Wenn das so weitergeht, weiß ich bald nicht mehr, wie ich
den stemmen soll, den Donnerstag!
Neulich war ich wieder bei meiner Frauenärztin, donnerstags.
Die hat ihre Praxis in der Südstadt. Weil, das muss ich schon mal sagen, so
gern wie ich in meinem Auerberg wohne, aber gut. Ohne Termin war ich da - und
ohne Beschwerden. Ich hab mich noch nicht mal an der Anmeldung vorgestellt.
Einfach dran vorbei und rein ins Wartezimmer. So voll, wie das immer ist, falle
ich da gar nicht auf. Zum Glück habe ich noch einen Sitzplatz ergattert und
dann in Ruhe mein ... Wobei, Ruhe kann man das jetzt auch nicht wirklich
nennen, was sich da neben mir abspielte: Mutter mit Töchterchen, gehobenes
Kindergartenalter. Die Brut räkelt sich mit seinen Straßenschuhen auf dem Stuhl
und immer und immer wieder derselbe Satz seitens der pädagogisch hoch
motivierten Mama: "Schatz, setz dich bitte hin, deine Schuhe sind
schmutzig." Hinsichtlich Deeskalation dagegen weniger motiviert ignoriert Töchterchen
die Bitten, wahlweise ein "Ich will aber nicht", immer und immer
wieder. Natürlich versuchst du, dich auf deine spannende Lektüre zu
konzentrieren, aber irgendwann würdest du es am liebsten hinausschreien: "Liebe
Frau, das Ding ist gelaufen, der Drops ist gelutscht, die Schuhe sind jetzt
sauber und der Dreck auf dem Sitz." Aber du machst es nicht. Irgendwann
merkte sogar die Mama, dass dieses Thema durch war, und es bestand die
Hoffnung, dass jetzt mal Ruhe im Karton war. Aber nein, es folgt die professionelle
Mamafrage "Soll ich dir etwas vorlesen?". Und die Brut (hat
mittlerweile ein Spielzeug in Gang gesetzt, das nichts kann, außer höllischen
Lärm zu produzieren) ignoriert die Frage - und die Mama liest trotzdem vor. Mir,
allen, uns, laut, die Geschichte von den zehn kleinen Negerlein, die ja
heutzutage so auch nicht mehr genannt werden dürfen.
Und das alles, nur um in meinem "Schaufenster" zu
lesen. Weil, das muss ich schon mal sagen, in meinem Briefkasten in meinem Auerberg
steckt donnerstagmorgens nicht immer mein "Schaufenster". Und dann
bin ich schon ein Stück weit traurig, ach, was sag ich, ich bin am Boden
zerstört. Und in meiner Verzweiflung mache ich mich dann auf - zu meiner
Frauenärztin, ins Wartezimmer, in die Südstadt. Da liegen sie donnerstags
nämlich immer, mehrere, in der Südstadt!
Bin ich froh, dass ich mich nicht jeden Donnerstag aufmachen
muss! Ich würde das zeitlich sonst alles gar nicht schaffen, schon wegen des
Butterkuchens. Neulich habe ich nämlich zum ersten Mal beim Stadtbrotbäcker Rott
am Münsterplatz ein Stück Butterkuchen gekauft: eine Offenbahrung, die Mandeln
schwimmend in ihrem Butterbett! Na ja, zwei Tage später stand ich dann wieder
an der Theke, Pawlow ließ grüßen, vermehrter Speichelfluss schon voll im Gange
ob der kommenden Nahrungsaufnahme. Und dann sagt doch die Verkäuferin zu mir:
"Butterkuchen gibts nur donnerstags." Da wusste ich, dass
"neulich" ein Donnerstag gewesen war. Ich weiß bis heute nicht, wie der
Pawlowsche Hund ohne Butterkuchen nach Hause gekommen ist! Seitdem ist der
Donnerstag beim Stadtbrotbäcker aber so was von gesetzt!
Apropos Hund. Gelohnt hat sich die Mühe allemal, so
spannend, wie mein "Schaufenster" wieder war. Wo ich mich überall
einbringen kann! Da sucht die Bonner Altenhilfe Mitstreiter für den
tiergestützten Besuchsdienst in Bonner Altenheimen. Menschen, die älteren
Menschen eine Freude bereiten und mit ihrem Hund regelmäßig ein Altenheim
besuchen möchten. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass zu dem Infoabend
noch keine Tiere mitgebracht werden sollen (warum wohl???). Danach findet ein
zweiteiliges Seminar statt, bei dem Interessierte erfahren, was bei Besuchen
mit Tieren in Altenheimen aus der Sicht von Mensch und Tier zu beachten ist.
Wenn man mich fragt, sollten alle Hundehalter dieses Seminar belegen müssen. Damit
auch der allerblödeste Hundehalter lernt, dass sich sein geliebter Vierbeiner
nicht mit einem Affenzahn auf einen Menschen stürzen darf, während Herrchen lediglich
lapidar ruft "Der will nur spielen!" - nicht im Altenheim und auch
sonst nirgendwo!!!
Ich persönlich kann mich da jetzt nicht einbringen, weil ich
keinen Hund habe. Schade eigentlich, es wäre nämlich kein Donnerstagtermin
gewesen.
Das Coaching für Ehrenamtliche würde mich aber interessieren,
auch weil es freitags stattfindet. Da bietet das Katholische Bildungswerk einen
Workshop für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe zum Thema Konfliktmanagement
und Kommunikation an. Vielleicht bekomme ich da ja noch einmal wichtige Strategien
an die Hand, wie ich in Zukunft mit Situationen klarkomme, wenn das mit der
Armlänge Abstand nicht geklappt hat. Wobei, für meine Arme, also dass ich da
auch Kraft habe, in den Oberarmen, also für meine Fitness, auch für meine
Beine, habe ich jetzt die ultimative Lösung. Selbstredend bin ich durch eine
Anzeige in meinem "Schaufenster" draufgestoßen: "Vertical
Fitness. Unsere Teilnehmerinnen werden bereits nach wenigen Einheiten
selbstbewusster, gehen aufrechter und genießen die positive Auswirkung auf den
gesamten Körper." Das hört sich für mich so überzeugend an. Und, was ganz
wichtig ist, der Kurs findet nicht donnerstags statt. Weil, der ist ja eh schon
so voll, wenn im Auerberg das "Schaufenster" nicht ausgeteilt wird. Außerdem
erklingen jeden Donnerstag zwischen 15:00 und 17.00 in der Namen-Jesu-Kirche
Beethovens Werke über eine Stereoanlage mit ganz besonderen Lautsprechern aus
Glas. Das ist ein ganz besonderes Klangerlebnis. Und da lausche ich immer
wieder mal gerne. Aber ich bin ehrlich, selbst wenn es am selben Tag zeitlich
gut hintereinander passen würde, ich weiß nicht, raus aus der Namen-Jesu-Kirche
und hin zum Poledance, zur vertikalen Fitness? Da bin ich schon froh, dass das
freitags stattfindet.