Hatte ich das eigentlich schon erwähnt? Ich bin durch damit.
Für mich persönlich vollkommen uninteressant. Urlaub hat für mich schon lange
nichts mehr mit Entspannung zu tun. Geh mir weg mit Urlaub.
Apropos weg. Früher warst du einfach mal zwei Wochen weg,
hast am Strand gedöst und vielleicht mal die eine oder andere Ansichtskarte
geschrieben, dich bestenfalls vom Bauch auf den Rücken gedreht - oder eben
anders herum. Das Erste, was mein Traummann und ich gemacht haben, wenn wir im
Hotelzimmer ankamen, Badezeug geschnappt und ab an den Strand.
Heutzutage, das Erste, was mein Traummann macht: Er stellt
seine Kamera auf Ortszeit um. Also man stelle sich vor, das Foto am Strand ist
laut Kamera um 14:00 gemacht worden, dabei war es in Wirklichkeit schon 15:00 -
geht gar nicht! Zweiter Punkt auf der To-do-Liste meines Liebsten: Passwort
fürs Wlan - ganz wichtig! Weil, wie sonst könnten wir das Hotelzimmer
verlassen, wenn wir nicht wüssten, wie das Wetter in den nächsten zwei Stunden
wird. Früher bist du eventuell auf dem Weg vom Strand zum Hotelzimmer in den
Regen gekommen - na und? Heute gehst du nicht vor die Tür, ohne die Glaskugel
wetteronline.de zu befragen - und dann noch wetter.com und wetter-das-wünsche-ich-mir.de.
So lange, bis du ein Wetter hast, das dir gefällt. Liest du bei allen von einer
Regenwahrscheinlichkeit von 50 Prozent, ärgerst du dich, weil dich das jetzt
auch nicht wirklich weiterbringt. Nimmst dann sicherheitshalber den Schirm mit
und es regnet nicht. Oder du lässt ihn im Hotelzimmer und wirst nass. Gut, der
Mensch hat ja Humor, ich auch, und überhaupt, wenn der Schatz das nun mal
braucht für seinen perfekten Urlaub. Aber dieses Jahr hat er es einfach
übertrieben. Während ich schon mit Bikini und Handtuch in der Hotelzimmertür
stand, während meine biologische Uhr tickte, weil ab jetzt der
Bikinizonen-Achsel-Bereich von Sekunde zu Sekunde wieder zuwucherte, musste
mein Schatz noch unbedingt nur eben mal die Mails checken und die wichtigsten
beantworten, wirklich nur die wichtigsten. Als wir dann Stunden später zum
Strand kamen, war der Sand schon nachtfeucht und es war Ebbe.
Früher hatten wir ein 3er Pack "Fuji 200 Film" à
24 Bilder dabei - ging auch. Gut, man war schon drauf angewiesen, dass bei
einem Gruppenfoto nicht ständig der eine oder andere blöd guckte. Das hast du
aber erst zuhause gesehen, nachdem du die Fotos erjagt hattest. Will sagen,
beim Drogeriemarkt die kleinen schwarzen Plastikdosen inklusive Film
eingetütet, Abholabschnitt abgetrennt, Tage später wieder hin und dann dein
Tütchen gesucht im Fach mit der Nummer auf deinem Abholzettel unter deinem
Namen - oder in einem ganz anderen Fach, weil es falsch einsortiert war. Also
heute ist das alles schon einfacher. Heute machst du einfach mal ein paar mehr
Fotos, zur Sicherheit. Die kann man ja später wieder löschen. Klarer Vorteil.
Aber so eine Marmorstatue bewegt sich ganz sicher nicht! Und trotzdem machst du
von der viele, viele Fotos - mit der Digitalkamera, von der Statue - und
zuhause bist du dann stundenlang damit beschäftigt, die schlechten Fotos zu
löschen. Überlegst, wie viele von den unzähligen du letztendlich konservieren
willst - und dann fällt dir auf, dass du gar nicht mehr weißt, wo du das Foto
geschossen hast und wie denn nun die nackische Schönheit heißt. Was natürlich
in dem Zusammenhang auch klar ist: Je mehr Fotos du von einer Statue machst,
desto weniger Statuen siehst du in der Gesamtheit. Weil, du kommst ja nicht
voran!
Aber insgesamt hat es schon etwas Entspannendes, die Digitalkamera.
Vorausgesetzt, die lieben Kleinen haben nicht ohne Papis Wissen mal eben von
ihrem Hotelzimmer und Klo und von allen Schubladen und Schränken gaaaanz viele
Videos gemacht - oder die geliebte Traumfrau hat sie aus Versehen gemacht, die
Videos. Weil sie einfach zu blöde ist, mit der Kamera umzugehen und sich
ständig im Knopf vergreift. Dann ist
nämlich der Akku leer!
Und im Hotelzimmer stellt mein Traummann dann fest, dass das
falsche Aufladegerät eingepackt wurde.
Von wem eigentlich nochmal?
Oder im Urlaub abends - früher. Da habe ich mich
aufgebrezelt und dann sind mein Traummann und ich vors Hotel und einfach mal
geschaut. Am ersten Abend flanierend nach rechts geschwenkt, am zweiten nach
links - oder wieder nach rechts, wenn's da schön gewesen war. Heutzutage, ein
absolutes No-Go. Mein Traummann betritt kein Pub, ohne sich vorher die
Bewertungen angeschaut zu haben, wo es das kühlste Bier in der Nähe gibt. Wir
essen in keiner Pizzeria, über die mein Schatz nicht mehrere gute Bewertungen
von ihm vollkommen unbekannten Menschen im Internet gelesen hat. Mittlerweile
bestellen wir auch die Pizza, die bei den Bewertungen am besten wegkommt. Was
dann dazu führt, dass mein Traummann sich eine Thunfisch-Pizza bestellt und ihm
erst, als der Ober selbige vor ihm platziert, auffällt, dass er Thunfisch
absolut nicht mag.
Es lebe der Alltag! Ich freu mich so, dass selbiger mich
wieder hat, weil das war keineswegs so, dass der zwei Tage nach der Rückkehr
Einzug gehalten hat.
Erst der unendlich lange Briefwechsel mit der
Fluggesellschaft, an dessen Ende sich herausstellte, dass wir nichts, aber auch
keinen einzigen Cent für unseren ramponierten Koffer bekommen. Gefolgt von
einer unerfreulichen Korrespondenz mit dem Reiseveranstalter hinsichtlich der
einen oder anderen Differenz zwischen Katalog auf der einen und Realität auf
der anderen Seite. Jeweils unterlegt mit unzähligen Fotos, die mein Traummann,
wenn er nicht gerade bei wetter.de reinschaute, mit unserer Digitalkamera geschossen
hatte. Früher hättest du gar nicht so viele Filme schleppen können, vom Gewicht
her, wärest deshalb gar nicht auf die Idee gekommen, alles zu fotografieren.
Was aufs Gleiche hinausgelaufen wäre: Mittlerweile sind sämtliche Fotos
gelöscht, weil sie als Beweis einen Sch... getaugt haben.
Ich darf gar nicht daran denken, was ich hier derweil in
meinem schönen Bonn verpasst habe!
Und ich meine "wen", wenn ich "was"
sage: Shinichiro Watanabe, Shuhei Morita und Nobuhiro Watsuki - kann ich gerade
noch weghecheln, dass ich die nicht getroffen habe. Aber Airi und Mashiro Ayano
- ach wie schade! Wie gerne wäre ich zur Animagic 2015 gegangen, hätte die
Anime-Regisseure live gesehen und die J-Pop-Sängerinnen dito gehört. Hätte mich
in mein Dunkelwalküren-Daina-Kostüm geschmissen (weil Sailor Moon war ich jetzt
wirklich schon einige Jahre). Ja, so ist das bei mir, keine Jahreszeit ohne
Verkleidung: im Frühling der Karneval, im Sommer Animagic, im Herbst das Dirndl
auf dem Oktoberfest und im Winter ich als Baum beim Krippenspiel.
Gott sei Dank war ich aber rechtzeitig zum letzten
Augustwochenende wieder aus dem Urlaub zurück! Ja, wenigstens dieses Highlight
in meiner Nähe konnte ich wahrnehmen! Und was ich jetzt wirklich toll fand, den
gab's auch tatsächlich, den Gebrannten in Graurheindorf. Weil jetzt nach dem
Erlebnis mit der Aalnacht ohne Aal in Hersel.