Donnerstag, 20. August 2015

Die Eule und die Lerche - eine Fabel

Neulich ging mir so durch den Kopf ...
In der Märzausgabe 2009 von SZ-Wissen wurde erwähnt, dass im Schnitt die Eule wohlhabender sei als die Lerche.
Von welcher Fabel ist hier, bitteschön, die Rede? Ging es mir durch den Kopf. Dabei kannte ich deren doch recht viele. Die Fabel von der Grille und der Ameise zum Beispiel: Die Grille, die den ganzen Sommer über getanzt hat und deshalb nun im Winter nichts zu essen hat. Und die Ameise, die ihr nichts geben will und ihr sagt, sie solle doch jetzt dann gefälligst weiter tanzen. Oh ja, ich kenne viele Fabeln: "Der Wolf und der Hund", "Der Esel und das Hündchen" ... Ich kenne sogar Fabeln, in denen Vogelvieh eine Rolle spielt, wie etwa "Der Rabe und der Fuchs" oder (nur Federvieh) "Die Schwalbe und die kleinen Vögel". Aber um welche Fabel handelt es sich bei "Die Eule und die Lerche"?
Im September 2014 erschien das Buch "Wake Up!" , in dem der Neurobiologe Peter Spork wissenschaftliche Erkenntnisse aus Biologie und Medizin auf den Alltag überträgt. Eine seiner Forderungen: Der Präsentismus im Büro und Schule muss einer Berücksichtigung von Chronotypen weichen.
Als Chronotyp werden in der Chronobiologie die Kategorien von Menschen bezeichnet, die aufgrund der inneren biologischen Uhr (Tag/Nacht) physische Merkmale wie z. B. Hormonspiegel, Körpertemperatur, Schlaf- und Wachphasen, Leistungsvermögen zu unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedlicher Ausprägung besitzen. Man unterscheidet drei Typen: 1. den Frühaufsteher („Lerche“); 2. den Normaltyp, der den Großteil der Bevölkerung ausmacht, und 3. den Spätaufsteher („Eule“) Der Chronotyp ist im Grundsatz genetisch angelegt, ändert sich aber mit dem Alter: So sind Kleinkinder fast immer Lerchen. In der Pubertät entwickelt sich der individuelle Chronotyp aber sehr schnell in Richtung Eule.
Deshalb plädiert Spork in seinem Buch für eine Gleitschulzeit: Der Schüler entscheidet, wann er morgens zur Schule kommt. Kommt er später, bleibt er an diesem Tag entsprechend länger. Damit sei eine höhere Motivation und Aufnahmefähigkeit gewährleistet, also genau das, was Lehrer sich wünschen.
Ich finde, der Herr Spork hätte da konsequenterweise noch radikaler mit seinen Forderungen sein sollen. Dass nämlich der Schüler, der selbst um die Mittagszeit noch so gar keinen Bock hat, sich jetzt endlich mal auf den Weg zur Schule zu machen, es doch bitteschön auch lassen soll für diesen Tag oder auch für den folgenden oder den ...
Doch, wir sind da auf einem ganz guten Weg. Schule - und das sieht mit mir die Mehrheit aller Jugendlichen - wird sowieso überbewertet. Bildung überhaupt - zumindest in unseren Breitengraden. Das Leben könnte so schön sein, wenn es die Schule nicht gäbe! Käme auch den Entwicklungsländern zugute. Hätten wir da mehr finanzielle Mittel, die Kinder dort zu alphabetisieren. Da fährt man ja immer noch - warum auch immer - die Schiene, dass Bildung alles ist. Zumindest Lesen und Schreiben. Aber doch nicht bei uns! Völlig überbewertet, das Ganze. Vollkommen überholt: Was muss ich denn in Zeiten von YouTube und Hörbüchern lesen können?
Und schreiben? Finnland hat da ja auch schon einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Die Finnen haben entschieden, im Jahr 2016 die Schreibschrift an Schulen abzuschaffen. Und ich finde, wir sollten ihnen da folgen und sogar noch einen Schritt weiter- gehen: Abschaffung der Schreibschrift und der Druckschrift an unseren Schulen. In Zeiten von facebook reichen Bilder, die hochgeladen werden, und Smileys. Und das muss man ja auch mal sagen, da gibt es ja mittlerweile eine recht respektable Auswahl.
Was mich noch in dem Zusammenhang interessieren würde: Wie genau haben die das bei SZ-Wissen herausgefunden, dass im Schnitt die Eule wohlhabender ist als die Lerche? 

Mittwoch, 12. August 2015

Zwei absolute Dream-Teams: Die Löschgruppe Rheindorf und der Jürgen Drews mit dem Michael Wendler. Und der Mickie geht Bier holen

Ich muss da jetzt wirklich mal in die Pötte kommen. Lange genug vorher hat es mein "Schaufenster" ja angekündigt. Die Entscheidung wird einem aber auch nicht leicht gemacht: Am 28. August spielen Brings in den Rheinauen. Aber am nächsten Tag, am 29. August, steigt das größte Sommerfest im Rheinland. Bei "Bonn Olé" werden in diesem Jahr wieder die heißesten Live-Acts der Party- und Schlagerszene für ein riesiges Feuerwerk der guten Laune sorgen. Ja, so lautet die Ankündigung.
Was jetzt auffällig ist: Brings alleine kosten 18 Euro, wohingegen ich am Samstag für gerade mal schlappe 12,80 Euro weit mehr als zehn Interpreten hören kann. Das könnte jetzt mit den Interpreten zu tun haben - was ich aber nicht glaube. Weil, wer will nicht den Michael Wendler hören oder den Mickie Krause, wenn er seinen tollen Hit "Geh mal Bier holen" singt? Wer möchte nicht dabei sein, wenn der Matthias Reim "Verdammt ich lieb dich" performt und der Drews, der Jürgen, mir "Ich bau dir ein Schloss" verspricht? So was von vielversprechend, dieses "Bonn Olé"! Unterm Strich werde ich mich aber wohl doch schweren Herzens für Brings entscheiden. Nicht, weil ich etwa den DJ Ötzi nicht hören will. Nein, damit hat das nichts zu tun. Ich geh aber davon aus, dass wir Bonner bei unserem Ruhebedürfnis nicht zwei solch tolle Abende hintereinander verkraften können. Dass nach dem Brings-Konzert die Stadt Bonn für den Samstag kurzfristig den Lärmpegel reduziert - wie beim Ballonglühen. Und ich mein, das geht ja technisch auch recht einfach: einfach Stecker rausziehen. Ich stell mir das jetzt so vor, wenn der Mickie, wenn das Mikrofon einfach abge...

Leid tät's mir um den Thomas Anders. Ja, ich oute mich jetzt mal, ich bin eine Fanin von Modern Talking. "You're my heart, you're my soul" und "Brother Louie", einfach tolle Schlager. Andererseits, es könnte natürlich auch sein, wenn man sich so die Entscheidungen der Stadt Bonn in der letzten Zeit mal auf der Zunge zergehen lässt. Es könnte auch sein, dass das ein wichtiges Einstellungskriterium bei der Stadt Bonn ist. Dass man ein Fan vom Jürgen Drews ist. Dann ist der Samstag natürlich gesichert.

Sieht so aus, als müsste ich mich da selbst austricksen. Dass ich mir extra auf den Samstag einen wichtigen Termin lege, damit die Kuh dann mal endlich vom Eis ist. Terminlich würde es auch Sinn machen. Weil, auch dieses Projekt wartet schon das eine oder andere Wöchelchen darauf, in Angriff genommen zu werden. Zuerst hab' ich ja gedacht, die wollen mich ..., wie sag ich's denn ...
Dann las ich aber, dass das durchaus wohl Sinn macht. Dass 3000 städtische Mitarbeiter im WCCB beim Funktionstest als "Konferenzteilnehmer" den Ernstfall simuliert haben. Und dann bot mir doch neulich mein Lieblingsdiscounter mit dem Hinweis "Im Ernstfall direkt zur Hand" einen kompakten 2 kg Pulverfeuerlöscher mit hervorragender Löschkraft feil (was ich bei einem Feuerlöscher als ungemein zielführend erachte). Das Werbeblättchen empfahl mir dieses europäische Qualitätsprodukt für mein Auto, meine Küche und die Werkstatt. Auch für Camping und Freizeit sei der Feuerlöscher tauglich. Kein Wunder, bei der hohen Löschleistung und langen Spritzdauer. Alles in allem ein rundum überzeugendes Angebot!

Ich hab deshalb auch zugegriffen - nicht nur fünf für Auto, Küche, Werkstatt, Camping und Freizeit gekauft. Nein, ich sage ja immer safety first. Und wenn es hier nicht um Sicherheit geht, wo und wann denn bitteschön dann? Ich habe zusätzlich einmal Feuerlöscher für jedes Zimmer und das Bad käuflich erworben. Selbstredend auch für das Gästeklo. Wobei ich zugeben muss, dass seitdem der Feuerlöscher im Gästeklo hängt, kein Mensch mehr in selbiges hineinkommt. Zusätzlich dachte ich mir, könnte es nicht schaden, wenn zukünftig sowohl mein Traummann als auch ich bei unseren Freizeitaktivitäten einen Feuerlöscher auf dem Rücken mit uns führen. Ich denke, es wird auch nicht mehr lange dauern, bis die Rucksackfirmen bei der Herstellung eines kleinen handelsüblichen Rucksacks eine Vorrichtung für das Verstauen eines 2 kg-Pulverfeuerlöschers vorsehen.

Und weil ich einmal dabei war, habe ich gleich noch mit Löschdecken aus 100% Glasfaser mit einseitiger Silikonbeschichtung nachgelegt. Ausschlaggebend war die Hitzebeständigkeit bis ca. 500°. Ich hab dann gleich mal eine stattliche Anzahl gekauft, obwohl der Kofferraum meines kleinen Corsas schon bis zum Bersten voll mit Feuerlöschern war. Das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters wies mich nämlich freundlicherweise darauf hin, dass eine Löschdecke nur zum einmaligen Gebrauch geeignet sei.
Aber, das ist mir schon klar, um auf der wirklich sicheren Seite zu sein,  muss ich mich dringendst in das Thema Brandklassen einarbeiten. Ich komm drauf, weil mein Werbeblättchen mich darauf hinweist, dass meine Feuerlöscher für die Brandklassen A,B und C (nach DIN EN 3) geeignet sind. Auch wenn in der Produktbeschreibung die jeweiligen Brandklassen beschrieben sind - ich bin da absoluter Laie. Was aber das Allerwichtigste ist: den Ernstfall proben.

Und als ob die sich abgesprochen hätten, unser OB Herr Nimpsch mit seinem Funktionstest im WCCB, mein Lieblingsdiscounter und die vom "Dat Blättche". Als hätte die Löschgruppe Rheindorf das bereits im Frühjahr geahnt - dass ich demnächst ein so was von großes Sicherheits-Informations-Brandklassen-Defizit habe!
Wie gesagt, damals las ich im "Dat Blättche", dass die Feuerwehr Übungsobjekte sucht, die sie für Einsatzübungen verwenden kann. Jedes Objekt, sei es nun eine Tiefgarage, ein Gewerbeobjekt oder eine Lagerhalle, habe seine eigene Herausforderungen an die Einsatzkräfte. Gesucht würden auch Einfamilienhäuser. Da dachte ich damals noch, selbstredend unbewohnte. Las dann aber weiter: Sie sind Hauseigentümer? Bitte melden Sie sich bei uns, wenn wir einmal bei Ihnen eine Übung durchführen können. Selbstverständlich bespricht der Übungsleiter im Vorfeld, wo wir üben dürfen, worauf wir achten müssen (ungemein beruhigend!). Für Sie als Besitzer hat eine solche Übung den großen Vorteil, dass wir als Feuerwehr Ihr Gebäude im Rahmen einer Übung besser kennenlernen, um dann im Ernstfall effektiver und zielgerichteter vorgehen zu können. Gleichzeitig können wir praxisnah Aufstellflächen für Fahrzeuge ausprobieren. Ein entscheidender Zeitvorteil im realen Einsatz. Interesse? Sprechen Sie uns an unter ..."
Wie gesagt, damals, ich Ignorantin, habe ich sofort vermutet, es handle sich um einen Aprilscherz. Nun, um einiges schlauer, werde ich da einfach mal anrufen und fragen, ob die noch den 29. August freihaben. Davon unabhängig parke ich jetzt schon immer aus Sicherheitsgründen einige Kilometer vom Haus entfernt, damit auf jeden Fall die Aufstellfläche für das Löschfahrzeug direkt neben meinem Haus gewährleistet ist.


Was mich jetzt ein ganz klein wenig beunruhigt. Also ein ganz klein wenig schlechtes Gewissen hab ich schon - und die Dame hinter der Kasse hat's mir da mit ihrem verständnislosen Blick auch nicht wirklich einfacher gemacht: Außer mir konnte sich jetzt keiner mit Feuerlöschern und Löschdecken eindecken. Demnächst wird mein Werbeblättchen bestimmt bei diesen beiden Artikeln eine maximale Verkaufszahl pro Person festlegen.

Freitag, 24. Juli 2015

Keine Frage - Bonn weiß, wo der Frosch die Locken hat!

Also wirklich, das ging gar nicht! Es hätte so schön leise in Bonn sein können! Weil, das war ja wirklich wie abgesprochen zwischen Bahn und Post. Kaum wurde es wieder so unerträglich laut in Bonn durch die fahrenden Züge, hat sich Gott sei Dank die Post unser erbarmt. Was war das einmal angenehm, nicht jeden Tag diesen höllischen Lärm zu hören, diesen unerträglichen Krach, dieses Gepolter. Endlich einmal Ruhe an den Briefkästen!

Es ist ja nicht nur dieses laute Abstellen des Fahrrads mit Hilfe des Fahrradständers seitens des Postboten. Nein, auch das Öffnen des Metallbriefkasten-Schlitzes und der anschließende Aufprall der Postwurfsendung im Briefkasteninnern - eine Zumutung für die Ohren! Zwischen meinem Traummann und mir lief es auch wieder besser, während die Post streikte. Weil, das muss ich schon sagen. So sehnsüchtig ich ja täglich auf Werbung in meinem Briefkasten warte, selbige ist auch oftmals Anlass für den einen oder anderen Disput mit meinem Liebsten. Neulich zum Beispiel lag wieder mal vom Studienkreis ein Brief im Briefkasten, adressiert "An die Eltern schulpflichtiger Kinder". Da bin ich mir jetzt schon recht sicher, dass ich definitiv kein halbes schulpflichtiges Kind mehr habe. Und da komm ich dann natürlich schon ins Grübeln - und stelle meinen Schatz zur Rede. Mir fiel dann nämlich ein, ich hatte das schon längst vergessen: Vor Jahren bot der Drogeriemarkt meines Vertrauens mir immer mal wieder per Postwurfsendung günstig Pampers an. Da hatten mein Traummann und ich auch schon eine klitzekleine Ehekrise, weil meine Kinder schon so was von lange aus dem Windelalter raus waren. Damals hat mein Geliebter mir das mit schlechter Kundendatei-Pflege seitens des Absenders erklärt. Aber als mir jetzt neulich der Studienkreis Nachhilfe für meine schulpflichtigen Kinder anbot, hab ich dann mal zurück gerechnet: Das käme zeitlich schon hin!
Oder wenn im Briefkasten ein Brief mit der Adresse "An die pflegenden Angehörigen im Haus" liegt, obwohl wir gerade mal keinen Angehörigen pflegen. Da stelle ich mir natürlich schon die Frage, ob die den Brief bei uns eingeschmissen haben, weil ich so schlecht aussehe, als ob ich rund um die Uhr einen alten Menschen pflege, oder ob ich aussehe wie der pflegebedürftige Mensch, der hier schlürfend ein und aus geht.
 
Apropos pflegebedürftige und, vor allem, ruhebedürftige Menschen. Was haben die sich eigentlich dabei gedacht, die Verantwortlichen für das Heißluftballon-Spektakel in den Rheinauen? Schätze mal, gar nichts. Haben die tatsächlich gedacht, dass dieses Jahr das Ballonglühen so stattfindet wie immer? Dass die Ballone sich mit ihrer durch die Brenner hell erleuchteten Hülle im Takt der Musik bewegen? Doch wohl nicht! Wir Bonner sind da mittlerweile auf einem so guten Weg (wohin eigentlich?) und da wollen wir doch bitteschön nicht von abweichen! Gott sei Dank hatte nämlich die Stadt Bonn kurzfristig vorher den Lärmpegel beim internationalen Ballonglühen reduziert. Gut, jetzt war das Fauchen der Brenner lauter als die Musik - aber immerhin schon ein Schritt in die richtige Richtung (in welche eigentlich?). Wenn wir Glück haben, war das das letzte Mal, dass sich die internationale Ballonschickeria hier hat blicken lassen. Weil, so stand's in meinem "Schaufenster" geschrieben: Dieses Novum in der internationalen Ballonszene sorgte nicht nur bei den Gästen für Unmut und Unverständnis.

Hallo, wir brauchen die internationale Ballonszene nicht! Als ob wir nicht schon genug Internationalität hätten! Jeden Tag diese Unmengen von Asiaten, die vor dem Beethoven-Geburtshaus rumlungern. (Kaum vorzustellen, was hier noch angereist gekommen wäre, wenn das mit dem Festspielhaus geklappt hätte!) Und dann lese ich doch zu meinem Entsetzen in meinem "Schaufenster", dass das WCCB einsatzbereit ist. Schwuppdiwupp, eh ich mich versehe, ist das jetzt einsatzbereit! Ich hab das gar nicht so mitbekommen, dass das jetzt plötzlich so schnell ging! "WCCB ist einsatzbereit" las ich in meinem "Schaufenster". Und 3000 städtische Mitarbeiter halfen beim Funktionstest! Mensch, da hatte der eine oder andere Mitarbeiter ja mal eine wirklich sinnvolle konstruktive Aufgabe. Und das immerhin einen ganzen Tag lang - dachte ich beim Lesen der Überschrift. Es stellte sich dann aber beim Weiterlesen heraus, dass der Tag erst mittags mit einem lecker (soll so) Mittagessen anfing, das die Abläufe in der Großküche auf Herz und Nieren prüfen sollte. Und dann strömten die "Konferenzteilnehmer" schnurstracks in die verschiedenen Säle, wo sie unter anderem die Qualität der Audio- und Videoübertragung begutachteten. Da hat der eine oder andere doch bestimmt mal für kurze Zeit das eine oder andere Äuglein  geschlossen - was ja unter anderem in Zukunft auch der Zweckbestimmung dieser Säle entspricht.

Ich bin ehrlich, ich hatte zwischenzeitlich schon die Hoffnung, dass das so gewollt war. Also dass das WCCB gar nicht fertig werden sollte. Dass die Verantwortlichen eingesehen hätten, dass zu viel Internationalität ja auf Dauer auch nicht ruhig vonstatten gehen kann. Bonn war ja nun auch vor der Fertigstellung des WCCB UN-Standort, und da ist dem einen oder anderen Bonner vielleicht erst mal richtig aufgegangen, dass wir es mit 193 UN-Mitgliedsstaaten zu tun haben, die hier und jetzt bis in alle Ewigkeit ein und aus gehen. Ja gerade die Bonner, die im Stillen gehofft hatten, dass unser maroder Bonner Bahnhof einfach mal still und leise abgeschlossen wird, damit da kein Zug mehr halten kann und auch nur einen lauten Besucher ausspuckt. Unser Bahnhof, der dringend nach Instandsetzungsarbeiten schreit. Das wäre ja tatsächlich eine Möglichkeit gewesen: den Bahnhof einfach stilllegen - wenn Bonn nicht UN-Standort gewesen wäre! Stattdessen hieß es nun, Bonn könne es sich als UN-Standort nicht leisten, seine Besucher auf solch einem Bahnhof zu begrüßen. Dass einem da die UN in die Hacken läuft!

Gott, und was ist schon auf Dauer gesetzt? Ich mein, wenn der Vermieter mir monatelang eine Wohnung ohne Wohnzimmer zumutet, dann kündige ich irgendwann. Und so wäre ja die Hoffnung gewesen , dass die UN das ebenso macht, wenn sie auf Dauer ihr Wohnzimmer, ihr WCCB, nicht beziehen kann. Also quasi durch die Hintertür wieder rausekeln. Und wenn der letzte UN-Mitarbeiter abgefahren ist, den Bahnhof zunageln.
Aber es ist ja jetzt alles doch anders gekommen. Am 7. Juni fand die feierliche Eröffnung des Konferenzzentrums mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon statt, und das Wohnzimmer wurde eingeweiht - und das WCCB ist einsatzbereit. Wahnsinn!

Bonn weiß eben, wo der Frosch die Locken hat!

Samstag, 18. Juli 2015

Pantolette und Birkenstock - wenn zwei sich freuen ...

Neulich ging mir so durch den Kopf ...

Also wenn man mich gefragt hätte, ich dachte, das sei gesetzt: Die Pantoletten meiner Mutter gingen für mich als Jugendliche damals gar nicht, und meinen Töchtern war ich mit meinen Birkenstock-Sandalen schon immer peinlich. Also quasi, was der einen die Pantolette ist den anderen der Birkenstock: ein absolutes No-Go, dachte ich.

So zeigte mir doch neulich meine Tochter (!) in der GRAZIA eine Anzeige der Firma Birkenstock: Darauf drei bis zum Umfallen moderne, lässig coole, junge Menschen - alle drei schwarze Birkenstocksandalen mit Silbernieten an den Füßen. In der Mitte die taffe junge Frau mit der XL-Sonnenbrille von Marc Jacobs und dem sexy Kleid von Saint Laurent. Links neben ihr der ganzkörper-tätowierte junge Mann mit ungemein modernem Haarschnitt, eingekleidet von H&M. Und rechts der charmante attraktive Jüngling ganzkörper-eingekleidet vom Tommy, dem Hilfiger. Und meiner Tochter Kommentar: krass.

Ja, und was der einen die GRAZIA ist der anderen ihr Werbeblättchen ihres Lieblingsdiscounters. Selbiges und die Pantolette sind seit einigen Monaten so was von close. Da gab es im Winter die Fitnesspantolette aus pflegeleichtem, abwaschbarem Phylon-Material mit komfortabler Fußbettung für höchsten Tragekomfort. Fitness und Pantolette, nun gut, auf der selben Seite des Werbeblättchens wurden auch Sportjacken und Sporthosen beworben. Und jetzt für den Sommer - die hochwertige Badepantolette, die durch angenehmes Tragegefühl besticht. Gleichzeitig gibt's auf der Seite Unterhemden und Slips in Feinripp für den Mann. Was sag ich, für DEN Mann. Weil, was der Hammer ist, ist das männliche Modell, das aus dem Werbeblättchen heraus so was von verträumt wonnevoll dreinblickt. So was von attraktiv, so was von gut gebaut, so was von ... - in Pantoletten. Im darauf folgenden Werbeblättchen bewirbt das selbe Modell dann Freizeithemden und Travelshorts - und Socken. Auch schön. Was ich jetzt eigentlich sagen wollte: Also die Pantolette, egal in welcher Ausprägung, ist dermaßen bei mir angekommen!

Ich warte jetzt eigentlich nur noch darauf, dass dieses ungemein attraktive männliche Modell demnächst in meinem Werbeblättchen Unterhemd und Slip in Grobripp trägt. Und zwar Grobripp "used look", will sagen, mit Grauschleier. Dann werde ich im Kleiderschrank meines Traummannes einmal gründlich suchen, ob ich da nicht noch unausgepackte Modelle aus den Siebzigern finde. Die sitzen dann zwar ein ganz klein wenig spack, aber je nachdem kann das ja ganz nett aussehen. Und das mit dem Grauschleier krieg ich locker mit ein paar Wäschen hin.

Übrigens, es gibt da ja auch noch die Pantine. Die kommt aber - zu zweit natürlich - aus dem Niederländischen und bedeutet im Norddeutschen Holzschuh oder Pantoffel. Ich stell mir darin jetzt dieses Model vor.

Montag, 6. Juli 2015

Früher hatten wir FdH, heute Bioimpedanz-Messung, Apoptose - und den Karl-Heinz

Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) erstellt derzeit den ersten deutschlandweiten Lärmaktionsplan für die Hauptstrecken des Bundes. Die Lärmaktionsplanung des EBA erstreckt sich auf alle Haupteisenbahnstrecken des Bundes mit einem Verkehrsaufkommen von über 30.000 Zügen pro Jahr. So las ich in meinem "Schaufenster" und fragte mich, warum die jetzt zusätzlich extra Lärm veranstalten wollen. Beim Weiterlesen erfuhr ich dann, dass damit gesundheitsschädliche Lärmbelastungen verhindert werden sollen, dass das EBA eine Internetplattform online gestellt hat, über die Lärmbetroffene Informationen zu ihrer persönlichen Lärmbelästigung übermitteln können. Also unter Lärmaktionsplanung hätte ich mir jetzt was ganz anderes vorgestellt. Aber gut, Missverständnis geklärt.

Geht anderen ja aber auch so. Den Lokführern zum Beispiel. Die haben da ja auch etwas gründlich missverstanden. Ich mein, das war ja eine ganz tolle Idee von denen, den Bonnern, die so was von unter dem Bahnlärm leiden, einfach mal eine Auszeit zu gönnen, einfach mal Ruhe, einfach mal keine Bahnen fahren zu lassen. Dass die Bonner dann aber auch nicht mit der Bahn fahren können ... Irgendwann hat sich das ja aber dann auch geklärt. Was ja auch wichtig war - für die Internetplattform. Sonst hätte sich ja da keiner wegen Lärm gemeldet.

Apropos Missverständnis. Für diesen Sommer ist es jetzt eh zu spät. Das Thema ist gelaufen. Das ärgert mich schon. Ich mein, wenn ich das früher ...   
Gut, es gibt ja hier in Bonn ganz tolle Angebote. Ich erwähne da nur die Bioimpedanz-Messung, bei der Viszeralfett-Anteil, Stoffwechsel-Rate, Körperfettanteil im Verhältnis zur Knochenmasse und zur Muskulatur sowie metabolisches Alter ermittelt werden - beim
"Tag der offenen Tür bei omnivitalis in Bonn: Wohlfühlen und individuelle, professionelle Betreuung stehen bei uns im Vordergrund." Oder "Stoffwechselwochen bei easylife - bei uns Körperanalyse gratis." Beide Institute so was von unverbindlich, so was von professionell, so was von persönlich, individuell und qualifiziert! Hab ich's schon erwähnt? So was von professionell. Würde mich nicht wundern, wenn es demnächst in Bonn keine einzige Dicke Schrägstrich keinen einzigen Dicken mehr gäbe! Aber, so glaubwürdig und ungemein professionell dies alles klingt, für diesen Sommer ist es für mich zu spät. Weil, ich hatte ja auf dieses Wearable gesetzt ...
Aber mal angenommen, für nächstes Jahr, ich wüsste gar nicht, für welches dieser Institute ich mich denn entscheiden sollte? Am besten wäre ja für beide. Nach dem Motto: Doppelt hält besser. Im Ernst jetzt. Für omnivitalis, zu Kristine und Wilfried, weil das bei mir im Auerberg gleich ums Eck ist und die mir versprechen, dass sie eine schnelle, individuelle Lösung für mich parat haben? Oder zu easylife, die mit ausreichend Parkmöglichkeiten in allen Therapiezentren werben? Was jetzt für die auf Dauer aber wahrscheinlich so was von geschäftsschädigend ist. Weil, böten die Parkplätze für umsonst in zwei Kilometer Entfernung an, hätten die in null Komma nichts schon mal ganz zufriedene Kunden, weil die allein schon vom Hin- und Herlaufen abnehmen würden. Ist aber nicht mein Problem. Sollen doch deren Werbestrategen drauf kommen. Wahrscheinlich würde ich mich aber, sorry Kristine und Wilfried, für easylife entscheiden. Weil die sagen, dass sie Strukturfette belassen, und deshalb selbst bei starkem Gewichtsverlust jede Auszehrung unterbleibt. Und daran denke ich ja in erster Linie, dass ich beim Abnehmen so was von ausgezehrt werde.

Aber ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Wenn ich jetzt noch was reißen wollte, könnte mir nur noch der Karl-Heinz helfen. Dessen Anzeige habe ich mir aus meinem "Schaufenster" herausgerissen. Was ja jetzt eher weniger ein Problem ist, als beim Frisör aus der Bunten eine Seite rauszureißen. Weil die ja eher nicht meine ist. Ich sollte vielleicht in dem Zusammenhang doch einmal überlegen, ob es nicht für den Lesezirkel zuträglicher wäre, wenn ich Seiten, die mich interessieren, fotografiere, statt alle naselang Zeitschrift-Ruinen in Wartezimmern zurückzulassen. Ganz abgesehen davon, dass es für mich auch nicht schön ist, wenn ich mit den rausgerissenen Seiten in meiner Tasche wie ein Schwerstverbrecher das Wartezimmer verlasse.  

Apropos Wartezimmer. In der Schönheitspraxis von dem Karl-Heinz sieht das Wartezimmer bestimmt ganz anders aus als die Wartezimmer, die ich bei den Ärzten als Kassenpatientin kenne. Der Karl-Heinz hat, wie gesagt, in meinem "Schaufenster" inseriert. Und seitdem ich seine Versprechungen schwarz auf weiß in der Küche an der Pinnwand hängen habe (ich habe mir extra für diese Seite eine eigene Pinnwand angeschafft), bin ich jetzt wirklich auf der sicheren Seite. Apoptose heißt das Zauberwort - kontrollierter Zelltod. Der Karl-Heinz hat da sein Zauber-Kryolipolyse-Gerät und sagt, dass es besonders für Patienten geeignet ist, die relativ fit sind, aber kleinere und mittlere Fettpolsterchen haben, die trotz ausgewogener Ernährung und Sport nicht zu beheben sind.
Aber das ist nur eine Behandlung von vielen. Deshalb hängt da jetzt mal die ganze Seite an der Pinnwand, für den Ernstfall. Weil, wenn ich das richtig verstehe, hat der Karl-Heinz von den Tränensäcken bis zu den Schrunden unter den Füßen für mich eine Lösung parat. Was mich jetzt ein ganz klein wenig stutzig macht, ist die Tatsache, dass der Karl-Heinz, obwohl er doch eine ganze Seite zur Verfügung hatte, nicht einmal übers Geld gesprochen hat. Das hat der wahrscheinlich bei aller Begeisterung über seine neuen Errungenschaften vollkommen vergessen.

Gut, den Karl-Heinz hab ich natürlich immer in petto. Aber geärgert hat's mich schon. Ich hatte mich jetzt halt so was von auf dieses angepriesene Wearable verlassen. Hatte mir die Seite ja extra beim Frisör aus der Bunten rausgerissen. Dabei bin ich sonst so was von reklameresistent, aber da stand: Das Fitnessarmband ("Activy Tracker") misst Schritte, verbraucht Kalorien, überwacht den Schlaf etc. Das hab ich mir natürlich sofort, auf der Stelle - oder wie der Lateiner sagen würde - statim gekauft. Und hier sind wir jetzt wieder beim Thema Missverständnis - oder einfach beim nicht richtig Lesen. Weil, in der Anzeige hieß es nicht "verbraucht Kalorien", sondern "misst verbrauchte Kalorien". Da kann man mal sehen, was so ein einziger Buchstabe dir den ganzen Sommer versauen kann!

Hier war's jetzt nur ein einziger Buchstabe, der mir den Sommer versaut hat.
Beim Weltzugtag waren es zwei Silben. Gut, ich hab natürlich schon gestutzt, dass die so zeitnah wegen des ständigen Lokführerstreiks einen Weltzugtag zum Gedenken an fahrende Züge ins Leben rufen. Aber es gibt ja auch den "Tag der Apotheke", der - eingedenk des Darms -  unter dem Motto "Für Ihr Bauchgefühl. Was tun bei Magen-Darm-Beschwerden?" steht. Warum dann keinen Weltzugtag, an dem wir eingedenk fahrender Züge sind? Ich hab dann aber noch mal richtig gelesen und hatte da eben das entscheidende Wort "Vogel" überlesen. Der Opernchor von Bologna hatte anlässlich des Weltzugvogeltages ein UN-Benefizkonzert gegeben.


Ich sag ja, Missverständnisse über Missverständnisse. Wichtig nur, dass ich den Karl-Heinz mit seiner Med-Bodycontour-Schönheitspraxis immer in der Hinterhand habe.

Mittwoch, 10. Juni 2015

Dampfstrahler, Staubsauger und Q-tips - da ist für Schneeketten wirklich kein Platz mehr!

Doch, das muss ich sagen, es hat sich gelohnt. Zuerst dachte ich ja, leicht übertrieben, aber es hat sich gelohnt! "Prima Klima im Auto", "Die Frühjahrskur für Ihr Auto" und "Wie Pollenallergiker ihr Auto sicher machen", solcherlei Artikel fand ich in den vergangenen Wochen im Autoteil meines "Schaufensters". Und weil ich mich schon um den Frühjahrsputz im Haus gedrückt hatte, indem ich das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters einfach über einige Wochen ignorierte, wollte ich's beim Auto jetzt nicht auch noch schleifen lassen. Und es hat sich ja auch gelohnt! Ein Tipp jagte da den anderen. Ausschlaggebend für mich war zusätzlich der Satz: "Die Pflegemaßnahmen lassen einen glücklicher in den Frühling starten."

Außerdem für mich wieder mal die Gelegenheit, schweres Gerät zu bedienen. Ich sage nur Dampfstrahler. Dampfstrahler seien das beste Mittel, um wirklich bis in die letzte Fuge zu gelangen und schädliche Winterablagerungen zu entfernen. Und zwar auch von unten, in den Kanten und Falzen der Türen, Kofferraumdeckeln, an der Motorhaube und zwischen den Lüftungsgittern, wo sich oft schon seit dem Herbst Laubreste tummelten. (Man stelle sich das Getümmel einmal vor - bei meinem 20 Jahre alten Corsa!) Dazu benötige man viel Wasser und Gefühl! Allerdings solle ich die Finger weg vom Motorraum lassen, um unnötige Schäden an der Elektrik zu vermeiden. Bin ich froh, dass die mir das dazu geschrieben haben! Wer weiß, ich hätte sonst ...

Aber allein in diesem Artikel war das bei weitem nicht der einzige zielführende Tipp. Dankbar war ich auch für folgenden. Ich solle doch auch bitteschön den Innenraum frühjahrsfit machen, indem ich Gegenstände wie Schneeketten und Schneeschaufeln wieder in die Garage oder Keller stelle, da der im Sommer unnötige Ballast durch sein Gewicht mehr Kraftstoff verbrauche. Ich fand den Tipp so toll, dass ich ganz sorgsam und gezielt nach Schneeketten im Innenraum meines kleinen Corsas gesucht habe, obwohl ich mir an sich zu 100 Prozent sicher war, dass ich im vergangenen Winter gar keinen Schnee gesehen hatte, geschweige denn Schneeketten besaß. Aber, safety first, sage ich mir immer. Und als hätte der Autor des Artikels es genau auf mich abgesehen, wies er mich darauf hin, dass ich beim gründlichen Saugen die Autositze dabei in verschiedene Positionen verstellen (ich hätte da sonst mit Sicherheit gehudelt!) und den Polstern mit einer Schaumreinigung wieder ein schickes Frühjahrs-Outfit verpassen soll. Wenn da nicht zu Beginn des Artikels gestanden hätte, dass ich dann glücklicher in den Frühling starte, ich hätte mir diese Mühe nicht gemacht. Weil der andere Grund, nämlich den Wert des Gefährts zu erhalten, also mein Auto ist so alt, also wenn, habe ich gerade mal den Schrottwert erhalten.

Und dann gab's da noch den überaus lehrreichen Artikel "Wie Pollenallergiker ihr Auto sicher machen". Dort hieß es, der Aktivkohlefilter solle die erste Wahl sein und mindestens einmal pro Jahr erneuert werden. Beim Filterwechsel solle man auch gleich die Lüftungskanäle und den Verdampfer der Klimaanlage reinigen lassen - zumal sich in der feuchten Herbst- und Winterzeit gerne Bakterien und Schimmelpilze ansiedeln. Also ich bin ja nicht pingelig, aber für mich persönlich hörte sich das wirklich eklig an. Ich war gerade dabei, mich so was von hineinzusteigern in meinem Ekel, als mir plötzlich einfiel, dass mein Corsa gar keine Klimaanlage hat!

Ich wollte daraufhin schon die Lektüre des hochinteressanten Artikels abbrechen, als sich selbiger justament den Fenstern und Türen widmete - die mein Auto auch hat. Und da bin ich jetzt wieder so was von froh, dass ich, was das Durchhalten beim Lesen betrifft, nicht zu früh schlapp gemacht habe. Weil, ich hab' mich natürlich immer mal wieder gefragt, warum so immens viele Pollen in meinen Corsa fliegen und ich deshalb so ein Kratzen im Hals habe und die Augen jucken. Erst kürzlich habe ich noch bei mir gedacht, Adelheid, dem musst du mal auf den Grund gehen. Ich meine, nicht umsonst schreiben die: Niest ein Fahrer bei Tempo 80, fährt er rund 25 Meter mit geschlossenen Augen. Jetzt weiß ich auch, warum mir beim Autofahren nach mehreren Niesern oftmals die entgegenkommenden Autofahrer immer denselben Finger zeigen - als ob die sich abgesprochen hätten! Gut, jetzt muss ich auch mal sagen, die sollen sich nicht so haben. Immerhin fährt mein Corsa ja nicht in der Spitze 280 Stundenkilometer.

Egal! Dank des Artikels weiß ich jetzt jedenfalls Bescheid: Die blöde, hinterhältige Polle, die kommt nicht nur durch die Lüftung in mein Auto, nein, die fliegt auch durch die geöffneten Fenster und das Schiebedach. Und deshalb in meinem "Schaufenster" der super Tipp, die Fenster und Türen möglichst geschlossen zu halten. Seitdem schließe ich während der Fahrt die Fenster und  - vor allem die Türen! Wenn ich das mal schon früher gewusste hätte! Zielführend war auch der Hinweis, dass während der Pollensaison regelmäßig alle Oberflächen im Innenraum mit einem feuchten Lappen abgewischt werden sollen  - und zwar möglichst von einem Familienmitglied, das nicht allergisch ist. Zum Schluss gab der Artikel noch den nicht zu unterschätzenden Hinweis, dass Allergiker bitteschön bei extremem Pollenflug ihr Auto wegen des erhöhten Unfallrisikos lieber stehen lassen - und zu Fuß durch den Pollenflug gehen sollen. Witz! Stimmt natürlich nicht. Nein, die sollen lediglich jemand anderen bitten zu fahren.

Apropos Pollenflug. So viel wie ich über die Kirschblüte in der Altstadt gelesen hatte, natürlich hab' ich die mir auch angeschaut! Aber, safety first: keine Lüftung, Fenster und Türen nicht nur geschlossen, sondern obendrein abgeklebt. Und so bin ich im Schritttempo (ich war offensichtlich nicht die Einzige, die das von der Kirschblüte mitbekommen hatte) durch die Altstadt gefahren. Was mich schon gewundert hat, als ich nach Stunden wieder aus meinem Corsa ausstieg, hatte ich so was von Kreislauf. Es könnte daran gelegen haben, dass ich über Stunden von der Sauerstoffzufuhr abgeschnitten war.

Ich meine, so sauber wie mein Corsa jetzt ist (im Gegensatz zu meinem sonstigen Wohnraum) und wie viel Zeit ich zwecks Erhaltung dieses Zustandes in ihm verbringe (tägliches Abwischen sämtlicher Oberflächen mit feuchtem Lappen, Säuberung der Polster mittels Staubsauger mit Wasserfilter, Reinigung der Lüftungsschlitze mit Q-tips), lag der Schritt eigentlich nahe. Also es sprach wirklich nichts dagegen, oder anders, es bot sich förmlich an, dass ich seit geraumer Zeit in meinem Corsa lebe. Wenn es regnet, die Polle also mal ausnahmsweise nicht fliegen kann, stelle ich das Auto unter und öffne zwecks Sauerstoffzufuhr alle Fenster und Türen.

Was jetzt aber schon blöde ist: Das Sauberhalten meines Autos hat mittlerweile den ganzen Jahresurlaub geschluckt. Deshalb will sich das Glücklichsein noch nicht so ganz einstellen.  

Vielleicht mach' ich es im nächsten Jahr doch umgekehrt, was den Frühjahrsputz anbelangt.

Mittwoch, 20. Mai 2015

Aprilscherz war gestern - der Trend geht eindeutig zum lustigeren Maischerz!

"Liebesbeweis mit Tücken", so lautete es neulich auf der Titelseite meines "Schaufensters". Der junge Mann, der seiner Angebeteten einen Maibaum setzen wollte, erfuhr nun, was nicht erlaubt ist. Punkt eins: Wie komme ich an eine Birke? Nicht erlaubt ist selbstredend, einfach einen Baum aus dem Wald zu holen. Das ist nämlich Diebstahl und Sachbeschädigung. Der Baum gehört sich beim Förster gekauft und die Quittung aufgehoben zwecks Vorzeigens. Punkt zwei: Wie transportiere ich Selbige (nicht die Quittung, sondern die Birke)? Sie darf nach vorne überhaupt nicht, nach hinten maximal drei Meter über das Fahrzeug hinausragen und muss gekennzeichnet werden. Und der Transport von Helfern auf der Tragefläche? Ich sage nur, rechtlich ein absolutes No-Go.

Und justament in derselben Ausgabe die Anzeige "Mai-Nacht: Vom Mittelstürmer zum Herzensstürmer". Knauber bot jungen Maibaumstellern professionelle Unterstützung beim Basteln von schönen, persönlichen Maibaumherzen an. Denn, so hieß es in der Anzeige, wer seine Auserwählte mit einem schön geschmückten Baum überraschen wolle, müsse an einiges denken und bei der Gestaltung kreativ sein. Der Mann bastele nun mal nicht täglich ein rosarotes Herz. Deshalb stelle Knauber am 30. April neben einer großen Auswahl an Farben und Accessoires auch jede Menge Ideen bereit. Die weiblichen Fachkräfte gäben viele Tipps zu einer schönen Gestaltung, die Frauen gefallen könnte. Die Mai-Nacht wolle gut vorbereitet sein. Knauber habe deshalb ein großes Maibaum-Sortiment mit Kreppbändern, vorgeschnittenen Holz-Herzen, Sägen, Farben und Schmuck-Accessoires zusammengestellt. Ab dem 29. April verkaufe Knauber frisch geschlagene, ca. vier Meter hohe Maibäume.

Am Ende der Anzeige folgte die Packliste für den Maibaumsteller: Maibaum, Arbeitshandschuhe, Säge, Hammer und Handtacker, Erst-Hilfe-Set, Kreppband zum Schmücken, Gestaltetes Holz-Herz mit dem Namen der Auserwählten, Kabelbinder und Draht zur Befestigung, Seitenschneider/Schere, Seile/ Spanngurte zur Befestigung, Fahrradschloss, um den Baum "diebstahl-sicher" zu befestigen, Fahrzeug und Anhänger, Spanngurte zur Befestigung am Fahrzeug, Bollerwagen, Kühltasche mit Getränken für die Helfer, Grillset zum Mitnehmen  

Was ich jetzt noch unbedingt hinzufügen würde. Ich mein', sonst brauche ich keine Packliste: Kühltasche mit antialkoholischen Getränken für den Fahrer. Wahrscheinlich ist es ohnehin besser, wenn in der Kühltasche nur antialkoholische Gertränke stehen. Nicht, dass der Fahrer mal aus Versehen daneben greift! Es sollte auch im Vorfeld geklärt werden, ob die Helfer aus der Flasche trinken wollen. Sonst gehören Becher auf die Liste. Und, mir soll's egal sein, aber entweder habe ich eine Packliste oder nicht. Also halbherzig ist blöd. Deshalb: Nimmt der junge Mann jetzt nur ein Grillset mit oder auch Fleisch dazu? Weil, die Kühltasche kommt ja eh mit.

Wo ich mir gerade so Gedanken über die Packliste mache. Ich denke da an ...
Wir schreiben das Jahr 1975, also vor 40 Jahren, demnach vor einer halben Ewigkeit: Ich habe in meiner Jugend in der Eifel gewohnt. Mein damaliger Freund stellte zusammen mit seinen drei Kumpels in der Nacht zum 1. Mai vier Maibäume. So war der Plan. Und so die Ausführung: Er hatte eine Ente mit Rolldach. Wir sprechen von einem Auto! Die Ente war mit vier Personen auch ohne Maibaum schon am Rande ihrer Kapazität. Viel weniger Personen durften aber auch nicht im Auto sitzen. Weil, oftmals sprang sie nicht an, und dann brauchte es möglichst viele Menschen zum Anschieben.
Ach ja, die Ausführung: Auf der Fahrt zur ersten Maibaum-Stell-Adresse wurde in einen Feldweg eingebogen, mit der Taschenlampe nach einer Birke gesucht und mit Säge oder Axt selbige gefällt. Sodann Gefällte durch das offene Rolldach in die Ente verfrachtet und weiter Richtung Angebeteter. Nach Aufstellen des ersten Maibaums Fahrt Richtung Adresse Nummer zwei - mit Zwischenstopp! Adresse Nummer drei - dito. Der letzte Maibaum sollte einem Mädchen in Schleiden gestellt werden. Es war schon weit nach Mitternacht, die Ente  in viele Feldwege eingebogen, die Insassen, mit Taschenlampe und Axt bewaffnet, hatten keine einzige Birke angetroffen. Der letzte Feldweg lag offensichtlich schon länger hinter ihnen, denn da fuhren sie auch schon mitten durch Schleiden - am Stadtpark vorbei. Am Schleidener Stadtpark mit seinen wunderschön bepflanzten Blumenrabatten, am Park mitten im Zentrum, mit seinen ausnehmend gepflegten Beeten und - schau, Birken ... Doch, da konnte das Mädchen aus Schleiden sich schon was drauf einbilden, auf diese tolle, große, gerade gewachsene Birke!

Was ich mich hier wieder frage. Wie haben die jungen Männer das bloß früher gemacht, damals, ohne Packliste?

Apropos Packliste. Das Beste hätte ich bald vergessen. Knauber bot in seiner Anzeige an, die dann fertigen, ungemein individuell, total kreativ gestalteten Maibäume auch aufzustellen - gegen einen kleinen Aufpreis natürlich. Was ich persönlich jetzt recht praktisch finde, weil da spart man sich ja schon einen Haufen Vorbereitung - so geplant, wie das heute wohl abläuft.

Da kann man dann nur hoffen, dass die hübschen Holz-Herzchen mit dem Namen der Angebeteten nicht vertauscht werden!