Mir ist das jetzt zu blöde. Seit Wochen versuche ich,
natürlich ist das immer schöner mit toller Überleitung ...
Natürlich ist das unmöglich, wenn du in der Runde sitzt, ein
angeregter Austausch über Urlaube im Gange ist und du dann einwirfst:
"Apropos Kreuzfahrten, ich hatte letztens meine Darmspiegelung." So
ganz ohne Überleitung geht das nicht. Beim besten Willen, du kannst nicht das
Wörtchen apropos voranschicken und hoffen, dass es passt. Und wenn alle über
ihre Erfahrung bei der Darmspiegelung sprechen und du einwirfst "Wo wir
gerade bei Spiegelungen sind, letztens war ich auf einer Kreuzfahrt im
Mittelmeer, traumhaft, wie sich abends der Sonnenuntergang im Wasser spiegelte"
geht das auch nicht. Zumal das vollkommen andere Themen sind. Ich hab mal bei
Wikipedia reingeschaut und da stand: Das Wort Apropos [aproˈpo:] bezeichnet
eine aus dem Französischen (à propos = „zu dem Vorgebrachten“) stammende
Formulierung, um eine Aussage mit – meist nicht sofort erkennbarem – Bezug zum
aktuellen Gesprächsthema anzukündigen (etwa: „wo wir gerade beim Thema sind…“).
Ich hab das neulich versucht, mit dem Thema, das mir so was
von am Herzen liegt. Selbst die bei Wikipedia sprechen ja von einem Bezug, der
meist nicht sofort erkennbar ist. Und in meinem Blog erwähnte ich den
fulminanten Trinkwasserspender auf dem Bonner Marktplatz. Eigentlich wollte ich
dann (apropos Spenden) aufs Münster zu sprechen kommen, für das ich als
Steinpatin einen Stein gespendet habe. Wollte dann (apropos Münster) auf die
zukünftigen Bonn-Besucher hinweisen, die demnächst vor verschlossenen Pforten
stehen. Und (apropos Besucher) neulich las ich in meinem Hotelzimmer folgende
Information meines Hotels: "Die anderen Gäste zuliebe ..." So war der
Plan. Ich hab das dann aber gelassen, wirkten zu konstruiert, die Überleitungen.
Überleitungen müssen ein gewisse Leichtigkeit haben. Bei total
unterschiedlichen Themen allemal. Aber auch beim selben Thema kannst du nicht, es
muss einfach schon irgendwie passen. Wenn in der Runde gerade eine ihr Herz
ausschüttet, dass ihr Sohnemann zum dritten Mal die Klasse acht der Hauptschule
wiederholt, kannst du auch nicht sagen: "Wo wir gerade beim Thema Schule
sind, mein Sohn hat ein Abi mit 0,7 hingelegt." Selbst wenn's thematisch
passt, kann's vollkommen unpassend sein.
Oder die Nachbarin, Alter irgendwo zwischen 70 und 80, erzählt dir unter Tränen, dass ihre Mutter kürzlich
im Alter von 105 Jahren gestorben ist. Und auf dein Nachfragen erfährst du,
dass die Verstorbene bis zum Schluss noch so was von geistig fit war und
friedlich eingeschlafen ist. Ja, ich geb zu, es fällt einem schwer, herzliches
Beileid zu wünschen. Vielmehr möchte man die alte Waise beglückwünschen, dass
die Verblichene keinen Krebs hatte, nicht an Demenz litt und keine Schmerzen
hatte, als der liebe Gott sie zu sich rief. Was aber auch noch hinzukommt, du bist
unter Zeitdruck. Trotzdem, da kannst du nicht sagen: "Apropos Geist
aufgeben. Ich habs was eilig, mein Fliesenwischer hat nämlich seinen Geist
aufgegeben. Gott sei Dank bietet mein Lieblingsdiscounter aber gerade diese
Woche aktuell Bad- und Fliesenwischer nebst zwei Ersatzbezügen für den
Fliesenwischer feil. Ich hoffe, dass ich noch einen bekomme. Schönen Tag noch."
Selbes Thema, Geist aufgeben, aber total daneben! Gute Überleitung geht
anderes.
Ganz ohne Überleitung: Früher gabs in meinem SCHAUFENSTER
die Rubrik "Leserbarometer, die Frage der Woche". Hab ich immer gern
gelesen. Wenn's das noch gäbe, hätte ich die vom SCHAUFENSTER gebeten, sich
doch bitte einmal folgender Thematik zu widmen. Was mich nämlich tierisch
ärgert: Wenn mein Traummann und ich auf unseren Fahrradtouren unterwegs sind,
machen wir uns immer recht früh morgens auf. Und weil für meinen Traummann der
Tag mit einem Frühstück beginnt, buchen wir immer die Übernachtungen mit Frühstück und frühstücken um 7:00. Weder
ist für mich das Frühstück der Inbegriff von Urlaub, noch regt sich um diese
Uhrzeit in meinem Inneren ein Gefühl, das ich im weitesten Sinne, wenn schon
nicht Hunger, so doch Appetit nennen könnte. Aber was tut frau nicht alles für ihren
Traummann. Und so sitze ich dann ihm gegenüber und bemühe mich, wenigstens ein
Brötchen zu mümmeln. Weil ich aber weiß, dass mich der Hunger am späten
Vormittag einholen wird, schmiere ich mir ein zweites Brötchen und nehme es,
eingewickelt in eine Serviette, aus dem Frühstücksraum.
Was jetzt mein Problem ist, und da habe ich bis jetzt auch
noch keinen Verhaltenstherapeuten gefunden, der mir da weiterhelfen kann. Was
jetzt mein Problem ist, ich komme mir dann immer vor wie ein
Schwerstverbrecher, wie der mieseste Bodensatz in der Verbrecherhierarchie.
Erst neulich las es sich in einem Hotelzimmer in Südlohn folgendermaßen: "Die
anderen Gäste zuliebe bitten wir Sie, keine Speisen und Getränke aus dem
Frühstücksraum mitzunehmen". Abgesehen davon, dass es "den anderen
Gästen zuliebe" heißen muss, warum habe ich gerade in Hotels, wo ich für
das Frühstück einen stolzen Preis bezahle, immer das Problem, dass ich mich dermaßen
schlecht fühle, wenn ich mein Brötchen raus schmuggle? Dabei gibt es zunehmend
immer mehr liebe Mitmenschen, die vertilgen zum Frühstück im Frühstücksraum so
viel wie ich nicht in einem ganzen Jahr. Da könnte doch dann auch ein großes
Plakat hängen, auf dem steht: Unserer Preisgestaltung für das Frühstück liegt
ein durchschnittlicher, unter medizinischem Gesichtspunkt, gesunder, maßvoller
Verzehr von Lebensmitteln zugrunde. Da lob ich mir doch solche Übernachtungen
wie neulich in einem Privathaus in Ahaus. Dort bekamen wir unser Frühstück aufs
Zimmer serviert. Alles, was auf dem Tablett lag, war nur für meinen Traummann
und mich. Ich werde jetzt verstärkt mal einen Verhaltenstherapeuten suchen, der
das mit mir durchzieht, dass ich mit einem geschmierten Brötchen hoch erhobenen
Hauptes den Frühstücksraum verlasse.