgetötet werden. Wo ich aber bei der Frau, die ein Fis für eine Scheuermilch hält und ihren Hausarzt eine Konifere nennt, wo ich aber so was von bei dieser Frau bin: Wenn sie sich in ihrem Lied "Schmerzen im Kopf" gegen Männerbärte (ich denke mal, dass sie Frauenbärte jetzt nicht auch wirklich attraktiv findet) ausspricht.
Was wir übrigens auch mitbekommen haben, wie ganz dolle lieb die beiden ihre Mama haben. Da hören wir als Handy-Klingelton die kreischenden Geigen aus dem Film "Psycho" und wissen, die Mama ist dran. Die übrigens im Seniorenheim lebt, weil sie in die Wohnung ihrer Töchter nicht passte: "Sie sah in jeder Ecke kacke aus."
Auch mein letzter Samstagabend in meinem Kulturraum Auerberg war wieder ein voller Erfolg: ein unterhaltsames Programm, ein Gläschen Rotwein in der Pause zwischen Weihnachtskugeln und Nikolausmützen und wieder ein Buch aus meinem Gebrauchtwarenkaufhaus.
Was übrigens auch eine Premiere war: Meine jüngste Tochter hatte mich zum Kaffee in ihre neue Wohnung eingeladen. Und während sie den Kaffee in einem Kaffeefilter aus Keramik von Melitta aufbrüht und ich mit der Hand über die Tischdecke fahre, sage ich: "So ein Deckchen hab ich neulich zur Schatzinsel gebracht." Und die junge Frau antwortet: " Dann ist das wohl deine Decke. Die und den Kaffeefilter habe ich in der Schatzinsel für einen Spottpreis erstanden."
Hatte ich "mein letzter Samstagabend" gesagt? Ich meine natürlich "mein letzter Samstagabend in diesem Jahr". Ist doch klar!
Amüsante Überlegungen von Adelheid Bennemann, deren Welt die Reklame ist. Jede Woche hält sie das rheinische Anzeigenblatt SCHAUFENSTER und das Werbeblättchen ihres Lieblingsdiscounters in Händen und sinniert witzig - manchmal auch ein klein wenig abgedreht - über Themen, die die Welt NICHT bewegen.
Samstag, 17. Dezember 2016
Samstag, 10. Dezember 2016
Wie verabschiede ich meinen Ehemann?
Ja, auch ich habe andere Tage erlebt: Mein Mann und meine
Kinder haben mich geliebt, ich hatte ganz liebe Freunde, die für mich durch
dick und dünn gegangen wären, mein Bekanntenkreis war groß und das Verhältnis
zu den Nachbarn war so was von entspannt und angenehm.
Aber das war einmal. Ich mein, ich halte es nach wie vor für
stark überreagiert. Damals fand ich es schon vollkommen übertrieben, dass meine
beste Freundin von jetzt auf gleich mit mir nichts mehr zu tun haben wollte,
nur weil ich ihren Mann geküsste hatte (ja, Zungenkuss, stimmt, sollte halt
möglichst echt aussehen). Wenn es die Straßenverkehrsordnung nun mal
einfordert!
Und dass meine Tochter seit Monaten mit mir kein Wort ...
Gut, sie hatte mich gebeten, sie mit dem Auto nach Siegburg zum Zug zu bringen.
Den hat sie verpasst, deshalb den Flieger von Frankfurt ebenso - und den
Indientrip in Gänze. Und das nur, weil ich sie nicht habe aussteigen lassen. Aber
so bin ich halt, ich und mein
Unrechtsbewusstsein.
Ja, und mein Nachbar redet auch nicht mehr mit mir, nimmt
vom DHL-Mann keine Pakete für mich mehr an. Gut, ich kann jetzt seine
Sichtweise auch ein Stück weit verstehen. Vor ein paar Wochen klingelte er an
meiner Tür, schmerzverzerrtes Gesicht, höllische Bauchschmerzen, ob ich ihn,
seine Frau habe das Auto, zum Arzt, kein
Thema. Ich habe mich ins Auto geschmissen und - habe aber vor der Arztpraxis nicht
angehalten, um ihn rauszulassen. Okay, knappe drei Kilometer von der Arztpraxis
entfernt, da hätte er auch gleich zu Fuß von zuhause gehen können.
Früher hätte ich ihn einfach vor der Arztpraxis aussteigen
lassen. Aber jetzt hatte ich in der Einfahrt zu Knauber dieses Verkehrsschild
gesehen und das hab ich dann im Hinterkopf, wie eingebrannt. Früher wusste ich
es eben nicht besser.
Ich mein, ich hab' schon gemerkt, dass es um mich herum
immer ruhiger wurde und mir plötzlich viel Zeit, sehr viel Zeit für Pediküre (im
Winter, wo es sowieso keiner Sau auffällt) und Maniküre zur Verfügung stand.
Aber seit ich dieses Verkehrsschild "Kiss and ride" wahrgenommen
hatte, ich hab da früher nie so drauf geachtet. Irgendwann war der Leidensdruck
so was von groß - ich hab dann gegoogelt. Bei Wikipedia stand dann Folgendes
(und da wusste ich auch, warum ich für die immer spende, für die Damen und
Herren von Wikipedia):
Der Begriff Kiss and
ride beschreibt ein Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung. Dabei werden
die Fahrgäste des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem
Verknüpfungspunkt (in der Regel ein Bahnhof oder eine Haltestelle) gebracht
oder von dort abgeholt. Im Gegensatz zum Park-and-ride-Prinzip wird das
Fahrzeug am Verknüpfungspunkt jedoch nicht dauerhaft abgestellt.
Ziel dieses weltweit
angewandten Prinzips ist die Steigerung der Akzeptanz des öffentlichen
Personennahverkehrsangebotes, da ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe
des Verknüpfungspunktes ermöglicht wird und zudem die Parkplatzsuche entfällt.
Inhaltsverzeichnis
1 Entstehung
2 Bedingungen
3 Kritik
Entstehung
Bei dem Begriff „Kiss
and ride“ (auch Kiss und Ride oder K+R bzw. K&R, wörtlich aus dem
Englischen „Küssen und mitfahren“) handelt es sich um eine Wortneuschöpfung,
die erstmals 1956 in der Los Angeles Times Erwähnung fand:
„I believe we are
going to have co-ordination between automobiles and rapid transit. It will be
park and ride or kiss and ride — where the wife takes the husband to the rapid
transit line and kisses him good-by.“
„Ich glaube es wird
eine Verbindung zwischen Auto und Bahn geben. Es wird Park and ride oder Kiss
and ride sein – wo die Frau den Mann zur Bahnstrecke bringt und ihn zum
Abschied küsst.“
– Los Angeles Times,
Artikel Transit Plan Agreement Smoked Out, 20. Januar 1956
In Deutschland konnte
Kiss and ride etwa 10 Jahre später (z.T. noch als Konzept) Fuß fassen.
Bedingungen
Für Reisende ist Kiss
and ride interessant, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
Der Reisende hat keine
Fahrerlaubnis oder ist nicht in der Lage ein Fahrzeug zu steuern
(beispielsweise aus Alters- oder Gesundheitsgründen).
Während der Reise soll
das Fahrzeug nicht am Verknüpfungspunkt verbleiben, weil es anderweitig
benötigt wird (beispielsweise vom Partner oder dem Arbeitskollegen).
Kostengründe oder
Sicherheitsbedenken (Vandalismus bzw. Diebstahl) sprechen gegen ein längeres
Abstellen des Fahrzeugs am Verknüpfungspunkt.
Der Reisende hat am
Zielort kein Fahrzeug zur Verfügung oder will aus Kosten- oder
Bequemlichkeitsgründen nicht auf Taxi oder öffentliche Verkehrsmittel
zurückgreifen.
Kritik
Es hat sich gezeigt,
dass der Begriff insbesondere in nicht Englisch sprechenden Ländern kaum
allgemeinverständlich ist und eher sogar Missverständnisse erzeugt. So sollen
beispielsweise einem Bericht des österreichischen Onlinemagazins kath.net
zufolge „nicht ÖBB-sprachkundige Personen“ im Jahr 2011 einen Wegweiser zu
einem Kiss-and-ride-Parkplatz in Wien als Hinweis auf Prostitution verstanden
haben. Das Missverständnis sei erst durch eine Auskunft der Österreichischen
Bundesbahnen behoben worden.
Um diesem Problem zu
begegnen, haben sich mehrere Kommunen und Verkehrsunternehmen dazu
entschlossen, die Bezeichnung „Kiss and ride“ nicht mehr zu verwenden und
stattdessen alternative Bezeichnungen, wie etwa „Kurzzeitparken“ oder
„Abwurfzone“ zu verwenden. So hat beispielsweise auch die Deutsche Bahn AG im
Februar 2010 angekündigt, dass sie auf Anglizismen wie „Kiss and ride“
zukünftig verzichten wolle.
Was für eine Quelle der Inspiration. Ich fasse zusammen: Ich
habe jahrzehntelang meine Lieben zum Zug gebracht - wahlweise auch wieder
abgeholt - und damit dem Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung quasi Leben eingehaucht, ohne es zu wissen!
Früher ging ich davon aus, dass ich mein Kind zum Zug bringe
und anschließend wieder alleine nach Hause fahre. Heute weiß ich es besser. Ich
habe einen Fahrgast des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem
Verknüpfungspunkt gebracht, und habe anschließend das Fahrzeug, also meins, am
Verknüpfungspunkt nicht dauerhaft abgestellt (warum auch, ich hätte ja dann zu
Fuß nach Hause gehen müssen). Und, ohne es zu wissen, habe ich dabei
mitgewirkt, und zwar global, die Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrsangebotes
zu steigern, indem ich ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe des
Verknüpfungspunktes ermöglicht habe.
Und dass ich das wieder den Amerikanern zu verdanken habe,
dass die mich da mit ins Boot - also hier jetzt konkret ins Auto - genommen
haben. Ich würde heute noch vollkommen zieldesorientiert meine Kinder zur Bahn
bringen, um ihnen einfach das Leben zu erleichtern, statt globale Verantwortung
für ein weltweit anerkanntes Prinzip zu übernehmen. Wo stünde (führe) ich nur ohne
die Amerikaner?
Der Punkt "Bedingungen" - ganz wichtig für mich in
dem Zusammenhang! Ich hätt jetzt vermutet, Bedingung ist, dass ich Zeit und
Lust habe, mein Kind zur Bahn zu bringen. Wie ich lese, vollkommen daneben! Aber
kann ich trotzdem unterschreiben, Wort für Wort!
Was jetzt die Ausführungen zu Punkt "Kritik" betrifft,
nun ja, schätze mal, dass sich mein Traummann in Kürze von mir trennen wird. Weil,
durch die Lektüre des Wikipedia-Artikels, also da hat mich das Wort ... Nicht
die Geschichte, ob man nach jahrzehntelanger Ehe die Hand für den Göttergatten
ins Feuer legt, dass der noch nie ... Aber "Abwurfzone", tolles Wort!
Wenn da nicht der Deutsche Verkehrsicherheitsrat seine Hände im Spiel hat. Das
klingt so was von nach Experten. "Abwurfzone", dieses Wort muss sich
in mein Unterbewusstsein irgendwie hineingefräst haben. Anders kann ich mir das
nicht erklären. Ich mein, da muss man ja erst mal drauf kommen. Den
Göttergatten einfach während der Fahrt - gut, ich hatte schon verlangsamt - an
der Fernbushaltestelle aus dem Auto zu schubsen.
Mittwoch, 30. November 2016
Die Garderobe der Beethovenhalle - Kleiderbügel erinnern sich
Man kann's keinem erzählen. Was war ich doch für eine
verantwortungslose Mutter! Ich komm deshalb drauf, weil, neulich stellte sich in
meinem "Schaufenster" eine weiterführende Schule den Eltern von
Viertklässlern als eine aktive vor. Ich las also von einer nicht passiven
Schule - und ich las über einen anerkannten Bewegungskindergarten, der nach der
Montessori-Pädagogik funktioniert.
Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, mich mies zu
fühlen, gab es da noch den langen Artikel mit der Überschrift "Zu schwer
für i-Dötzchen" mit vielen wichtigen Tipps für eine rückengesunde
Schulzeit: Vermeidung von Ranzengewichten, die zehn Prozent des Körpergewichtes
des Kindes überschreiten; nur Tornister verwenden, die keinen Druck auf die
Lenden ausüben, auf Schulterhöhe abschließen und mindestens vier cm breite
Gurte besitzen. Bewegungsmangel stelle die Hauptursache für Rückenleiden dar.
Sport stärke Muskeln und entlaste die Gelenke. Kein Wunder, wenn die meisten
Kindergärten keine ausgewiesenen Bewegungskindergärten sind!
In was für einer Zwickmühle sind da doch viele Eltern:
Einerseits chauffieren sie ob des schweren Ranzens ihren Schatz jeden Morgen
zur Schule (und holen ihn auch selbstredend wieder ab). Andererseits hat das
arme Kind deshalb zu wenig Bewegung.
Welch schlichter Mensch ich da doch bin! Meine Kinder sind
schlicht in den Kindergarten gegangen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nie
gefragt, ob die sich da auch bewegen. Und ich weiß auch nicht, ob die Schule, die
sie ohne mich selbstständig aufsuchten (mit ihrem Ranzen, dessen Gewicht ich
nie gewogen habe!), eine aktive war.
Apropos Schule und aktiv. Wo die Schüler ja echt aktiv
werden, ist, wenn es darum geht, im Vorfeld so viel wie möglich Geld für den
Abiball zu sammeln - für den Abiball in der Beethovenhalle.
Bei der Closing-Party in der Beethovenhalle ist ja auch einiges,
an Menschen und an Geld, zusammengekommen. Allein wenn ich in meinem
"Schaufenster" las, dass im Herzstück des Bonner Wohnzimmers, dem
großen Saal, die Resident DJs der AfterJobParty für die beste Partystimmung
sorgten.
Und dann las ich aber auch in meinem
"Schaufenster": In ihrer neuen Themenreihe "Beethovenhalle
reloaded - Genau hingeschaut" begleitet die VHS den Umbau und die Sanierungsarbeiten
der Beethovenhalle. Den Start der Reihe macht ein Vortrag von Constanze Falke
und Dr. Martin Bredenbeck von der Werkstatt Baukultur. Ihr Vortrag "Ein
Denkmal in besten Händen" wirft einen Blick in die Planungs- und Baugeschichte
dieses außergewöhnlichen 1950er-Jahre-Baus. Zwei weitere Vorträge dieser Reihe
seien geplant. Dr. Irmgard Bodsch stelle die Eröffnung der Beethovenhalle
genauer vor und Stadtdirektor Wolfgang Fuchs gebe Einblick hinter die Kulissen
eines Großprojektes. Der Eintritt beträgt fünf Euro.
Da hätte man sich meiner Meinung nach noch einiges an
Vorträgen und Events einfallen lassen können, um die Kasse für die Sanierung zu
füllen. Spontan fällt mir da eine sicherlich ungemein interessante Themenreihe
ein: "Die Toiletten der Beethovenhalle - Klobrillen packen aus". Ich
könnte mir da den Vortrag vorstellen "Welcher Rockstar oder welcher
Politiker hat wann auf welcher Klobrille gesessen" oder "Wie viele
Liter Bier wurden in welchem Jahr von welchem Karnevalsprinzen bei einer
Prinzenproklamation entsorgt". Auch "Die Garderobe der Beethovenhalle
- Kleiderbügel erinnern sich". Und für die physikalisch Interessierten
"Rock- und Popkonzerte - ein Ranking der schlechten Akustik".
Noch mehr Geld hätte man allerdings mit Events machen
können. Die liegen ja so was von im Trend. Ich komm deshalb drauf, weil ich in
meinem "Schaufenster" von einer interessanten Aktion las: "Über
den Dächern von Bonn" hieß es da. Die Führung biete einen Blick aus der
Vogelperspektive auf die Bundesstadt. Dazu steigen die Teilnehmer auf das Dach
des Stadthauses, das sonst nicht für Besucher zugänglich ist. Wer an der
1,5-stündigen Führung teilnehmen wolle, sollte gut zu Fuß sein, denn für den
Aufstieg auf das Stadthausdach seien - nach der Fahrt mit dem Aufzug ins 17.
Stockwerk - etwa 70 Stufen zu bewältigen. Ich komm deshalb drauf, weil die
Dachkonstruktion der Beethovenhalle ja eh saniert wird. Ein Megaevent hätte das
werden können. Gerade heutzutage, wo Battles und Challenges so was von in sind.
Man hätte alle Horrorclowns und solche, die Horrorclowns witzig finden, und
solche, die rohe Eier an Häuserwände werfen, und solche, die das witzig finden,
also alle Vollpfosten auf das Dach der Beethovenhalle zur ultimativen "Battle-Challenge-Nacht
einladen können. Und die Challenge: Wie viele Menschen können sich auf dem
gewölbten Dach halten, bis einer runterfällt? Oder aber (weil, da wäre ja jetzt
nur einer runtergefallen) man hätte die alle
auf einen Schlag aufs Dach gelassen - und später hätte man erfahren, dass zu
viele Besucher gleichzeitig auf dem Dach standen - leider.
Unfasslich, was für abgrundtief schlechte Gedanken ich habe.
Was für ein schlichter, schlechter Mensch ich doch bin. Aber das zieht sich ja
durch bei mir. Erst eine schlechte Mutter und dann - eine schlechte Oma wäre
ich obendrein. Las ich doch in meinem "Schaufenster" die Lettern "Kindernotfallkurs
für Großeltern": Für Großeltern in Bonn gibt es jetzt erstmalig einen
Erste-Hilfe-Kurs für Kindernotfälle. Diesen bietet die Abteilung für
Neonatologie am Bonner Universitätsklinikum jetzt zusätzlich zu den regelmäßig
stattfindenden Kindernotfallkursen für Eltern an. Großeltern können lernen, in
einer Notfallsituation als Ersthelfer wirkungsvoll und adäquat zu handeln.
Wenn ich den Artikel jetzt nicht gelesen hätte, ich hätte
einfach so auf die Enkelkinder aufgepasst. Wobei, einen Vorteil hat das Ganze
ja. Wenn du als Oma keine Lust auf Babysitten hast, sagst du einfach, du seiest
leider keine zertifizierte Oma.
Mittwoch, 9. November 2016
Das richtige Heben eines Bierkastens - ein Quantensprung für uns Frauen!
Ich hab so was von Rücken. Das kann ich keinem erzählen,
wie's dazu kam. Ich bin aber trotzdem zur Eröffnung der Ausstellung "Am
Horizont" von Thomas Huber gegangen. Weil, Sitzen geht gut. Und das kann
man ja in dem Auditorium vom Kunstmuseum Bonn recht nett (da war ich übrigens
noch nie!). Dort lauschte ich dann den vier Reden, wie es in der Einladung zu
lesen gewesen war. Insgesamt eine halbe Stunde und inspiriert noch dabei, da konnte
ich jetzt nicht maulen. Wobei, mit einem Gläschen Prosecco vorneweg und einem
zweiten in der Hand hört es sich einfach noch besser zu. Dabei fiel mir auf, das
war das erste Mal, dass ich bei einer Ausstellungseröffnung in einem Museum
war. Weil, der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier - und ich so was von besonders.
Und mit meinen 56 Jahren bin ich folgenden Deal gewohnt, ich kenn's nicht
anders: Ich nehme mir die Zeit, mach die Statistin und tu so, als ob ich mir
die Kunst, oder wie auch immer man es denn nun bezeichnen mag, anschaue. Und
dafür bekomme ich vom Künstler, oder wie auch immer man ihn nun bezeichnen mag,
eine Gläschen Sekt, im Notfall auch zwei, und - das ein oder andere Häppchen.
Gut, ja, ich hätte mir auch ein Gläschen kaufen können, aber ...
Apropos kaufen. Da merkt man mal wieder, Werbung ist einfach
alles. Wobei, da sagt neuerdings mein Rücken, jetzt ist Schluss. Das glaubt mir
keiner, dass für meinen desolaten Rücken die Werbung schuld ist. Wie komm ich
auf Werbung? Die Worte von dem Professor Berg, ich sag nur, Hut Schrägstrich
Hütin ab. Also wie der mir den Thomas Huber verkauft hat, wie der mir dessen
Werke ans Herz gelegt hat. Ich war so was von gespannt und motiviert, dass ich
glatt für kurze Zeit meinen Rücken vergessen habe und anschließend durch die
Ausstellung geschlendert bin. Lange bin ich allerdings nicht geblieben. Weil,
erstens - das tut mir jetzt ausgesprochen leid für den Herrn Huber, dass der Herr
Professor Berg die Latte so was von hoch gehangen hatte, und die Bilder da
jetzt für mich nicht rankamen. Aber zweitens brauchten die Bilder mich auch gar
nicht, die waren so was von mit sich selbst beschäftigt. Das fiel mir dann auch
wieder ein. Ich hatte nämlich vorher schon den Flyer zur Ausstellung studiert.
Und dort stand: Der Horizont dient als Metapher für eine Grenze zwischen
Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, und damit als Hinweis auf einen Diskurs, den
die Bilder über ihren eigenen Status führen. So stand's im Flyer.
Apropos Flyer. Apropos Bilder. Neulich stieß ich in meinem
"Schaufenster" auf zwei Bilder. Auf beiden sah man jeweils dieselbe
Frau einen Bierkasten heben. Darunter stand: Wer einen Kasten Bier
transportieren will, sollte beim Anheben mit geradem Rücken in die Knie gehen und
die Last beim Transport dicht am Körper halten. Auf dem ersten Foto macht die
Frau alles falsch, was frau nur falsch machen kann, und deshalb steht drunter:
Falsch! Auf dem zweiten Foto hebt sie den Bierkasten in vorbildlicher
Körperhaltung und deshalb steht auch drunter: Richtig! Zunächst einmal, ich
finde es so was von toll und bin auch ein Stück weit stolz, dass wir Frauen es
doch tatsächlich geschafft haben, uns so zu emanzipieren. Was für einen
Quantensprung bedeutet es für uns Frauen, dass die Frau auf dem Foto keinen
Wäschekorb mit dreckiger Wäsche trägt sondern einen Bierkasten - während ihr
Mann wahrscheinlich gerade seine Funktionssportkleidung mit einem Sport- und
Outdoor-Waschmittel wäscht.
Ich weiß jetzt nicht, ob das Zufall war. Weil, die
Überschrift zu dem dazugehörigen Artikel lautete: Haltung bewahren - Richtig
heben und damit Rückenschmerzen vorbeugen. Rückenschmerzen als Volkskrankheit: So
seien Erhebungen der Techniker Krankenkasse zufolge Rücken- und
Bandscheibenbeschwerden nach wie vor die Ursache für fast jeden zehnten Krankschreibungstag
in Deutschland. Die Probleme mit dem Kreuz würden heute vor allem durch
Bewegungsmangel hervorgerufen. Auch Übergewicht sei ein wichtiger Risikofaktor
für die Rückengesundheit. Beides trifft auf mich so was von nicht zu, aber wer
kommt denn drauf, dass ich mir an meinem "Schaufenster" fast einen
Bruch hebe? Wer kommt denn drauf, dass ich, bevor ich mein "Schaufenster"
aus dem Briefkasten hole, vorher sinnvollerweise einen Mix aus Dehn-,
Kräftigungs- und Koordinationsübungen absolviere? Ich jedenfalls nicht! Deshalb
hab ich jetzt so was von Rücken. Weil, in derselben Ausgabe meines
"Schaufensters" mit dem Artikel über Rücken lagen - hallo! - an die 20
Beilagen! An die 20 Werbeblättchen, und dabei war das Werbeblättchen meines
Lieblingsdiscounters noch nicht mal dabei! Gott sei Dank, sag ich da nur. Sonst
wär unser Verhältnis jetzt aber so was von getrübt. Die meisten Werbeblättchen
boten Möbel feil. Liebe Werbestrategen von Möbel Boss, Porta und Müllerland, ich
trage ja auch nicht mal eben einen Schrank alleine oder eine Küchenzeile! Liebe
Werbeverantwortliche von Höffner, Möbel Hausmann und Ostermann, ich bin mir
nicht sicher, ob Sie da Ihrem Arbeitgeber nicht einen Bärendienst erwiesen
haben. Weil, ich verbinde mit deren Namen jetzt meinen lädierten Rücken - und
das ist doch beim besten Willen nicht verkaufsfördernd!
Noch nie in meinem Leben habe ich mir Gedanken darüber
gemacht, wie viele Beilagen mein "Schaufenster" aushält, also wie
viele Beilagen in ein "Schaufenster" passen und man es trotzdem noch
vierteln kann. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mir die Frage nach einer
eventuellen Beilagenbegrenzung physikalischer Natur gestellt. Hätte ich sie mir
gestellt, ich hätte unweigerlich zu dem Schluss kommen müssen: Ja, es gibt sie,
die Beilagenbegrenzung physikalischer Natur, lieber Herr Ostermann, liebe Frau Hausmann
und wie ihr alle heißt.
Wer es ja zur Zeit echt drauf hat mit seiner Werbung, ist
das LVR-Landesmuseum Bonn: Ich sag nur EVA's BEAUTY CASE. Dieses Plakat auf den
Litfaßsäulen hat mich so was von angesprochen! Und - sorry, Herr Huber - die
Ausstellung hält, was sie verspricht.
Mittwoch, 19. Oktober 2016
Traumpaare und Zielgruppen - das Leben ist kein Ponyhof
Ich komm drauf wegen der Perforierung - und der Katti und dem Pitter. Seit Wochen erfreue ich mich so ungemein an deren Anzeige in meinem "Schaufenster": Stimmungsduo für alle Festlichkeiten zu buchen: Oktoberfeste, Hochzeiten, Geburtstage, Betriebs-/Weihnachtsfeiern, Schützenfeste, Sitzungsbegleitung mit Keyboard, Akkordeon und Gesang. Schunkel Pitter und Katti. Die kommen als Paar so was von überzeugend rüber.
Die Kerstin und der Jörg aber auch: Wege zum Glück und Erfolg, Karrierecoaching und Paarberatung von Experten. Ob es darum geht, die eigenen Stärken und Fähigkeiten bei der Karriereplanung zu erkennen und zu nutzen, das ganz persönliche Glück zu finden oder das in der Partnerschaft, Stress abzubauen oder sich vor Burnout zu schützen - Kerstin Alisch und Jörg Janzen begleiten ihre Klienten mit professionellem Coaching und individueller Beratung zum Ziel. Immer nach deren Wünschen und jeweiligem Bedarf. Diskret, zielgerichtet, kompetent und als langfristige Vertrauenspartner. Bei ihrer systemischen, lösungsorientierten Beratung steht immer die Persönlichkeit des einzelnen Menschen im Fokus. So und nicht anders steht es in deren Anzeige. Hätte ich die beiden vor Jahren an meiner Seite gehabt - kaum auszudenken, wie toll dann mein Leben verlaufen wäre! Was hätte aus mir alles werden können? Ich mein, wer ist da nicht Zielgruppe? Außer jetzt die Katti und der Pitter. Die brauchen die Kerstin und den Jörg nicht. Oder haben die vielleicht schon ein Coaching bei denen absolviert? Weiß man's?
Als Paar auch immer wieder überzeugend - der Lolo Malek und der Janosch Cyriel. Die schreiben in ihrer Anzeige zu Recht, dass sich durch ständiges Betreten Verschleiß an Fransen oder Längsseiten bemerkbar machen kann. Deshalb bieten sie mir ihre fachmännische Teppichpflege an. Ganz lieb von denen. Ich seh das ganz genau so, das mit dem Betreten. Ich hab mich deshalb für den anderen Weg entschieden. Also nicht, dass ich jetzt immer um den rum gehe, um den Teppich. Nein, ich hab einfach keinen. Aber schade ist es schon, dass ich da als Zielgruppe ausscheide.
Anders beim Dream-Team Anita und Thomas. Da bin ich eindeutig Zielgruppe, ob ich will oder nicht. Dieses strahlende Lächeln, mit dem sie mich in ihrer Anzeige fragen, ob ich mein Lächeln liebe. Da geht nichts mehr. Deren Konkurrenz wirbt ja mit "Casa Dental*****, Ihre 5 Sterne Wohlfühlpraxis". Wenn die Anita Ertmann und der Thomas von Wittlich, wenn die jetzt noch ihre Zahnarztpraxis Casa Dental benannt hätten, ich hätte mir für die die Zähne schon längst einzeln herausgerissen. In dem Zusammenhang würde mich mal interessieren, ob's weniger wehtut, wenn der Adel bohrt.
Apropos wehtun, in den Augen. Ich komm deshalb drauf, weil kurz vor Toresschluss hatte sich der Sommer ja doch noch entschlossen, noch mal ordentlich nachzulegen. Und da haben mein Traummann und ich natürlich die Gelegenheit genutzt und das ein oder andere Fahrradtourchen gemacht. Was mir da aufgefallen ist ... Ich hab dann mal bei Wikipedia reingeschaut und da stand unter Unisex: Als Unisex-Kleidung werden Kleidungsstücke und Accessoires bezeichnet, die von allen Geschlechtern getragen werden können. Heutige Beispiele hierfür sind vor allem T-Shirts, Jeans und Turnschuhe, daneben auch Strumpfhosen, Sportunterwäsche und sonstige Artikel der Freizeit-, Funktions- und Sportbekleidung. Die Zuordnung von Modeartikeln in den Unisexbereich unterliegt kulturellen und geschichtlichen Bedingungen und hängt vom Rollenverständnis, der Geschmacksbildung (ja!) und praktischen Erwägungen (ja!) ab.
So zu lesen bei Wikipedia. Jetzt ist es ja so, soweit ich weiß, kann jeder bei Wikipedia einen Artikel einstellen. Mir würde schon genügen, wenn ich an diesen Artikel einfach nur einen Satz dranhängen dürfte. Der da lauten würde: Wenn ein alter Mann und eine alte Frau, wenn also ein Paar, ein altes Paar, oder damit es sich besser liest, wenn zwei "Best-Ager" miteinander verbandelt sind, wenn also zwei Menschen der Generation "50plus", wenn die die gleiche Regenjacke, die gleichen Treckingschuhe und am Ende noch die gleiche Funktionsunterwäsche tragen, mag das zwar ungemein praktische Gründe haben, aber schön sieht das nicht aus. Zumal ja, wenn die zwei Hübschen Pech haben, sie sich ohnehin äußerlich im Alter angleichen. Wie übrigens ja häufig auch das Herrchen seinem Hund gleicht - oder umgekehrt.
Ich komm aber noch mal auf die Perforierung. Ich komm drauf, wegen der Fahrradtourchen. Man glaubt ja gar nicht, auf wie vielen verschiedenen Klöchen frau frei schwebend hockt. Und wenn ich dann frei schwebend, da bin ich dermaßen die Zielgruppe für ... Ich mein, wie schwer muss das offensichtlich sein, eine Schlitz- bzw. Lochstanzung in Papier zum Abtrennen eines Blattes auf die Reihe zu bekommen. Was für eine immer wieder neu zu bewältigende Aufgabe muss das sein, die regelmäßige Anordnung, Menge, Form und Größe der Löcher in den Griff zu kriegen. Soweit ich weiß, wird eine Durchlöcherung von flachen Gegenständen, also eine Perforation oder Perforierung, im Endlosdruck auch mit Buchdruck- (wie etwa mit dem Heidelberger Tiegel) oder allgemein Perforiermaschinen, teilweise auch in Offsetdruckmaschinen, hergestellt, indem die Perforationslinien auf den Gegendruckzylinder geklebt und das Gummituch als Gegenform verwendet wird. Perforiertes Toilettenpapier für Einzelblatt-Abriss, das muss doch zu schaffen sein! Mir würde es ja schon genügen, wenn ich immer zwei Blätter, also paarweise, abreißen könnte. Vielleicht macht es weniger Mühe, die Perforation nach zwei Blättern anständig hinzubekommen. Also quasi die Länge von zwei gedachten Klopapierblättern, dafür aber richtig. Wie gesagt, mir käme das eh zupass. Ich reiß sowieso immer zwei gleichzeitig, also ein Paar, ab
Mittwoch, 21. September 2016
Legionellen und tennisballgroße Hagelkörner sind die Herausforderung der Zukunft - abgesehen vom Weltfrieden
Also ich war ja dieses Jahr nicht im Urlaub. Nicht, dass ich
nicht Sommerferien gehabt hätte. Nein, die Schüler waren ja weg und da haben
die jetzt nicht extra wegen mir die Schule aufgesperrt. Urlaub, wenn man es
denn so bezeichnen will, hatte ich schon. Aber weggefahren bin ich halt nicht.
Eigentlich schade. Jetzt nicht wegen des Urlaubs, weil,
worauf ich mich immer am meisten freue, eigentlich noch mehr als auf den
Urlaub, ist der Besuch in meinem Reisebüro. Ja, was ich mit meinem Bonn
verbinde, ist definitiv mein Reisebüro - abgesehen von meinem
"Schaufenster" natürlich. Während ich ja schon häufiger durch Bonn
irrlichte und nach einem Geschäft suche, das es schon lange nicht mehr gibt,
ist mein TUI ReiseCenter in der Wesselstraße 2 immer eine sichere Bank - bildlich
gesprochen. Weil, zwei Häuser weiter ist tatsächlich auch die Bank meines
Vertrauens, die Sparda-Bank. So gerne hätte ich in meinem Lieblingsreisebüro
eine Reise gebucht, aber dann las ich in meinem "Schaufenster" die
Überschrift: Vorsicht vor Legionellen. Da hieß es, die Sachverständigen von
DEKRA warnten vor einer erhöhten Legionellengefahr in der Urlaubszeit.
Urlaubszeit bedeute für das Trinkwasser Stillstandzeit. Legionellen seien Bakterien, die sich bei Temperaturen
zwischen 25 und 55 Grad Celsius stark vermehren. In belasteten Anlagen könnten
sich Menschen zum Beispiel beim Duschen durch Einatmen feinster Wassertröpfchen
infizieren und sich schwere Lungenentzündungen zuziehen. Um Infektionen durch
Legionellen nach dem Urlaub zu vermeiden, solle man nach der Rückkehr das
Wasser an allen Warmwasser-Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad,
Dusche einige Minuten laufen lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen
durch frisches zu ersetzen ... Da bin ich lieber zuhause geblieben. Nicht dass
sich so eine Legionelle ganz dolle in der Wasserleitung festhält und - man mag
gar nicht dran denken, an die Auswirkungen.
Es waren jetzt aber nicht nur die Legionellen, die mir
dieses Jahr den Besuch bei meinem Reisebüro verleidet haben. Ich sag nur
Rauchmelder. Die hat mein Traumann ja schon vor Jahren in jedem Zimmer
eingebaut. Aber weiß man's? Ob sie auch wirklich funktionieren? Oder wenn sie
funktionieren, ob's dann auch tatsächlich brennt?
Was auch blöde war, ich hatte bei einem Gewinnspiel
mitgemacht. Da hieß es in der Anzeige in meinem "Schaufenster":
Reisestrümpfe bieten gezielte Kompression. Auf Reisen verlangsame langes, beengtes
Sitzen mit angewinkelten Beinen den Blutfluss in den Venen. Dann seien auch
venengesunde Menschen von schweren Beinen und geschwollenen Füßen betroffen.
Wer mit leichten Beinen das Urlaubsziel erreichen wolle, gehe mit den
Reise-Kniestümpfen medi travel women und medi travel men auf große Fahrt. Und
da wurden jetzt eben 24 Paar medi travel verlost. Aber leider habe ich keine
gewonnen. Erst viel später fiel mir auf, dass ich die ja auch einfach hätte kaufen
können. Abgesehen davon, dass ich null Probleme mit meinen Venen habe. Aber auf
Grund der Anzeige - die Angst sitzt tief.
Apropos Angst. Ich sage nur Hagelwiderstandsklasse! Kürzlich
las ich in meinem "Schaufenster": Hagel-Härtetest für Dachziegel. Groß
wie Hühnereier könnten Hagelkörner mittlerweile sein. Meteorologen gingen davon
aus, dass in einigen Gegenden 120 bis 130 Hageltage im Jahr in den nächsten 15
bis 25 Jahren nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein werden. Tondachziegel
seien so konzipiert, dass sie Hagelkörnern, gigantisch wie Tischtennisbälle und
noch größer, sicher die Stirn bieten könnten. In einem Versuch ließ man Körner
im rechten Winkel auf eine Versuchsfläche fallen und ermittelte so die maximale
Größe der Hagelkörner, denen die Ziegel standhalten können. Aus deren Durchmesser
ergab sich die Hagelwiderstandsklasse. Diese betrage für die keramischen
Dachziegel 4, 5 und sogar 5+. Wer damit sein Dach gestalte, könne sich
entspannt zurücklehnen - mit Tondachziegel! Ich also nicht! Weil, ich habe
nämlich Betonziegel auf meinem Dach! Ich kann mich so was von nicht entspannt
zurücklehnen und schon gar nicht in Ruhe in Urlaub fahren.
Gut, ich hätte natürlich mit dem Auto Tagestouren machen
können - bei günstiger Wetterprognose, versteht sich. Hab ich auch einmal
gemacht - mit verheerenden Folgen. Weil, leider hatte ich erst viel zu spät in
meinem "Schaufenster" den Artikel "Sicher in den Urlaub"
gelesen. Dort wurde die folgende existenzielle Frage gestellt: Kann man beim Beladen
des Fahrzeugs etwas falsch machen? Um es kurz zu machen, man kann, aber so was
von! Die wichtigste Grundregel, die es zu beachten gilt: schwere Gegenstände so
tief wie möglich und so weit wie möglich zur Fahrzeugmitte und damit nahe am
Schwerpunkt unterbringen. Getränkekisten sollten dicht hinter der Rückbank stehen
und leichtere Sachen wie Chipstüten kämen dann nach oben. Beladene Dachboxen
veränderten den Schwerpunkt. Dieser wandere dadurch nach oben. Deshalb gehörten
in Dachboxen nur leichte Sachen wie Kleidung, keinesfalls aber die großen
Kartons mit den Ravioli-Dosen für drei Wochen im Ferienhaus. Wie gesagt, zu
spät hab ich das gelesen. Wobei, geahnt habe ich immer schon, dass da etwas
nicht mit rechten Dingen zuging, wenn ich wieder mal nur Chipsbrösel vor dem
Fernseher gegessen habe. Kein Wunder, wenn ich die Wasserkästen auf die Chipstüten
stelle.
Für nächstes Jahr habe ich mir aber fest vorgenommen, wieder
in meinem Reisebüro eine Reise zu buchen - allein schon, weil ich die Frau
Keller so was von nett und kompetent finde. Und während ich weg bin, wird ein
Haussitter täglich stundenlang überall im Haus die Wasserhähne aufdrehen und stündlich
mit offener Flamme durch sämtliche Räume gehen.
Mittwoch, 31. August 2016
Taschenmonster in EVA's BEAUTY CASE während der "RegenZEIT"
Mein "Schaufenster" hatte mir ja im Zusammenhang mit
der Fußball-EM Interessantes berichtet: Streng genommen sei der Autokorso an
sich untersagt, da § 30 der Straßenverkehrsordnung das unnütze Hin- und
Herfahren innerhalb geschlossener Ortschaften verbiete. Beim Jubel über
EM-Siege drücke die Polizei aber für gewöhnlich ein Auge zu. Das mit dem
Autokorso zur Fußball-EM hat ja nun für uns nicht geklappt. Ich hab mich dann
aber mit meinem neuen Wissen - und da habe ich schon weitaus sinnfreiere
Stunden verbracht - an die Autoampel direkt
an der Victoriabrücke an der Kreuzung zur Bornheimer Straße gestellt und die
davor wartenden Autofahrer einzeln abgeklappert (ans Fenster der Fahrertür
geklopft und das übliche Handzeichen fürs Runterkurbeln gemacht). An einem Tag
habe ich die Autofahrer befragt, die noch vorhatten, die Brücke zu benutzen, am
anderen die, die es gerade gewagt hatten, selbige zu überfahren. Knallhart habe
ich nachgefragt, ob da etwa einfach nur unnütz hin- und hergefahren werde. Ob
es sich um einen Notfall handele oder ein Familiengroßeinkauf anstünde. Ob es
denn wirklich notwendig sei, die Geliebte einmal wöchentlich zu sehen, einmal
im Monat tät's doch auch. Ich hab mir richtig viel Zeit gelassen,
Aufklärungsarbeit betrieben, damit es auch fruchtet. Weil so, wie es im Moment
in Bonn läuft - oder eben nicht - kann's ja nicht weitergehen. Ich mein, da
zählt ja mittlerweile jedes Auto, das nicht auf der Viktoriabrücke fährt. Und
da ist es durchaus mal legitim, die Autofahrer auf den § 30 der
Straßenverkehrsordnung hinzuweisen.
Und weil ich gerade dabei war, habe ich jedem Einzelnen auch
direkt die zehn wichtigsten Tipps für umweltfreundliches Fahren, mit denen man
durchaus 30 Prozent Sprit sparen kann, vorgelesen. Stand in meinem
"Schaufenster", der Artikel "Sprit sparen, Umwelt schonen".
Hab ich ausgeschnitten und vorgelesen. Weil, gerade der erste Tipp kam mir sehr
gelegen. Da hieß es nämlich wörtlich: Bei angenehmer Witterung fällt es leicht,
kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Und das stimmt ja auch, wenn
du statt des Autos das Fahrrad nimmst, sparst du Sprit.
Apropos Fahrrad. Ich komm deshalb drauf, weil, ich hab jetzt
mehrere Anläufe gemacht für die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum "EVA's
BEAUTY CASE" - und bin heilfroh, dass ich noch lebe. Von der Ausstellung
rede ich gar nicht - die hab ich nämlich nicht gesehen, weil ich nicht drüber
gekommen bin. Ich wollte von meinem Auerberg über die Victoriabrücke zum Rheinischen
Landesmuseum in der Colmantstraße hinter dem Bahnhof. Von wegen, komm drüber.
Gut, ich geb's zu, das eine Mal hätte ich es wahrscheinlich
geschafft, wenn mich da nicht ein Autofahrer durch Hupen und dichtes Auffahren
so übel bedrängt hätte. Ich habe dann spontan mein Fahrrad mitten auf der
Fahrbahn abgestellt und bin in einen Dialog eingetreten - einen sehr langen. Irgendwann
hab ich's dann beendet, ob des langen Rückstaus, aber fürs Rheinische
Landesmuseum war's dann zu spät. Ein anderes Mal hat mich ein Auto so was von
ohne Sicherheitsabstand überholt, dass ich die Seitenfenster mit meinem Ärmel
geputzt habe. Ich hab dem dann zum Ausgleich nach der Brücke an der roten Ampel
Seitenspiegel und Antenne abgebrochen, aber die Lust auf einen Museumsbesuch
war mir dann auch vergangen.
Überhaupt, es herrscht Krieg auf der Victoriabrücke. Ich
gehöre ja nach wie vor nicht zu den verständigen (so die Richter vom
Oberlandesgericht Schleswig) Menschen, die einen Helm tragen. Aber vor der
Victoriabrücke wird aufgerüstet: Helm, Ellbogenschoner, Knieschoner. Jetzt gar
nicht mal wegen der Autos. Nein, seitdem die ja den Gehweg verbreitert haben,
darf ich da ja drauf fahren. Trotzdem, es gibt mir ein sicheres Gefühl. Neulich
zum Beispiel kam mir ein Fußgänger entgegen, Handy in der Hand und Blick auf
das Display ... Der wird wohl die nächste Zeit nicht mehr mit dem Spiel Pokémon
GO unterwegs sein können. Oder letztens der Radfahrer vor mir, der wird sich
demnächst dreimal überlegen, ob er noch mal bis zur Halskrause verkabelt auf
der Brücke fährt. Der hat meine Fahrradklingel einfach nicht gehört ... Ohne
meinen Helm hätte ich mich früher einfach nicht getraut - zu schubsen.
Wer oder was mich ja auch früher immer so verärgert hat,
waren diese Profieltern mit ihren Fahrradanhängern für Kinder. Die teilweise so
strunzblöde sind und vollkommen vergessen, dass sie hinten um einiges breiter
sind als ihr eigenes Fahrrad. Ich bin so was von froh, dass das für mich der
Vergangenheit angehört. Ich sag nur: Verhaltenstherapie. Sich einfach der
Herausforderung stellen - dem Kinderfahrradanhänger und dem Fahrradwimpel. Meine
Ausrüstung gibt mir ein sicheres Gefühl. Ich muss nicht mehr und - was weitaus
wichtiger ist - ich will da nicht mehr ausweichen! Ich kann natürlich auch anders.
Neulich zum Beispiel war vor mir wieder einer, der Taschenmonster einfing.
Hätte ich jetzt drauf zuhalten können. Aber, der war so was von überernährt,
dass ich dachte, Hauptsache, der verbringt Zeit im Freien und bewegt sich.
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