Passend zur Jahreszeit lautete neulich die Überschrift in
meinem SCHAUFENSTER: "Recht so?! Tipps für Karneval." Und weiter,
Karneval mache Freude - doch manchem könne es auch zu bunt werden. Der
Roland-Partneranwalt Frank Braun von der Kanzlei Rechtsanwälte Braun & Partner
in Köln gibt Tipps für ein närrisches Treiben ohne rechtlichen Ärger. Zunächst
einmal ging es in dem Beitrag ums Kostüm: Clown, Pirat oder Cowboy. Mit diesen
Dauerbrennern könne man natürlich nichts falsch machen. Manch einer mag's
kreativer und greift zum besonders ausgefallenen Kostüm. Aber wie sieht es aus,
wenn das gewählte Kostüm zu freizügig oder gar angsteinflößend ist? Wenn man
sich als Schwerverletzter, Gruselclown oder Nackedei verkleidet? "Regelrechte
Einschränkungen für Kostüme gibt es selbstverständlich nicht. Aber es gibt eine
Reihe von Schutzvorschriften im öffentlichen Raum", so der Jurist. Sein
Tipp: "Kostüme sollten fröhliche Übertreibung sein - aber nicht zu viel
negative Realitätsnähe zeigen oder gar anstößig sein. Das vermeidet
Schwierigkeiten, nicht zuletzt mit der Polizei", so der Jurist.
Safety first, sage ich da nur, da bist du auf der sicheren
Seite! Was für tolle Tipps vom Herrn Braun! Was war ich froh ob dieser Tipps
des Herrn Braun. Klar war, Trump-Maske stand jetzt nicht mehr zur Disposition -
und Löw-Maske ging auch nicht. Ich hab dann einfach mal in Online-Shops
geschaut, was überhaupt so an Kostümen angeboten wird. Praktisch, die hatten
das nach Kategorien geordnet. Kategorie "Horror" hab ich selbstredend
erst gar nicht angeklickt. Bei "Aus aller Welt: Asien, Orient und Folklore"
und "Religionen" war ich mir aber jetzt auch sehr unsicher in diesen
Zeiten, dass ich da vielleicht von wegen "zu viel negative
Realitätsnähe". Wo ich schon mal dabei war, hab ich auch mal bei
"Schulmädchen & Bunnys" reingeschaut. Hallo, das müssen wir
Frauen vorab aber noch mal ganz deutlich kommunizieren. Also den jungen,
testosterongesteuerten, überaus integrierwilligen Männern (wobei ich natürlich
nicht weiß, ob es sich um Frauen, eingesperrt in einem männlichen Körper,
handelt) müssen wir das noch mal ganz deutlich sagen, dass das nur Kostüme
sind. Dass so ein Kostüm nichts, aber auch wirklich gar nichts mit unseren
geheimen Fantasien und Wünschen zu tun hat. Und dass wir da in keinster Weise
auf die niedrigen Instinkte der Männer abzielen. Sonst kommen die noch ganz
durch den Tüdel, die Männer mit und ohne Migrationshintergrund.
Ich war jetzt jedenfalls so was von paralysiert nach der
Lektüre, dass ich mich noch nicht mal traute auf "Wilder Westen" zu
klicken. Das mit den Cowboys und Indianern liegt zwar schon etwas länger
zurück, aber ich muss da ja jetzt nicht mit einem Cowboy-Kostüm alte Wunden
aufreißen. Insofern gehe ich da sogar noch einen Schritt weiter als unser
Jurist. Blieb noch die Kategorie "Sport". Und da muss ich jetzt
sagen, soll ein Mann (ein heterosexueller Mann, der sich damit abgefunden hat,
dass er einen Penis hat), soll ein Mann das mal verstehen! Dass die Frau sich
für das Kostüm "Sexy Cheerleader", "Sexy Formel 1 Pilotin" oder
"Sexy Boxenluder" entscheidet und sich nichts dabei denkt! Holla, die
Waldfee! Also wenn da nicht doch der psychologische Psychotherapeut dran ablesen
kann, was wir Frauen wirklich wollen, dann weiß ich es nicht. Ich war kurz
davor, mir das "Cosy Suit Sumoringer"- Kostüm in den Einkaufskorb,
bin dann aber noch mal auf "Tiere". Was soll ich sagen, völlig
anderes Sortiment: "Freche Fledermaus", "Sexy
Bienenkönigin" und "Hinreißendes Häschen".
Wie gesagt, ich war so was von verunsichert, dass ich mich
dann, und da kann jetzt meiner Meinung nach keiner was gegen haben. Neulich las
ich nämlich in der Zeitung (okay, jetzt ist es raus, ich schmökere nicht nur
ausschließlich in meinem SCHAUFENSTER) Zipperts Wort zum Sonntag. Er schrieb, dass
das international gültige Maß für ein Kilogramm neu definiert worden sei. Das
in Paris gelagerte "Urkilogramm" aus eitel Platin habe ausgedient, ab
jetzt werde alles mit einer, natürlich hoch komplizierten Formel berechnet, und
jeder könne sich sein Urkilogramm selbst herstellen. Sehr große Gewichte müssen
außerdem mit der neu geschaffenen Einheit "Kawenzmann" ("L'homme
du Kawenz") bestimmt werden. Mittelschwere Gewichte werden dagegen mit dem
"Oschi" definiert, hier gilt: 10 Oschis = 1 Kawenzmann. Ganz genau
lässt sich nun auch der Grad der Beschränktheit einer Person festlegen, und
zwar mit der neu geschaffenen Einheit "Vollpfosten" (L'idiot). Der
Urvollpfosten aus Teakholz wird im Internationalen Büro für Maß und Gewicht
(BIPM) trocken gelagert. Doch nicht alles wurde geändert. Eine Messgröße ist
nach wie vor gültig und wird in einem geheimen Tresor in der Kaffeeküche der
Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig aufbewahrt: das
Urkännchen - Maßeinheit für warme Getränke, die nur im Außenbereich serviert
werden dürfen.
Wie komm ich jetzt auf den Vollpfosten? Ich war ja
eigentlich beim Herrn Braun, dem Roland-Partneranwalt Frank Braun von der
Kanzlei Rechtsanwälte Braun & Partner. Da sieht man mal wieder, was eine
gute Ausbildung - beim Frank jetzt das Jurastudium - wert ist. Weil, in dem
Beitrag hieß es weiter: Wer verkleidet zur Arbeit erscheinen möchte, sollte
grundsätzlich vorsichtig sein: "In vielen Unternehmen gibt es eine
Kleiderordnung, die häufig auch Teil des Arbeitsvertrages ist." Sein Tipp:
"Klare Absprache mit dem Chef vor dem Kostümeinsatz, um ein Abmahnung zu
vermeiden." Gleiches gelte übrigens auch, wenn man nur mit einem Gläschen
Sekt anstoßen möchte: "Man sollte das immer mit dem Vorgesetzten klären.
Andernfalls riskiert man eine Abmahnung durch den Arbeitgeber, die leicht zu
vermeiden gewesen wäre." Heißt für mich jetzt, einfach immer den Chef
vorher fragen, da bist du auf der sicheren Seite.