Mittwoch, 26. Juni 2024

Mit dem Vortschrittsbalken nach forn!

 

Ich war mir nicht sicher, ob ich das im Radio richtig verstanden hatte: Dass Teilzeitanträge von Lehrern nur noch dann akzeptiert werden, wenn die betreffende Schule weiterhin den Unterricht gewährleisten kann. Ich hab dann noch mal im Internet geschaut und da las es sich auch: Eine Maßnahme, die in NRW dem Lehrkräftemangel entgegenwirken soll: Anträge auf Teilzeit sollen strenger geprüft und wenn möglich abgelehnt werden. Ich weiß nicht, bin ich eigentlich die einzige, oder liegt das daran, dass ich morgens immer tiefenentspannt auf dem Klo sitze, während ich Radio höre? Super Idee, dachte ich spontan. Hallo, wie wird denn dann die Realität aussehen? Was macht bitteschön ein Lehrer, der weniger arbeiten will, dem man es aber nicht erlaubt? Richtig: Entweder er wird oder er feiert krank. Der Unterricht fällt aus, nur mit dem Unterschied, dass das nicht planbar ist. Und zusätzlich bekommt der Lehrer sein volles Gehalt. Was kann es denn besseres geben, als einen Arbeitnehmer, der für weniger Arbeitsstunden auch weniger Geld bekommen möchte? Das ist jedenfalls keine Lösung!

Wo ich aber gerade in der Schule bin: Da gibt es ja jetzt ein ganz neues Thema, das wie eine Sau durchs Dorf getrieben wird: Gamification (Hauptsache Englisch!). Lass mich raten – sagt dir nichts. Mir auch nicht, deshalb hab ich mich mal im Internet schlau gemacht:

Als Gamification (aus englisch game für „Spiel“) wird die Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext bezeichnet. Zu diesen spieltypischen Elementen gehören unter anderem Erfahrungspunkte, Highscores, Fortschrittsbalken, Ranglisten, virtuelle Güter oder Auszeichnungen. Durch die Integration dieser spielerischen Elemente soll im Wesentlichen eine Motivationssteigerung der Personen erreicht werden, die ansonsten wenig herausfordernde, als zu monoton empfundene oder zu komplexe Aufgaben erfüllen müssen.

Bei der Motivation gibt es generell zwei mögliche Varianten, zum einen die intrinsische Motivation und zum anderen die extrinsische Motivation. Die intrinsische Motivation stellt das grundlegende Wollen dar („Ich mache das, weil ich es will“), während die extrinsische Motivation auf einer zu erwartenden Belohnung basiert („Ich mache das, weil ich eine Gegenleistung erwarte“). Digitale Spiele können nach Ansicht von Experten die sogenannte intrinsische Motivation von Lernenden fördern. Dank der multimedialen Gestaltungsmöglichkeiten könnten auch komplexe Lerninhalte gut in digitalen Spielen dargestellt werden. Es geht also darum, sich von Seiten der Lehrenden diese spieltypischen Elemente im Unterricht zu Nutze zu machen, damit die Schüler motivierter an den vermeintlich uninteressanten Unterrichtsstoff herangehen. Neue Unterrichtskonzepte sollen stärker motivieren, sollen den Unterricht attraktiver machen. Mehr Spaß am Lernen heißt die Devise!

Ganz abgesehen davon, was ich mir als Lehrer einfallen lasse, um auch den letzten Vollpfosten zu motivieren. Nach relativ kurzer Zeit wird sich der Gewöhnungseffekt einstellen. Ist es nicht vielmehr notwendig, junge Menschen dahingehend zu „unterrichten“, dass das Leben kein Wunschkonzert, kein Ponyhof ist? Dass es im Winter morgens dunkel ist. Dass der Schulranzen auch mal recht schwer sein kann. Dass ich mich in der Schule auch mal mit Themen befassen muss, die mir nicht wirklich Spaß machen. Goethes Faust zu lesen hat mir nicht wirklich Spaß gemacht. Shakespeare auf Englisch zu lesen auch eher nicht. Wie heißt noch mal das Wort in diesem Zusammenhang? Wie heißt das, nachdem sich so viele Mädchen in Afghanistan sehnen? Warte, ich hab’s gleich: Man nennt es Bildung, Schulbildung! Ich hatte schon zu Corona-Zeiten den Gedanken, dass wenn man die Schulen für immer abgeschlossen hätte, viele es gar nicht bemerkt hätten, und viele es super gefunden hätten. Bildung ist für viele in unserem Lande offensichtlich kein Gut mehr, kein Wert mehr, das es täglich wertzuschätzen gilt. Bildung erleben zu dürfen ist für sich allein Freude pur! In die Schule gehen zu dürfen, zu können, ist Freude pur! Und wenn uns das heutzutage abwegig erscheint, müssen wir uns Strategien einfallen lassen, die genau dieses Bewusstsein wieder in die Köpfe unserer Kinder bringen. Da fällt mir zum Beispiel die Assembly ein: In britischen Schulen treffen sich die Schüler jeden Morgen in der Aula zur Assembly. Dort werden Dinge bekannt gegeben, über Themen gesprochen, die anstehen, gemeinsam gesungen und auch gemeinsam gebetet. Ja, da kann ich zum Beispiel auch Gott (wenn ich an ihn glaube) dafür danken, dass ich das große Glück habe, in einer Gemeinschaft zu leben, die sich auf die Fahne geschrieben hat, alle ihre Bürger zu bilden. Allen Menschen Bildung zuteil werden zu lassen. Dass es eine Schulpflicht gibt. Ja, die Pflicht, sich Wissen in die Birne zu kloppen. Schön, dass meine Töchter lernen durften. Schön, dass unsere Söhne nicht schon als kleine Jungen an die Waffen gezwungen werden, statt in die Schule zu gehen. Schön, dass unsere Kinder nicht, statt in den Schulen geistig, in Fabriken körperlich unter schlimmsten Bedingungen arbeiten müssen Schön, schön, schön! Was gefälligst soll und muss ich noch für Beispiele bringen, damit auch wirklich jedem klar wird: Schulbildung ist eine Errungenschaft.

Anderes Thema? Das Kölner Ausländeramt nimmt vorerst keine Anträge auf Einbürgerung mehr an, hieß es in den Medien. Weil es zu wenig Personal gibt, hat sich nach Angaben der Stadt Köln ein Berg von etwa 8000 Bewerbungen für die deutsche Staatsbürgerschaft aufgetürmt. Termine gibt es erst wieder ab 2025. Nun will die Stadt Köln das Personal verdreifachen. Mal ganz abgesehen, dass es kein Geheimnis war, dass das neue Gesetz zur Einbürgerung kommen würde und 2015/2016 eine sehr starke Zuwanderung stattgefunden hatte, die Stadt also rechtzeitig hätte erkennen müssen, dass da etwas auf sie zukommt. Mal ganz davon abgesehen, woher soll denn das neue Personal akquiriert werden? Wo sind die denn? Wo sollen die an anderer Stelle abgezogen werden? Es wird doch überall gesucht. Ich hätte da einen Vorschlag: Gremien, in denen sich neue Unterrichtsmodelle ausgedacht werden. Ausschüsse, die sich Worte wie Gamification oder Framing ausdenken. Zirkel, die sich in Brüssel die Verordnung Nr. 1677/88 ausgedacht haben: Einfach auflösen! Uns von ihnen befreien und freistellen! Da kommt bestimmt einiges an, und jetzt benutze ich auch mal ein englisches Wort. Da kommt einiges an Manpower zusammen, genügend Personal. Was glaubst du, wie schnell da der Berg im Ausländeramt abgearbeitet ist – vorausgesetzt, die können überhaupt einer nützlichen Arbeit nachgehen.


Samstag, 15. Juni 2024

Kurzgeschichte "Zug der Hüte"

Diese Kurzgeschichte wurde veröffentlicht in der Anthologie "Mensch, wo schläfst Du?" anlässlich des Dt. Evangelischen Kirchentages in Bremen 2009, Book on demand, 2009.

Sie waren aus der Großstadt hierher gezogen: in dieses Dreihundert-Seelen-Kaff. Jedes Mal, wenn hier das Kirchenglöckchen bimmelte, wusste man, dass der liebe Gott wieder eine Seele zu sich in den Himmel gerufen hatte. Das würde sie ihren Eltern nie verzeihen! Mit fünfzehn in diese gottverlassene Gegend! Der letzte Bus fuhr um sechs und dann konntest du sehen, wie du wieder nach Hause kamst. In der Stadt waren die Busse und Bahnen bis spät in die Nacht gefahren. Und dann durfte sie sich noch nicht mal von Freunden nach Hause bringen lassen und Trampen war auch tabu. Wenn ihr Vater sie dann wenigstens abends abholen würde! Aber nein! Er habe auch ein Recht auf seinen Feierabend. Und dazu gehöre bei ihm eben ein Glas Rotwein. Dann könne er selbstverständlich aber nicht mehr fahren. Außerdem sei sie gerade mal fünfzehn. Wolle sie da etwa schon die Nacht zum Tag machen? Sie sehe ihre Freunde doch jeden Tag in der Schule. - In der Großstadt war das kein Problem gewesen. Da hatte sie sich noch um sechs für drei Stationen in die Bahn gesetzt und war um Neun wieder zu Hause gewesen.

...Hübsch gemacht, fein gemacht, rausgeputzt, aufgetakelt...

Und dann diese peinliche Nummer mit dem Haus! Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie das letzte Mal - außer Weihnachten natürlich, da gehörte es irgendwie dazu - in der Kirche war. Und jetzt wohnten sie neben dem Dorfpfarrer! Oder schimpfte der sich Pastor? - Auch egal. Der wohnte in der anderen Doppelhaushälfte mit seiner Haushälterin. Auch krass, so ein Leben. Ob es stimmte, dass die Pastoren was mit ihren Haushälterinnen hatten? Die beiden  konnten froh sein, dass sie sich hatten. Auf dem freien Markt hätten die keinen abbekommen. Im Garten Sonnen oben-ohne war jetzt auch tabu. Allein die Vorstellung, dass der hinter der Gardine spannt, ekelhaft!

Sie steht hinter der Gardine: schreiten, wandeln, neue Hüte, heute ganz frivol mit Feder oder in frischem Lila, letzte Hoffnung, kess in die Stirn gezogen oder doch eher ein wenig unauffällig.

Ein einziges Mal war sie von einem aus der 13 nach Hause gebracht worden! Und schon wusste es das ganze Kaff. Hatten die eigentlich nichts anderes zu tun als zu tratschen? Dabei lief da gar nichts. Aber als sie am nächsten Nachmittag auf der Terrasse gelegen hatte, hatte diese Frau Wagner von der anderen Seite einfach über den Zaun getutet: "Na, neuer Freund?" Sie hatte einfach nicht reagiert, aber denkste, die Alte lässt nicht locker. "War schon spät, nicht, aber wenn deine Eltern dir das erlauben." "Schönen Tag noch, Frau Wagner", hatte sie gesagt und ihren Terrassensonnenplatz geräumt. Noch nicht mal Sonnen in manierlichen Shorts und Top war drin! Dieses ständige von wildfremden Menschen Ausgefragtwerden - es kotzte sie an!

Clara beobachtet: Sie stelzen und stöckeln. Mit und ohne Hut geht es sich gut. Neue teure Schuhe, die erstmalig eingelaufen werden, die Absätze eindeutig zu hoch, aber für diese Strecke geht es gerade so. In den älteren Sandälchen läuft es sich besser und mit der frisch aufgetragenen Schuhwichse können sie sich wieder sehen lassen.

Allein schon dieses Platt, das die Eingeborenen hier redeten. Das konnte doch keine Sau verstehen. Sie kam sich richtig blöde vor mit ihrem Hochdeutsch. Aber sie konnte nur Hochdeutsch. Sie hatte ja bis vor Kurzem nur in der Großstadt gelebt: Da hatte sie nachmittags einfach mal einen Bummel machen können, und wenn es nur der DM-Markt war und ein Labello, den sie sich kaufte! Und im Stadtpark hatte sie immer einen zum Quatschen getroffen. Wenn du von hier aus mit dem Bus zum Bahnhof in den nächst größeren Ort fuhrst, dich dann in die Bahn setztest und eine Ewigkeit unterwegs warst, kamst du nicht etwa in Paris an, sondern in einem Städtchen, in dem es einen DM-Markt gab - und einen Bahnhof.

Hinter der Gardine blickt die Jugendliche gebannt hinaus: Sie tänzeln und posen, sie lächeln und scherzen. Der Wind spielt mit ihren Röcken. Oh, là là! Ist die Länge nicht ein wenig zu gewagt, liebe Frau? Die jüngste sind wir ja nun auch nicht mehr. Oder gilt, je teurer das Stöffchen, desto kürzer das Röckchen? Die neue Frühjahrskollektion wird präsentiert - auf dem Laufsteg.

Und diese ganze Dorfjugend, die immer nur in Rudeln auftauchte: als Freiwillige Feuerwehr, als Junggesellenverein, als Schützenverein, zum Ostereier Schießen und zum Wählen der Maikönigin. Dabei ging es doch immer nur ums Saufen! Letztens hatte einer von denen im hoch besoffenen Kopp seiner Freundin einen Maibaum gestellt und war dabei vom Dach gestürzt. In der Großstadt gab es so was gar nicht. Bis jetzt hatte sie es deshalb auch nicht vermisst. Aber wenn du hier in dieser gottverlassenen Gegend abgestempelt bist und alles mitbekommst… na ja, mit denen hatte sie halt nichts am Hut.

Die, die nicht dazu gehört, verfolgt das Spektakel: Apropos Hut, auch ohne war gut: Dauerwellen, frisch gelegt, hoch toupiert und fixiert - mit kiloweise Haarspray drauf. Blonde Strähnen, und weil Frühling ist, die Strähnen direkt mal ein bisschen breiter. Der Pony, der hat heute Morgen am meisten Arbeit gemacht - steht ihr auch nicht schlecht, mal was Neues ausprobiert.

Clara hatte auch Kommunion gefeiert - in der Großstadt, normal halt. Aber auf dem Land- echt abgefahren. Da saß dann am Sonntagabend der Pastor im Wohnzimmer und wollte und wollte nicht gehen! Wenn`s das denn gewesen wäre: Ein Fliegenschiss im Vergleich zu Montag! 'Open House', wow, am Arsch der Welt, aber very international! Das ganze Wohnzimmer voller Menschen, mit denen sie sonst nichts zu tun hatten. Die ganze Straße, rauf und runter, feierte die Kommunion ihres Bruders. Von wegen 'my home is my castle': Auf dem Land nicht. Wenn du kein Außenseiter sein willst - und wer will das schon -, dann musst du so`n Scheiß mitmachen. Mama war nach der Kommunion tagelang nicht ansprechbar.

Und die Männer stehen vor der Kirche, im Kreis, rauchend, die Haare frisch gewaschen und sofort wieder mit Pomade zugeklebt, die jungen jedenfalls. Die alten tragen ihren Hut - und da läutet es auch schon, wird auch Zeit. Sie treten die Kippe aus. Wer hebt die eigentlich wieder auf? Da haben wir unsere Leute für!

Die Neue sieht zu: Keine Zeit mehr zum Schreiten und Wandeln. Der Laufsteg, der Weg von Zuhause zur Kirche ist wieder mal länger als eingeplant. Ohne Handtäschchen geht nichts: Das an den Kanten abgewetzte alte Täschchen, der Griff in der Hand der Uralten, die mit ihrem Kopftuch aussieht, als käme sie geradewegs vom Feld. Bei den Älteren schaukelt es am leicht gebeugten Arm, die Farben auch heller.

Wie die Queen Mom sieht sie aus, die Frau vom Schreiner, alteingesessen. Ja, ja, die stellt schon was dar, die gehört hier im Dorf zur Hautevolee! In der Großstadt wär' sie keiner Sau aufgefallen, aber hier im Dorf, da warst du wer - als Frau vom Metzger oder Schreiner oder Gattin des Bürgermeisters! Komisch, es hieß nie 'Gattin des Metzgers', immer nur 'Gattin des Zahnarztes' oder besser noch 'Zahnarztgattin'. Oder wurde die hier auf dem platten Land womöglich noch mit 'Frau Doktor' angesprochen? Zuzutrauen wäre das den Hinterwäldlern.

Das Glöckchen ruft, geschwind, geschwind! Platz nehmen heißt es jetzt. Möglichst weit hinten, man will ja viel sehen. Nicht, was da vorne abgeht, sondern in Ruhe die Frau Schmitz - ob die sich tatsächlich in ihrem Alter schon die Haare färben muss - oder den Tony, der bekommt auch schon langsam die Plät. Je weiter du in der Kirche vorne sitzt, desto mehr Kirch­gänger können über dich herziehen.

Früher waren sie sonntags doch auch nicht in die Kirche gegangen. Warum waren ihre Eltern plötzlich so scharf drauf? Nur wegen der anderen Leute? So eine Scheiße, selbst nicht gehen, aber die Tochter nerven. Das zählte doch wohl mehr als tausend Gottesdienstbesuche: Das eine war ja, dass sie sich das Haus mit dem Dorfpastor teilten, aber musste das Haus quasi neben der Kirche stehen? Da bist du rund um die Uhr in Gottes Bann - und bekommst alles mit - wie Kino, nur umsonst!

In der Kirche stört es dich nicht, wenn die Frau mit der breitesten Hutkrempe vor dir sitzt. Du weißt ja eh, was vorne passiert, oder es interessiert nicht. In das Handtäschchen muss ein Taschentüchlein passen und - das Wichtigste - ein wenig Geld für den Klingelbeutel. Stell dir vor, du gehst in die Kirche und hast kein Münzlein zur Hand. Das geht gar nicht. Da kannst du dich gleich in die erste Reihe setzen und laut schnarchen.

Und die Männer treten erst ihre Kippe aus, wenn das Glöckchen mahnt. Die Ehemänner, Vergewaltiger und Fremdgänger schleichen erst in das Gotteshaus, wenn sich die Tür zur Sakristei öffnet und der Pastor erscheint. Und sie werden danach die ersten sein, die vor der Kirche stehen - wieder mit der Kippe in der Hand. Und zwischenzeitlich wird der ein oder andere ein kleines Nickerchen gemacht haben - hinten, in der letzten und vorletzten Reihe, von seinen Kumpels links und rechts gestützt. Darum wird sich da hinten so gedrängelt. Du brauchst keine Angst zu haben, dass du schnarchst, die wecken dich schon, die knuffen dich schon in die Seite. Außerdem schnarchst du im Sitzen seltener. Der Schlaf des Gerechten ist auch bitter nötig: Gestern Abend ist es im Schützenhaus spät geworden - und danach noch mal ordentlich die Frau ran genommen.

Und dann, endlich, - sie haben es sich verdient - ziehen sie zum Frühschoppen, ausgeruht, wieder bei neuen Kräften, und ihre Frauen gehen nach Hause - ein bisschen in Eile wegen des sonntäglichen Mittagessens.

Und die Tochter, deren Eltern mit ihr und ihrem Bruder hierhin aufs Land gezogen sind, lauert wieder am Küchenfenster - den Eingang der Kirche im Visier. Da kam ja auch Anne aus der Kirche. Ach ja, die ging manchmal in die Kirche, ihrer Oma zuliebe. Danach gab `s dann ordentlich Sonntagsgeld. Das wäre vielleicht ein Deal!

Es ist kurz vor eins. Clara räumt gerade die Spülmaschine ein und schaut zufällig aus dem Fenster: Der kleine Mark läuft im Stechschritt  vorbei - Richtung Kneipe - seinen Vater holen- wenn er Glück hat, kann der sich noch alleine auf den Beinen halten.   

Mittwoch, 5. Juni 2024

Grün: Zeitverlängerung oder Stuhl?


Am Ende meines letzten Beitrags stand ich ja am Akademischen Kunstmuseum – per Foto. Du erinnerst dich an den Absperrzaun im Hofgarten? Quasi neben der Adenauerallee? Und da fiel mir in dem Zusammenhang ein Artikel in meinem SCHAUFENSTER ein, mit der Überschrift „Immer wieder Staus – Stadt nimmt nach Kritik erste Optimierungen vor“. Hauptsächlich geht es da um eine verbesserte Ampelschaltung zugunsten der Adenauerallee: Maßgeblich für die Länge der Grünzeit ist an dieser Stelle nicht der Kfz-Verkehr, sondern die Zeit, die Fußgänger und mobilitätseingeschränkte Personen benötigen, um die Straße sicher zu überqueren. Im Fall der Kreuzung Weberstraße/Zweite Fährgasse hat die Prüfung Spielraum ergeben, sodass die bei den Querstraßen eingesparte Grünzeit dem Verkehr auf der Adenauerallee zugeschlagen werden konnte. Die Grünzeit für die kreuzenden Straßen wurde folglich reduziert (klar, was du dem einen gibst, musst du dem anderen nehmen). Mit dieser Optimierung erhält die Adenauerallee tagsüber bis zu 17 Sekunden (holla, die Waldfee!) länger Grün, nachts ab 20:30 Uhr liegt die Grünzeitverlängerung bei 11 Sekunden, jeweils pro Umlauf. Damit können im Schnitt etwa acht Fahrzeuge mehr pro Grünphase die Kreuzung passieren. Interessant, nicht wahr?

Und wo ich jetzt gerade wieder bei der Adenauerallee bin. Was ist eigentlich aus dem Projekt „Bonn und Berlin verbinden“ geworden? Ist das quasi so gedacht, dass die Autofahrer auf Dauer mürbe gemacht werden, und dann „freiwillig“ die Adenauerallee ganz meiden? Ist das der Beginn der Umsetzung des Projekts „Radweg Deutsche Einheit“? Denn so hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern „Bonn und Berlin verbinden“: In den Haushaltsberatungen hat der Deutsche Bundestag Fördermittel für den „Radweg Deutsche Einheit“ beschlossen. Zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit fördert der Bund einen ländergrenzenüberschreitenden (holla, die Waldfee! Was für ein herrliches Partizip Präsens Aktiv!), einen ländergrenzenüberschreitenden Fahrradweg, um Bonn und Berlin miteinander zu verbinden.  

Eigentlich wollte ich aber noch beim Thema Kunst bleiben. Ich komm deshalb drauf, weil es neulich auch mal auf der Kölnstraße in meinem Bonner Norden auf dem Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Fahrradweg recht künstlerisch zugegangen ist. Und weil ich vorher von einer Ausstellung mit dem Titel „Kunst in Umbruchzeiten“ im Kunstmuseum gelesen hatte. Ich mein, es ist ja heutzutage alles im Umbruch. Im Sport zum Beispiel. Wenn dir heute jemand sagt, dass er Fußball gespielt hat, weißt du nicht, ob er sich tatsächlich physikalisch aufgemacht und seine Wohnung verlassen hat. Draußen auf einem Fußballplatz war, oder ob er ein Onlinespiel gespielt hat. Oder anderes Beispiel. Dart. Zu meiner Zeit, wenn du da von jemandem gehört hast, der seine Freizeit in der Kneipe mit Dartspielen verbringt. War klar, der hat sein Leben nicht im Griff, Alkoholiker, vereinsamt, wahrscheinlich eher dick und vor allem kalkweiß. Du verstehst, von wegen fehlendes Sonnenlicht. Ein passionierter Dartspieler wäre jedenfalls nicht auf Anhieb meine erste Wahl für ein Date gewesen. Und heute? Heute ist es ein anerkannter Sport, es gibt sämtliche Meisterschaften, die du dir denken kannst. Gut, ja, an dem Figürchen von dem Gabriel Clemens, wie soll ich mich ausdrücken, kann man vielleicht noch ein wenig. Aber dass der sein Leben nicht im Griff hat, kann man beim besten Willen so nicht sagen. Der hat zum Beispiel für den WM-Halbfinaleinzug 113.000 Euro erhalten. Wenn du den dann punktgenau in dieser Zeit datest.

Oder Flippern. Da konntest du neulich lesen: Die besten deutschen Flipper-Spieler sind Teenager. So kann man jedenfalls das Endergebnis bei den jetzt zu Ende gegangenen Deutschen Meisterschaften in Gronau werten. Der 17-jährige Paul Englert sicherte sich den Titel, gefolgt vom drei Jahre jüngeren Lukas Ott. In der Finalrunde verwiesen sie Roy Wils (44) und Andreas Harre (61) auf die hinteren Plätze. Mehr als 250 Teilnehmer waren angetreten. Wenn zu meiner Zeit eine Mutter darüber gesprochen hat, dass ihr Sohnemann den lieben langen Tag im Keller am Flipper verbringt. Dann hat die dir ihr Herz ausgeschüttet. Dann hat die dir das nicht erzählt, weil sie so ungemein stolz auf ihren Prinzen war. Die hatte ein massives Problem mit ihrem Prinzen. Da hast du der natürlich geraten, das Ding sofort zu entfernen oder als Erpressungsmethode zu benutzen. Also quasi, Vokabeltest fünf, eine Woche kein Flippern mehr.   

Ich war ja aber eigentlich bei Kunst, bei Kunst im öffentlichen Raum, in der Kölnstraße. Und, klar, von performativer Kunst hast du auch schon gehört. Und wenn nicht, schau einfach ins Internet: Performative Künste vermögen Möglichkeitsräume zu eröffnen und Aushandlungsprozesse zu initiieren, die direkt auf soziale Felder und die in ihnen vorgefundenen Realitäten einwirken. Aktionistische und partizipative Prozesse nutzen Kunst als Impulsgeber für die Veränderung der Gesellschaft.

So, jetzt weißt du, wovon ich rede. Mensch, denk ich also, wie toll ist das denn, hier so was von Performatives. Was ich wieder so typisch fand, schon wenige Tage später fehlte die Hälfte der Installation. Den grünen Stuhl hatten sie geklaut. Was mich jedoch noch mehr verwirrte, war die Tatsache, dass nach einigen Wochen auch der Rest weg war. Bis ich das mal verstanden hatte, dass das einfach nur Sperrmüll war, der nach Wochen abgeholt wurde. Wahrscheinlich waren mindestens zwei „Künstler“ am Werk, die an dieser Installation beteiligt waren: Einer hat den Rollstuhl gestellt (ich entsann mich dann, dass der vorher schon allein da stand), der andere hat den grünen Stuhl auf dem Rollstuhl platziert. Und so gesehen war es dann doch eigentlich ein aktionistisch, partitiver Prozess.

Ach übrigens, ich war neulich mit meinem Traummann wieder mit dem Rädchen in, um und um Köln-Nippes herum unterwegs. Arbeitsauftrag für dich: Galerie „SichtARTen“ in der SechzigStr.3, der Biergarten „Schwimmbad“ und das „Kriescher“-Haus.

Mittwoch, 8. Mai 2024

"Achtung Rütschgefahr"


So, damit du dir nicht gar so passiv meine Zeilen reinziehst, damit die kleinen grauen Zellen überhaupt noch merken, dass sie nicht nur da sind, sondern auch gebraucht werden. Hier mal für dich ein Rätsel. Aber nicht fuddeln, kein Internet! Was hat der Fruhtrunk mit Aldi zu tun?

Und wo ich gerade wieder einmal bei meinem Lieblingsdiscounter bin (wobei, eigentlich sind es ja mittlerweile zwei Lieblingsdiscounter). Neulich war ich doch kurz davor, mich mal so was von mit, der Einkaufswagen schon randvoll, also quasi Totalausverkauf für dieses Produkt, als ich Gott sei Dank in allerletzter Minute feststellte. Ich stell mir nur vor, ich hätte das meinen Schulern ausgeteilt. Da wurde ich jetzt nicht so gemutlich in meinen vier Wänden sitzen. Womöglich wäre ich sogar eingefahren, säße ein. Auf jeden Fall hätten sie mich sofort aus dem Verkehr gezogen. Aber es hatte sich im Werbeblättchen folgendermaßen gelesen: Motivationssnacks – Soft-Happen, Soft-Herzen. Okay, ich gebe zu, bei Soft-Knöchelchen hätte ich fruher drauf kommen können. Egal, ist ja noch mal gut gegangen. Ich hatte halt übersehen, dass es auf der ganzen Seite des Werbeblättchens nur um Produkte für Hunde ging.

Eigentlich wollte ich aber uber etwas ganz anderes sprechen: Uber Kunst. Weil, das liegt mir schon lange am Herzen. Fur wen, fur wie viel Prozent der Menschheit sind denn bitteschön folgende Worte? „Ihre großformatigen, ungemein kraftvollen Gemälde unterlaufen die konventionellen Beziehungen von Vorder- und Hintergrund, Oberfläche und Untergrund, Bildfläche und Bildrand und eröffnen neue Vorstellungswelten innerhalb und außerhalb des Kunstwerks. In einem ergebnisoffenen, schöpferischen Prozess, in dem die Malerei performative Züge annimmt, überdenkt sie grundlegende Fragen, die die Geschichte der Malerei lange Zeit definiert haben.“ Und dann hältst du die Einladung eines Museums zur Eröffnung einer Ausstellung in der Hand und siehst, dass vier Redner zu Wort kommen werden. Und wenn du Pech hast, kommt einer von denen auf die Idee, sich jedes einzelne Kunstwerk vorzunehmen.

Da lob ich mir doch mal eine Vernissage in der Endenicher Burg, bei der ich neulich war. Ich hatte nichts anderes zu tun, Wetter super. Heißt, ich konnte ohne Ganzkörperkondom mit dem Rädchen fahren. Und ich hatte mich tatsächlich auf einen Vortrag einer Kunsthistorikerin eingestellt, die sich in aller Ruhe jedes Kunstwerk vorknupft. Deshalb hatte ich schon mal im Ausstellungsraum vorab selbstständig Hand an eine ungeöffnete Sektflasche gelegt, will sagen geöffnet. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie das ankam. Weil, das Gläschen Sekt musst du dir ja erst verdienen: Erst die Arbeit, dann das Vergnugen. Erst musst du die Rede über dich ergehen lassen, dann darfst du trinken. Ja, du hast naturlich Recht. Ich hätte zuhause schon mal leicht vorgluhen können. Nur leicht wegen Rädchenfahren. Und dann hätte ich, um dem Vortrag der Kunsthistorikerin gewachsen zu sein, bei Ankunft noch eben schnell ein Piccolöchen. Egal, die Zeit lief, Worte wurden gesprochen, als plötzlich, ich denk, ich seh nicht richtig, eine Putzfrau auftaucht. Also richtig mit Kittel (so was Hässliches, ich wusste gar nicht, dass es so was noch gibt), Staubtuch, Schrubber, das volle Programm. Die stellt diesen gelben Warnaufsteller „Achtung Rutschgefahr“ auf und fängt tatsächlich von hinten an, den Raum durchzufeudeln, während vorne gesprochen wird. Ich mir erst mal noch einen Sekt nachgeschenkt, die Flasche war ja schon entkorkt. Was soll ich dir sagen, ich hatte ja schon leicht einen hängen. Dachte kurzfristig, ich halluziniere. Die Putzfrau stellt das „Achtung Rutschgefahr“ um und erkennt plötzlich, dass sie quasi neben der Kunstlerin steht. Und sogleich fängt sie an, der Kunstlerin zu sagen, wie toll, wie herrlich sie deren Bilder und Figuren findet: „Sie glauben ja gar nicht, was unsereiner hier sonst so vorfindet. Fett in der Ecke, Dinge, wo du dich fragst, ist das Kunst oder der Feuerlöscher. Aber hier diese Figuren, so was von wunderbar. Und wo ich Sie gerade zu packen kriege, ich hätte da noch ein paar Fragen. Haben Sie kurz Zeit? Hier geht es eh noch nicht weiter.“ Und zu den Umherstehenden: „Noch ein bisschen müssen Sie sich gedulden. Safety first. Hier ist es noch nass.“ Und dann ging die Putzfrau in aller Ruhe mit ihren Fragen und der Kunstlerin durch die Ausstellung und es entwickelte sich quasi ein Kunstlerinnengespräch, dem alle ganz aufmerksam lauschten. Du ahnst es sicherlich schon. Die Putzfrau war nicht echt, der Boden nicht nass und die Kunstlerin war eingeweiht. Schau dir unbedingt das Video an – so was von witzig! Da siehst du, es geht auch mal anders: Vernissage mit der Putzfrau.

So, wie ist es jetzt? Hast du das Rätsel gelöst? Welches Rätsel? Hallo: Was hat der Fruhtrunk mit Aldi zu tun? Also erst einmal. Es heißt tatsächlich Fruhtrunk und nicht Frühtrunk. Ich hab mir den Spaß draus gemacht und alle Üs als Us geschrieben. Ich fands witzig. Ich komm deshalb drauf, weil es ja heute um Kunst geht. Und der Günter, der Günter Fruhtrunk ist ein Künstler, genauer gesagt ein Maler und Graphiker. Und der hat Folgendes abgesondert: „Zur Genüge ist ja bekannt, dass meine Intentionen, meine Augen etwas von der Schärfe der Konturen brachten, die bequemerweise aber fälschlich als Geometrie bezeichnet worden sind; die durch die Schärfe entstehenden Grenzirritationen und Schwingungen. In Wirklichkeit schlägt dies ja geradezu Geometrie mit einem Teil ihrer formalen Bedingungen auf ihrem eigenen Feld …“ Der Hammer, oder? Ach so, das Rätsel. In dem Leporello über Günter ist Folgendes zu lesen: 1970 entstand auch das ikonische blau-weiße Diagonalmuster der Aldi Nord Plastiktüte, das Fruhtrunk als Auftragsarbeit für den Aldikonzern entwarf.

Hast du dir vorher noch nie Gedanken drüber gemacht, stimmt’s? Jetzt weißt du es. Und wenn du mich in Düsseldorf auf der Kö mit einer Aldi-Plastiktasche flanieren siehst, dann weißt du, dass das so soll. Bleibt noch die Frage, vor welcher Kunst ich da oben auf dem Foto posiere. Zur Zeit gilt das noch nicht als Kunst, kann aber ja noch werden. Das ist der Absperrzaun am Akademischen Kunstmuseum im Hofgarten.


Mittwoch, 17. April 2024

Karussellpferde brauchen Seeluft

Ich sprach doch neulich über Schäden – im Allgemeinen und neurologisch und brückentechnisch im Speziellen. Wo ich aber so was von froh bin, und das muss man ja auch mal ehrlich, wie heißt es heute so schön, kommunizieren. Wo ich mich immer so was von freue, wenn bei Lidl oder Aldi ein Einkaufswagen „kaputt“ ist, also nicht angeleint ist, und ich den einfach ohne Chip nehmen kann. Und wo ich gerade beim Aldi bin. Es gibt ja schon einiges, wo ich mich frage, wie schafft das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters, dass da bei mir ein Bedürfnis geschaffen wird, was es vorher noch gar nicht gab. Olivenschiffchen zum Beispiel. Hab ich zwei im Schrank stehen. Ich glaub, ich hab die erst einmal benutzt, hab mit meinen Fingern (ich weiß gar nicht, ob ich die mir vorher gewaschen habe) jede einzelne Olive in dieses schmale Gefäß aus weißem Porzellan gesetzt. Oder diese Pfannentrenner zum Schonen aufeinander liegender Pfannen. Kannst du noch so viel Werbung in deinem Werbeblättchen machen. Was gibt’s noch? Ach ja, die elektrische Pfeffermühle mit LED-Licht - auch toll! Was aber mit Abstand so was von an allererster Stelle steht, unfasslich so ein Schrott! Aber Hauptsache, es hat was mit USA zu tun.

Ich bin extra während meines Urlaubs im Februar am Dornumersiel mit dem Rädchen einige Kilometer gefahren, um mir das Teil von Nahem anzuschauen. Wobei ich jetzt auch dazu sagen muss, so hatte ich wenigstens ein Ziel. Unter uns, ich weiß beim besten Willen nicht, warum es zur Sommerzeit da so viele Menschen hinzieht. Gemessen an der immensen Anzahl an leeren Ferienwohnungen und der noch größeren Anzahl an geschlossenen Restaurants müssen da in der Hochsaison Trauben von Urlaubsgästen unterwegs sein. Also das Meer oder das, was du von ihm siehst, kann es jedenfalls nicht sein, warum du da hinfährst. Wobei, je nachdem wie klein deine Kinder oder Enkelkinder sind: Also dass die da ertrinken, eher unwahrscheinlich. Der einzige Grund, also die Luft dort am Dornumersiel muss so was von unglaublich gesund sein. So öde, wie das da ist. Da ist ja wirklich nichts. Und das genau scheint der riesige Vorteil dieser Gegend zu sein. Ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal: keine Wälder, wenig Flora, dafür viel Seeluft. So was von gesund muss da das Klima sein, wenn du Allergie hast oder Lunge – du oder dein Pferd. Weil, das haben wir dort viel gesehen: Pferdepensionen. Und damit das Pferd kein Heimweh kriegt, verbringen Herrchen und Frauchen (sagt man das so bei Pferden?) dort auch ihren Urlaub. Und die wollen natürlich abends auch einmal nett essen gehen – im Februar, so wie wir. Und da gab es jetzt von den vielen, vielen Restaurants nur drei, die geöffnet hatten: Mein Traummann und ich sind jeden Abend in das Restaurant „Dusend buddel huus“ gegangen. Was soll ich dir sagen: Das Gläschen Rotwein so was von preislich in Ordnung. Beim Blick in die Speisekarte ging dir jeden Abend das Herz auf. Was für eine Vielfalt an Fisch! An typisch norddeutschen Gerichten! Und rate mal, von wem das Restaurant geführt wurde. Genau, von einem Inder, und seine Frau war die Köchin.


Wo ich gerade bei Pferden war. Da konntest du ja neulich in der Presse Folgendes lesen:
Die Tierschutzorganisation PETA kritisiert die Darstellung von Tieren in Karussells, auch wenn sie nicht echt sind. Ein Medienwissenschaftler betrachtet die Diskussion kritisch. Pferde, Kamele oder Elefanten - der Ritt auf Tierfiguren gehört zu den Klassikern, wenn man einen Freizeitpark oder Jahrmarkt besucht. Das sieht PETA Deutschland kritisch: "Wir sind der Meinung, dass solche Karussellfiguren mit Tiermotiven die Vorstellung verstärken, dass Tiere als empfindungsfähige Wesen vermeintlich nur zu unserer Unterhaltung da sind."
PETA Deutschland ist eigenen Angaben zufolge landesweit die größte Tierschutzorganisation, die sich für die Rechte von Tieren einsetzt. Auf ihrer Homepage schreiben sie: "Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten." Der Vorstoß gegen Tierfiguren in Fahrgeschäften kam von PETA USA. Die Tierschutzorganisation hatte sich vergangene Woche an einen großen Hersteller gewandt, der unter anderem solche Karussellfiguren mit Tiermotiven produziert. Die Tierschützer hatten an das Unternehmen appelliert, auf solche Tierdarstellungen bei Fahrgeschäften zu verzichten. Alternativen für Tiermotive seien der Fantasie überlassen.
Yvonne Würz, Fachreferentin für den Bereich Zoo und Zirkus bei PETA Deutschland, sagt auf SWR-Anfrage: "Auch wenn es keine lebenden, echten Tiere auf den Karussells sind, die da leiden. Es transportiert trotzdem ein bestimmtes Bild in der Gesellschaft von unserem Umgang mit Tieren." In vielen Bereichen der Gesellschaft sei es immer noch so, dass Tiere ausgebeutet würden, etwa beim Elefantenreiten im Tourismus oder beim Einsatz von Pferden an Karneval.
Als Alternative zu Tiermotiven auf dem Karussell schlägt Yvonne Würz Fahrzeuge verschiedenster Art vor und Raketen, Raumschiffe und Sternschnuppen, auf denen man sitzen kann. Georg Spreuer vom Schaustellerverband Mainz erzählt, er habe erst mal in den Kalender schauen müssen, ob denn der erste April sei, als er von der Forderung erfahren habe. „Als nächstes kommen die Umweltschützer und verbieten die Motorräder und Autos auf dem Karussell, weil das Verbrenner sind. Wo kommen wir denn da hin?“. Ich lass das jetzt einfach mal auf dich wirken!

Ich hab total vergessen, dir zu sagen, von welchem neuen Produkt beim Aldi ich spreche. Ich mein, du ahnst es sicherlich schon. Ich hab ja nicht umsonst das Foto gewählt: der „NFL-Snackhelm – Zum Servieren von Chips, Dips und anderen Snacks, mit herausnehmbarer Schale und Eimer“. Was ich total toll fand: Als ich im Aldi im Dornumersiel war (die Super Bowl Live Übertragung war tags drauf am Sonntag – da hat Aldi geschlossen!), waren da noch viele, viele Restanten. Vermutlich ist keiner dieser bekloppten Snackhelme verkauft worden.

Sonntag, 14. April 2024

Vernissage mit der Putzfrau

Wie jetzt? Da wird noch gefeudelt und gewischt, obwohl die Besucher schon versammelt sind? Und dann will die Reinigungsfrau auch noch wissen, wie diese hyperrealistischen Bilder gemalt sind und warum eine verbrannte Skulptur hier ausgestellt ist! Künstlerin Birgit Brandt-Siefart erklärt geduldig, was es mit ihrer Kunst auf sich hat. Eine köstliche Überraschungs-Performance vom Feinsten - mit Adi Bennemann in der Rolle der begeisterten Putzfrau. So originell kann eine Ausstellungseröffnung sein...



Mittwoch, 27. März 2024

Ergänzung: Ertüchtigung des Standstreifens

Ja, ich weiß, hatte ich schon. Aber immerhin habe ich mir die Mühe gemacht und nach einem

Synonym für „Nachtrag“ gesucht. Weil, neulich hatte ich ja über das Kölner Husarenstück berichtet. Dass die uns Bonnern erlauben, auf der Adenauerallee, du weißt, worum es geht. Was war und bin ich da so was von froh, dass ich Folgendes in meinem SCHAUFENSTER lesen konnte: Verkehrsversuch in der Adenauerallee – die Stadt Bonn hat mit den Markierungsarbeiten für die Einrichtung des Verkehrsversuchs auf der Adenauerallee begonnen (wenn du jetzt ganz konzentriert bei der Sache bist, kümmere dich gefälligst selbst drum, ob es in oder auf der Adenauerallee heißt. Wofür hast du denn das Internet!). Die Arbeiten sollen im Laufe der nächsten Tage beendet sein. Ein Unternehmen wird für den Radverkehr in beiden Fahrtrichtungen eine Breite von 2,70 Meter (ich bin mir nicht sicher, ob das reicht. Weil, schau dir doch mal an, was neuerdings unter der Bezeichnung Fahrrad so alles unterwegs ist. Diese immer breiter werdenden Lastenfahrräder. Ganz zu schweigen von den Fahrradfähnchen, diese Sicherheitswimpel, die so was von eine Spannbreite haben. Also wenn du da zu knapp dran vorbei. Und dann muss ja auch jederzeit die Möglichkeit bestehen, dass zwei Fahrradfahrer nebeneinander fahren können). Also 2,70 Meter der jeweils rechten Fahrspur werden mit beleuchteten Leitbaken im Abstand von fünf bis zehn Metern (ja was denn nun? Da möchte ich bitte für mich Planungssicherheit, ganz genaue Zahlen!) sowie einer durchgezogenen gelben Markierung abgetrennt. Für den KFz-Verkehr bleibt eine Fahrspur mit einer Breite von 3,50 Metern. Die abgetrennte Spur wird mit Fahrradpiktogrammen versehen. Grundstückszufahrten, Einmündungen und Parkplätze bleiben erreichbar. (Gut, dass das noch mal erwähnt wird.) Zusätzlich werden Bushaltestellen und Ladezonen eingerichtet.

Was mir dazu einfällt, überall wo du hinguckst gibt es Arbeitskräftemangel und so Vieles liegt im Argen. So viele Baustellen, wo du denkst, geht’s da gar nicht weiter, erlebe ich das noch, dass die fertig werden? Könnte man da nicht, weißt du wie ich meine. Weil, im Zusammenhang mit dem Adenauerallee-Projekt scheint es ja genügend oder sogar zu viele Beschäftigte zu geben, so wie die on time sind. Könnte man die nicht geschickt abwerben und wo anders, wo es dringend notwendig wäre, einsetzen? Und was ja das Tolle wäre. Du hättest zwei Fliegen mit einer Klappe. Das Adenauerallee-Projekt bleibt selbstredend ein Projekt, aber eben für die Zukunft, und gleichzeitig geht es an anderer Stelle zügiger weiter. Apropos Arbeitskräftemangel. Überall brennt ja die Bude. Überall werden Quereinsteiger gesucht. Sogar fachfremd! Mir auch egal. Wobei ich mir da jetzt bei einer Operation am offenen Herzen schon jemand wünschen würde, der das schon mal gemacht hat oder zumindest mal zugeschaut hat – entweder live im Operationssaal oder Arztserie vom Sofa aus. Ich komm deshalb drauf, weil ich doch neulich auf der Internetseite einer neurologischen Gemeinschaftspraxis folgende Lettern las:  ACHTUNG: AKTUELLE STELLENANZEIGE - MFA und Mitarbeiter*in mit fachfremder Qualifizierung in Voll- oder Teilzeit und auch auf Minijob-Basis AB SOFORT GESUCHT. Da weißt du am Ende des Tages auch nicht hundertprozentig, ob du da mit jemandem gesprochen hast, dessen Aufgabe eigentlich Rezept- und Terminvergabe und Mail-Bearbeitung ist, oder mit dem Neurologen (wobei das nicht zwingend schlechter sein muss).

Wo ich gerade beim Neurologen bin. Du kennst das, vollkommen zusammenhangslos, und da kannst du dich noch so oft fragen, wie du da jetzt drauf kommst. Ich sag nur Synapsen. Ich muss gerade an meinen Hinnerk Schönemann denken (du weißt, ich mag den). Wie der zu seiner Kollegin in der Fernsehserie „Nord bei Nordwest“ sagt: „Wissen Sie, ich glaube, dass die Kekse bei Frau Christiane einfach einen Knick in die Synapsen gefaltet haben.“ Übrigens, da läuft er auch – wie bei der Marie Brandt. Ist aber langsamer als seine Kollegin. Und fragt die dann: „Machen Sie eigentlich Sport?“ Reg dich nicht auf, merk ich selber, kommt nicht richtig rüber, Stichwort Situationskomik.

Wo ich gerade bei neurologischen Baustellen, oder nenn es meinetwegen auch Schaden, war. Neulich ist ja tatsächlich mal was fertig geworden. Die erste neue Teil-Brücke der Autobahn A1 bei Leverkusen wurde eröffnet und für den kompletten Straßenverkehr, also auch für Lastkraftwagen, freigegeben. Was ich mich in dem Zusammenhang immer wieder frage, wenn ich auf der Autobahn unterwegs bin. Nicht, dass du mich falsch verstehst. Ich kann schon lesen. Beispiel: Hinweisschild roter Kreis, schwarze Hundert auf weißem Untergrund heißt ich darf nicht schneller als 100 fahren. Ob ich mich jetzt daran halte, andere Sache.

Aber was ich jetzt meine, ist dir sicherlich auch schon begegnet, das Hinweisschild „Brückenschäden“. Was genau mache ich denn mit dieser Information? Soll ich auf der Autobahn wenden und es anderenorts versuchen? Soll ich das Auto vor der Brücke abstellen und meine Reise weiter zu Fuß fortsetzen? Das einzige, was dieses Hinweisschild doch im Zweifelsfall schafft, ist, dass ich mir vor Angst in die Hose mache. Und wo ich gerade auf der Autobahn bin. Kürzlich las es sich dort auf einem Hinweisschild „Ertüchtigung des Standstreifens“. Da sag ich nur, da war aber mal jemand so was von gut drauf. War bestimmt ein Kölner, dem das eingefallen ist. Ein Kölner, verkleidet als Clown am Mittwoch vor Weiberfastnacht. Quasi noch kein Straßenkarneval, aber schon mal ein Straßenkarnevals-Hinweisschild. Die haben ja immer Grund, gut drauf zu sein. Wenn es nicht der Karneval ist, dann ist es ihr Fußballverein. Und das finde ich das Tolle an dem Kölner. Das ist dem quasi so was von egal, ob der 1. FC gewinnt oder verliert. Hauptsache, du hast eine Superjeilezick im Stadion mit allen anderen Fans, quasi Familie. Warum kriegen wir anderen das nicht hin, quasi Familie? Hallo, warum nicht an einem Samstagabend zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr? Quasi Lagerfeuer. Und was da ja noch so was von besser ist, als (wie) wenn der 1. FC spielt: Wir gewinnen auf jeden Fall! Beim deutschen Vorentscheid zum ESC 2024 konnte Deutschland gar nicht verlieren. Es gab viele gute und sehr gute Beiträge und wieder eine fulminante Barbara Schöneberger. (Ich persönlich war ja für den Ryk mit seinem Song „Oh Boy“). Aber vollkommen egal. Aber was genau soll diese späte Sendezeit 22:05 Uhr?

Nebenbei, den ESC schau ich mir natürlich auch an – wie die Kölner ihren 1. FC. Hauptsache Event, Hauptsache „Da simmer dabei“!