Mittwoch, 31. Juli 2019

Von intelligenten Mülleimern und blöden Menschen

Hatte ich erwähnt, dass ich mit dem Reisen durch bin? Nicht nur Fliegen, nein, schlicht und ergreifend ist es das Kofferpacken. Die Frage: Was packe ich ein und wie viel davon? Du fängst an mit dem 15-Tage-Wettertrend. Stündlich schaust du rein, ob sich was ändert. Und dann hast du trotzdem die Hälfte der Klotten vollkommen umsonst mitgenommen, weil es abends doch nicht so abkühlt, wie du gedacht hast. Gerade bei einer Busrundreise immer wieder gern: Morgens in meinem Hotelzimmer schaue ich mir das Tagesprogramm an, um zu entscheiden, was im Koffer bleibt und was in den Rucksack kommt. Und wenn der Bus hält, entscheide ich noch mal, was im Bus bleibt und was in die kleine Gym Bag auf den Rücken kommt, weil der Rucksack mir jetzt doch ein wenig überdimensioniert erscheint.

Beispiel Stadtführung: Da hatte ich letztens normale Sandalen an, hätte aber die fetten Wanderschuhe aus dem Koffer gebraucht, weil Stadtführung auch Gipfelerklimmung des Hausberges bedeutete und es vorher tagelang geschüttet hatte. Oder aber, der Besuch einer Kirche steht an und ich schleppe meine ganze Kameraausrüstung mit. Nach einem nicht enden wollenden Gang durch gleißende Mittagshitze stellt sich an der Kirche heraus, dass selbige wegen Komplettsanierung geschlossen ist. Stattdessen stehe ich nun auf einem asphaltierten Platz und weit und breit kein Quadratzentimeter Schatten. Und ich bekomme den leisen Verdacht, dass ich statt Kameraausrüstung eher Sonnenmilch hätte einpacken sollen. Beides habe ich ja clevererweise im Rucksack, also nicht im Koffer - aber eben nicht in der Gym Bag. Knapp daneben ist eben auch daneben.

Nein, ich habe "Meinen Weg", meine Reise in den Sommerferien gefunden. Ich arbeite in einem Projekt an der frischen Luft, das Generationen verbindet. Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER: Die einen ziehen vor dem Frühstück los, andere lieber nach Feierabend. Die meisten machen es alleine, aber es geht auch zu zweit. Wenn auch Ihnen Ihre Fitness am Herzen liegt, kommen Sie zu uns ins Zustell-Team des "SCHAUFENSTER/BLICKPUNKT".
Hallo, der frühe Vogel frisst den Wurm! Ich war vor dem Frühstück in meinem Auerberg alleine unterwegs. Genial! Eines Morgens, es war so eine gute Luft, und es lief sich gerade so schön, als ich mich plötzlich außerhalb meines Zustellbezirkes an der Mondorfer Fähre wiederfand.  Und wie ich da so zur Ruhe komme, steht er doch plötzlich vor mir. In seiner vollen Größe, in seiner ganzen Pracht, sichtbar größer als seine Genossen und - vor allem - um einiges intelligenter. Die geballte Intelligenz in strahlendem Rot steht da vor mir. Und da fiel es mir wieder ein, es hatte in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Der Mülleimer der Zukunft?" geheißen: Bonn Orange testet intelligente Straßenabfallbehälter.

In strahlendem Rot sei er kaum zu übersehen. Er sei sichtbar größer als seine bekannten Artgenossen und habe Solarzellen installiert, mit denen seine Gelbatterie geladen werde. Installiert sei ein GSM-Modul, das Bonn Orange wissen lässt, wie voll der Behälter im Inneren (wo denn auch sonst) ist. Der Mülleimer melde also über Mobilfunknetz, wenn es Zeit wird, ihn zu leeren. Eine weitere Funktion des Abfallbehälters sei ein Pressstempel, der im Innern den eingeworfenen Müll in regelmäßigen Abständen zusammendrückt, sodass die fünf- bis siebenfache Menge Platz findet. Durch die Komprimierung des Mülls könnten theoretisch aus zwei Abfuhren am Tag eine Abfuhr alle zwei Tage werden - eine potentiell enorme Arbeitsersparnis. Der intelligente Abfallbehälter ist mit etwa 6.000 bis 7.000 Euro deutlich teurer als ein normaler Behälter, der 1.000 Euro koste. Zumindest seien die Geräte wartungsarm und die verbaute Gelbatterie halte zwei Jahre. Die laufenden Kosten seien damit gering, sofern es keine Schäden durch Vandalismus gebe.

Das ist die eine Welt, die der intelligenten Mülleimer. Und dann gibt es da noch die andere Welt: Die Welt der Frau, die ich an der Mondorfer Fähre treffe. Jeden Morgen macht sie sich mit ihrem Hund auf, bepackt mit einer Greifzange, einer großen Papiertüte und einem Plastikbeutel. Sie sammelt den Müll vom vorherigen Abend ein. Den Müll von Menschen, die dort geraucht, gegessen und getrunken haben. Und ohne dass man am Abend zuvor dabei gewesen sein muss, weiß man genau, was geraucht, gegessen und getrunken wurde. Denn die Menschen haben alles unter sich fallen lassen, alles liegt auf dem Boden. Diese Frau nun sammelt den Müll dieser Menschen ein, mit der Greifzange. Die Kippen, die zwischen den Betonplatten liegen, muss sie einzeln greifen, mit der Müllzange. An einem Morgen sammelt sie bis zu 600 Kippen ein, mit dem Abfallgreifer. Danach schmerzt die Hand.

Wenn ich das richtig verstanden habe, werden demnächst MüllmännerInnen seltener dort vorbeischauen, wo solch ein ungemein intelligenter Mülleimer steht. Was jetzt aber das Blöde ist, die Menschen, die dort den Müll unter sich fallen lassen, haben wahrscheinlich einen geringeren IQ als der Mülleimer. Deshalb: Nicht weniger Menschen, seien es Müllmänner oder andere Aufsichtspersonen, müssen dort nach dem Rechten (!!) schauen, sondern viel mehr. Ob nun aufklärend oder sanktionierend. Für Menschen, die Sozialstunden ableisten müssen, ein tolles Betätigungsfeld. Und dass diese Menschen ihre Sozialstunden auch ernst nehmen, ja, dafür braucht's auch Personal. Wir brauchen keine intelligenten Mülleimer! Wir brauchen intelligente Projekte, in denen viele intelligente Menschen arbeiten und anständig bezahlt werden. Ja, Menschen! Und wo ich schon mal dabei bin, es braucht mehr Personal in Kindergärten und in Schulen. Und dann, vielleicht, irgendwann in ferner Zukunft muss die Frau an der Mondorfer Fähre nicht mehr den Müll anderer wegräumen und wir leisten uns einen intelligenten Mülleimer.

Apropos Zukunft. Was ich nur zutiefst hoffe, dass es in Zukunft auf unserem Planeten nicht mehr intelligente Mülleimer als Menschen gibt!

Dienstag, 9. Juli 2019

Der Wille des Volkes und das Schwein


Sommerferien, und jetzt? Also für mich persönlich ist das Thema Reisen ja durch! Insbesondere Fliegen - bin ich durch mit. Ich könnte jetzt sagen von wegen ökologischer Fußabdruck und so - wäre aber gelogen. Nein, es ist mir einfach zu stressig. Es fängt beim Kofferpacken zuhause an und endet beim Zoll, wenn du wieder in Deutschland gelandet bist. Nicht umsonst las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Aufgabegepäck bei Billigfliegern" folgendermaßen: Für das nachträgliche Hinzubuchen von Gepäckstücken zahlen Passagiere von Billigfliegern oft drauf. Günstiger sei es, einen aufzugebenden Koffer schon beim Ticketkauf zu buchen. Das nachträgliche Zubuchen gehe kräftig ins Geld. Darauf weise die Verbraucherzentrale hin. Koffer bis zu 20 Kilogramm kosten als Aufgabegepäck bei der Buchung 25 Euro, danach dann 40 Euro. Weiter ging es um Buchungsoptionen, Priority Boarding und um ein Urteil des Landgerichtes Berlin. Ich mein, allein dass die Verbraucherzentrale mit dem Thema beschäftigt ist … Mich stresst schon das Kofferpacken total. Da stelle ich mich aus gutem Grund extra wochenlang nicht auf die Waage und dann gefühlt hundertmal. Weil, um herauszukriegen, ob der Koffer auch ja nicht mehr wiegt als 20 Kilo, stelle ich mich erst ohne Koffer auf die Waage und dann mit Koffer. Was hab ich mir da schon alles einfallen lassen müssen. Weil die Wanderschuhe schon allein die Hälfte des erlaubten Gewichts ausmachen, trage ich sie natürlich. Oder die warme Winterjacke, es könnte ja, und wenn man dann nicht, für alle Notfälle und so weiter - also auch die warme Winterjacke am Leib!

Was mich aber vor allen Dingen stresst ist das Warten am Gepäckband. Ich hatte es schon erwähnt, gefühlt kommt mein Koffer immer als letzter. Egal was ich mir vorher einschmeiße, ich spiele alle Szenarien durch! Ich schaue mir die Leute um mich herum an: Von wem werde ich gezwungen sein, ein T-Shirt zu tragen? Wer wird mir einen Rock borgen? Trage ich die Hose meines Traummannes, zusammengehalten mit einer Kordel im Bund? Hat er überhaupt eine zweite eingepackt? Und dann gibt es da diese tausend Utensilien, auf die ich hundertprozentig nicht verzichten kann! Was soll ich sagen, jedes Mal (und ich betone, jedes Mal) bin ich mit den Nerven so was von am Ende, durchgeschwitzt und lache lauthals wie eine Bekloppte, wenn mein Koffer endlich durch die Klappe in der Wand auf mich zurollt und brülle: "Oh, mein Koffer, schau, mein Koffer!" Peinliche Situation für meinen Traummann.

Vor Jahren hatte ich auf dem Flughafen in Oslo mein Schlüsselerlebnis. Da stand ich irgendwann ganz allein am Gepäckband. Gefühlt vor Stunden war das letzte Gepäckstück vom Band genommen worden, aber ich stand immer noch da. Oder ich lief wie ein Hund hin und her, am Band entlang. Ich stand und lief so lange mutterseelenallein, bis sich wieder Menschen vor dem Band einfanden, Passagiere eines anderen Fliegers! Dann bin ich in der Halle umhergestreunt und habe irgendwelche anderen Bänder umrundet. Und da sehe ich doch in weiter Ferne einen Koffer auf einem Band liegen, der genau so aussieht wie meiner. Klar war, dass es sich hier, wie sagt der Lateiner : "Libenter homines id, quod volunt, credunt". Oder wie Heinrich IV. zu seinem Sohn sagt: "Thy wish was father, Harry, to that thought." Dass der Wunsch der Vater des Gedankens war.
Ich umrundete also den Koffer, der genau so aussah, wie ich meinen Koffer in Erinnerung hatte, berührte den Koffer, der in Farbe und Material meinem Koffer aber so was von ähnelte. Ich habe ihn dann zögerlich geöffnet und dann lauthals durch die Halle gebrüllt: "Schatz, das sind meine Schuhe und meine Unterhosen." Was ich also eigentlich der Ehrlichkeit halber sagen muss, mein Traummann möchte nicht mehr mit mir fliegen, weil er die Situation mit mir am Gepäckband nicht mehr aushält.
Und als wäre das nicht genug Stress pur las ich in meinem SCHAUFENSTER die Frage "Ist mein Urlaubssouvenir legal?" Muscheln, Schnecken, Korallen oder sogar Seepferdchen - exotische Urlaubssouvenirs können am Flughafen zu unangenehmen Überraschungen führen. Denn das Mitbringen besonders geschützter Tiere und Pflanzen verstoße gegen die internationalen Artenschutzbestimmungen. Daran erinnere zu Beginn der Reisezeit das Amt für Umwelt, Verbraucherschutz und lokale Agenda der Stadt Bonn. Wer am Flughafen mit einem Mitbringsel ertappt wird, muss dieses nicht nur dem Zoll aushändigen, sondern zusätzlich, im Falle eines Verfahrens, mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen. Wer unsicher sei, welche Souvenirs erlaubt sind und welche nicht, dem wird die kostenlose Smartphone-APP "Zoll und Reise" empfohlen.

Ich stell mir jetzt vor, ich hab da so ein Krokodil über der Schulter hängen oder eine lebende Boa um den Hals und von mir aus schaut hinten aus meinem Rucksack ein Stoßzahn heraus. Und klar, mein Akku ist leer. Und dann sagen die mir am Zoll, dass das verboten ist. Oder, was noch blöder ist, da kauf ich extra eine Fake-Tasche aus Krokodilimitat von Prada, und der Straßenverkäufer hat mir so was von hoch und heilig versprochen, dass es eine Fake-Tasche ist. Und dann stellt sich beim Zoll heraus, die ist tatsächlich echt. Also nicht echt Prada, aber echt Krokodil. Ich komm deshalb auf die Tasche, weil ich neulich ein Plakat sah, auf dem der Zoll für Nachwuchskräfte warb. Da hieß es: "Gegen verbotene Trophäen im Einsatz. Jetzt Karriere beim Zoll starten." Und abgebildet war eine Handtasche, die zum Krokodil wurde.      

Wo ich gerade bei Tieren bin, beim Krokodil und beim Elefanten. Es gibt bei Netflix eine britische Science-Fiction-Serie mit dem Namen "Black Mirror" von Charlie Brooker, die verschiedenartige Auswirkungen der Verwendung von Technik und Medien auf die Gesellschaft thematisiert. Eine Folge heißt "Der Wille des Volkes". Dieser Film müsste  Pflichtprogramm an allen Schulen sein! Der englische Premierminister hätte nicht mit dem Schwein schlafen müssen, wenn auch nur eine Sau auf der Straße gewesen wäre!!  

Mittwoch, 19. Juni 2019

Sorry, Deutschland, null Punkte!


Jetzt ist der Juni schon fast rum und ich hänge gedanklich immer noch im Mai. Da war aber auch wieder viel gebacken - abgesehen vom Muttertagskuchen. Ich habe mir ja zum Muttertag ein ganz besonderes Event gegönnt. Ich war im Malentes Theater Palast, in der Konzert-Show "Aber bitte mit Dame" mit Liedern von Udo Jürgens. Wo ich nur aufpassen musste, dass ich die Einfahrt finde. Nicht umsonst schreiben die auf ihrer Seite: Parken hinter dem Theater Palast! Einfahrt über Hochkreuzallee 1. Bitte benutzen Sie die Auffahrt zum Fitnessclub „John Reed“ und fahren Sie dann direkt hinter den Theater Palast auf unseren Parkplatz Godesberger Allee 69." Und als ich aus dem Auto stieg, hab ich das Theaterzelt erst gar nicht gesehen, so klein ist das. Aber wie heißt es so schön: klein aber fein. Vor allem die Sängerin, die Charlotte Heinke, die war nicht klein, aber allererste Sahne, die Dame. Sie sang "Ich war noch niemals in New York" und anschließend nahm sie mich mit nach "New York, New York" von Frank Sinatra. Und da muss ich jetzt sagen, die Interpretation von der Charlotte Heinke gefiel mir tausendmal besser als die vom Frank.

Aber New York hin oder her, der Mai stand ja so was von im Zeichen Europas, im Zeichen der Wahl. Und so eine Wahl will ja gut vorbereitet sein! Aber egal, wie früh mein Traummann und ich anfangen, uns mit den Bewerbern auseinanderzusetzen: Es läuft immer auf den letzten Abend hinaus. Da laden wir dann Menschen ein, mit denen wir diskutieren. Nicht selten ist die Stimmung ein wenig gereizt, wenn die Diskussion allzu unsachlich wird. Wenn zum Beispiel der Nachbar sich offensichtlich nur deshalb für eine Kandidatin ausspricht, weil ihr Kleid ein zugegebenermaßen atemberaubendes, aber viel zu tiefes Dekolletee hat. Und dann ist es einfach oft zu laut in unserem Wohnzimmer! Wenn jeder auf dem Sofa ständig unaufgefordert seinen Senf dazugibt – irgendwann kriegst du nichts mehr mit. Und das ist ja nun schon wichtig, dass man die Performances mitkriegt. Wie willst du dich denn am Ende für einen Kandidaten entscheiden, wenn du von seinem Auftritt nichts mitbekommst. Weil meine Sitznachbarin auf der linken Seite laut den Refrain mitsingt, rechts von mir um Rotweinnachschub gebeten wird und Rainer alle paar Sekunden lauthals um Ruhe bittet. Was man ja auch sagen muss, mit zunehmendem Alkoholspiegel gerät die Stimmung nicht gerade in ruhigeres Fahrwasser. Wo es dann aber richtig blöde wird, und da werde ich dann auch, obwohl ich Gastgeberin bin. Gut, wenn man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, scheiß drauf. Aber wenn ich die Kommentare von dem Peter Urban nicht mehr höre, dann reißt auch mir der Geduldsfaden. Apropos verstehen. Was ich nach wie vor nicht verstehe, wo genau in Europa liegt Australien?

Apropos Europa, hätte ich fast vergessen, neben dem ESC gab’s ja auch noch die Europawahl! Da hatte ich ja auch in den Tagen zuvor immer wieder gute Gelegenheiten, mir ein Bild von den Kandidaten zu machen. Das ist ja das Tolle an Bonn, so viele Baustellen, so viele Staus. Da hatte ich genügend Zeit, die Wahlplakate zu studieren. Wobei, so riesig, wie die mittlerweile sind, ich schau schon, dass ich als Fahrradfahrerin genügend Abstand zu diesen Werbetafeln halte. Denn wenn da mal eine umfällt, bin ich platt.

Was ja für mich persönlich der größte Unterschied ist, zwischen dem ESC und der Europawahl: Beim ESC interessiert mich der Wahlausgang so was von nicht. Der Abend, das größte Musikereignis der Welt, die unterschiedlichsten Darbietungen, einfach diese Vielfalt, einfach toll. So ein toller Abend und dann der Absturz: Für mich steht jetzt endgültig fest (nach Madonna und nach dem "Sorry, Germany, zero points"), nächstes Jahr gehe ich nach dem letzten Beitrag ins Bett. Wohingegen bei der Europawahl hat mich jetzt schon das Wahlergebnis interessiert, wohin die Reise geht mit Europa.

Apropos Reise und Europa. Neulich hörte ich, dass mit dem Fahrplanwechsel am Bahnhof Siegburg vier ICE-Halte wegfallen. Hintergrund der Fahrplanänderung sei, dass der ICE 4 mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 250 Kilometern pro Stunde langsamer ist als der ICE 3, der zwischen Siegburg und Frankfurt teilweise mit Tempo 300 unterwegs ist (ich hoffe mal, dass es da demnächst nicht mehr so dolle kokelt, an der ICE-Bahnstrecke in Siegburg). Und während in Siegburg Fahrten wegfallen, sollen am Hauptbahnhof in Bonn mit dem Winterfahrplan mehr ICE-Züge halten. Ich mein, jetzt, wo die Bahn gerade bei ihrer Planung ist. Die Siegburger ärgern sich, weil der Stundentakt unterbrochen wird, und die Bonner, weil es dann entlang der Bahnstrecke noch häufiger laut wird. Ich komm deshalb drauf, weil wir ja anders als die Briten kein Wasser um uns herum haben. Sollen wir die Bahn nicht einfach mal bitten, uns für ein Jahr aus Europa rauszuhalten? Einfach mal nicht anfahren, Bonn und Siegburg. Und dann schauen wir mal nach einem Jahr.

Donnerstag, 30. Mai 2019

Alle Angaben ohne Gewähr

Dass es mir aktuell drei Fernsehfrauen angetan haben, ist ja bekannt - und auch der Grund dafür. Die Lisa Eckhart und die Anja Kohl hatte ich ja schon erwähnt. Aber die dritte Frau, da geht mir immer so was von das Herz auf, wenn sie nur für einige Sekunden, oder sind es doch Minuten, es kommt mir immer so kurz vor. Genuss pur, sag ich nur! Was auch das Tolle ist, sie und die Anja Kohl stehen an unterschiedlichen Tagen vor der Kamera. Was auch anders gar nicht ginge, weil, was die Uhrzeit anbelangt. Was das Interessante ist, die Sendungen beider Frauen sind so kurz wie lebensentscheidend. Anders gesagt, so wenig Lebenszeit es bedarf, die Sendungen zu verfolgen, so nachhaltig können sie für das restliche Leben sein. Bei beiden Frauen geht es ums Geld. Während die eine mir Geschichten rund um das große Geld erzählt, gibt's die andere mit vollen Händen aus.

Ich sag nur "Lotto am Samstag". Wenn die Franziska Reichenbacher auf dem Touchscreen die Zahlen von 6 aus 49, die Superzahl, Spiel 77 und die Super 6 präsentiert. Wenn alle Gewinnzahlen der Glücksspirale mit einem Laufband eingeblendet werden - einfach toll! Ich las in einem Beitrag aus dem Jahre 2013, dass seit Juli 2013 die Lottozahlen in einer neuen Form präsentiert werden. Am 29. Juni 2013 wurde die Ziehung zum letzten Mal live vom hr-Studio Main Tower übertragen. Und dass es von der letzten Ziehung im 53. Stock mit Lottofee Franziska Reichenbacher eine 360°-Panorama-Ansicht gibt - Wahnsinn!
Seit dem 6. Juli 2013 begrüßt die Franziska Reichenbacher nun die Zuschauer jeden Samstag um 19.57 Uhr in neuer Kulisse vor einem großen Touchscreen und präsentiert die kurz zuvor gezogenen Gewinnzahlen. Was ich auch nicht so präsent hatte, dass ich die Ziehung der Gewinnzahlen live auf den Internetseiten der Lottogesellschaften verfolgen kann und dass die Ziehungen öffentlich sind. Weiterhin erfuhr ich in dem Artikel, dass sich am Aussehen der Ziehungsgeräte nichts ändere: Für die Ziehung der Gewinnzahlen 6 aus 49 werde eine halbautomatische Ziehungstrommel mit Kunststoffkugeln verwendet. Die Ziehung führe die Saarland-Sporttoto GmbH im Auftrag des Lotto- und Totoblocks durch. Beteiligt seien ein Ziehungsleiter, eine Protokollführung, eine Ziehungsassistenz sowie ein Aufsichtsbeamter.

Wo ich gerade bei Ziehungstrommel und Aufsichtsbeamter bin, ganz dünnes Eis. Ich sag's nur. Weil, wer da jetzt zugibt, dass er an die Quizsendung "Der Große Preis" mit Wim Thoelke denkt, ist alt. Aber wer bei "Aufsichtsbeamter" sich auch noch an den Glückspostboten in seiner historischen Postuniform Walter Spahrbier erinnert (von Wum und Wendelin will ich gar nicht reden), hat offensichtlich vergessen, irgendwann mal zu sterben.
Und wo ich gerade bei Aufsicht bin, wenn der Geldmarkt, die Börse, auch nur halb so unter Aufsicht stünde wie die Ziehung der Lottozahlen …

Ich war aber ja eigentlich bei der Franziska. Wenn die dann 2013 folgendermaßen zitiert wird: "Ich freue mich auf die neuen Kugeln. Es sieht schön aus, wenn nach einer Berührung auf dem Touchscreen die weißen Kugeln mit einer sanften Bewegung auf dem Schirm erscheinen. Und wie gehabt drücke ich den Zuschauern weiterhin die Daumen, dass auf den Kugeln hoffentlich die richtigen Zahlen stehen.“ Hallo, da geht mir so was von das Herz auf: wenn nach einer Berührung auf dem Touchscreen die weißen Kugeln mit einer sanften Bewegung … Und so ist sie, die Franziska: Sanftheit, Zartheit pur, gepaart mit einem Schuss Erotik. Jeden Samstag sitze ich um 19:57 vor dem Fernseher, lausche ihrer Stimme, verfolge jede ihrer Bewegungen, vor allem die ihrer Hand, wie sie den Touchscreen berührt, die Zahlen, wie sie ihrem Mund entweichen. Und zu guter Letzt von ihr, der nie versiegenden Quelle tröstender Worte, immer ein aufheiternder Satz für die, die dieses Mal kein Glück hatten. Und neulich fragt sie doch die Zuschauer (das hat's noch nie gegeben!), wer denn vor zwei Jahren in Reutlingen Lotto gespielt habe. Da würden nämlich immer noch 11 Millionen auf jemanden warten. Und am Ende, ganz die Franziska: "Ich war noch niemals in Reutlingen." Was würde sich da jetzt der Udo Jürgens freuen! Was die Franziska nicht weiß, und das ist ja das Tolle, dass ich gar kein Lotto spiele. Dass ich deshalb vollkommen stressfrei, mit Freude, jede Zahl genießen kann, die da mit einer sanften Bewegung erscheint und zusätzlich noch mit sanfter Stimme gesprochen wird. Und ich kann mich voll auf Franziskas Outfit konzentrieren. Da hab' ich ja auch so was von ein Glück, mit den Dreien. Die ganze Spannbreite decken sie ab: die Anja den Businessstil, die Franziska die feminine Linie und die Lisa - muss ich nichts zu sagen!

Apropos Geld und Glück. Ich hörte im Radio, dass vor einigen Monaten in einer alten Truhe im Seelscheider "Kunsthaus" ein Schreiben aufgetaucht sei. Historiker Hartmut Benz habe das Dokument untersucht und sowohl den Namen Ludwig van Beethoven als auch das Datum 13.12.1770 entziffern können. Das Dokument stamme von der Hebamme Eva Haas, die zur damaligen Zeit im jetzigen Kunsthaus wohnte. Es müsse sich also um eine Notiz zu Beethovens Geburt handeln. Demnach wurde der große Komponist offenbar nicht in Bonn geboren. Und zusätzlich hörte ich Interviews mit unserem Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid, Nicole Sander, und dem Direktor des Bonner Beethovenhauses, Malte Boecker. Mein erster Gedanke: Was für ein Glück! Sind wir den Stress auch los! Sollen sich doch jetzt die Seelscheider mit Beethovens Jubiläumsjahr 2020 befassen! Geld gespart! Und die Beethovenhalle - einfach abreißen! Mein zweiter Gedanke: Warum kommt diese Neuigkeit nicht in den Nachrichten? Und in meinem SCHAUFENSTER stand auch nichts drin!

Mittwoch, 8. Mai 2019

Tote, Socken und Heels


Neulich war ich ja auch mal so was von als LeserReporter unterwegs, bei der Buchhandlung am Paulusplatz im Tannenbusch, hab 3.000 Bücher durchgereicht, von klassischer Literatur über Psychologie bis hin zur Esoterik. Danach brauchte ich aber erst mal was Leichtes. Was hab ich mich da auf meine Cosmopolitan gefreut - und was war ich danach so was von frustriert. Ich hab mir dann erst einmal - um jetzt wirklich auf der sicheren Seite zu sein - mein SCHAUFENSTER geschnappt und ganz bewusst im Sportteil gelesen.

Allein die Überschrift, spannend und verständlich: Elfmeter-Krimi in Hennef. Ich hab jedenfalls den ganzen Artikel gelesen und alles verstanden - auch wenn's mich nicht interessiert hat. Weil, in meiner Cosmopolitan ist es genau anders herum. Mich interessiert da ganz viel, vor allem das Thema Mode, aber ich versteh's nicht - in zweierlei Hinsicht. Und ich vermute, das hat wieder etwas mit meinem Alter zu tun. Erst einmal las es sich unter den Lettern "Mit Socken rocken" folgendermaßen: Nach Ringelstrümpfen und Logosocken bringt Miuccia Prada für ihre beiden Labels Prada und Miu Miu den klassischen Kniestrumpf zurück an die Waden (wohin auch sonst!) - in Weiß, als Rippstrick oder transparent. Ziehen Sie ihn zu Heels an - cooler als im College-Look. Und darunter drei anschauliche Fotos. Was soll ich sagen, es sieht genau so aus, wie ich es mir vorgestellt habe! Ich versteh's nicht, es sieht einfach kacke aus.

Dann gab es da noch die Seite "Style@Work, auf der einzelne Must-haves vorgestellt wurden. Ohrringe, eine Brille, ein Maximantel … Apropos Maximantel, ich persönlich habe Maxi nie verstanden. Ich erinnere mich noch, ich habe mir mal einen langen Wintermantel gekauft, eng geschnitten. Ein langer Wintermantel, dachte ich, sei eine gute Idee, damit die Beine schön warm bleiben. Was soll ich sagen, ich kam gar nicht vom Fleck, machte Trippelschritte wie eine Geisha. Und erst kürzlich sah ich wieder eine junge Frau in einem Maxirock gehen und dachte, das soll wohl so, das mit den Trippelschritten. Ich hab's dann noch mal - um die Trippelschritte zu umgehen (!) - mit einem weiten Maxirock auf dem Fahrrad versucht. Und mich dermaßen auf die Fresse gelegt, weil der Rock sich ultimativ in den Speichen verhäddert hatte.

Ich bin aber immer noch auf der Seite "Style@Work". Diese Seite, auf der Modeneuheiten abgebildet sind, und neben jeder steht jeweils eine kleine Ziffer. Unten auf der Seite steht dann hinter jeder Ziffer Label und Preis. Ich mach einfach mal ein Beispiel: Da ist ein Schuh abgebildet, daneben die Ziffer 7 und unten steht Sockboot (ich bin dann immer froh, dass ich vorab das Bildchen gesehen habe, weil ich dann ja auch was lernen kann - was zum Beispiel ein Sockboot ist). Was mich jetzt total irritierte, war eine Tasche mit der Ziffer 1. Es war definitiv eine Handtasche, aber unten las es sich "Tote aus Kalbsleder". Klar, ich hab zuerst an einen Druckfehler gedacht, so was wie "Totes aus Kalbsleder". Dann dachte ich mir aber, was ist denn das für eine Werbestrategie, sein Produkt so zu bewerben und dann - bin ich wieder mal zu Wikipedia und habe "Tote" eingegeben. Nachdem ich den Zweiten Weltkrieg übersprungen hatte, bin ich  auf deren englische Seite verwiesen worden, auf  Wikipedia, the free encyclopedia. Was soll ich sagen, alles auf Englisch. Dabei wollte ich doch nur in Ruhe meine Cosmopolitan durchblättern! Ich solle mal uplooken bei Wiktionary, the free dictionary, und to navigation oder search jumpen. Möglicherweise  may tote aber referen to container: tote bag, a carry bag that is often used to carry items too large for a purse; sometimes also sold as a reusable shopping bag.
Hallo, kaum habe ich mich damit abgefunden, dass wir mit dem Wort Tasche nicht auskommen, dass wir statt Tasche bag sagen oder statt Einkaufstasche shopping bag, da zaubern die die Tote aus dem Ärmel!

Apropos Tote, besser, glaub ich, wird’s nicht, mit dem Passen, mit dem geschickten Übergang. Die ganze Zeit warte ich, dass das inhaltlich passt mit dem Hinnerk. Neulich lief im Fernsehen wieder der TV-Krimi Nord bei Nordwest mit meinem Hinnerk Schönemann. Da geht es ja bekanntlich auch um Tote. Die Folge hieß "Frau Irmler". Und die Frau Irmler wurde von der Rosa Enskat gespielt - und zu ihren Dreharbeiten interviewt. Und da sagt die doch tatsächlich: "Vor allem aber liebe ich es, mit Hinnerk Schönemann zu drehen. Ich habe es schon des Öfteren getan und empfinde es jedes Mal als schön verbrachte Lebenszeit." Ist das nicht eine tolle Liebeserklärung - und ich bin raus. Weil, da hab ich ja jetzt gar keine Chance, die sehen sich ja beruflich viel häufiger, der Hinnerk und die Rosa, als der Hinnerk und ich. Wir sehen uns ja eher gar nicht, also der Hinnerk weiß ja eigentlich gar nicht, dass es mich gibt.

Ich musste mich daraufhin neu orientieren und hab mich mal umgeschaut, an wen ich denn noch mein Herz verlieren könnte. Was jetzt schon verstörend ist, weil ich bis jetzt dachte, ich mein, das müsste ich doch in meinem langen Leben vorher schon mal gemerkt haben. Oder ob das auch mit den Wechseljahren zusammenhängt? Da spielen ja die Hormone manchmal so was von verrückt. Egal, es ist wie es ist, ich hab mich in drei Frauen verguckt. Da ist erst einmal die Kabarettistin Lisa Eckhart. Ich genieße jeden ihrer Auftritte im Fernsehen. Ich liebe ihre äußere Erscheinung, die Art, wie sie ihre Hände bewegt, ihre Stimme und jedes einzelne Wort aus ihrem Munde.     
Und dann ist da noch die Frau Anja Kohl von "Boerse vor acht". Der hab ich einfach mal eine Mail geschrieben: Wenn es einen Grund gebe, Geld an die GEZ zu überweisen, dann sei sie es! Viel wichtiger als die Tagesschau sei für mich "Börse vor acht" mit ihr. So viel Wissen, so viele schwierige Zusammenhänge so verständlich erklärt und - vor allem - so viele kritische Fragen an die Verantwortlichen, in dieser kurzen Zeit! Und nebenbei - als Frau dürfe ich das schreiben - sei es ein Glück, eine schöne und kluge Frau im Fernsehen zu sehen.

Mal sehen, was draus wird. Ach ja, ich vergaß, die dritte Frau - nächstes Mal!
Was auf jeden Fall gesetzt ist, wenn ich demnächst noch mal so richtig tief entspannen will, nur noch der Sportteil in meinem SCHAUFENSTER!

Mittwoch, 17. April 2019

Megaevent Outdoor-Fast-Book-Moving - Ich kann auch LeserReporterin!


Ich hatte das ja schon erwähnt, ständig neue Events raushauen - ist nicht mein Ding. Also, so als LeserReporter beim SCHAUFENSTER hab' ich mich ja noch nicht wirklich profiliert. Klar, als Fußballfan, da kannst du ja immer, da wird ja immer - gewonnen oder verloren. Allein schon die Überschriften: Wie oft ich, die ich mich für Fußball überhaupt nicht interessiere, die großen Lettern studiere. Selbst wenn nicht gespielt wird, kannst du auf einer halben Seite in meinem SCHAUFENSTER dran teilhaben - am Nichtstattfinden, unter den Lettern "Fünf Spielabsagen" oder "Stürmische Spiele". Und wenn es nicht stürmt, "Knapper Sieg eingefahren" oder "XY enttäuscht gegen Z" - geht immer. Wie dem auch sei, dieses Mal kann ich auch mal als LeserReporter glänzen und über einen Event in meiner Nähe berichten …

Gut, auf meinen Kulturraum Auerberg in meiner Nachbarschaft habe ich schon des Öfteren hingewiesen. Und auf die gebrauchten Bücher, die man dort günstig erwerben kann. Manchmal habe ich den Eindruck, dass mein Traummann mich nur deshalb zu Veranstaltungen in den Kulturraum Auerberg begleitet, um davor, in der Pause und danach in die Buchabteilung einzutauchen. Und tatsächlich findet der auch immer Schätze. Deshalb heißt das Gebrauchtwarenkaufhaus ja auch Schatzinsel.
Was jetzt für mich persönlich ganz blöde dabei ist, weil, das Thema Brille hatte ich ja schon erwähnt. Dass ich da oftmals schon mit Brille und Lupe zugange bin (in dem Zusammenhang: Woran man auch erkennt, dass jemand nicht mehr so ganz taufrisch ist. Wenn der sich noch bewusst daran erinnern kann, dass es an den Einkaufswagen beim dm-markt und Rossmann noch keine Lupen gab). Wie dem auch sei, mein Traummann schleppt also Buch-Schätzchen ohne Ende an - und ich muss mir dann Gedanken machen, wie ich die Buchstaben entschlüssle. Gut, vieles lässt sich aus dem Zusammenhang zusammenreimen. Aber das Lesen macht einfach mehr Spaß, wenn du jedes Wort lesen kannst und nicht nur vereinzelte.
Da kam mir mein Lieblingsdiscounter gerade recht. Der bot nämlich LED-Lesebrillen an. Ich habe die dann sofort in der Sauna ausprobiert. Jetzt nicht da, wo geschwitzt wird, sondern im Ruheraum, wo es auch nicht viel heller ist. Was soll ich sagen - ein Fehlkauf. Ich habe offensichtlich die Dioptrienzahl unterschätzt, ich muss das Buch so weit von der Brille weghalten, dass die LEDs null was bringen. Heißt, ich sitze jetzt wie ein Vollpfosten mit Taschenlampe im Ruheraum. Was jetzt eben das Blöde ist, je mehr Bücherschätze mein Traummann aus der Schatzinsel nach Hause schleppt, desto weiter rückt so ein Kindle in die Ferne. 

Wie komm ich drauf? Richtig, ich wollte ja auch mal etwas Spektakuläres vermelden, von dem Megaevent in meiner Nachbarschaft berichten. Was ja auch um so toller ist, weil ich aktiv dabei war, also nicht nur als LeserReporter. Wo ich gerade bei dem Megaevent bin, ich bin ehrlich, ich habe mir neulich ein nagelneues Buch gekauft, aber nicht … Nein, ich fand es ausnahmsweise einmal passender, das Buch "Dann bin ich auf den Baum geklettert" vom Dirk Rossmann auch bei ihm im Laden, im Rossmann Drogeriemarkt zu kaufen. Immerhin, offline, im Auerberg, in der Auerberger Mitte (und der Kindle ist noch weiter in die Ferne gerückt).

Apropos Nachbarschaft und Buch - der Megaevent. Der Trend geht ja überall zum Megaevent und zum Extremen. Hauptsache neu, Hauptsache mega und, vor allem, extrem. Ich habe da mal wieder bei Wikipedia nachgeschaut, was denn eigentlich unter Extremsport zu verstehen ist, und da heißt es: Unter Extremsport versteht man das Herangehen an äußerste sportliche Grenzen. Das bedeutet für den Extremsportler eine außergewöhnliche technische, logistische, physische oder psychische Herausforderung, die meist mit hohen Risiken für Leben und Gesundheit verbunden ist.

Ich mein, hallo, Bungeejumping haben wir doch alle schon gemacht. Dafür lockt uns doch keiner mehr hinter dem Ofen hervor. Oder Zorbing und Parkour, geschenkt. Ich halte dagegen mit Outdoor-Human-Chaining. Hab ich gemacht - und es war so, wie bei Wikipedia gelesen: hohes Risiko für Leben und Gesundheit, aber so was von. Es war eisekalt und stürmisch mit Sturmböen, die Kälte kroch in sämtliche Poren, vor allem in die Finger. Herabfallende Dachziegel bedrohten das Leben. Und spektakulär war die logistische Herausforderung allemal. Der Bonner Generalanzeiger schrieb: Eine Menschenkette der besonderen Art sorgte im Bonner Stadtteil Tannenbusch für Aufsehen. Von Mensch zu Mensch und unter großer Sorgfalt wanderten mehr als 3000 Bücher über den Paulusplatz in Bonn-Tannenbusch in ihre neuen Regale, weil die Buchhandlung "Unsere Buchhandlung am Paulusplatz"  von ihrem alten Standort in das ehemalige Kreissparkassen-Gebäude am Paulusplatz umzog. Über Facebook, Flyer und überwiegend Mund-zu-Mund-Propaganda waren Freunde, Nachbarn und  Kunden angesprochen worden, die Bücher von einer Hand zur anderen Hand zu reichen und so in den neuen Laden zu bringen.

Was das Lesen anbelangt, sage ich, geht der Trend eindeutig zum Outdoor-Fast-Book-Title-Reading: Du triffst dich flashmobartig mit vielen Menschen, jeder ein Buch in der Hand, und stellst dich im Kreis auf. Beim Weiterreichen liest du den Titel und erfährst gleichzeitig vom Vordermann eine kurze Inhaltsangabe nebst Kritik.

Ich hab` übrigens vor, demnächst da mal in meine Buchhandlung reinzugehen, mir ein Buch zu schnappen und laut zu pöbeln: "Also, ich hab' das Gefühl, das Buch hier ist schon durch zig Hände gegangen. Das kauf' ich doch nicht." Scherz!!

Mittwoch, 27. März 2019

Kompression in Swarovski-Funktionswäsche


Wie oft ich das ja mittlerweile mitkrieg', dass die Fünf demnächst ihren Platz auf der Zehnerstelle räumt und bestenfalls mal bei den Einern auftaucht. Bestes Beispiel, der Einkauf bei meinem Lieblingsdiscounter: Bis vor kurzem hätte ich noch gesagt, einfache Übung für mich. Aber neulich hat mich der Einkauf dort so was von geschlaucht, sowohl mental als auch motorisch. Mental, weil, die hatten das Ladenlokal vollkommen umgebaut und als ich dann zum ersten Mal dort wieder einkaufte: Kein Produkt stand an seiner alten Stelle. Ich war so was von in Schweiß, als ich endlich an der Kasse ankam. Und dann musste ich auch noch meine Waren von der anderen Seite aufs Band legen. Mein Leben lang habe ich bei meinem Lieblingsdiscounter meine Waren rechts von mir auf das Kassenband gelegt. Und jetzt war es auf der linken Seite. Das war für mich so, wie wenn andere in England Auto fahren müssen. Von wegen, schaff ich mit links. Wo ich gerade bei meinem Lieblingsdiscounter bin. Was mir auch auffällt: Wenn der in seinem Werbeblättchen unter den Lettern "Bleiben Sie im Alter mobil" Alltagshelfer für Senioren  bewirbt: Die Herrschaften, also die Models, die dazu abgebildet sind, sind um einiges jünger als ich.

Apropos Alter. Was richtig blöde ist, wo du richtig aufpassen musst. Mal angenommen, du hast dich als Frau in meinem Alter für ein Date so richtig  aufkristallt. Ich komm deshalb auf  Kristalle und auch da kannst du wieder mal sehen, also zu meiner Zeit hätten die für ihre Kompressionsstrümpfe definitiv keine Werbung in meinem SCHAUFENSTER gemacht. Schlimm genug, wenn du als alter Mensch Kompressionsstrümpfe tragen musstest. Aber das Thema wurde beim Arzt abgearbeitet oder da, wo es Rollstühle gab. Früher hast du nur Kompressionswäsche getragen, wenn es unbedingt notwendig war. Aber als ich neulich in meinem SCHAUFENSTER die Werbung las, habe ich doch allen Ernstes darüber nachgedacht, ob ich nicht auch Verwendung für dieses Produkt habe.
Hieß doch die Überschrift: Motive aus Swarowski-Kristallen für rund- und flachgestrickte mediven Kompressionsstrümpfe. Für die besonderen Momente (!) biete medi eine Extraportion Glamour. Jetzt können die rund- und flachgestrickten mediven Kompressionsstrümpfe mit den exklusiven Motiven aus Swarovski-Kristallen veredelt werden. Seit mehr als zehn Jahren arbeite medi ausschließlich mit Swarovski-Kristallen. Sie stehen für höchste Präzision sowie modernste Schleiftechnologie und sorgen auf dem Produkt für Stil und einen Hauch Glamour. Viele Patienten schätzen die Option, ihre Versorgung mit Swarovski-Kristallen zu veredeln. Zuletzt der Verweis auf die kostenlosen Info-Broschüren "mediven Hauttöne" und "Besenreiser und Krampfadern".

Was soll ich sagen, spontan fiel mir das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters ein. Dort wurde unlängst auch Kompressionsfunktionswäsche feilgeboten: "Die ergonomische Kompressionspassform erhöht die Durchblutung und reduziert das Verletzungsrisiko beim Sport, packt die Muskulatur fest und verbessert die Performance. Enganliegende Passform wie eine zweite Haut, stilvoll und slim-fit aussehen."
Ich sag ja, früher hast du so was nur getragen, wenn du musstest. Heutzutage, um slim-fit auszusehen. Also wenn ein Date kein besonderer Moment ist, dann weiß ich es nicht. Und für die Durchblutung ist es allemal gut, und Prophylaxe geht ja heute ohnehin über alles. Und fürs Flugzeug allemal. Ich hab mir jedenfalls zwei Paar gekauft.

Wie komm ich drauf. ach ja, ich stell mir jetzt halt vor, ich hab in meinem Alter ein Date, selbstredend ganzkörpermäßig in Swarovski-Funktionswäsche gepresst. Es ist Frühling, das Wetter spielt mit (aber es ist bitte noch nicht so warm, dass ich in meinen Kompressionsstrümpfen zugrunde gehe) und wir  können uns auf dem Münsterplatz beim MIDI nach draußen setzen. Und bei so einem Date, ich komm deshalb drauf, weil neulich hieß es in einem Artikel: Du bekommst keine zweite Chance auf einen ersten Eindruck. Wenn wir jemanden kennenlernen, hoffen wir, dass wir nichts Falsches sagen oder uns sonst irgendwie daneben benehmen. Aber bevor wir überhaupt die Chance bekommen, unser Gegenüber mit unserem brillanten Witz und unseren Kenntnissen zu beeindrucken, hat er sein Urteil über uns gefällt – in weniger als drei Sekunden. Innerhalb von Sekunden treffen wir Entscheidungen über den Charakter, den gesellschaftlichen Status oder den Geschmack des anderen.
Die amerikanische Website Business Insider hat anhand von wissenschaftlichen Studien zusammengestellt, welche Charaktereigenschaften dir innerhalb von wenigen Sekunden zugeschrieben werden: In einer zehntel Sekunde entscheiden andere, ob sie dich für vertrauenswürdig halten. Dein Status macht sich unter anderem daran fest, ob du Markenkleidung trägst oder nicht. Leuten, die etwa Lacoste oder Hilfiger tragen, wird automatisch ein hoher Status zugeschrieben. Du schaust deinem Gegenüber in die Augen? Gut so, denn dann hält er dich für klug. Eine Brille zu tragen und sich ausdrucksvoll zu äußern, trägt ebenfalls zu diesem Eindruck bei. Gut sitzende Kleidung zu tragen, unterstützt die Einschätzung, dass du erfolgreich bist. Frauen mit Tattoos werden für promiskuitiver und trinkfester gehalten als Frauen ohne Tätowierungen.

Ich habe mir jetzt nicht extra ein Tattoo stechen lassen! Sehe aber mindestens zwanzig Jahre jünger aus, dank Kompression und Swarowski - übrigens auch an den Ohren, die Kristalle, nicht die Kompression. Bin so was von witzig, mach alles richtig und denk, es läuft, lehne mich entspannt zurück, schaue über den Münsterplatz hinweg am Beethoven vorbei auf das Eckgebäude und sage: "Wenn ich bedenk', jetzt ist da der Aldi und der dm-markt drin. Ich sag häufig noch Hertie dazu." Und mein Gegenüber bietet mir den Strohhalm an und verbessert mich: "Du meinst wohl Karstadt." Aber mir ist nicht zu helfen, vollkommen tiefenentspannt rase ich in mein Unglück und sage: "Nein, zu meiner Zeit war das Hertie, aber das ist schon lange her."

Oh, er sei sowieso schon spät dran, er habe noch einen Termin, der Kaffee ginge auf ihn.