Jetzt ist der Juni schon fast rum und ich hänge gedanklich
immer noch im Mai. Da war aber auch wieder viel gebacken - abgesehen vom
Muttertagskuchen. Ich habe mir ja zum Muttertag ein ganz besonderes Event
gegönnt. Ich war im Malentes Theater Palast, in der Konzert-Show "Aber
bitte mit Dame" mit Liedern von Udo Jürgens. Wo ich nur aufpassen musste,
dass ich die Einfahrt finde. Nicht umsonst schreiben die auf ihrer Seite: Parken
hinter dem Theater Palast! Einfahrt über Hochkreuzallee 1. Bitte benutzen Sie
die Auffahrt zum Fitnessclub „John Reed“ und fahren Sie dann direkt hinter den
Theater Palast auf unseren Parkplatz Godesberger Allee 69." Und als ich
aus dem Auto stieg, hab ich das Theaterzelt erst gar nicht gesehen, so klein
ist das. Aber wie heißt es so schön: klein aber fein. Vor allem die Sängerin,
die Charlotte Heinke, die war nicht klein, aber allererste Sahne, die Dame. Sie
sang "Ich war noch niemals in New York" und anschließend nahm sie
mich mit nach "New York, New York" von Frank Sinatra. Und da muss ich
jetzt sagen, die Interpretation von der Charlotte Heinke gefiel mir tausendmal
besser als die vom Frank.
Aber New York hin oder her, der Mai stand ja so was von im
Zeichen Europas, im Zeichen der Wahl. Und so eine Wahl will ja gut vorbereitet
sein! Aber egal, wie früh mein Traummann und ich anfangen, uns mit den
Bewerbern auseinanderzusetzen: Es läuft immer auf den letzten Abend hinaus. Da
laden wir dann Menschen ein, mit denen wir diskutieren. Nicht selten ist die
Stimmung ein wenig gereizt, wenn die Diskussion allzu unsachlich wird. Wenn zum
Beispiel der Nachbar sich offensichtlich nur deshalb für eine Kandidatin
ausspricht, weil ihr Kleid ein zugegebenermaßen atemberaubendes, aber viel zu
tiefes Dekolletee hat. Und dann ist es einfach oft zu laut in unserem
Wohnzimmer! Wenn jeder auf dem Sofa ständig unaufgefordert seinen Senf dazugibt
– irgendwann kriegst du nichts mehr mit. Und das ist ja nun schon wichtig, dass
man die Performances mitkriegt. Wie willst du dich denn am Ende für einen
Kandidaten entscheiden, wenn du von seinem Auftritt nichts mitbekommst. Weil
meine Sitznachbarin auf der linken Seite laut den Refrain mitsingt, rechts von
mir um Rotweinnachschub gebeten wird und Rainer alle paar Sekunden lauthals um
Ruhe bittet. Was man ja auch sagen muss, mit zunehmendem Alkoholspiegel gerät
die Stimmung nicht gerade in ruhigeres Fahrwasser. Wo es dann aber richtig
blöde wird, und da werde ich dann auch, obwohl ich Gastgeberin bin. Gut, wenn
man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, scheiß drauf. Aber wenn ich die
Kommentare von dem Peter Urban nicht mehr höre, dann reißt auch mir der
Geduldsfaden. Apropos verstehen. Was ich nach wie vor nicht verstehe, wo genau
in Europa liegt Australien?
Apropos Europa, hätte ich fast vergessen, neben dem ESC
gab’s ja auch noch die Europawahl! Da hatte ich ja auch in den Tagen zuvor
immer wieder gute Gelegenheiten, mir ein Bild von den Kandidaten zu machen. Das
ist ja das Tolle an Bonn, so viele Baustellen, so viele Staus. Da hatte ich
genügend Zeit, die Wahlplakate zu studieren. Wobei, so riesig, wie die
mittlerweile sind, ich schau schon, dass ich als Fahrradfahrerin genügend
Abstand zu diesen Werbetafeln halte. Denn wenn da mal eine umfällt, bin ich
platt.
Was ja für mich persönlich der größte Unterschied ist,
zwischen dem ESC und der Europawahl: Beim ESC interessiert mich der Wahlausgang
so was von nicht. Der Abend, das größte Musikereignis der Welt, die
unterschiedlichsten Darbietungen, einfach diese Vielfalt, einfach toll. So ein
toller Abend und dann der Absturz: Für mich steht jetzt endgültig fest (nach
Madonna und nach dem "Sorry, Germany, zero points"), nächstes Jahr
gehe ich nach dem letzten Beitrag ins Bett. Wohingegen bei der Europawahl hat
mich jetzt schon das Wahlergebnis interessiert, wohin die Reise geht mit
Europa.
Apropos Reise und Europa. Neulich hörte ich, dass mit dem
Fahrplanwechsel am Bahnhof Siegburg vier ICE-Halte wegfallen. Hintergrund der
Fahrplanänderung sei, dass der ICE 4 mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund
250 Kilometern pro Stunde langsamer ist als der ICE 3, der zwischen Siegburg
und Frankfurt teilweise mit Tempo 300 unterwegs ist (ich hoffe mal, dass es da
demnächst nicht mehr so dolle kokelt, an der ICE-Bahnstrecke in Siegburg). Und
während in Siegburg Fahrten wegfallen, sollen am Hauptbahnhof in Bonn mit dem
Winterfahrplan mehr ICE-Züge halten. Ich mein, jetzt, wo die Bahn gerade bei
ihrer Planung ist. Die Siegburger ärgern sich, weil der Stundentakt
unterbrochen wird, und die Bonner, weil es dann entlang der Bahnstrecke noch
häufiger laut wird. Ich komm deshalb drauf, weil wir ja anders als die Briten
kein Wasser um uns herum haben. Sollen wir die Bahn nicht einfach mal bitten,
uns für ein Jahr aus Europa rauszuhalten? Einfach mal nicht anfahren, Bonn und
Siegburg. Und dann schauen wir mal nach einem Jahr.