Mittwoch, 21. Dezember 2016

Schade, das erste deutsche Stromorchester spielt nicht im WCCB!

Es gibt in diesen Tagen solche Tage, da öffne ich die Haustür nur, um mein SCHAUFENSTER aus dem Briefkasten zu holen. Und oftmals kommt es in dieser usseligen Jahreszeit vor, dass ich mich endlich angepüngelt habe und vor die Haustür trete - und vergessen habe, was ich draußen eigentlich wollte. So lange dauert das, bis ich für's Fahrrad gegen Kälte, Regen und Wind aufgerüstet bin.
Apropos aufrüsten. Las ich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER "Sicherheitsakademie NRW" (eingerahmt vom NRW-Wappen) und darunter in kleineren Lettern "Keine Behörde des Landes NRW, Inhaber Joscha Czarnecki - Wir bilden Zeitsoldaten aus".
Gut, dachte ich, warum nicht. Privatisierung scheint ja die neue Zauberformel zu sein. Überall wird ja privatisiert oder zumindest darüber nachgedacht. Aber dass jetzt die Ausbildung von Soldaten in privater Hand liegen soll, ging mir dann doch irgendwie zu weit. Ich hab dann noch mal mit meinem Traummann (das kommt in letzter Zeit häufiger vor, das betreute Lesen!) die Anzeige genau studiert und da hieß es dann weiter: Wir bieten eine Weiterbildung zur Sicherheitsfachkraft mit Vorbereitung Sachkundeprüfung nach § 34 a der GewO. Wir bilden Zeitsoldaten aus. Weiterbildung für Berufsunfähige und Arbeitslose. Sie erhalten eine schriftliche Einstellungszusage durch eine Sicherheitsfirma.  
Immerhin, beim zweiten Anlauf verstanden!
Das kenn ich aber auch ganz anders. Ich sag nur: "Seit der Einwerbung des Exzellenzclusters 'Immuno-Sensation' im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder hat sich dieses Forschungsgebiet an der Universität rasant entwickelt." Hab ich natürlich nicht gesagt, sondern zitiert, den Rektor der Uni, den Prof. Michael Hoch. Ja, mein SCHAUFENSTER fordert mich, und schon verbringe ich wieder den halben Tag draußen im Internet bei Wikipedia. Darauf bin ich mittlerweile eingestellt (ich muss mich dafür ja nicht extra warm anziehen).

Apropos einstellen. Hat die Beethovenhalle ja - den Betrieb eingestellt. Deswegen in meinem SCHAUFENSTER der Artikel "Intermezzo im WCCB". Das  WCCB sei jetzt Ersatz-Spielstätte für das Beethoven Orchester. Welch Glück, dass ich den Artikel weitergelesen habe! Jetzt nicht wegen der Kosten der Interimslösung, die mit rund 2,5 Millionen Euro zwar teuer werde, aber eine adäquate akustische Qualität biete. Und auch nicht wegen der Information, dass ursächlich dafür verschiedene Planungsunschärfen (obwohl, dieses Wort!) in der Vergangenheit seien. Nein, hätte ich den Artikel nicht gelesen, wäre ich vermutlich um den Genuss folgender Buchstabenkonstellation gekommen, hätte ich mich um den Spaß an folgender Letterngruppierung gebracht: elektronische Nachhallverzögerungsanlage! Die es aus zweierlei Gründen im WCCB nicht gibt. Erstens hätte sie zusätzlich 1,8 Millionen Euro gekostet. Und zweitens wäre deren Sinn zweifelhaft gewesen. Wäre doch die Beethovenhalle so gut wie fertig, wenn die teure Anlage eingebaut gewesen wäre. Das macht Sinn. Viel Lärm um nichts - aber allein schon wegen dieses Wortes hat es sich doch gelohnt!
Und ich kann nur hoffen, dass das im WCCB nicht immer alles reibungslos läuft. Also dass sich zum Beispiel während eines Konzerts die Hubpodeste selbstständig machen, wäre schon mal ein nettes Intermezzo. Oder aber, ich komm drauf, weil ich  über das "mechanische Konzertzimmer" las. Dessen Bühne messe eine Tiefe von 14 Metern und eine maximale Breite von fast 24 Metern. Eine Besonderheit sind die sogenannten Deckensegel, die im Falle eines Brandes aus ihrer waagerechten Position in eine senkrechte Position geklappt werden können, wodurch eine flächige Beregnung der Bühne mit Löschwasser ermöglicht wird. Da kann ich nur hoffen (und ich stelle es mir auch gerade vor), dass es da häufiger zu Fehlfunktionen kommt! Weil, wenn das im WCCB immer alles reibungslos läuft, dann kriegst du die verwöhnten Liebhaber der klassischen Musik doch nie mehr zurück in die Beethovenhalle! Ich mein, wenn du dich zwischen New York und Wachsbleiche 16 entscheiden sollst - hallo! Die werden sich so was von an den großen Saal des WCCB, an New York, gewöhnt haben, dass die keine große Lust mehr auf eine Multifunktionshalle haben. Das wird Monate dauern, bis die sich wieder umgestellt haben. Wenn da im WCCB jetzt aber auch noch die elektronische Nachhallverzögerungsanlage (hab ich lang dran gebastelt, dass ich das Wort noch mal verwenden konnte) eingebaut worden wäre, den geneigten Musikgenießer hättest du doch in die Beethovenhalle hinein prügeln müssen.

In diesen Tagen, wo mein SCHAUFENSTER recht viel über die Beethovenhalle schreibt, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mich das nicht wirklich tangiert, dass ich persönlich auch ohne könnte. Und natürlich frage ich mich, warum der Zug, in dem die klassische Musik saß, immer an mir vorbeigefahren ist. Es kann ja nicht nur daran liegen, dass das Nachschauen des ein oder anderen Wortes, das ich in meinem SCHAUFENSTER lese und nicht verstehe, immer mehr Zeit in Anspruch nimmt. Gut, das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters wird auch immer umfangreicher. Das allein kann's aber auch nicht sein, warum ich höchstwahrscheinlich keinen wirklichen Unterschied zwischen dem Beethoven Orchester und dem "1. Deutschen Stromorchester" erkennen würde.
Ich glaub, ich muss da ganz ehrlich mit mir sein: Der Zug der Klassik ist gar nicht an mir vorbeigefahren, der hat schon gehalten, aber ich stand entweder am falschen Gleis oder hatte keine Lust einzusteigen!
Apropos Lust und lustig. Für mich gab's ja dafür das "1. Deutsche Stromorchester": Sechs in knallgelbe Overalls gekleidete Menschen gingen mit ernster Miene und selbstgebauten Instrumenten im LVR-Museum auf und ab. Mit sphärischen Klängen bespielten sie dort die laufende Ausstellung "Eva's Beauty Case"- und deren Besucher! Es ging ihnen nur darum,  Aufmerksamkeit mit ihren "Schneckenquadrofonen"zu erregen. Absurd und offensichtlich ohne Sinn. Und genau so sollte das, nach dem Kölner Künstler und Leiter Rochus Aust. Weil wir gerade bei Kunst sind, die Performance hieß "Hilde meets Eva", einfach so, ohne Sinn - Kunst eben.

Samstag, 17. Dezember 2016

Thekentratsch im Auerberg

Das war aber auch wieder ein Wechselbad der Gefühle zum Ende des Jahres! Neulich noch war ich in meinem Kulturraum Auerberg beim Matthias Jung, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, und jetzt bei Thekentratsch, bei denen ich vorletztes Jahr schon war! Was jetzt das Problem war, vom Matthias hatte ich mir nichts versprochen, und es war ein umso wunderbarer Abend. Aber bei den beiden Frauen, da hatte ich die Messlatte so was von hoch gelegt!
Und dann, welch fulminanter Auftritt - der Dotterblume aus dem Kohlenpott und des Trockengestecks aus Dinslaken, wie sie sich gegenseitig vorstellen. Da wissen wir Zuschauer sofort, wie dolle lieb sich die beiden Halbschwestern haben. Was wir auch mitbekommen, dass die Frau Sierp ihre Schwester für strunzdumm hält, wenn sie sagt, dass Niveau nur von unten aus wie Arroganz aussieht. Was wir aber auch von ganz alleine merken würden, weil die Dotterblume da gar nicht ihre Schwester braucht, damit wir eine Ahnung von ihren Lücken bekommen. So ist sie sich ganz sicher, dass Kalorien mit Käse überbacken bei 200 Grad im Backofen abgetötet werden. Wo ich aber bei der Frau, die ein Fis für eine Scheuermilch hält und ihren Hausarzt eine Konifere nennt, wo ich aber so was von bei dieser Frau bin: Wenn sie sich in ihrem Lied "Schmerzen im Kopf" gegen Männerbärte (ich denke mal, dass sie Frauenbärte jetzt nicht auch wirklich attraktiv findet) ausspricht.
Was wir übrigens auch mitbekommen haben, wie ganz dolle lieb die beiden ihre Mama haben. Da hören wir als Handy-Klingelton die kreischenden Geigen aus dem Film "Psycho" und wissen, die Mama ist dran. Die übrigens im Seniorenheim lebt, weil sie in die Wohnung ihrer Töchter nicht passte: "Sie sah in jeder Ecke kacke aus."
Auch mein letzter Samstagabend in meinem Kulturraum Auerberg war wieder ein voller Erfolg: ein unterhaltsames Programm, ein Gläschen Rotwein in der Pause zwischen Weihnachtskugeln und Nikolausmützen und wieder ein Buch aus meinem Gebrauchtwarenkaufhaus.
Was übrigens auch eine Premiere war: Meine jüngste Tochter hatte mich zum Kaffee in ihre neue Wohnung eingeladen. Und während sie den Kaffee in einem Kaffeefilter aus Keramik von Melitta aufbrüht und ich mit der Hand über die Tischdecke fahre, sage ich: "So ein Deckchen hab ich neulich zur Schatzinsel gebracht." Und die junge Frau antwortet: " Dann ist das wohl deine Decke. Die und den Kaffeefilter habe ich in der Schatzinsel für einen Spottpreis erstanden."

Hatte ich "mein letzter Samstagabend" gesagt? Ich meine natürlich "mein letzter Samstagabend in diesem Jahr". Ist doch klar!

Samstag, 10. Dezember 2016

Wie verabschiede ich meinen Ehemann?

Ja, auch ich habe andere Tage erlebt: Mein Mann und meine Kinder haben mich geliebt, ich hatte ganz liebe Freunde, die für mich durch dick und dünn gegangen wären, mein Bekanntenkreis war groß und das Verhältnis zu den Nachbarn war so was von entspannt und angenehm.
Aber das war einmal. Ich mein, ich halte es nach wie vor für stark überreagiert. Damals fand ich es schon vollkommen übertrieben, dass meine beste Freundin von jetzt auf gleich mit mir nichts mehr zu tun haben wollte, nur weil ich ihren Mann geküsste hatte (ja, Zungenkuss, stimmt, sollte halt möglichst echt aussehen). Wenn es die Straßenverkehrsordnung nun mal einfordert!
Und dass meine Tochter seit Monaten mit mir kein Wort ... Gut, sie hatte mich gebeten, sie mit dem Auto nach Siegburg zum Zug zu bringen. Den hat sie verpasst, deshalb den Flieger von Frankfurt ebenso - und den Indientrip in Gänze. Und das nur, weil ich sie nicht habe aussteigen lassen. Aber so bin ich halt,  ich und mein Unrechtsbewusstsein.  
Ja, und mein Nachbar redet auch nicht mehr mit mir, nimmt vom DHL-Mann keine Pakete für mich mehr an. Gut, ich kann jetzt seine Sichtweise auch ein Stück weit verstehen. Vor ein paar Wochen klingelte er an meiner Tür, schmerzverzerrtes Gesicht, höllische Bauchschmerzen, ob ich ihn, seine  Frau habe das Auto, zum Arzt, kein Thema. Ich habe mich ins Auto geschmissen und - habe aber vor der Arztpraxis nicht angehalten, um ihn rauszulassen. Okay, knappe drei Kilometer von der Arztpraxis entfernt, da hätte er auch gleich zu Fuß von zuhause gehen können.
Früher hätte ich ihn einfach vor der Arztpraxis aussteigen lassen. Aber jetzt hatte ich in der Einfahrt zu Knauber dieses Verkehrsschild gesehen und das hab ich dann im Hinterkopf, wie eingebrannt. Früher wusste ich es eben nicht besser.

Ich mein, ich hab' schon gemerkt, dass es um mich herum immer ruhiger wurde und mir plötzlich viel Zeit, sehr viel Zeit für Pediküre (im Winter, wo es sowieso keiner Sau auffällt) und Maniküre zur Verfügung stand. Aber seit ich dieses Verkehrsschild "Kiss and ride" wahrgenommen hatte, ich hab da früher nie so drauf geachtet. Irgendwann war der Leidensdruck so was von groß - ich hab dann gegoogelt. Bei Wikipedia stand dann Folgendes (und da wusste ich auch, warum ich für die immer spende, für die Damen und Herren von Wikipedia):

Der Begriff Kiss and ride beschreibt ein Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung. Dabei werden die Fahrgäste des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem Verknüpfungspunkt (in der Regel ein Bahnhof oder eine Haltestelle) gebracht oder von dort abgeholt. Im Gegensatz zum Park-and-ride-Prinzip wird das Fahrzeug am Verknüpfungspunkt jedoch nicht dauerhaft abgestellt.

Ziel dieses weltweit angewandten Prinzips ist die Steigerung der Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrsangebotes, da ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe des Verknüpfungspunktes ermöglicht wird und zudem die Parkplatzsuche entfällt.

Inhaltsverzeichnis
1          Entstehung
2          Bedingungen
3          Kritik

Entstehung
Bei dem Begriff „Kiss and ride“ (auch Kiss und Ride oder K+R bzw. K&R, wörtlich aus dem Englischen „Küssen und mitfahren“) handelt es sich um eine Wortneuschöpfung, die erstmals 1956 in der Los Angeles Times Erwähnung fand:

„I believe we are going to have co-ordination between automobiles and rapid transit. It will be park and ride or kiss and ride — where the wife takes the husband to the rapid transit line and kisses him good-by.“

„Ich glaube es wird eine Verbindung zwischen Auto und Bahn geben. Es wird Park and ride oder Kiss and ride sein – wo die Frau den Mann zur Bahnstrecke bringt und ihn zum Abschied küsst.“

– Los Angeles Times, Artikel Transit Plan Agreement Smoked Out, 20. Januar 1956
In Deutschland konnte Kiss and ride etwa 10 Jahre später (z.T. noch als Konzept) Fuß fassen.

Bedingungen
Für Reisende ist Kiss and ride interessant, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

Der Reisende hat keine Fahrerlaubnis oder ist nicht in der Lage ein Fahrzeug zu steuern (beispielsweise aus Alters- oder Gesundheitsgründen).
Während der Reise soll das Fahrzeug nicht am Verknüpfungspunkt verbleiben, weil es anderweitig benötigt wird (beispielsweise vom Partner oder dem Arbeitskollegen).
Kostengründe oder Sicherheitsbedenken (Vandalismus bzw. Diebstahl) sprechen gegen ein längeres Abstellen des Fahrzeugs am Verknüpfungspunkt.
Der Reisende hat am Zielort kein Fahrzeug zur Verfügung oder will aus Kosten- oder Bequemlichkeitsgründen nicht auf Taxi oder öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen.

Kritik
Es hat sich gezeigt, dass der Begriff insbesondere in nicht Englisch sprechenden Ländern kaum allgemeinverständlich ist und eher sogar Missverständnisse erzeugt. So sollen beispielsweise einem Bericht des österreichischen Onlinemagazins kath.net zufolge „nicht ÖBB-sprachkundige Personen“ im Jahr 2011 einen Wegweiser zu einem Kiss-and-ride-Parkplatz in Wien als Hinweis auf Prostitution verstanden haben. Das Missverständnis sei erst durch eine Auskunft der Österreichischen Bundesbahnen behoben worden.

Um diesem Problem zu begegnen, haben sich mehrere Kommunen und Verkehrsunternehmen dazu entschlossen, die Bezeichnung „Kiss and ride“ nicht mehr zu verwenden und stattdessen alternative Bezeichnungen, wie etwa „Kurzzeitparken“ oder „Abwurfzone“ zu verwenden. So hat beispielsweise auch die Deutsche Bahn AG im Februar 2010 angekündigt, dass sie auf Anglizismen wie „Kiss and ride“ zukünftig verzichten wolle.

Was für eine Quelle der Inspiration. Ich fasse zusammen: Ich habe jahrzehntelang meine Lieben zum Zug gebracht - wahlweise auch wieder abgeholt - und damit dem Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung  quasi Leben eingehaucht, ohne es zu wissen!
Früher ging ich davon aus, dass ich mein Kind zum Zug bringe und anschließend wieder alleine nach Hause fahre. Heute weiß ich es besser. Ich habe einen Fahrgast des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem Verknüpfungspunkt gebracht, und habe anschließend das Fahrzeug, also meins, am Verknüpfungspunkt nicht dauerhaft abgestellt (warum auch, ich hätte ja dann zu Fuß nach Hause gehen müssen). Und, ohne es zu wissen, habe ich dabei mitgewirkt, und zwar global, die Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrsangebotes zu steigern, indem ich ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe des Verknüpfungspunktes ermöglicht habe.    
Und dass ich das wieder den Amerikanern zu verdanken habe, dass die mich da mit ins Boot - also hier jetzt konkret ins Auto - genommen haben. Ich würde heute noch vollkommen zieldesorientiert meine Kinder zur Bahn bringen, um ihnen einfach das Leben zu erleichtern, statt globale Verantwortung für ein weltweit anerkanntes Prinzip zu übernehmen. Wo stünde (führe) ich nur ohne die Amerikaner?
Der Punkt "Bedingungen" - ganz wichtig für mich in dem Zusammenhang! Ich hätt jetzt vermutet, Bedingung ist, dass ich Zeit und Lust habe, mein Kind zur Bahn zu bringen. Wie ich lese, vollkommen daneben! Aber kann ich trotzdem unterschreiben, Wort für Wort!


Was jetzt die Ausführungen zu Punkt "Kritik" betrifft, nun ja, schätze mal, dass sich mein Traummann in Kürze von mir trennen wird. Weil, durch die Lektüre des Wikipedia-Artikels, also da hat mich das Wort ... Nicht die Geschichte, ob man nach jahrzehntelanger Ehe die Hand für den Göttergatten ins Feuer legt, dass der noch nie ... Aber "Abwurfzone", tolles Wort! Wenn da nicht der Deutsche Verkehrsicherheitsrat seine Hände im Spiel hat. Das klingt so was von nach Experten. "Abwurfzone", dieses Wort muss sich in mein Unterbewusstsein irgendwie hineingefräst haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich mein, da muss man ja erst mal drauf kommen. Den Göttergatten einfach während der Fahrt - gut, ich hatte schon verlangsamt - an der Fernbushaltestelle aus dem Auto zu schubsen. 

Mittwoch, 30. November 2016

Die Garderobe der Beethovenhalle - Kleiderbügel erinnern sich

Man kann's keinem erzählen. Was war ich doch für eine verantwortungslose Mutter! Ich komm deshalb drauf, weil, neulich stellte sich in meinem "Schaufenster" eine weiterführende Schule den Eltern von Viertklässlern als eine aktive vor. Ich las also von einer nicht passiven Schule - und ich las über einen anerkannten Bewegungskindergarten, der nach der Montessori-Pädagogik funktioniert.
Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, mich mies zu fühlen, gab es da noch den langen Artikel mit der Überschrift "Zu schwer für i-Dötzchen" mit vielen wichtigen Tipps für eine rückengesunde Schulzeit: Vermeidung von Ranzengewichten, die zehn Prozent des Körpergewichtes des Kindes überschreiten; nur Tornister verwenden, die keinen Druck auf die Lenden ausüben, auf Schulterhöhe abschließen und mindestens vier cm breite Gurte besitzen. Bewegungsmangel stelle die Hauptursache für Rückenleiden dar. Sport stärke Muskeln und entlaste die Gelenke. Kein Wunder, wenn die meisten Kindergärten keine ausgewiesenen Bewegungskindergärten sind!  

In was für einer Zwickmühle sind da doch viele Eltern: Einerseits chauffieren sie ob des schweren Ranzens ihren Schatz jeden Morgen zur Schule (und holen ihn auch selbstredend wieder ab). Andererseits hat das arme Kind deshalb zu wenig Bewegung.
Welch schlichter Mensch ich da doch bin! Meine Kinder sind schlicht in den Kindergarten gegangen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nie gefragt, ob die sich da auch bewegen. Und ich weiß auch nicht, ob die Schule, die sie ohne mich selbstständig aufsuchten (mit ihrem Ranzen, dessen Gewicht ich nie gewogen habe!), eine aktive war.
Apropos Schule und aktiv. Wo die Schüler ja echt aktiv werden, ist, wenn es darum geht, im Vorfeld so viel wie möglich Geld für den Abiball zu sammeln - für den Abiball in der Beethovenhalle.
Bei der Closing-Party in der Beethovenhalle ist ja auch einiges, an Menschen und an Geld, zusammengekommen. Allein wenn ich in meinem "Schaufenster" las, dass im Herzstück des Bonner Wohnzimmers, dem großen Saal, die Resident DJs der AfterJobParty für die beste Partystimmung sorgten. 

Und dann las ich aber auch in meinem "Schaufenster": In ihrer neuen Themenreihe "Beethovenhalle reloaded - Genau hingeschaut" begleitet die VHS den Umbau und die Sanierungsarbeiten der Beethovenhalle. Den Start der Reihe macht ein Vortrag von Constanze Falke und Dr. Martin Bredenbeck von der Werkstatt Baukultur. Ihr Vortrag "Ein Denkmal in besten Händen" wirft einen Blick in die Planungs- und Baugeschichte dieses außergewöhnlichen 1950er-Jahre-Baus. Zwei weitere Vorträge dieser Reihe seien geplant. Dr. Irmgard Bodsch stelle die Eröffnung der Beethovenhalle genauer vor und Stadtdirektor Wolfgang Fuchs gebe Einblick hinter die Kulissen eines Großprojektes. Der Eintritt beträgt fünf Euro.

Da hätte man sich meiner Meinung nach noch einiges an Vorträgen und Events einfallen lassen können, um die Kasse für die Sanierung zu füllen. Spontan fällt mir da eine sicherlich ungemein interessante Themenreihe ein: "Die Toiletten der Beethovenhalle - Klobrillen packen aus". Ich könnte mir da den Vortrag vorstellen "Welcher Rockstar oder welcher Politiker hat wann auf welcher Klobrille gesessen" oder "Wie viele Liter Bier wurden in welchem Jahr von welchem Karnevalsprinzen bei einer Prinzenproklamation entsorgt". Auch "Die Garderobe der Beethovenhalle - Kleiderbügel erinnern sich". Und für die physikalisch Interessierten "Rock- und Popkonzerte - ein Ranking der schlechten Akustik".

Noch mehr Geld hätte man allerdings mit Events machen können. Die liegen ja so was von im Trend. Ich komm deshalb drauf, weil ich in meinem "Schaufenster" von einer interessanten Aktion las: "Über den Dächern von Bonn" hieß es da. Die Führung biete einen Blick aus der Vogelperspektive auf die Bundesstadt. Dazu steigen die Teilnehmer auf das Dach des Stadthauses, das sonst nicht für Besucher zugänglich ist. Wer an der 1,5-stündigen Führung teilnehmen wolle, sollte gut zu Fuß sein, denn für den Aufstieg auf das Stadthausdach seien - nach der Fahrt mit dem Aufzug ins 17. Stockwerk - etwa 70 Stufen zu bewältigen. Ich komm deshalb drauf, weil die Dachkonstruktion der Beethovenhalle ja eh saniert wird. Ein Megaevent hätte das werden können. Gerade heutzutage, wo Battles und Challenges so was von in sind. Man hätte alle Horrorclowns und solche, die Horrorclowns witzig finden, und solche, die rohe Eier an Häuserwände werfen, und solche, die das witzig finden, also alle Vollpfosten auf das Dach der Beethovenhalle zur ultimativen "Battle-Challenge-Nacht einladen können. Und die Challenge: Wie viele Menschen können sich auf dem gewölbten Dach halten, bis einer runterfällt? Oder aber (weil, da wäre ja jetzt nur einer runtergefallen)  man hätte die alle auf einen Schlag aufs Dach gelassen - und später hätte man erfahren, dass zu viele Besucher gleichzeitig auf dem Dach standen - leider.

Unfasslich, was für abgrundtief schlechte Gedanken ich habe. Was für ein schlichter, schlechter Mensch ich doch bin. Aber das zieht sich ja durch bei mir. Erst eine schlechte Mutter und dann - eine schlechte Oma wäre ich obendrein. Las ich doch in meinem "Schaufenster" die Lettern "Kindernotfallkurs für Großeltern": Für Großeltern in Bonn gibt es jetzt erstmalig einen Erste-Hilfe-Kurs für Kindernotfälle. Diesen bietet die Abteilung für Neonatologie am Bonner Universitätsklinikum jetzt zusätzlich zu den regelmäßig stattfindenden Kindernotfallkursen für Eltern an. Großeltern können lernen, in einer Notfallsituation als Ersthelfer wirkungsvoll und adäquat zu handeln.

Wenn ich den Artikel jetzt nicht gelesen hätte, ich hätte einfach so auf die Enkelkinder aufgepasst. Wobei, einen Vorteil hat das Ganze ja. Wenn du als Oma keine Lust auf Babysitten hast, sagst du einfach, du seiest leider keine zertifizierte Oma.  

Mittwoch, 9. November 2016

Das richtige Heben eines Bierkastens - ein Quantensprung für uns Frauen!

Ich hab so was von Rücken. Das kann ich keinem erzählen, wie's dazu kam. Ich bin aber trotzdem zur Eröffnung der Ausstellung "Am Horizont" von Thomas Huber gegangen. Weil, Sitzen geht gut. Und das kann man ja in dem Auditorium vom Kunstmuseum Bonn recht nett (da war ich übrigens noch nie!). Dort lauschte ich dann den vier Reden, wie es in der Einladung zu lesen gewesen war. Insgesamt eine halbe Stunde und inspiriert noch dabei, da konnte ich jetzt nicht maulen. Wobei, mit einem Gläschen Prosecco vorneweg und einem zweiten in der Hand hört es sich einfach noch besser zu. Dabei fiel mir auf, das war das erste Mal, dass ich bei einer Ausstellungseröffnung in einem Museum war. Weil, der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier - und ich so was von besonders. Und mit meinen 56 Jahren bin ich folgenden Deal gewohnt, ich kenn's nicht anders: Ich nehme mir die Zeit, mach die Statistin und tu so, als ob ich mir die Kunst, oder wie auch immer man es denn nun bezeichnen mag, anschaue. Und dafür bekomme ich vom Künstler, oder wie auch immer man ihn nun bezeichnen mag, eine Gläschen Sekt, im Notfall auch zwei, und - das ein oder andere Häppchen. Gut, ja, ich hätte mir auch ein Gläschen kaufen können, aber ...

Apropos kaufen. Da merkt man mal wieder, Werbung ist einfach alles. Wobei, da sagt neuerdings mein Rücken, jetzt ist Schluss. Das glaubt mir keiner, dass für meinen desolaten Rücken die Werbung schuld ist. Wie komm ich auf Werbung? Die Worte von dem Professor Berg, ich sag nur, Hut Schrägstrich Hütin ab. Also wie der mir den Thomas Huber verkauft hat, wie der mir dessen Werke ans Herz gelegt hat. Ich war so was von gespannt und motiviert, dass ich glatt für kurze Zeit meinen Rücken vergessen habe und anschließend durch die Ausstellung geschlendert bin. Lange bin ich allerdings nicht geblieben. Weil, erstens - das tut mir jetzt ausgesprochen leid für den Herrn Huber, dass der Herr Professor Berg die Latte so was von hoch gehangen hatte, und die Bilder da jetzt für mich nicht rankamen. Aber zweitens brauchten die Bilder mich auch gar nicht, die waren so was von mit sich selbst beschäftigt. Das fiel mir dann auch wieder ein. Ich hatte nämlich vorher schon den Flyer zur Ausstellung studiert. Und dort stand: Der Horizont dient als Metapher für eine Grenze zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, und damit als Hinweis auf einen Diskurs, den die Bilder über ihren eigenen Status führen. So stand's im Flyer.

Apropos Flyer. Apropos Bilder. Neulich stieß ich in meinem "Schaufenster" auf zwei Bilder. Auf beiden sah man jeweils dieselbe Frau einen Bierkasten heben. Darunter stand: Wer einen Kasten Bier transportieren will, sollte beim Anheben mit geradem Rücken in die Knie gehen und die Last beim Transport dicht am Körper halten. Auf dem ersten Foto macht die Frau alles falsch, was frau nur falsch machen kann, und deshalb steht drunter: Falsch! Auf dem zweiten Foto hebt sie den Bierkasten in vorbildlicher Körperhaltung und deshalb steht auch drunter: Richtig! Zunächst einmal, ich finde es so was von toll und bin auch ein Stück weit stolz, dass wir Frauen es doch tatsächlich geschafft haben, uns so zu emanzipieren. Was für einen Quantensprung bedeutet es für uns Frauen, dass die Frau auf dem Foto keinen Wäschekorb mit dreckiger Wäsche trägt sondern einen Bierkasten - während ihr Mann wahrscheinlich gerade seine Funktionssportkleidung mit einem Sport- und Outdoor-Waschmittel wäscht.

Ich weiß jetzt nicht, ob das Zufall war. Weil, die Überschrift zu dem dazugehörigen Artikel lautete: Haltung bewahren - Richtig heben und damit Rückenschmerzen vorbeugen. Rückenschmerzen als Volkskrankheit: So seien Erhebungen der Techniker Krankenkasse zufolge Rücken- und Bandscheibenbeschwerden nach wie vor die Ursache für fast jeden zehnten Krankschreibungstag in Deutschland. Die Probleme mit dem Kreuz würden heute vor allem durch Bewegungsmangel hervorgerufen. Auch Übergewicht sei ein wichtiger Risikofaktor für die Rückengesundheit. Beides trifft auf mich so was von nicht zu, aber wer kommt denn drauf, dass ich mir an meinem "Schaufenster" fast einen Bruch hebe? Wer kommt denn drauf, dass ich, bevor ich mein "Schaufenster" aus dem Briefkasten hole, vorher sinnvollerweise einen Mix aus Dehn-, Kräftigungs- und Koordinationsübungen absolviere? Ich jedenfalls nicht! Deshalb hab ich jetzt so was von Rücken. Weil, in derselben Ausgabe meines "Schaufensters" mit dem Artikel über Rücken lagen - hallo! - an die 20 Beilagen! An die 20 Werbeblättchen, und dabei war das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters noch nicht mal dabei! Gott sei Dank, sag ich da nur. Sonst wär unser Verhältnis jetzt aber so was von getrübt. Die meisten Werbeblättchen boten Möbel feil. Liebe Werbestrategen von Möbel Boss, Porta und Müllerland, ich trage ja auch nicht mal eben einen Schrank alleine oder eine Küchenzeile! Liebe Werbeverantwortliche von Höffner, Möbel Hausmann und Ostermann, ich bin mir nicht sicher, ob Sie da Ihrem Arbeitgeber nicht einen Bärendienst erwiesen haben. Weil, ich verbinde mit deren Namen jetzt meinen lädierten Rücken - und das ist doch beim besten Willen nicht verkaufsfördernd!

Noch nie in meinem Leben habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie viele Beilagen mein "Schaufenster" aushält, also wie viele Beilagen in ein "Schaufenster" passen und man es trotzdem noch vierteln kann. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mir die Frage nach einer eventuellen Beilagenbegrenzung physikalischer Natur gestellt. Hätte ich sie mir gestellt, ich hätte unweigerlich zu dem Schluss kommen müssen: Ja, es gibt sie, die Beilagenbegrenzung physikalischer Natur, lieber Herr Ostermann, liebe Frau Hausmann und wie ihr alle heißt.

Wer es ja zur Zeit echt drauf hat mit seiner Werbung, ist das LVR-Landesmuseum Bonn: Ich sag nur EVA's BEAUTY CASE. Dieses Plakat auf den Litfaßsäulen hat mich so was von angesprochen! Und - sorry, Herr Huber - die Ausstellung hält, was sie verspricht.


Mittwoch, 19. Oktober 2016

Traumpaare und Zielgruppen - das Leben ist kein Ponyhof

Ich komm drauf wegen der Perforierung - und der Katti und dem Pitter. Seit Wochen erfreue ich mich so ungemein an deren Anzeige in meinem "Schaufenster": Stimmungsduo für alle Festlichkeiten zu buchen: Oktoberfeste, Hochzeiten, Geburtstage, Betriebs-/Weihnachtsfeiern, Schützenfeste, Sitzungsbegleitung mit Keyboard, Akkordeon und Gesang. Schunkel Pitter und Katti. Die kommen als Paar so was von überzeugend rüber.
 
Die Kerstin und der Jörg aber auch: Wege zum Glück und Erfolg, Karrierecoaching und Paarberatung von Experten. Ob es darum geht, die eigenen Stärken und Fähigkeiten bei der Karriereplanung zu erkennen und zu nutzen, das ganz persönliche Glück zu finden oder das in der Partnerschaft, Stress abzubauen oder sich vor Burnout zu schützen - Kerstin Alisch und Jörg Janzen begleiten ihre Klienten mit professionellem Coaching und individueller Beratung zum Ziel. Immer nach deren Wünschen und jeweiligem Bedarf. Diskret, zielgerichtet, kompetent und als langfristige Vertrauenspartner. Bei ihrer systemischen, lösungsorientierten Beratung steht immer die Persönlichkeit des einzelnen Menschen im Fokus. So und nicht anders steht es in deren Anzeige. Hätte ich die beiden vor Jahren an meiner Seite gehabt - kaum auszudenken, wie toll dann mein Leben verlaufen wäre! Was hätte aus mir alles werden können? Ich mein, wer ist da nicht Zielgruppe? Außer jetzt die Katti und der Pitter. Die brauchen die Kerstin und den Jörg nicht. Oder haben die vielleicht schon ein Coaching bei denen absolviert? Weiß man's?
Als Paar auch immer wieder überzeugend - der Lolo Malek und der Janosch Cyriel. Die schreiben in ihrer Anzeige zu Recht, dass sich durch ständiges Betreten Verschleiß an Fransen oder Längsseiten bemerkbar machen kann. Deshalb bieten sie mir ihre fachmännische Teppichpflege an. Ganz lieb von denen. Ich seh das ganz genau so, das mit dem Betreten. Ich hab mich deshalb für den anderen Weg entschieden. Also nicht, dass ich jetzt immer um den rum gehe, um den Teppich. Nein, ich hab einfach keinen. Aber schade ist es schon, dass ich da als Zielgruppe ausscheide.
Anders beim Dream-Team Anita und Thomas. Da bin ich eindeutig Zielgruppe, ob ich will oder nicht. Dieses strahlende Lächeln, mit dem sie mich in ihrer Anzeige fragen, ob ich mein Lächeln liebe. Da geht nichts mehr. Deren Konkurrenz wirbt ja mit "Casa Dental*****, Ihre 5 Sterne Wohlfühlpraxis". Wenn die Anita Ertmann und der Thomas von Wittlich, wenn die jetzt noch ihre Zahnarztpraxis Casa Dental benannt hätten, ich hätte mir für die die Zähne schon längst einzeln herausgerissen. In dem Zusammenhang würde mich mal interessieren, ob's weniger wehtut, wenn der Adel bohrt.
Apropos wehtun, in den Augen. Ich komm deshalb drauf, weil kurz vor Toresschluss hatte sich der Sommer ja doch noch entschlossen, noch mal ordentlich nachzulegen. Und da haben mein Traummann und ich natürlich die Gelegenheit genutzt und das ein oder andere Fahrradtourchen gemacht. Was mir da aufgefallen ist ... Ich hab dann mal bei Wikipedia reingeschaut und da stand unter Unisex: Als Unisex-Kleidung werden Kleidungsstücke und Accessoires bezeichnet, die von allen Geschlechtern getragen werden können. Heutige Beispiele hierfür sind vor allem T-Shirts, Jeans und Turnschuhe, daneben auch Strumpfhosen, Sportunterwäsche und sonstige Artikel der Freizeit-, Funktions- und Sportbekleidung. Die Zuordnung von Modeartikeln in den Unisexbereich unterliegt kulturellen und geschichtlichen Bedingungen und hängt vom Rollenverständnis, der Geschmacksbildung (ja!) und praktischen Erwägungen (ja!) ab.
So zu lesen bei Wikipedia. Jetzt ist es ja so, soweit ich weiß, kann jeder bei Wikipedia einen Artikel einstellen. Mir würde schon genügen, wenn ich an diesen Artikel einfach nur einen Satz dranhängen dürfte. Der da lauten würde: Wenn ein alter Mann und eine alte Frau, wenn also ein Paar, ein altes Paar, oder damit es sich besser liest, wenn zwei "Best-Ager" miteinander verbandelt sind, wenn also zwei Menschen der Generation "50plus", wenn die die gleiche Regenjacke, die gleichen Treckingschuhe und am Ende noch die gleiche Funktionsunterwäsche tragen, mag das zwar ungemein praktische Gründe haben, aber schön sieht das nicht aus. Zumal ja, wenn die zwei Hübschen Pech haben, sie sich ohnehin äußerlich im Alter angleichen. Wie übrigens ja häufig auch das Herrchen seinem Hund gleicht - oder umgekehrt.
 
Ich komm aber noch mal auf die Perforierung. Ich komm drauf, wegen der Fahrradtourchen. Man glaubt ja gar nicht, auf wie vielen verschiedenen Klöchen frau frei schwebend hockt. Und wenn ich dann frei schwebend, da bin ich dermaßen die Zielgruppe für ... Ich mein, wie schwer muss das offensichtlich sein, eine Schlitz- bzw. Lochstanzung in Papier zum Abtrennen eines Blattes auf die Reihe zu bekommen. Was für eine immer wieder neu zu bewältigende Aufgabe muss das sein, die regelmäßige Anordnung, Menge, Form und Größe der Löcher in den Griff zu kriegen. Soweit ich weiß, wird eine Durchlöcherung von flachen Gegenständen, also eine Perforation oder Perforierung, im Endlosdruck auch mit Buchdruck- (wie etwa mit dem Heidelberger Tiegel) oder allgemein Perforiermaschinen, teilweise auch in Offsetdruckmaschinen, hergestellt, indem die Perforationslinien auf den Gegendruckzylinder geklebt und das Gummituch als Gegenform verwendet wird. Perforiertes Toilettenpapier für Einzelblatt-Abriss, das muss doch zu schaffen sein! Mir würde es ja schon genügen, wenn ich immer zwei Blätter, also paarweise, abreißen könnte. Vielleicht macht es weniger Mühe, die Perforation nach zwei Blättern anständig hinzubekommen. Also quasi die Länge von zwei gedachten Klopapierblättern, dafür aber richtig. Wie gesagt, mir käme das eh zupass. Ich reiß sowieso immer zwei gleichzeitig, also ein Paar, ab

Mittwoch, 21. September 2016

Legionellen und tennisballgroße Hagelkörner sind die Herausforderung der Zukunft - abgesehen vom Weltfrieden

Also ich war ja dieses Jahr nicht im Urlaub. Nicht, dass ich nicht Sommerferien gehabt hätte. Nein, die Schüler waren ja weg und da haben die jetzt nicht extra wegen mir die Schule aufgesperrt. Urlaub, wenn man es denn so bezeichnen will, hatte ich schon. Aber weggefahren bin ich halt nicht.

Eigentlich schade. Jetzt nicht wegen des Urlaubs, weil, worauf ich mich immer am meisten freue, eigentlich noch mehr als auf den Urlaub, ist der Besuch in meinem Reisebüro. Ja, was ich mit meinem Bonn verbinde, ist definitiv mein Reisebüro - abgesehen von meinem "Schaufenster" natürlich. Während ich ja schon häufiger durch Bonn irrlichte und nach einem Geschäft suche, das es schon lange nicht mehr gibt, ist mein TUI ReiseCenter in der Wesselstraße 2 immer eine sichere Bank - bildlich gesprochen. Weil, zwei Häuser weiter ist tatsächlich auch die Bank meines Vertrauens, die Sparda-Bank. So gerne hätte ich in meinem Lieblingsreisebüro eine Reise gebucht, aber dann las ich in meinem "Schaufenster" die Überschrift: Vorsicht vor Legionellen. Da hieß es, die Sachverständigen von DEKRA warnten vor einer erhöhten Legionellengefahr in der Urlaubszeit. Urlaubszeit bedeute für das Trinkwasser Stillstandzeit. Legionellen  seien Bakterien, die sich bei Temperaturen zwischen 25 und 55 Grad Celsius stark vermehren. In belasteten Anlagen könnten sich Menschen zum Beispiel beim Duschen durch Einatmen feinster Wassertröpfchen infizieren und sich schwere Lungenentzündungen zuziehen. Um Infektionen durch Legionellen nach dem Urlaub zu vermeiden, solle man nach der Rückkehr das Wasser an allen Warmwasser-Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad, Dusche einige Minuten laufen lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen durch frisches zu ersetzen ... Da bin ich lieber zuhause geblieben. Nicht dass sich so eine Legionelle ganz dolle in der Wasserleitung festhält und - man mag gar nicht dran denken, an die Auswirkungen.

Es waren jetzt aber nicht nur die Legionellen, die mir dieses Jahr den Besuch bei meinem Reisebüro verleidet haben. Ich sag nur Rauchmelder. Die hat mein Traumann ja schon vor Jahren in jedem Zimmer eingebaut. Aber weiß man's? Ob sie auch wirklich funktionieren? Oder wenn sie funktionieren, ob's dann auch tatsächlich brennt?
Was auch blöde war, ich hatte bei einem Gewinnspiel mitgemacht. Da hieß es in der Anzeige in meinem "Schaufenster": Reisestrümpfe bieten gezielte Kompression. Auf Reisen verlangsame langes, beengtes Sitzen mit angewinkelten Beinen den Blutfluss in den Venen. Dann seien auch venengesunde Menschen von schweren Beinen und geschwollenen Füßen betroffen. Wer mit leichten Beinen das Urlaubsziel erreichen wolle, gehe mit den Reise-Kniestümpfen medi travel women und medi travel men auf große Fahrt. Und da wurden jetzt eben 24 Paar medi travel verlost. Aber leider habe ich keine gewonnen. Erst viel später fiel mir auf, dass ich die ja auch einfach hätte kaufen können. Abgesehen davon, dass ich null Probleme mit meinen Venen habe. Aber auf Grund der Anzeige - die Angst sitzt tief.

Apropos Angst. Ich sage nur Hagelwiderstandsklasse! Kürzlich las ich in meinem "Schaufenster": Hagel-Härtetest für Dachziegel. Groß wie Hühnereier könnten Hagelkörner mittlerweile sein. Meteorologen gingen davon aus, dass in einigen Gegenden 120 bis 130 Hageltage im Jahr in den nächsten 15 bis 25 Jahren nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein werden. Tondachziegel seien so konzipiert, dass sie Hagelkörnern, gigantisch wie Tischtennisbälle und noch größer, sicher die Stirn bieten könnten. In einem Versuch ließ man Körner im rechten Winkel auf eine Versuchsfläche fallen und ermittelte so die maximale Größe der Hagelkörner, denen die Ziegel standhalten können. Aus deren Durchmesser ergab sich die Hagelwiderstandsklasse. Diese betrage für die keramischen Dachziegel 4, 5 und sogar 5+. Wer damit sein Dach gestalte, könne sich entspannt zurücklehnen - mit Tondachziegel! Ich also nicht! Weil, ich habe nämlich Betonziegel auf meinem Dach! Ich kann mich so was von nicht entspannt zurücklehnen und schon gar nicht in Ruhe in Urlaub fahren.

Gut, ich hätte natürlich mit dem Auto Tagestouren machen können - bei günstiger Wetterprognose, versteht sich. Hab ich auch einmal gemacht - mit verheerenden Folgen. Weil, leider hatte ich erst viel zu spät in meinem "Schaufenster" den Artikel "Sicher in den Urlaub" gelesen. Dort wurde die folgende existenzielle Frage gestellt: Kann man beim Beladen des Fahrzeugs etwas falsch machen? Um es kurz zu machen, man kann, aber so was von! Die wichtigste Grundregel, die es zu beachten gilt: schwere Gegenstände so tief wie möglich und so weit wie möglich zur Fahrzeugmitte und damit nahe am Schwerpunkt unterbringen. Getränkekisten sollten dicht hinter der Rückbank stehen und leichtere Sachen wie Chipstüten kämen dann nach oben. Beladene Dachboxen veränderten den Schwerpunkt. Dieser wandere dadurch nach oben. Deshalb gehörten in Dachboxen nur leichte Sachen wie Kleidung, keinesfalls aber die großen Kartons mit den Ravioli-Dosen für drei Wochen im Ferienhaus. Wie gesagt, zu spät hab ich das gelesen. Wobei, geahnt habe ich immer schon, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging, wenn ich wieder mal nur Chipsbrösel vor dem Fernseher gegessen habe. Kein Wunder, wenn ich die Wasserkästen auf die Chipstüten stelle.

Für nächstes Jahr habe ich mir aber fest vorgenommen, wieder in meinem Reisebüro eine Reise zu buchen - allein schon, weil ich die Frau Keller so was von nett und kompetent finde. Und während ich weg bin, wird ein Haussitter täglich stundenlang überall im Haus die Wasserhähne aufdrehen und stündlich mit offener Flamme durch sämtliche Räume gehen.