Mein "Schaufenster" hatte mir ja im Zusammenhang mit
der Fußball-EM Interessantes berichtet: Streng genommen sei der Autokorso an
sich untersagt, da § 30 der Straßenverkehrsordnung das unnütze Hin- und
Herfahren innerhalb geschlossener Ortschaften verbiete. Beim Jubel über
EM-Siege drücke die Polizei aber für gewöhnlich ein Auge zu. Das mit dem
Autokorso zur Fußball-EM hat ja nun für uns nicht geklappt. Ich hab mich dann
aber mit meinem neuen Wissen - und da habe ich schon weitaus sinnfreiere
Stunden verbracht - an die Autoampel direkt
an der Victoriabrücke an der Kreuzung zur Bornheimer Straße gestellt und die
davor wartenden Autofahrer einzeln abgeklappert (ans Fenster der Fahrertür
geklopft und das übliche Handzeichen fürs Runterkurbeln gemacht). An einem Tag
habe ich die Autofahrer befragt, die noch vorhatten, die Brücke zu benutzen, am
anderen die, die es gerade gewagt hatten, selbige zu überfahren. Knallhart habe
ich nachgefragt, ob da etwa einfach nur unnütz hin- und hergefahren werde. Ob
es sich um einen Notfall handele oder ein Familiengroßeinkauf anstünde. Ob es
denn wirklich notwendig sei, die Geliebte einmal wöchentlich zu sehen, einmal
im Monat tät's doch auch. Ich hab mir richtig viel Zeit gelassen,
Aufklärungsarbeit betrieben, damit es auch fruchtet. Weil so, wie es im Moment
in Bonn läuft - oder eben nicht - kann's ja nicht weitergehen. Ich mein, da
zählt ja mittlerweile jedes Auto, das nicht auf der Viktoriabrücke fährt. Und
da ist es durchaus mal legitim, die Autofahrer auf den § 30 der
Straßenverkehrsordnung hinzuweisen.
Und weil ich gerade dabei war, habe ich jedem Einzelnen auch
direkt die zehn wichtigsten Tipps für umweltfreundliches Fahren, mit denen man
durchaus 30 Prozent Sprit sparen kann, vorgelesen. Stand in meinem
"Schaufenster", der Artikel "Sprit sparen, Umwelt schonen".
Hab ich ausgeschnitten und vorgelesen. Weil, gerade der erste Tipp kam mir sehr
gelegen. Da hieß es nämlich wörtlich: Bei angenehmer Witterung fällt es leicht,
kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Und das stimmt ja auch, wenn
du statt des Autos das Fahrrad nimmst, sparst du Sprit.
Apropos Fahrrad. Ich komm deshalb drauf, weil, ich hab jetzt
mehrere Anläufe gemacht für die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum "EVA's
BEAUTY CASE" - und bin heilfroh, dass ich noch lebe. Von der Ausstellung
rede ich gar nicht - die hab ich nämlich nicht gesehen, weil ich nicht drüber
gekommen bin. Ich wollte von meinem Auerberg über die Victoriabrücke zum Rheinischen
Landesmuseum in der Colmantstraße hinter dem Bahnhof. Von wegen, komm drüber.
Gut, ich geb's zu, das eine Mal hätte ich es wahrscheinlich
geschafft, wenn mich da nicht ein Autofahrer durch Hupen und dichtes Auffahren
so übel bedrängt hätte. Ich habe dann spontan mein Fahrrad mitten auf der
Fahrbahn abgestellt und bin in einen Dialog eingetreten - einen sehr langen. Irgendwann
hab ich's dann beendet, ob des langen Rückstaus, aber fürs Rheinische
Landesmuseum war's dann zu spät. Ein anderes Mal hat mich ein Auto so was von
ohne Sicherheitsabstand überholt, dass ich die Seitenfenster mit meinem Ärmel
geputzt habe. Ich hab dem dann zum Ausgleich nach der Brücke an der roten Ampel
Seitenspiegel und Antenne abgebrochen, aber die Lust auf einen Museumsbesuch
war mir dann auch vergangen.
Überhaupt, es herrscht Krieg auf der Victoriabrücke. Ich
gehöre ja nach wie vor nicht zu den verständigen (so die Richter vom
Oberlandesgericht Schleswig) Menschen, die einen Helm tragen. Aber vor der
Victoriabrücke wird aufgerüstet: Helm, Ellbogenschoner, Knieschoner. Jetzt gar
nicht mal wegen der Autos. Nein, seitdem die ja den Gehweg verbreitert haben,
darf ich da ja drauf fahren. Trotzdem, es gibt mir ein sicheres Gefühl. Neulich
zum Beispiel kam mir ein Fußgänger entgegen, Handy in der Hand und Blick auf
das Display ... Der wird wohl die nächste Zeit nicht mehr mit dem Spiel Pokémon
GO unterwegs sein können. Oder letztens der Radfahrer vor mir, der wird sich
demnächst dreimal überlegen, ob er noch mal bis zur Halskrause verkabelt auf
der Brücke fährt. Der hat meine Fahrradklingel einfach nicht gehört ... Ohne
meinen Helm hätte ich mich früher einfach nicht getraut - zu schubsen.
Wer oder was mich ja auch früher immer so verärgert hat,
waren diese Profieltern mit ihren Fahrradanhängern für Kinder. Die teilweise so
strunzblöde sind und vollkommen vergessen, dass sie hinten um einiges breiter
sind als ihr eigenes Fahrrad. Ich bin so was von froh, dass das für mich der
Vergangenheit angehört. Ich sag nur: Verhaltenstherapie. Sich einfach der
Herausforderung stellen - dem Kinderfahrradanhänger und dem Fahrradwimpel. Meine
Ausrüstung gibt mir ein sicheres Gefühl. Ich muss nicht mehr und - was weitaus
wichtiger ist - ich will da nicht mehr ausweichen! Ich kann natürlich auch anders.
Neulich zum Beispiel war vor mir wieder einer, der Taschenmonster einfing.
Hätte ich jetzt drauf zuhalten können. Aber, der war so was von überernährt,
dass ich dachte, Hauptsache, der verbringt Zeit im Freien und bewegt sich.