Samstag, 31. Januar 2015

Bonn - Wahlheimat des Chetis aus Ägypten und des jecken Chinesen

So ist es nun mal, der Mensch lernt (fast) nichts dazu - und ich auch nicht! Jedes Jahr dasselbe: Ich lege für die Müllabfuhr die nackte Tanne vors Haus und atme durch, weil nach Weihnachten und Sylvester jetzt endlich wieder Ruhe reinkommt. Was für ein Quatsch! Ich mein', ein Blick ins Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters und ich weiß ...

Schon im Dezember blitzte kurz mal das Thema KARNEVAL auf. Da hatte mich das "Schaufenster" schon ein wenig verunsichert. Es ging dort um einen gewissen Cheti (ca.1480-1460 v. Chr.), der im Ägyptischen Museum der Uni Bonn ständig zu Gast ist. Und da dachte ich schon, dass die im Museum im Hinblick auf Karneval jetzt auch alle Büsten und Torsos verkleiden. Weil, da war die Büste einer Frau abgebildet und drunter stand: "Eine Anubis-Figur, die ebenfalls Teil der Ausstellung ist." Dabei sah die so was von täuschend echt aus - und auf der nächsten Seite stellte sich dann auch heraus, dass das Foto die Frau Doris Bischler von der Musikschule Bonn zeigte. Da hat sich wohl jemand in der Redaktion in die Frau Bischler verguckt und ihr Foto gleich zweimal abgedruckt. Wie jetzt die richtige Anubis-Figur aussieht - da werd' ich wohl doch mal in die Ausstellung gehen müssen.

Aber jetzt muss ich gar nicht mein Werbeblättchen lesen, um mitzubekommen, dass im Rheinland die fünfte Jahreszeit so was von im Gange ist ...

Gut, auf internationalem Parkett tanzt es sich nicht immer leicht mit dem Chinesen im Allgemeinen - von wegen Abgucken und Nachmachen und so. Ich mein', das kommt nun mal nicht gut, wenn der eine lange und schweißtreibend an einer Idee rumgebastelt hat und der andere die dann einfach nachmacht (wobei der Rheinländer jetzt nicht schweißtreibend an seiner Idee gebastelt hat). Aber der Chinese im Besonderen - ganz anderer Sachverhalt. Da sind die Rheinländer und insbesondere der Bonner so was von froh, dass der Chinese abgeguckt und nachgemacht hat und, vor allem, mitmacht.

Ich sage nur "Jin Jian Shu" - Hut ab.
Egal an welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit (klar, jetzt nicht morgens um sieben), jedes Mal, wenn ich von Auerberg nach Hersel auf der B9 am Chinarestaurant "Kaiser Garden" vorbeifahre: der Parkplatz immer gerammelt voll. Und jetzt weiß ich auch, warum. Gut, der "Mongolengrill" ist 'ne feine Sache, aber der alleine? Nein. Wenn's das Wort Integration nicht schon gäbe, wenn man's neu erfinden müsste, ganz klar, ich wär' für "Jinjianshu". Weil, besser kann's nicht laufen: Dem Herrn Jin Jian Shu nämlich, dem gehört nicht nur der "Kaiser Garden", nein, der Herr Jin Jian Shu ist auch Präsident der 2012 gegründeten Karnevalsgesellschaft "Bönnsche Chinese" - und praktischerweise ist sein Chinarestaurant "Kaiser Garden" das Vereinslokal. 235 Mitglieder hat der junge Verein und am Rosenmontag wird eine Fußtruppe mit mehr als hundert Teilnehmern durch die City ziehen, hinzu kommen drei Wagen und eine Rikscha und der chinesische Drache. Und geworfen werden? Richtig - Fächer und Essstäbchen! Wenn man bedenkt, dass es 2013 noch ein Wagen war, und 2014 gleich mal zwei. Gut, denkt sich jetzt vielleicht der eine oder andere, wenn das so weitergeht ...

Egal, das muss man dem Herrn Jin Jian Shu lassen, der ist - wie man so schön sagt - so was von angekommen! Der hat sich auf die Fahne geschrieben, die deutsch-chinesische Freundschaft zu fördern und gemeinsame traditionelle, chinesische Kulturfeste zu begehen. Erst letzten September feierten die "Bönnsche Chinese" im Beueler Brückenforum mit tausend Gästen das chinesische Mondfest. Und in den letzten Monaten waren Delegationen aus dem Reich der Mitte zu Gast im Rheinland! Da können sich andere Kulturen, was ich sagen will, es geht auch anders, also so was von gewaltlos - eine friedliche Übernahme eben. 

Doch, das muss man dem Chinesen neidlos zugestehen: Schunkeln kann er! Was ich deshalb der chinesischen Führung in Peking mit auf den Weg gäbe (wenn die mich um Rat fragen würden): Mit Schunkeln öffnet sich jede Tür im Rheinland und wenn der Chine das jodelnd in Lederhose macht, erobert er im Sturm die Bayern - na ja, da hat er ja quasi schon die wichtigsten Territorien der Welt eingenommen!

Apropos Chinese! Also wo man im Moment mit Sicherheit keine ruhige Kugel schieben kann, ist bei Kastenholz. Weil, da kannst du zwar auch fertige Kostüme kaufen, aber viele Kunden lassen sich von denen ihr Karnevalkostüm maßschneidern. Die statten sogar komplette Tanzgarden für den Karneval aus. Wie komm ich drauf? Ach ja, Chinese. Ist bei mir in der engeren Wahl. Weil, so langsam muss ich mir mal Gedanken über mein Kostüm machen. Ich hab da noch von vor vielen Jahren ein tolles Kostüm. Das hab ich sicherheitshalber schon mal nach draußen zum Lüften gehängt. Wobei, ich bin ehrlich, ich weiß jetzt nicht, ob ich mich damit strafbar mache. Weil, ich kann auf dem Balkon beileibe nicht alles machen, was ich will. Da hätte ich mir bis vor einigen Tagen auch noch keine Gedanken drüber gemacht. Gott sei Dank hat mich da wieder mal mein "Schaufenster" sensibilisiert. Ein Glück, sonst hätte ich vielleicht doch irgendwann angefangen, meinen Müll auf dem Balkon abzuladen. Und dass der Mieter unter mir nicht hinnehmen muss, dass ich über ihm meinen Flokati ausschüttele - gut, dass ich das noch mal schwarz auf weiß habe! Und jetzt musste der BGH sich ja auch zum Rauchen auf dem Balkon äußern. Also wenn ich mir vorstelle, ich würde noch rauchen und man schriebe mir vor, wann und wie viele Zigaretten ich auf meinem Balkon rauchen darf - ich tät's spätestens jetzt einstellen. Das wär' mir zu blöde. Bin ich froh, dass ich davon ab bin!

Ein anderes heikles Thema in dem Zusammenhang ist ja auch immer wieder die Parabolantenne. Und da sagt ja die Rechtsprechung, wenn keine nennenswerte optische Beeinträchtigung besteht, muss der Vermieter selbige genehmigen. Und da bin ich mir jetzt eben so was von unsicher. Also wenn ich jetzt draußen zum Lüften mein Chinesinnen-Kostüm aufhänge und daneben das FBI-Kostüm meines Mannes, und meine Tochter, die zu Karneval als Domina geht, mit unseren muslimischen Freunden aus Somalia auf dem Balkon frische Luft schnappt, und der Rasputin, der Freund meiner Tochter, als Cheti verkleidet ein russisches Volkslied anstimmt ... Also ich bin mir da wirklich nicht sicher, ob ich wegen des optischen Gesamteindrucks der vorderen Hausansicht nicht doch den Vermieter vorher um Erlaubnis fragen muss.