Dienstag, 9. Februar 2016

Personenvereinzelungsanlage - ja wenn das kein Hinweis dafür ist, wie saugut es uns geht!

Wie ich schon sagte, Schlangestehen war für mich bisher kein Problem - wenn mir da nicht der NABU so was von reingegrätscht hätte. Früher setzte ich mich danach einfach aufs Sofa, schaute draußen dem Treiben am Vogelhäuschen zu und konnte dabei so was von entspannen.
Doch dann las ich auf der Titelseite meines Schaufensters "Vögel füttern - aber richtig!" mit Ausrufezeichen! Und wörtlich las es sich weiter: Das Füttern von Vögeln im Winter hat Tradition und ist beliebt. "Gut so", findet auch der NABU, denn an den Futterstellen lassen sich die Vögel gut beobachten. So ist das Füttern  nicht nur ein tolles Naturerlebnis vor allem für Kinder, sondern vermittelt zudem Artenkenntnis. Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche, die immer weniger Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in der Natur haben.

Der NABU empfiehlt die Vogelfütterung als einmalige Möglichkeit für Naturerlebnis und Umweltbildung. Gleichzeitig sollte man die Vogelfütterung nicht mit effektivem Schutz bedrohter Vogelarten verwechseln, da von ihr fast ausschließlich wenig bedrohte Arten profitieren, die von der Natur so ausgestattet wurden, dass ihre Bestände auch durch kalte Winter nicht dauerhaft reduziert werden. Damit Mensch und Tier etwas von der Fütterung haben, gilt es verschiedene Regeln zu beachten: Wählen Sie Futterspender (Futtersilos), bei denen die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Auf diese Weise minimieren Sie die Übertragung und Ausbreitung von Krankheitserregern. Außerdem verdirbt darin das Futter nicht. Futterspender müssen so gebaut werden, dass das Futter auch bei starkem Wind, Schnee und Regen nicht durchnässt werden kann, da es sonst verdirbt oder vereist. Sollten Sie dennoch herkömmliche Futterhäuschen verwenden, dann reinigen Sie diese regelmäßig mit heißem Wasser und legen Sie täglich nur wenig Futter nach.  

Bisher war ich immer der Meinung gewesen, ich würde mir zu viele Gedanken über zu viel machen. Ja, es gäbe nichts, worüber ich mir nicht mindestens schon einmal den Kopf zerbrochen hätte. Dachte ich. Wo stünde ich nur ohne den NABU? Ich hätte nach wie vor einfach nur Spaß an meinem Vogelhäuschen im Garten. Aber hab ich den überhaupt gebeten, mich da abzuholen, wo ich stand? Hätte der mich doch einfach da alleine stehen (in meinem Fall auf dem Sofa sitzen) lassen, unbedarft wie ich war. Stattdessen schrubbe ich jetzt täglich die Vogelvilla (so preist das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters dieses Produkt an) und zum Vögelbeobachten bleibt mir keine Zeit mehr. Entspannung pur, keine Spur!

Und damit nicht genug! Dann bittet mich auch noch der NABU unter der Überschrift "Fleißige Vogelzähler gesucht", die Vögel am Futterhäuschen zu zählen und zu melden, um im Vergleich mit anderen Jahren Bestandsveränderungen feststellen zu können. Ganz abgesehen davon, dass ich dafür nun wirklich nicht auch noch Zeit habe. Wenn außer mir der ein oder andere auch den Artikel gelesen hat, so viel Putzerei, wie da dann an den Vogelhäuschen am Start ist. Da muss man sich nicht wundern, wenn dort demnächst nichts mehr gezählt werden kann, bei der Unruhe.

Auch wenn mein "Schaufenster" mich jetzt mit seinem Beitrag auf Trab hält - zwischen uns beide passt nach wie vor kein Zeitungsblatt!
Und so las ich doch unter der Überschrift "Erste Meldung": Für die Bürgerdienste im Stadthaus muss für einen Besuch seit dieser Woche ein Termin vereinbart werden. Vereinbarungen sind im Internet auf der Seite www.bonn.de/@termine möglich ...

Wie immer ist es zugig in der Passage, dunkel - und dass es nach Urin stinkt, Einbildung? Raucher kleben an der Hauswand, in der Ecke, Müll weht um die Ecke. Vor mir Menschen mit demselben Ziel. Meine Schritte werden schneller, müssen schneller werden, länger, den ein oder anderen habe ich hinter mir gelassen. Da, das Nadelöhr, die Drehtür, springe geschickt hinein, bleibe außen, lasse keinen mehr in meinen Drehtürenabschnitt, damit ich zuerst wieder draußen bin. Gleite aus dem Karussell, gebe der Tür noch einen Schubs: Entweder gibt's noch eine Runde für die, die hinter mir stehen, oder die Drehtür blockiert. Variante zwei ist besser. Kaum aus der Drehtür raus, auf zur letzten Etappe. Vor der Drehtür Geschwindigkeit, in der Drehtür Taktik, jetzt geht es wieder nur um Schnelligkeit - auf der Kurzstrecke zum Wartenummern-Automaten. Abreißen, geschafft! Blick auf die Nummer, Blick auf die Anzeigentafel ...

Nein, was war das immer ein Spaß damals! Wie lange ist das schon her? Was habe ich da für tolle Erfolgserlebnisse gehabt, die da jetzt mit einem Mal wegfallen. Klar, ohne Schubsen ging's nie ab. Für eine gute Poleposition, weiß man ja von der Formel 1. Natürlich hab ich weder der alten Frau den Vortritt gelassen, noch habe ich dem Rollstuhlfahrer geholfen. Im Gegenteil, den hab ich höchstens absichtlich in der Drehtür verkeilt, damit ich vor dem mein Nümmerchen ziehen konnte. Danach war erstmal Durchatmen angesagt - und den Rollstuhlfahrer freilassen, der sich so was von bedankt hat, weil er ja nicht wusste, dass er mir seine missliche Lage zu verdanken hatte.
Was auch ein angenehmer Nebeneffekt war. Also wenn, wie soll ich's sagen, wenn es mal finanziell nicht ganz so üppig war, und da hatte ich auch absolut kein Unrechtsbewusstsein. Also manchmal habe ich auch das ein oder andere Märkchen mehr gezogen. Und die dann entsprechend ..., da kam dann schon ein nettes Sümmchen zusammen. 

Ob's den überhaupt noch gibt, den Wartenummern-Automaten, ein Aspirant für unser Haus der Geschichte? Wenn ich das richtig mitbekommen habe, lohnt es sich nach wie vor, aufzutrainieren. Wenn man nämlich keinen Termin hat, kann man sich frühmorgens (ich werde da im Zweifellsfall auf meiner Thermomatte übernachten) anstellen. Wenn dann um 7:45 Uhr die Pforten öffnen, kann man sich dann "tagesaktuell um eine Handvoll Termine, abhängig vom Krankenstand" kloppen.
Welch Freude für mich: Wenn ich in Zukunft wieder mal so richtig Lust auf sportliche Herausforderung habe, einfach frühmorgens vor dem Bürgeramt stehen!

Ja, auch in Zukunft muss ich nicht auf die Warteschlange verzichten!    

Mittwoch, 20. Januar 2016

Ein neuer Globus und 8-Cent-Briefmarken - ich bin für 2016 gewappnet!

Schlangestehen - für mich persönlich normalerweise kein Problem. Eine Nacht unter freiem Himmel im Dezember - kein Thema. Und da spreche ich jetzt nicht von Silvester. Nein, ich spreche von meiner alljährlichen Übernachtung im Schlafsack auf einer Thermomatte in Eitorf vor dem Weco-Werksgelände, um morgens als eine der ersten eine Überraschungskiste mit Böllern zu ergattern: gehört für mich seit Jahren zum festen Programm (gut, in dem Fall liege ich ja auch Schlange).
Normalerweise lege ich mich danach noch ein paar Stündchen aufs Ohr, fiel diesmal aber aus. Weil, das seh ich ja nun überhaupt nicht ein. Die meinen, sie könnten mit mir alles machen. Ich hab mich dann hingesetzt und überlegt, wem ich in 2016 einen Brief schreiben will. Das waren eigentlich gar nicht so viele, aber jetzt, wo die ... Ich hab dann noch den ein oder anderen Brief mehr geschrieben, auch an Menschen, mit denen ich seit Jahren keinen Kontakt mehr habe. Am Ende muss ich da der Post noch danken. Nein, Spaß bei Seite, als ich Ende des Jahres im Radio hörte, dass die Post das Porto für den Standardbrief wieder erhöht, wollte ich denen mal so richtig ein Schnippchen schlagen. Wobei, ich hatte dann den Tennisarm und den steifen Nacken, und nicht die. Und als ich mich dann Stunden später zum Briefkasten aufmachte, sah ich schon von Weitem die lange Einwurf-Warteschlange.

Silvester dann wie immer. Nein was hatte ich eine Freude mit meinem Überraschungspaket!  Ich finde das eine tolle Einrichtung, diese Umweltplakette für mein Auto. Da kann ich ohne schlechtes Gewissen in der Silvesternacht 15% des gesamten in einem Jahr produzierten Feinstaubs raushauen.    
Apropos Silvesternacht. Also so ganz wie immer war's ja wohl nicht überall. Weil, wenn ich das richtig mitbekommen habe, gab es ja da den ein oder anderen (ich glaube, da sind sich alle einig) Mann, der in der Silvesternacht in Köln am Hauptbahnhof dringend ein wenig Kleingeld benötigte, und das (hoffentlich sag ich jetzt nichts Falsches) zufällig auffällig von Frauen. Und wenn ich das richtig verstanden habe, gab es dabei auch den ein oder anderen sexuellen Übergriff - und eine Vergewaltigung, an einer Frau.
Was mir in dem Zusammenhang so durch den Kopf ging, und Gedanken kommen ja bekanntlich einfach so. Jedenfalls bei mir, da kann ich nichts gegen machen. Meine Tochter wohnt in Köln und plant, in diesem Jahr nach Indien zu reisen. Als ich dies einer Freundin erzählte, meinte sie, ob man nicht von Indien immer wieder höre, dass da Vergewaltigungen an Frauen an der Tagesordnung seien. Und, ehrlich gesagt, hatte ich in der Hinsicht, so einfach strukturiert, wie ich bin, auch schon den ein oder anderen Gedanken. Wie man halt als Mutter so denkt: vollkommen emotional, bar jeder Wirklichkeit.
Ja, und als ich dann nach und nach in den Medien mehr über die Silvesternacht in Köln erfuhr, wurde es mir schon ein wenig blümerant, weil da hätte ich auch stehen können. Die Pläne hat es tatsächlich gegeben, dass mein Göttergatte und ich unsere Älteste an Silvester in Köln besuchen und uns dann irgendwann mit dem Zug vom Hauptbahnhof nach Bonn aufmachen. Wobei, wenn ich es mir recht überlege, mir wäre da ja nichts passiert. Erstens stehe ich nicht splitterfasernackt draußen in der Gegend herum und zweitens halte ich potentielle Vergewaltiger immer eine Armlänge auf Abstand. Antanzen ist bei mir nicht drin! Kann ich nur jeder Frau empfehlen! Übrigens auch jeder Bank: den potentiellen Bankräuber immer eine Armlänge auf Abstand halten.

Was ich auch immer wieder gehört habe, aber da sieht man mal wieder, wie Medien manipulieren, und gerade mich, die ich ja so was von unpolitisch bin. Ich las und hörte immer wieder, dass es sich bei den vorwiegend jungen Männern um Menschen mit Migrationshintergrund handeln soll. Einige gehen sogar, ohne mit der Wimper zu zucken, so weit und sprechen von nordafrikanischen Männergruppen. Von Männern, die dem Aussehen nach aus Nordafrika und dem arabischen Raum stammen. Und noch ein unsachlicher Gedanke, der mir da so durch mein dummes Köpfchen ging: ob es nicht doch den ein oder anderen Mann mit Migrationshintergrund hier in Deutschland gibt, der aufgrund seiner kulturellen Wurzeln vielleicht nicht doch einen anderen Blick auf Frauen hat, als unser Grundgesetz das gerne hätte. Gott sei Dank schoss sofort ein neuer Gedankenblitz durch mein Köpfchen. Weil, in dem Zusammenhang habe ich den Spruch von einem weißen Mann ohne Migrationshintergrund gehört, dass die ein oder andere Frau vielleicht sogar gerne in der Silvesternacht dort am Bahnhof Köln gestanden hätte. Also da wurde mir nochmal so was von bewusst, dass es auch Männer ohne Migrationshintergrund gibt, die das noch nicht so richtig verstanden haben, dass Frauen auch Menschen sind.

Apropos Menschen. In dem Zusammenhang hatte ich ja zutiefst gehofft, dass die Menschen, die sich in der AfD zusammengefunden haben, und die Rechtsextremen und der ein oder andere "Pegida"-Beweger, also dass diese Menschen nichts von der ganzen Sache in Köln mitgekriegt hätten. Entweder weil sie in Klausur tagten und dort Handyverbot herrschte. Vielleicht wäre ja auch der ein oder andere im Skiurlaub und hätte dort keinen Handyempfang, hatte ich gehofft. Oder er stünde in der langen Schlange vor der Post und hätte sein Handy vergessen. Weil, wenn die das mitbekämen, die hätten ja so was von ihren Spaß. - Wenn ich das richtig mitbekommen habe, haben sie es mitbekommen.
Ich werde mir auf jeden Fall einen neuen Globus kaufen, denn meiner ist veraltert. Ich weiß jetzt, Indien ist überall.

Apropos Schlangestehen. Gleich im neuen Jahr ging's mit der endlosen Warterei weiter. Zunächst einmal habe ich mir zuhause kleine Häufchen gemacht, weil ich total den Überblick verloren hatte. Mittlerweile hat sich da ein kleines Vermögen an 60- und 2-Cent-Briefmarken angesammelt. Ich hatte noch kurz überlegt, auf den Kauf von 8-Cent-Briefmarken zu verzichten, und stattdessen so lange zu warten, bis eine Karte so viel kostet, mich dann aber anders entschieden.

Wie ich schon sagte, Schlangestehen, für mich persönlich kein Problem - normalerweise.

Dienstag, 5. Januar 2016

Für das Jahr 2016 wünsche ich uns allen von ganzem Herzen, dass wir uns weiterhin den ACE und DVR leisten können!

Dass ich abends immer so was von müde bin. Gut, hängt sicherlich auch am Alter - und an der dunklen Jahreszeit. Aber das allein kann's nicht sein, hab ich mir immer wieder gesagt. Hatte aber keinen Beweis dafür. Jetzt hab ich's schwarz auf weiß: Der Grund für meine Müdigkeit ist das Smartphone.

So stand in meinem "Schaufenster", dass laut Auto-Club Europa (ACE) das Unfallrisiko mit der Nutzung von Smartphones am Steuer um mehr als das 20-Fache steigt (sieh mal einer an, wer hätte das gedacht). Wer im Auto nicht auf das Mobiltelefon verzichten wolle, sollte eine feste Halterung und eine Freisprecheinrichtung verwenden. Laut Tüv Rheinland bewege man sich damit zumindest rechtlich auf der sicheren Seite. Die Straßenverkehrsordnung verbiete die Handy-Nutzung nämlich ausdrücklich nur dann, wenn es dafür aufgenommen oder gehalten werden muss. Aber auch mit Halterung lenkten Gespräche noch ab (wer hätte das gedacht, wär' ich im Leben nicht draufgekommen). Experten des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) raten deshalb vom Telefonieren mit Freisprechanlage ebenfalls ab. Zumindest bei komplizierten Verhandlungen oder gar bei einem Streit sollte man trotz Freisprechanlage wenn möglich rechts ranfahren.
Da sieht man mal wieder, wie ungemein wichtig es ist, dass es Experten gibt, vor allem die des Deutschen Verkehrssicherheitsrats - und dass wir die auch gut bezahlen. Weil, wer hätte mich sonst darauf aufmerksam machen können, dass die Mama am Steuer so was von abgelenkt ist, wenn der Sohnemann sie per Handy (in fester Halterung!)  über sein anstehendes Sitzenbleiben informiert? Im Leben wäre ich nicht draufgekommen, dass der Kevin sich jetzt nicht wirklich gerade auf den Straßenverkehr konzentriert, wenn die Mandy ihm mitteilt, dass sie sich doch für den Jason entschieden hat.

In dem Zusammenhang erfuhr ich auch, dass das Tippen auf dem Smartphone prinzipiell erlaubt ist, wenn das Handy in einer Halterung steckt. 
Und das verstehe ich jetzt nicht, was man sich dabei gedacht hat oder ob überhaupt gedacht wurde. Weil, auf der einen Seite sitzen diejenigen, die für die Straßenverkehrsordnung zeichnen, und auf der anderen Seite die Experten. Es wäre doch recht praktisch gewesen, wenn auch ein paar kluge Köpfe für die Straßenverkehrsordnung zuständig wären.
Aber gut, wenn es denn nun mal so ist, könnten die sich doch wenigstens von den Experten beraten lassen. Dann könnten die Experten denen ja sagen, dass der Kevin so was von abgelenkt ist und sich nicht mehr auf mich als Fahrradfahrerin konzentriert, wenn er der Mandy jetzt mal per SMS zeigt, wo der Frosch die Locken hat.

Und während ich auf der einen Seite gucken muss, dass ich nicht unter Kevins Räder komme, wenn der jetzt in seiner Wut von null auf hundert Gas gibt, muss ich auf der anderen Seite - und das meine ich jetzt nicht im übertragenen Sinn (ich setz jetzt erst einmal ein Ausrufezeichen)! Weil, von der anderen Seite läuft mir gerade jemand so was von vor die Räder. Einer dieser armen bemitleidenswerten Menschen mit dieser Fehlstellung im Nackenbereich. Offensichtlich eine Versteifung der Halswirbelsäule, die schwer zu behandeln ist. Hat natürlich dann auch erhebliche Auswirkungen auf das Sichtfeld, so was von eingeschränkt ist das! Ich stelle mir das sehr beschwerlich vor, wenn  diese Menschen ihren Blick nicht geradeaus richten können, auch nicht nach links oder rechts. Offensichtlich sind das mittlerweile keine Einzelfälle mehr, weil es dafür auch einen Namen gibt: Smombie.
Also das ist jetzt nicht der Name für diese Krankheit. Nein, das ist das Jugendwort des Jahres 2015. Eine Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie und bezeichnet jemanden, der mit dem Blick auf sein Smartphone gerichtet durch die Gegend läuft, ohne so richtig mitzubekommen, was um ihn herum geschieht. Und da hieß es doch auch wieder in meinem "Schaufenster", dass dies manchmal sogar sehr gefährlich werden könne, wenn der Smombie nämlich nicht auf Ampeln oder den Verkehr achte, weil er so in sein Smartphone vertieft sei. Da bin ich ganz bei denen!
Was mir in dem Zusammenhang neulich durch den Kopf ging. Und man kann ja nichts für seine Gedanken. Die kommen und gehen, einfach so. Ich stellte mir halt vor, welche Gemengelage von Gefühlen so in mir wüten würde, läse ich in der Zeitung folgenden Artikel:
Fahrer eines tiefer gelegten BMWs überfuhr junge Frau, während er an seine Freundin eine SMS auf dem Handy tippte, das in einer Halterung steckte. Das Tragische am Tod der jungen Frau ist, dass es sich bei der Toten um eben die Freundin des Fahrers handelt. Sie hatte gerade ihren Blick auf ihr Smartphone gerichtet, um eben diese SMS zu lesen - und ging deshalb bei Rot über eine Fußgängerampel.

Apropos Unfall. Da las ich doch in meinem "Schaufenster": Ein 24-jähriger Motorradfahrer und ein 81-jähriger PKW-Fahrer wurden bei einem Verkehrsunfall verletzt, es entstand ein Schaden von rund 9000 Euro. Mensch, denk ich, da hat der Motorradfahrer aber noch mal Glück gehabt. Das hätte viel übler für ihn ausgehen können. Weil, den alten Mann, den kenn ich. Wie oft der mich schon über den Haufen gefahren hätte, wenn ich nicht für den mitgeguckt hätte. Das ist dieser typisch deutsche Mann, der schon seit einigen Jahren taub ist und seit Kurzem keinen Schritt mehr vor die Tür setzt, weil er quasi blind ist. Der aber immer noch meint, er könne Auto fahren. Und den die lieben Anverwandten auch nicht daran hindern, weiterhin in selbiges auf der Fahrerseite einzusteigen, weil er ja nur noch kurze Strecken fährt, die er wie seine Westentasche kennt (fatalerweise ist diese kurze Strecke nicht mit dem Hinweis "Vorsicht! Lebensgefahr, scheintoter Fahrer unterwegs" beschildert). Das ist dieser alte Mann mit dem Tunnelblick, der Zweiräder überhaupt nicht mehr wahrnimmt.

Und ich komm drauf, weil ich immer so müde bin. Kein Wunder, wenn ich einerseits jederzeit damit rechnen muss, dass sich der Marvin mit der Jennifer per Handy (in der Halterung!) fetzt oder mir ein Smombie vors Fahrrad läuft, und ich mich andererseits vor dem alten Mann mit Hut hüten muss, dass der mich nicht über den Haufen fährt.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Mit ihm hat's leider nicht geklappt - dafür aber mit der Käthe

So aufregend wie in diesen Tagen war es schon lange nicht mehr - für mich! Neulich komm' ich mit dem Fahrrad oben auf dem Venusberg an, fertig mit der Welt, nach Luft ringend, da seh' ich ihn, ganz ohne Vorwarnung steht er plötzlich vor mir: souverän, selbstverständlich, stattlich.  Mein Gott, was war ich aufgeregt. Er, so unaufgeregt, sich seiner Wirkung bewusst. In dem Moment wusste ich nicht, wohin mit mir - wie ein Teenager. Kamen das Herzklopfen und der rote Kopf noch vom Hochradeln oder von der Aufregung ob seines plötzlichen Erscheinens? Schwer auch, meine Gefühle zu beschreiben. Wie soll ich, wie kann ich, Gemengelage trifft es wohl am ehesten. Endlich kann ich dieses Wort auch einmal benutzen. In meinem "Schaufenster" habe ich es kürzlich gelesen und war sofort hin und weg. Nichts wie in den aktiven Wortschatz übernehmen, dachte ich. Kaum auszudenken, wo ich sprachlich ohne mein "Schaufenster" stünde.

Apropos, wo stand ich? Bei ihm! Und in mir eine berauschende Gemengelage aus Aufgeregtheit, Faszination, Anziehung und - das vor allem - Stolz. Ich bin ehrlich, ich hab kurz überlegt, ob ich mit ihm, aber ich bin dann doch ... Ab dann war ich den ganzen Tag so was von beflügelt. Hinunter geflogen bin ich den Venusberg. Wobei das jetzt wohl eher nichts mit ihm zu tun hatte. (Woran mag es liegen, dass ich, den Venusberg hoch strampelnd, so gar nichts von der Leichtigkeit des Seins verspüre?) Vielleicht lag's aber doch daran, dass er mir folgte. Ja, tatsächlich, ich bildete mir das nicht ein! Ich spürte seine Nähe, und als ich mich umsah, war er tatsächlich hinter mir! So ging es den ganzen Venusberg hinunter, mal ich vor ihm, mal er vor mir. In Poppelsdorf verloren wir uns dann leider aus den Augen. Ich weiß gar nicht, wie ich es an diesem Tag noch in den Auerberg geschafft habe, so aufgedreht, wie ich war! Und gerade hatte ich mich einigermaßen beruhigt, da seh' ich ihn doch wieder, im Auerberg, bei mir in meinem Stadtteil. Er hatte mich doch in Poppelsdorf verlassen! Woher wusste er, dass ich im Auerberg wohne? Seine Bewegungen, geschmeidig, einer Schlange gleich. Ich tat so, als bemerkte ich ihn nicht. Aber von diesem Tag an wartete ich jeden Tag auf ihn. Jeden Tag trafen wir uns an derselben Stelle. Bis zu einem Samstag. Da wartete ich lange Zeit auf ihn, vergeblich. Es dauerte lange, bis ich einsah, dass er nicht mehr kommen würde. Tage später sah ich ihn noch einmal zufällig auf dem Venusberg, von weitem. Aber ich hatte verstanden, es war aus. Nun habe ich ihn schon länger auch nicht mehr auf dem Venusberg gesehen.

Was täte ich nur ohne mein "Schaufenster". Es rettete mich aus meiner größten Not, meiner tiefsten Verzweiflung. So las ich, warum ich an besagtem Samstag umsonst auf ihn gewartet hatte. Der schnittige, gelenkige, weiße Elektro-Gelenkbus fuhr auf der Linie 601 die Strecke vom Venusberg bis Tannenbusch - über Auerberg (!). Samstags aber bediente er die Linie 608, und die fährt nicht im Auerberg. Ich erfuhr auch, dass er sich nur bis zum 30. November in Bonn aufgehalten hatte. Und dann fiel mir auch wieder das Projekt ZeEUS (Zero Emission Urban Bus System) ein, bei dem in Städten wie Stockholm, London, Paris und Bonn (!) Erkenntnisse über die Wirtschaftlichkeit und Einsatztauglichkeit von Elektrobussen gesammelt werden. Jetzt erst verstand ich meine Aufgeregtheit. Es war dieses internationale Flair, das ihn umgab, dieser Hauch von Metropole und Glamour. 

Mittlerweile, nun, das Leben geht weiter. Hätte ich auch nur annähernd geahnt, dass mich das so mitnimmt, ich hätte Trost bei Norman Langen gesucht. Weil, das muss ich schon ehrlich zugeben, der Michael Wendler und der Mickie Krause sind jetzt nicht wirklich meine erste Wahl. Deshalb fühlte ich mich auch von der ersten Ankündigung in meinem "Schaufenster" für die Hallengaudi im Telekom Dome nicht angesprochen. Als es mir dann aber zum zweiten Mal das "Who is who" der Mallorca- und Partyszene ans Herz legte und darauf hinwies, dass auch der Norman Langen für mich sänge. Ich hab's dann aber verbaselt, weil ich ja immer an der Bushaltestelle stand. Was ja wohl auch etwas Besonderes war, wenn ich das so nebenbei richtig mitbekommen habe: Im Telekom Dome gibt's auf dem Gebiet des Basketballs in der letzten Zeit nicht so viel Anlass zur Gaudi, oder?

Indes hat sich meine Gefühlswelt wieder stabilisiert und ich kann mich wieder voll auf die Dinge des Alltags konzentrieren. Was auch unbedingt lebensnotwendig ist, wenn ich als Pedalritter (auch dieses Wort hat mir mein "Schaufenster" geschenkt - danke!) unterwegs bin. Im Dunkeln auf der Kölnstraße, zwischen nassen Gleisen und stauenden Autos. Darin der ein oder andere Autofahrer, der mich beneidet, weil ich schneller zur Käthe komme als er, mich deshalb rechts ein ganz klein wenig abdrängt. Trotzdem bin ich früher auf den Marktplatz als er, zwar klitschnass aber früher!

Apropos Marktplatz. Da las ich unter der Überschrift "Tannenschmuck in der Stadt": Das Amt für Stadtgrün stellt an den zentralen Plätzen der Stadt große Tannen auf, um seinen Teil zur stimmungsvollen Dekoration in der Vorweihnachtszeit beizutragen. Für die Beleuchtung sorge erneut SWB Energie und Wasser. Am Alten Rathaus und am Münster ... Stimmt. Toll. Ich hätt's jetzt nicht besser hingekriegt.


Und während die Autofahrer noch auf der Kölnstraße in die Stadt stauen oder in einer langen Schlange vor dem Beethoven-Parkhaus stehen. Weil, das Thema hat sich ja jetzt auch erledigt, das mit dem Beethoven-Parkhaus als Geheimtipp, so viel wie da in meinem "Schaufenster" für geworben wird. Ich also, leicht fröstelnd ob nasser Knie vom Fahrradfahren und wohl wissend, dass die meisten Weihnachtsmarktbesucher noch im Auto ausharrten, hab's dann mal gewagt, mich getraut. Jetzt oder nie, hab ich mir gedacht. Seit Jahren schon träume ich davon, immer wieder habe ich es versucht, immer wieder bin ich kläglich gescheitert. Einmal in meinem Leben (und einmal hat mir jetzt auch gereicht) in aller Ruhe durch Käthes Haus zu gehen. Nur ein einziges Mal Käthes Schätze bestaunen, ohne anderer Leute Ellenbogen in den Rippen. Freier Blick ohne den Rucksack des Vordermanns im Gesicht. Und, ich hab's geschafft, einmal in der ersten Reihe zu stehen und mir Käthe Wohlfahrts Verkaufssortiment in seiner unfasslichen Gänze anzuschauen - und nebenbei habe ich mich aufgewärmt!

Mittwoch, 25. November 2015

Rohe Eier in Rollladenritzen sind nicht schön - und Bauernglatteis auch nicht

Ich sag nur, studier das "Schaufenster" und du kannst dich vor lauter Bildung gar nicht mehr retten! Gerade war ich noch dabei, das für mich vollkommen neue Wort PechaKucha zu verarbeiten, da fällt mir die Überschrift "Lumen und Kevin" ins Auge. Okay, denke ich, dieses Mal zeigt mir aber mein "Schaufenster", wo der Frosch die Locken hat. Erst Trajektkreisel, dann PechaKucha und jetzt noch der neue Favorit bei den Mädchennamen: Lumen. Gut, ich hab dann bei näherer Betrachtung auch mitbekommen, dass es um Energiesparlampen und LEDs ging und dass Lumen etwas mit dem Maß an Helligkeit zu tun hat - und dass der Kevin in Wahrheit Kelvin heißt und die Lichtfarbe beschreibt.

Apropos Licht. Immer wieder schön ist die Martinsfackel-Ausstellung im Foyer unseres Stadthauses! Wie friedlich die da so hängen, geschützt vor Wind und Wetter. Neulich ging bei uns im Auerberg auch wieder der Martinsumzug, bei schönem Wetter. Wenn ich da an manche Martinszüge denke, an denen mein Traummann und ich als Papa und Mama  teilgenommen haben! Die Laternen, eben noch die reinsten Kunstwerke höchstbegabter Kinder, keine zwei Minuten später wahlweise von der eigenen Kerze abgefackelt, von einer Sturmböe mitgerissen oder vom Regenguss bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht. Okay, ich übertreibe, so war es ja nicht immer. Ab und an war das Wetter uns auch gewogen - wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Ja, am Ende des Zuges stand fest, dass es vollkommen unnötig gewesen war, das einzigartige Kunstwerk von Laterne in einem Müllbeutel zu verstecken.
Laternenruine hin, Fackelrest her, gefühlte Stunden später war der Martinszugweg abgegangen, das Ziel erreicht. Schon brannte das Martinsfeuer lichterloh, St. Martin teilte seinen Mantel, noch mal ein Lied gesungen - und immer standest du genau so, dass der Wind die Feuerfunken genau in deine Richtung wehte.

Und wenn alles vorbei war, fing's erst an - das Schnörzen. Dann hast du dir als Profieltern die Beine in den Bauch gestanden, immer hübsch im Hintergrund. Hast dein Kind gecoacht, das natürlich Süßigkeiten wollte, aber nicht allein singen wollte, und überhaupt sich nicht sicher war, auf jeden Fall auch schon müde war, das aber selbstredend nie zugegeben hätte. Du hast deinen Liebling daran erinnert, dass es doch gerade das Schnörzen war, auf das er sich so gefreut hatte (obwohl du am liebsten gesagt hättest, dann halt nicht und ab nach Hause).
Du bestärktest den Schatz darin, auch alleine zu singen, wo er doch so toll singen kann, wenigstens ein Lied. Das tat dann der Schatz. Und wenn du Pech hattest, verlangte die ältere Dame an der Haustür noch weitere Strophen dieses Liedes. Und wenn es ganz blöde lief, noch ein weiteres Lied. Und dann hatte sich dein Wunschkind so was von eingesungen und wollte gar nicht mehr aufhören, genoss den Auftritt vor Publikum. Dann, endlich, kam Bewegung rein, will sagen, die Frau an der Tür bewegte sich, Beutel auf, Bonbons rein und weiter! So haben wir uns jahrelang so gaaaanz langsam nach Hause geschnörzt.

Was habe ich damals die Menschen beneidet, die im Warmen auf uns warteten, deren Aufgabe lediglich darin bestand, die Haustür zu öffnen, das Ende des Abgesanges abzuwarten und dann eine Süßigkeit in den aufgehaltenen Beutel zu werfen.
Doch, ich bin ehrlich, seitdem ich aus dem aktiven Martinsumzugsgeschehen ausgeschieden bin, habe ich grundlegend meine Meinung geändert - wegen folgender zwei Naturgesetze: Erstens, du erwartest viele schnörzende Kinder, hast dementsprechend tonnenweise Mandarinen, wahlweise auch Clementinen, eingekauft, es kommt kein S... und dein Körper erleidet in Folge einen Vitamin-C-Schock. Deswegen kaufst du im folgenden Jahr weitaus weniger ein - und kannst den Massenansturm nur bewältigen, indem du Kartoffeln in die aufgehaltenen Beutel schmeißt. Zweitens, schon länger hat es nicht mehr geklingelt, deshalb schmeißt du dich in dein Wohlfühl-da-muss-mich-jetzt-aber-nicht-unbedingt-jemand-sehen-Dress und du kannst drauf gehen, dass ab jetzt doch noch die gesamte Nachbarschaft klingelt (einschließlich das Kind jenes Nachbarn, den du recht attraktiv findest). Deshalb sitzt du nächstes Jahr bis Mitternacht steif gestriegelt und geschniegelt auf dem Sofa - und keine S... klingelt mehr. Ja, ich nehme alles zurück, das Geschnörztwerden ist auch stressig - auch, und vor allem, unter dem Gesichtspunkt Blase. Weil, das ist eh klar, du hältst so lange ein und es klingelt nicht an der Tür, und kaum sitzt du auf der Brille ...

Noch stressiger als St. Martin ist für mich mittlerweile allerdings Halloween: "Mama, haben wir ein T-Shirt zum Zerschneiden?", die Brut kostümiert sich, "Mama, wo ist der Spitzer für den Kajalstift?", die Töchter schminken sich, die Wunschkinder glühen vor. Dann ein "Tschüss, wir sind weg" und zurück "Viel Spaß". Und erst jetzt fällt meinem Traummann und mir ein, dass an selbigem Abend "Süßes oder Saures" von uns erwartet wird, wir aber nichts eingekauft haben (wir Alten sind ja die Martinsfraktion)  und wir nichts vorhaben. Und weil rohe Eier in  Rollladenritzen nicht schön sind, tun wir so, als wären wir nicht da. Das Tollste an Halloween, der Morgen danach - wenn kein rohes Ei am Haus klebt.

Was natürlich praktisch ist, an solch einem Abend kann ich viel für meine Bildung tun, also mein "Schaufenster" lesen - wenn auch mit Taschenlampe unter der Bettdecke. So habe ich wieder ein neues Wort gelernt: Bauernglatteis. Das bildet sich, wenn landwirtschaftliche Fahrzeuge nach dem Einsatz auf dem Acker die Straße verschmutzen. Feuchte Lehm- und Erdklumpen können die Fahrbahn dann schnell in eine Rutschbahn verwandeln. Ich las auch, dass der ADAC an die Landwirte appelliert, die Straßen nach getaner Arbeit zu säubern. Recht so, ADAC, diese Bauern haben ja sonst nichts zu tun.


Mittwoch, 4. November 2015

Karl Lagerfeld und der Herr Landrat während der PechaKucha Night auf dem Trajektkreisel - wie aufregend!

Es gibt Tage, da passiert rein gar nichts, da merke ich nur am Kalenderabreißblatt, dass er stattgefunden hat. Und dann wieder überstürzt es sich. Wie neulich mit dem Alexander und dem Marty. Was war das aufregend! Der Marty kommt am 21. Oktober 2015 in der Zukunft an, in seinem DeLorean. Und den Alexander hat die Vergangenheit eingeholt, also die Wahl. Der zog doch genau am selben Tag ins Stadthaus. Jetzt nicht mit Umzugskartons, nein, der ließ sich in seinem Dienstwagen, einem 5er BMW, chauffieren.

Für mich waren das einfach zu viele aufregende Tage, die da hinter mir liegen! Ein junger Mensch mag das eher wegstecken. Aber ich gehöre zu der Generation, die spontan Handlungsbedarf sieht, wenn ein Auto seinen Geist aufgibt. Ja, ich biete den Autofahrern immer noch Hilfe an, wenn ihre Autos an der roten Ampel neben mir Fahrradfahrerin plötzlich ausgehen - um dann, wenn die Ampel auf Grün springt, festzustellen, dass das so sein sollte, von wegen Benzin sparen. Wie komm ich drauf, also Aufregung ja, aber bitte wohl dosiert.
Erst einmal erfahre ich, dass mein "Schaufenster" 40 Jahre alt wird. Wahnsinn, dass ich das so hautnah noch erleben darf! Und alle gratulieren sie! Doch, das macht mich als Leserin schon auch ein Stück weit stolz, dass ich daran teilhabe. Allein schon die Grußworte der beiden sympathischen Herren auf Seite 2 - da hab ich schon das ein oder andere Tränchen vergossen. Kein Wunder, wie nett die aber auch immer ihre Worte wählen. Und wie nett zurecht die sich für das Foto gemacht haben. Vor allem der Herr Landrat - also so was von nettem Frisürchen.

Und dann blättere ich in meinem "Schaufenster" weiter und traue meinen Augen nicht. Also diese Zerstörungswut nimmt ja wirklich mittlerweile Ausmaße an. Was mag Menschen dazu bewegen und mit welch brutaler Gewalt muss da jemand - man macht sich keine Vorstellung! Sah ich doch auf einem Foto einen Haufen ursprünglich aufrecht stehender Eisenstäbe nunmehr vollkommen verbogen mitten auf der B9. Was habe ich mich da vielleicht aufgeregt! Was mag da wohl in den Köpfen vorgehen? In meinem "Schaufenster" erfuhr ich dann, was da in wessen Kopf vorgegangen ist. Dass das so soll, dass das ein Kunstwerk ist. "Arc '89 für den Trajektkreisel" lautete die Überschrift. 14 Bogensegmente mit dem Neigungswinkel 89 Grad stehen für das Jahr 1989, in dem die Mauer gefallen ist. Nun gut. Und wo ich schon dabei bin: Was hat denn wen geritten, also was haben sich wie viele Menschen eingeworfen, um sich die Bezeichnung Trajektkreisel einfallen zu lassen?

Übrigens, was Kunst betrifft scheine ich offensichtlich eine absolute Ignorantin zu sein. So sah ich letztes Jahr in meinem "Schaufenster" ein Foto vom Eingangsbereich des Juridicums an der Adenauerallee. Zum Tag des offenen Denkmals wurde da auf das Mosaik von Viktor Vasarely über dem Eingang hingewiesen. Seit Jahren fahre ich am Juridicum an der B9 vorbei, aber an Kunst habe ich in dem Zusammenhang noch nie gedacht. Wieder was dazu gelernt!

Da geht es mir mit dem Karl ganz anders. Vom Karl, dem Lagerfeld, war ich schon immer ein Fan. Und deshalb habe ich trotz aller Aufregung die Ausstellung "Karl Lagerfeld  Modemethode" in der Bundeskunsthalle nicht verpasst. Ein Traum! Was mir am Karl Lagerfeld auch gut gefällt, sind die Sätze, die er ab und an mal raushaut. Und da fällt mir ein, ich hätte da noch eine Frage fürs Leserbarometer meines "Schaufensters". Karl Lagerfeld sagt: "Wer in Jogginghose aus dem Haus geht, hat sein Leben nicht mehr im Griff." Stimmen Sie dem zu?
Apropos verpassen. Was ich wohl verpasst habe, ist die PechaKucha Night im Basecamp. PechaKucha, das sind Zusammenkünfte von Menschen, die etwas zu sagen haben - egal ob Informationen, Gelerntes, Wissenswertes oder Kurioses. Ich hätte da über so viel Wissenswertes erzählen können. Jetzt, wo der Trajektkreisel bei mir angekommen ist, hätte ich so gerne mal über die verschiedenen Kreisel gesprochen. Ich bin da nämlich so was von informiert durch mein "Schaufenster".


In etwa so hätte ich meinen Vortrag gehalten: Zunächst einmal, der Kreisverkehr erlebt eine gewisse Renaissance. Aber wenn wir von Kreisverkehr sprechen, meine lieben Zuhörer, welchen meinen wir denn da, bitteschön? Sprechen wir vom zweispurigen , meinen wir den kleinen Kreisverkehr oder unterhalten wir uns über den Minikreisverkehr? Der kleine Kreisverkehr wird nur einspurig befahren, hat einen Durchmesser von mindestens 26 Metern und eine fest eingefasste Kreisinsel. Nicht zu verwechseln mit den immer beliebter werdenden sogenannten Minikreisverkehren, die bevorzugt in kleineren Ortschaften gebaut werden. Deren Durchmesser liegt zwischen 13 und 22 Metern und die Kreisinseln dürfen von Bussen und Lkw überfahren werden. Ich wäre darauf eingegangen (soweit das in sechs Minuten 40 Sekunden möglich ist, denn nur so lange darf ein Vortrag dauern), dass unsere europäischen Nachbarn uns den Kreisverkehr vormachen. Dass Großbritannien führend mit seinen Roundabouts ist, aber auch in den Niederlanden und Schweden sehr viele Kreisverkehre gebaut werden. Hätte meiner Freude Ausdruck verliehen, dass Deutschland sich da jetzt auch wegen der niedrigeren Unfallzahlen auf den Weg macht, also hinterher im Kreis fährt. Und dass ich so was von froh bin, dass der Trajektkreisel (einfach ein schönes Wort) zweispurig ist, wegen der Skulptur. So in etwa hätte ich meinen kleinen Vortrag gestaltet. Aber die nächste PechaKucha Nacht kommt bestimmt und da bin ich dann aber so was von dabei. Und wenn die noch etwas Kurioses hören wollen, also quasi als Zugabe, rede ich noch ein bisschen über den Sechs-Pfoten-Lauf.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Ashok-Alexander Sridharan und Karl Lagerfeld, allenthalben Ärger - auch im Paradies!

Also, dass unser neuer Oberbürgermeister, der Herr Sridharan, sein Büro aus dem Alten Rathaus ins Stadthaus verlegen will, weil es ihm weniger ums Repräsentieren als um die Nähe zur Verwaltung geht - Hut ab! Das muss ihm wohl jeder glauben, dass es ihm nicht ums Äußere geht. Weil schön ist anders. Für mich ist das Stadthaus die immerwährend zugige, dunkle Passage zum Bürgeramt. Ich hab mich nie gefragt, was sich die Bauherren dabei gedacht haben, dass der Bürger immer durch diese unwirtliche Gasse gehen muss, wenn er ein Anliegen an die Verwaltung hat. Weil ich die Antwort kenne: nichts!

Neulich habe ich in meinem "Schaufenster" gelesen, dass es eine Führung unter dem Motto "Über den Dächern von Bonn" gibt. Da steigt man auf das Dach des Stadthauses (was man sonst nicht kann) und schaut sich Bonn von oben an. Ich meine, jetzt, wo unser Oberbürgermeister dort sein Büro hat, hab ich glatt überlegt, dem Stadthaus nochmal eine Chance zu geben und mal an dieser Führung teilzunehmen. Einen Vorteil hätte dieser Event ja. Ich sähe Bonn mal ohne Selbiges. Denn von seiner Höhe her ist es ja schon allenthalben präsent. Hab ich Spaß dran - an dem Wort allenthalben. Da geht es mir so wie einem Schreiber in meinem "Schaufenster". Der hat allenthalben gleich dreimal in zwei Artikeln benutzt.

Apropos aufs Dach steigen. Letztens konnte man sich hoch oben am Münster ein Bild davon machen, in welch sanierungsbedürftigem Zustand Selbiges ist. Dazu informieren aber auch Ausstellungstafeln am Münster-Gerüst. Dort erläutern Bilder und Texte die Bedeutung und den Zustand des Münsters sowie den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten. Ich hoffe nur, dass die nicht mehr Zeit damit verbringen, bei neuen Erkenntnissen die Tafeln auszutauschen, als tatsächlich dran zu arbeiten.

Wo ich gerade von Arbeit rede. Gut, eigene Kinder sind definitiv mehr Arbeit. Aber wenn du glaubst, so eine Patenschaft erledigt sich im Vorbeigehen - so ist es nicht! Ständig die aktuelle Konfektionsgröße parat haben, ellenlange Gespräche mit den Eltern über Sinn und Unsinn eines Geschenkes führen, zur Kommunion (angeblich soll im katholischen Rheinland auch so etwas wie Konfirmation gefeiert werden) des verhätschelten Patenkindes fliegen, auch wenn du gerade beruflich am anderen Ende der Welt zu tun hast - nichts im Vergleich dazu, die ganze Wohnung mit "Kunstwerken" des hochbegabten Kindes zugepflastert zu haben. Ich hab mir jetzt mal auf der Internetseite www.mein-bonner-muenster.de verschiedene Steine angeschaut. Jetzt nicht um Selbige gegen eventuelle Personen zu richten, nein, ich hab mir überlegt, Steinpatin zu werden. So ein Stein als Patenkind erscheint mir auf den ersten Blick recht wenig arbeitsintensiv. Gleichzeitig hätte ich das Thema Patenschaft dann auch mal abgehakt und würde mich obendrein ein Stück weit als besserer Mensch fühlen.

Wie komm ich jetzt bei besserer Mensch auf den Herrn Nimptsch? Ach ja, neulich waren mein Traummann und ich ins WCCB zum Tag der offenen Tür eingeladen. Und da hat uns auch unser noch amtierender Oberbürgermeister begrüßt und am Rednerpult über die Kosten für das WCCB gesprochen. Ich hatte jetzt keine Zeit, mir seinen ganzen Vortrag anzuhören, aber so wie er mit den Zahlen jonglierte, hatte ich das Gefühl, wäre ich bis zum Ende seines Vortrags geblieben, hätte der mir am Ende vorgerechnet, was für einen Gewinn wir Bonner bis jetzt schon mit dem WCCB eingefahren haben. Wir haben dann auch die Gelegenheit genutzt und sind unterirdisch in den ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages gegangen. Welch wunderschönes architektonisches Werk von Menschenhand!
Andere wunderbare Schöpfungen von Menschenhand sind ja auch die sechs Elektro-Gelenkbusse. Mit ihnen beteiligt sich die SWB Bus und Bahn am durch die Europäische Union geförderten Demonstrationsprojekt ZeEUS (Zero Emission Urban Bus System), bei dem in Städten wie Stockholm, London, Paris (und eben Bonn) Erkenntnisse über die Wirtschaftlichkeit und Einsatztauglichkeit von Elektrobussen gesammelt werden. In Augenhöhe mit Paris und London, ist das nicht wahnsinnig aufregend?

Apropos aufregend. Aufgeregt hab ich mich auch auf dem Dach der Bundeskunsthalle (ab jetzt nur noch hoch oben über der Stadt)! Da lagen allenthalben riesige bunte "Strohballen" aus Plastikstrohhalmen. Wunderschön anzuschauen. Und dabei hätte es meine Tochter auch besser belassen. Weil, die hat sich auf einen dieser Ballen gesetzt und schon war die Hose zerfetzt. Jetzt versteh ich auch den Titel der Ausstellung "Ärger im Paradies". 
Wo ich gerade von Paradies rede. Das war ja kürzlich nichts mit Adam und Eva zusammen im Paradies. Die hatten sie so was von getrennt: Die Adams trafen sich auf der Veranstaltung 10. Bonner Unternehmertage in der Bad Godesberger Redoute. In meinem "Schaufenster" war das Vortragsprogramm abgedruckt: sechs kluge Männerköpfe! Was auch Sinn machte, weil die Frauen zur gleichen Zeit auf dem 12. Gründerinnentag weilten, wo sie unternehmerisches Know-how vermittelt bekamen. Wir Frauen sind einfach noch nicht so weit.

Und sonst? Bin ich immer unterwegs. Kostet mich viel Zeit und Kraft, aber was tut man nicht alles für den Titel "Fahrradhauptstadt 2020"? Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, dass Bonn als die Stadt der Pedal-Ritter (wer auch immer sich dieses Wort hat einfallen lassen!) weit über die Grenzen hinweg von sich reden macht, dass noch mehr Fahrradwege den Autoverkehr lahmlegen. Deshalb fahre ich seit Neuestem täglich stundenlang - sofern es meine Kondition zulässt - über die Kennedy-Brücke, hin und her, über die Induktions­schleifen um erfasst zu werden. Körperlich erschöpft schaffe ich es dann gerade noch mit Müh und Not, meiner Lieblingsbeschäftigung im Herbst nachzugehen: Kastanien sammeln.
Da fällt mir ein, ich hätte da fürs "Schaufenster" eine Frage fürs Leserbarometer: "Darf ein kinderloser Erwachsener Kastanien sammeln, um sie schlicht nur als Dekoration zu verwenden?" (also Karl Lagerfeld zum Beispiel)