Haus steht noch! Allerdings, ich weiß nicht, ob es ohne mein
SCHAUFENSTER auch noch stehen würde. Weil, Gott sei Dank hatten die mir unter
den Lettern "Advent, Advent … der Adventskranz brennt" auch wieder wirklich
tolle Tipps gegeben. Und dass ich den Artikel Wort für Wort bis zum Ende
gelesen habe, weil jeder Abschnitt hatte noch einmal so eine richtig
alarmierende Überschrift. Da hieß es zunächst "Feuerlöscher bereit
halten", für Adventskränze mit echten Kerzen gelte: Offenes Feuer sollte
immer im Auge behalten werden. Am besten steht ein Eimer Wasser oder ein
Feuerlöscher griffbereit, um die Flammen löschen zu können. Am besten vorab mit
dem Equipment zur Brandbekämpfung vertraut machen und die Wartungsintervalle einhalten.
Weil der fürsorgliche Schreiber nun zweimal hintereinander die Worte "am
besten" am Satzanfang benutzt hatte, haben mein Traummann und ich das
natürlich sehr ernst genommen und uns erst einmal einen neuen Feuerlöscher
gekauft - und dann haben wir uns mit selbigem vertraut gemacht. Was jetzt das
Blöde war, irgendwie hat sich da, ich weiß auch nicht, am Ende hatten wir das
ganze Wohnzimmer voller Löschschaum. Wir haben dann einen neuen Feuerlöscher
erworben.
Was die Sauerei im Wohnzimmer betraf, hieß es Gott sei Dank
weiter in meinem SCHAUFENSTER unter "Fluchtwege freihalten",
Brandschutz umfasse auch das umsichtige Verhalten aller Bewohner. Grundsatz
Nummer Eins sei, die Fluchtwege immer freizuhalten. Denn bricht ein Feuer aus,
werden abgestellte Gegenstände schnell zu gefährlichen Hindernissen. Um den
Flammen weniger "Futter" zu geben, empfiehlt es sich, in regelmäßigen
Entrümpelungsaktionen ausgediente Möbel, Kartons oder Zeitungsstapel zu
entsorgen. Da passte das jetzt ganz gut mit der Schaumsauerei. Wir haben so was
von entrümpelt! Da hatten sich über die Jahre hinweg Türme von gebündelten
SCHAUFENSTER gebildet, SCHAUFENSTER, die so was von informativ waren, dass ich
die unbedingt noch einmal lesen wollte - nun leider dem Schaum zum Opfer gefallen!
Zum Schluss hieß es unter der Überschrift "Rauchmelder
schützen", moderne Rauchmelder seien in der Lage, miteinander zu
kommunizieren, sodass alle Geräte gleichzeitig Alarm schlagen, wenn eines mit
Rauch in Kontakt kommt. Was unsere Rauchmelder betrifft, kann ich nur Folgendes
sagen: Auch wenn es nicht brennt, kommunizieren die. Entweder weil die
lebenslang haltenden Batterien leer sind oder offensichtlich aus Langeweile,
weil sich nichts tut. Was da nur richtig blöde ist, dass ich da nicht einfach mal
gegentreten kann, weil die ja an der Decke hängen.
Wie gesagt, Haus steht, aber zu welchem Preis? Das kontrollierte
Abbrennen der Adventskerzen hat mich einiges an Geld und Arbeit gekostet. Ich
gebe zu, das Haus ist seit dem ein ganz klein wenig ungemütlich - nach der
Entrümpelung. Aber dafür kam natürlich jetzt der Adventskranz um so mehr zur
Geltung - und der Feuerlöscher. Ich bin dann einfach häufiger über den
Weihnachtsmarkt gebummelt, um mir das an stimmungsvollem und besinnlichem Flair
zu holen, was beim besten Willen bei mir zuhause nicht mehr aufkam.
Ich bin ehrlich, wenn's bei mir nicht so trostlos gewesen
wäre, hätte ich mich nicht zum Weihnachtsmarkt aufgemacht. Weil, glücklich war
die Werbung gerade nicht für Selbigen in meinem SCHAUFENSTER. Eher vermiest
haben sie mir den. Eine ganze Seite lud mit einladenden Fotos von Sternstraße
und Münsterplatz zum Bummeln ein. Schon beim Lesen schnupperte ich den
Glühwein, stand ich an der Weihnachtspyramide, flanierte entlang der Stände,
war so was von vertieft in diese Seite, als plötzlich ein dermatologisches
Zentrum in seiner Anzeige mich fragt: "Leiden Sie unter Nagelpilz?"
Da war es aber so was von vorbei, mit der weihnachtsheimeligen Atmosphäre! Auf
derselben Seite, zwischen Weihnachtsstern und Eierlikörpunsch, der Nagelpilz.
Aus oben erwähntem Grund habe ich mir den Weihnachtsmarkt
aber nicht vermiesen lassen. Da bleibe
ich ja immer wieder an den Ständen mit den wunderschönen Woll- und Filzsachen
stehen. Was da für eine Arbeit drinsteckt, wenn man das Filzen mit Absicht
macht, wenn's so sein soll. Weil, bei mir klappt das so was von ohne Mühe. Im Gegenteil,
weil ich mir keine Mühe gebe, verfilze ich jede Wollsocke.
Apropos Filz. Da hab ich auch mal wieder gemerkt, dass ich
nicht jünger werde. Neulich hieß es in der Frauenzeitschrift Cosmopolitan, alle
Welt scheine gerade dauerzubasteln und heimzuwerkeln. In jeder zweiten
Hipsterwohnung stehe ein selbst gebauter Tisch aus recycelten Paletten.
Mehrstöckige Geburtstagstorten? Gesichtsmasken? Logisch, alles DIY.
Die Message sei immer die gleiche, egal ob selbstgebastelte
Eheringe oder gefilzte Taschen: Jeder kann alles schaffen. Doch meist sehe das
Ergebnis aus wie von Dreijährigen zusammengeschustert. Und nun hieß es weiter
in der Cosmopolitan: Wozu gibt es Profis?
Hier der Hack: "Zurücklehnen und die Dinge eigenhändig
delegieren."
Heißt es nicht das Hack, mein erster Gedanke und mein
zweiter: wusste gar nicht, dass man zum Filzen Hack braucht. Es machte alles
keinen Sinn - und ich musste mal wieder bei Wikipedia vorbeischauen - die mir
Recht gaben, dass es das Hack ist und nicht der. Mich aber gleichzeitig
informierten, dass es sich bei einem Hack, der englisch häck ausgesprochen
wird, um einen Kniff handelt.