Wie ich schon sagte, Schlangestehen war für mich bisher kein
Problem - wenn mir da nicht der NABU so was von reingegrätscht hätte. Früher setzte
ich mich danach einfach aufs Sofa, schaute draußen dem Treiben am Vogelhäuschen
zu und konnte dabei so was von entspannen.
Doch dann las ich auf der Titelseite meines Schaufensters "Vögel
füttern - aber richtig!" mit Ausrufezeichen! Und wörtlich las es sich
weiter: Das Füttern von Vögeln im Winter hat Tradition und ist beliebt.
"Gut so", findet auch der NABU, denn an den Futterstellen lassen sich
die Vögel gut beobachten. So ist das Füttern
nicht nur ein tolles Naturerlebnis vor allem für Kinder, sondern
vermittelt zudem Artenkenntnis. Das gilt besonders für Kinder und Jugendliche,
die immer weniger Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in der
Natur haben.
Der NABU empfiehlt die Vogelfütterung als einmalige
Möglichkeit für Naturerlebnis und Umweltbildung. Gleichzeitig sollte man die
Vogelfütterung nicht mit effektivem Schutz bedrohter Vogelarten verwechseln, da
von ihr fast ausschließlich wenig bedrohte Arten profitieren, die von der Natur
so ausgestattet wurden, dass ihre Bestände auch durch kalte Winter nicht
dauerhaft reduziert werden. Damit Mensch und Tier etwas von der Fütterung
haben, gilt es verschiedene Regeln zu beachten: Wählen Sie Futterspender
(Futtersilos), bei denen die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot
verschmutzen können. Auf diese Weise minimieren Sie die Übertragung und
Ausbreitung von Krankheitserregern. Außerdem verdirbt darin das Futter nicht.
Futterspender müssen so gebaut werden, dass das Futter auch bei starkem Wind,
Schnee und Regen nicht durchnässt werden kann, da es sonst verdirbt oder
vereist. Sollten Sie dennoch herkömmliche Futterhäuschen verwenden, dann
reinigen Sie diese regelmäßig mit heißem Wasser und legen Sie täglich nur wenig
Futter nach.
Bisher war ich immer der Meinung gewesen, ich würde mir zu
viele Gedanken über zu viel machen. Ja, es gäbe nichts, worüber ich mir nicht
mindestens schon einmal den Kopf zerbrochen hätte. Dachte ich. Wo stünde ich
nur ohne den NABU? Ich hätte nach wie vor einfach nur Spaß an meinem
Vogelhäuschen im Garten. Aber hab ich den überhaupt gebeten, mich da abzuholen,
wo ich stand? Hätte der mich doch einfach da alleine stehen (in meinem Fall auf
dem Sofa sitzen) lassen, unbedarft wie ich war. Stattdessen schrubbe ich jetzt
täglich die Vogelvilla (so preist das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters
dieses Produkt an) und zum Vögelbeobachten bleibt mir keine Zeit mehr. Entspannung
pur, keine Spur!
Und damit nicht genug! Dann bittet mich auch noch der NABU
unter der Überschrift "Fleißige Vogelzähler gesucht", die Vögel am
Futterhäuschen zu zählen und zu melden, um im Vergleich mit anderen Jahren
Bestandsveränderungen feststellen zu können. Ganz abgesehen davon, dass ich
dafür nun wirklich nicht auch noch Zeit habe. Wenn außer mir der ein oder
andere auch den Artikel gelesen hat, so viel Putzerei, wie da dann an den
Vogelhäuschen am Start ist. Da muss man sich nicht wundern, wenn dort demnächst
nichts mehr gezählt werden kann, bei der Unruhe.
Auch wenn mein "Schaufenster" mich jetzt mit
seinem Beitrag auf Trab hält - zwischen uns beide passt nach wie vor kein
Zeitungsblatt!
Und so las ich doch unter der Überschrift "Erste
Meldung": Für die Bürgerdienste im Stadthaus muss für einen Besuch seit
dieser Woche ein Termin vereinbart werden. Vereinbarungen sind im Internet auf
der Seite www.bonn.de/@termine möglich ...
Wie immer ist es zugig in der Passage, dunkel - und dass es
nach Urin stinkt, Einbildung? Raucher kleben an der Hauswand, in der Ecke, Müll
weht um die Ecke. Vor mir Menschen mit demselben Ziel. Meine Schritte werden
schneller, müssen schneller werden, länger, den ein oder anderen habe ich
hinter mir gelassen. Da, das Nadelöhr, die Drehtür, springe geschickt hinein, bleibe
außen, lasse keinen mehr in meinen Drehtürenabschnitt, damit ich zuerst wieder
draußen bin. Gleite aus dem Karussell, gebe der Tür noch einen Schubs: Entweder
gibt's noch eine Runde für die, die hinter mir stehen, oder die Drehtür
blockiert. Variante zwei ist besser. Kaum aus der Drehtür raus, auf zur letzten
Etappe. Vor der Drehtür Geschwindigkeit, in der Drehtür Taktik, jetzt geht es wieder
nur um Schnelligkeit - auf der Kurzstrecke zum Wartenummern-Automaten.
Abreißen, geschafft! Blick auf die Nummer, Blick auf die Anzeigentafel ...
Nein, was war das immer ein Spaß damals! Wie lange ist das
schon her? Was habe ich da für tolle Erfolgserlebnisse gehabt, die da jetzt mit
einem Mal wegfallen. Klar, ohne Schubsen ging's nie ab. Für eine gute Poleposition,
weiß man ja von der Formel 1. Natürlich hab ich weder der alten Frau den
Vortritt gelassen, noch habe ich dem Rollstuhlfahrer geholfen. Im Gegenteil, den
hab ich höchstens absichtlich in der Drehtür verkeilt, damit ich vor dem mein Nümmerchen
ziehen konnte. Danach war erstmal Durchatmen angesagt - und den Rollstuhlfahrer
freilassen, der sich so was von bedankt hat, weil er ja nicht wusste, dass er
mir seine missliche Lage zu verdanken hatte.
Was auch ein angenehmer Nebeneffekt war. Also wenn, wie soll
ich's sagen, wenn es mal finanziell nicht ganz so üppig war, und da hatte ich
auch absolut kein Unrechtsbewusstsein. Also manchmal habe ich auch das ein oder
andere Märkchen mehr gezogen. Und die dann entsprechend ..., da kam dann schon
ein nettes Sümmchen zusammen.
Ob's den überhaupt noch gibt, den Wartenummern-Automaten,
ein Aspirant für unser Haus der Geschichte? Wenn ich das richtig mitbekommen
habe, lohnt es sich nach wie vor, aufzutrainieren. Wenn man nämlich keinen
Termin hat, kann man sich frühmorgens (ich werde da im Zweifellsfall auf meiner
Thermomatte übernachten) anstellen. Wenn dann um 7:45 Uhr die Pforten öffnen,
kann man sich dann "tagesaktuell um eine Handvoll Termine, abhängig vom
Krankenstand" kloppen.
Welch Freude für mich: Wenn ich in Zukunft wieder mal so
richtig Lust auf sportliche Herausforderung habe, einfach frühmorgens vor dem Bürgeramt
stehen!
Ja, auch in Zukunft muss ich nicht auf die Warteschlange
verzichten!