Samstag, 3. Januar 2015

Warum sollte Perry Rhodan in die Ferne schweifen, wenn die Insel fußläufig zu erreichen ist?

"Gut hören hilft, auch im Straßenverkehr" - so stand das letztens im "Schaufenster". Und da haben sie Recht, die vom "Schaufenster". Ich mein, da sind die jetzt nicht selbst drauf gekommen. Das haben sie vom Herrn Matthies, Vizepräsident der Bundesinnung der Hörgeräteakustiker (biha) und Hörakustiker-Meister. Der sagt nämlich: "Wer gut hört, schützt sich und sein Umfeld vor Unfällen." Gerade in der dunklen Jahreszeit sei nicht nur gute Sichtbarkeit, sondern auch ein gutes Gehör wichtig. Das gelte für Autofahrer ebenso wie für Radfahrer und Fußgänger. Was jetzt da mein Problem ist: Wenn ich mit dem Fahrrad auf der Kölnstraße vom Auerberg in die Stadt unterwegs bin, also diesen gigantischen Berg runter radle (da geht es ja schon um einige Höhenmeter!), dann laufen da oft Menschen vor mir auf dem Fahrradweg. Das ist jetzt erst mal so in Ordnung für mich, weil genau für diesen Fall hat der Gesetzgeber ja die Klingel an meinem Fahrrad vorgesehen. Kommt zum Einsatz, die Klingel - und es passiert nichts. Seht her, horcht jetzt der Herr Matthies auf, hab ich's doch gesagt, alte Leute eben, schwerhörig. Und das eben nicht, Herr Matthies! Die Fußgänger-Fahrradweg-Mitbenutzer sind ganz junge Menschen, die einfach nur ohrenbetäubende Musik im Ohr hängen haben. Oder junge Frauen, die gerade mitten in einer Eifersuchtszene mit ihrem im Ohr zugeschalteten Lover stecken. Oder junge Männer, die ihrer Schnecke gerade mal sagen, wo's lang geht. Und da kann's eben auch schon mal ganz schön emotional laut zur Sache gehen. Vollkommen klar. Nur wenn die dann vor mir auf dem Fahrradweg gehen - da nutzt die Klingel so was von nichts!

Apropos Kölnstraße. Auf dem Weg in die Stadt komme ich immer an der "Schatzinsel" vorbei. Dorthin kann man all das bringen, von dem man sich trennen möchte, was die dann wiederum für kleines Geld verkaufen. Tolle Sache, dieses Gebrauchtwarenkaufhaus "Schatzinsel". Allein schon die Warenauslage in dem ehemaligen Wärterhäuschen direkt rechts neben der Einfahrt - das hat was, so als Eyecatcher. Was jetzt genau, weiß ich auch nicht, aber Hauptsache, hat was.
Wer auf jeden Fall was hatte, war neulich der Abend, den ich dort erlebt habe. Und das kam so: Mein Schaufenster informiert mich ja immer wöchentlich über viele Kulturtermine in meiner Nähe. Und da ist mir auch schon mal der "Kulturraum Auerberg" untergekommen.   Gut, ich gebe zu, Auerberg und Kultur sind jetzt nicht unbedingt zwei Begriffe, die ich notwendigerweise in einem Atemzug nennen würde. Aber vielleicht ist das ja gerade der Grund, warum mir der Name ins Auge gesprungen ist - toller Eyecatcher eben.
Das ist jetzt die eine Sache. Aber ehrlich gesagt, wenn ich mich in meinem Alter an einem Samstagabend aufbrezle, dann doch bitte nicht, um mich zwei Meter weiter ums Eck in den Verkaufsraum eines Gebrauchtwarenkaufhauses zu setzen. Also bitte schön, ich lege doch nicht mein Geschmeide an und teures Parfüm auf, um zwischen altem Pröll zu sitzen, von dem ich mich - ja, ich weiß, viel zu spät -  Gott sei Dank getrennt habe!

Nein, so ein Samstagabend, an dem mein Traummann und ich zwei Eintrittskarten für einen Comedian haben, kann per se nichts sein, wenn nicht folgendes Procedere abläuft: Im Vorfeld mehrere erfolglose Versuche, an Karten zu kommen, deshalb schlussendlich sauteure Karten bei Ebay ersteigert - leider nicht für eine Veranstaltung in Bonn oder Köln, sondern in Düsseldorf. Wegen eines Fußballspiels in Köln und einer Großdemo in Düsseldorf mit einem Zeitpuffer von fünf Stunden früher in Bonn losgefahren. Variante eins: Trotz immensem Zeitpuffer es gerade mal rechtzeitig geschafft, weil die Parkplatzsuche sich schwieriger gestaltete als angenommen. Variante zwei: Total unvorhergesehenes problemloses Durchkommen, das erste angefahrene Parkhaus bietet eine Fülle von leeren Parkplätzen an. Und während der Vorstellung drehen sich die Zuschauer nach mir um, weil ich vor lauter Timing vergessen habe, dass ich morgens um 9:00 Uhr das letzte Mal etwas gegessen habe - und mir das mein Magen jetzt lauthals mitteilt. Und das Schönste an solch einem Abend, quasi der Höhepunkt, ist die wirklich reibungslose Rückfahrt ohne Probleme mitten in der Nacht. Und darüber sprechen wir noch Tage später.

So sieht ein gelungener Samstagabend aus - dachte ich bis neulich. Bis zu besagtem Abend im "Kulturraum Auerberg": Im Vorfeld im Gebrauchtwarenkaufhaus einfach zwei günstige Eintrittskarten erstanden, am Abend selbst ein paar Schritte ums Eck gegangen, ohne Stau und Parkplatzsuche. Dann inmitten von alten "Schätzchen" einen ungemein lustigen Abend mit dem Comedy-Duo "Thekentratsch" verbracht - und in der Pause ein 0,2l Glas leckeren Rotwein zu einem unmoralisch günstigen Preis von 3,50 EUR getrunken. Auf dem Heimweg war mein Traummann wunschlos glücklich, ja, in seinem Blick lag geradezu etwas Entrücktes - was jetzt nicht nur mit dem Programm von "Thekentratsch" zu tun hatte. Er hatte beim Hinausgehen noch eben zwei Perry Rhodan-Schätzchen für 1 EUR  das Stück erstanden. Dass die eigentliche Veranstaltung viel länger dauern kann als An- und Abfahrt zusammen - das war mir neu.

Was jetzt dumm gelaufen ist, ich hab vor lauter Begeisterung über mein kleines Auerberg vollkommen den Blick für das große Ganze verloren: Also am Online-Bürgerbeteiligungsverfahren www.bonn-packts-an.de hab ich mich nicht beteiligt. Das kann aber auch daran liegen, dass ich beim besten Willen nicht weiß, wo im Auerberg noch gespart werden soll. Wenn ich mir das Bauvorhaben "An der Josefshöhe" gegenüber den Sportplätzen anschaue - also da braucht sich nur jeder zweite Mieter einen Fernseher zu kaufen, weil er beim Nachbarn von gegenüber locker mitschauen kann. Auch sonst - hier wird so viel Wohn- auf engstem Erdraum gebaut. Ich werd das Gefühl nicht los, dass die Stadt durch die dichte, effektive Bauweise ihren Haushalt sanieren will. Dass wir vom Auerberg jetzt auf diese Art und Weise die Stadt aus den Miesen, die beim WCCB durch Miese entstanden sind, holen sollen. Da tut's mir leid, Herr Nimptsch, dass ich jetzt nicht noch zusätzlich innovative Denkansätze habe.