Sonntag, 25. Januar 2015

Einladung zum Kaffee - geht's genauer?

Neulich ging mir so durch den Kopf ... 

Also angefangen hat's ja mit Starbucks. Da ging ich vor Jahren entspannt ohne Kaffee hinein und kam vollkommen gestresst mit selbigem wieder raus: So viel wie ich mich da entscheiden musste, bis ich endlich einen normalen Kaffee in Händen hielt! Na ja, und heute bewirbt sogar das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters eine wohlgeformte Kaffee-Kapselmaschine. Gott, wie die Zeiten sich ändern! Und auch sonst: Wenn ich zum Beispiel bei Freunden übernachte, brauche ich mittlerweile eine Einweisung in die Funktionsweise deren Kaffeemaschine, damit ich mir morgens in aller Herrgottsfrühe selbstständig eine Tasse Kaffee "aufbrühen" kann.

 Und da kam mir letztens ernsthaft der Gedanke, ob ich, wenn ich jemanden zu mir nach Hause zum Kaffee einlade, ob ich dem dazu sagen muss, dass es bei mir nur stinknormalen Filterkaffee gibt. 

Wobei, ich persönlich überlege ja mittlerweile sogar, mir so einen Porzellan-Filter zuzulegen. Den stellte man früher auf die Kanne oder Tasse und goss immer wieder kochendes Wasser nach. Heute wäre das Retro. Selbstredend warte ich da aber bis zum nächsten Flohmarkt, um einen alten Melitta-Kaffeefilter zu erstehen. Dass ich nochmal über den Flohmarkt gehe und tatsächlich nach etwas Bestimmtem suche - toll!

Sonntag, 11. Januar 2015

Jacke wie Hose

Neulich ging mir so durch den Kopf ... Es gibt doch diese psychologischen Tests: Der psychologische Psychotherapeut nennt mir das Wort "Jacke", und ich sage darauf "Hose" - oder vielleicht auch "Butter". Das kommt jetzt ganz drauf an, wie viel Langeweile ich habe. Also wenn ich schnell wieder raus sein will, sage ich besser "Hose", weil "Butter" könnte unter Umständen einen Rattenschwanz von Therapiestunden hinter sich ziehen. Wenn ich aber momentan keine dauerhafte Bleibe habe und die Temperaturen sich dauerhaft gefährlich im Minusbereich bewegen, fällt mir selbstredend spontan "Amoklauf" ein. Dann sind, wenn ich Glück habe und das - ich weiß jetzt nicht, wie schreib ich's denn: Portemonnaie oder Portmonee - meines Psychotherapeuten eine gewisse gähnende Leere verspürt, für die kommenden Monate zumindest je zwei Stunden pro Woche im Warmen gesichert. Gut, "Amoklauf" bring ich natürlich nicht, wenn ich zu zig Jahren Haft verurteilt worden bin und wegen guter Führung frühzeitig entlassen werden möchte. Da können die mir "Bombe" an den Kopf werfen und ich antworte "Rose" oder, noch besser, "Röschen". Und "Blut" assoziiere ich mit " Deutsches Rotes Kreuz". Klar, ich bin ja nicht blöde. Aber jetzt einfach mal so, dieses Assoziieren: Also "Krankenkasse", da denk ich an vieles, was die Kassen nicht übernehmen. Ich denk an privat Versicherte, die sofort einen Arzttermin bekommen, und an mich, die ich für eine Therapie ein halbes Jahr lang warten muss (da hat sich das dann vielleicht schon von selbst geregelt). Ich assoziiere "Krankenkasse" mit Krankheit und Schmerzen. Aber im Leben nicht mit der Anzeige der AOK: Darauf lächelt mich eine ungemein taffe, coole, sportliche Frau an und schwärmt: "Ich steh auf ..." - also ich sah die Frau und dachte an Parship.de und Co. Gut, sie stand jetzt auf After-Work-Beratung. Wobei "Drauf stehen" und "After-Work-Beratung" - da käm ich auch nie drauf.

Samstag, 3. Januar 2015

Warum sollte Perry Rhodan in die Ferne schweifen, wenn die Insel fußläufig zu erreichen ist?

"Gut hören hilft, auch im Straßenverkehr" - so stand das letztens im "Schaufenster". Und da haben sie Recht, die vom "Schaufenster". Ich mein, da sind die jetzt nicht selbst drauf gekommen. Das haben sie vom Herrn Matthies, Vizepräsident der Bundesinnung der Hörgeräteakustiker (biha) und Hörakustiker-Meister. Der sagt nämlich: "Wer gut hört, schützt sich und sein Umfeld vor Unfällen." Gerade in der dunklen Jahreszeit sei nicht nur gute Sichtbarkeit, sondern auch ein gutes Gehör wichtig. Das gelte für Autofahrer ebenso wie für Radfahrer und Fußgänger. Was jetzt da mein Problem ist: Wenn ich mit dem Fahrrad auf der Kölnstraße vom Auerberg in die Stadt unterwegs bin, also diesen gigantischen Berg runter radle (da geht es ja schon um einige Höhenmeter!), dann laufen da oft Menschen vor mir auf dem Fahrradweg. Das ist jetzt erst mal so in Ordnung für mich, weil genau für diesen Fall hat der Gesetzgeber ja die Klingel an meinem Fahrrad vorgesehen. Kommt zum Einsatz, die Klingel - und es passiert nichts. Seht her, horcht jetzt der Herr Matthies auf, hab ich's doch gesagt, alte Leute eben, schwerhörig. Und das eben nicht, Herr Matthies! Die Fußgänger-Fahrradweg-Mitbenutzer sind ganz junge Menschen, die einfach nur ohrenbetäubende Musik im Ohr hängen haben. Oder junge Frauen, die gerade mitten in einer Eifersuchtszene mit ihrem im Ohr zugeschalteten Lover stecken. Oder junge Männer, die ihrer Schnecke gerade mal sagen, wo's lang geht. Und da kann's eben auch schon mal ganz schön emotional laut zur Sache gehen. Vollkommen klar. Nur wenn die dann vor mir auf dem Fahrradweg gehen - da nutzt die Klingel so was von nichts!

Apropos Kölnstraße. Auf dem Weg in die Stadt komme ich immer an der "Schatzinsel" vorbei. Dorthin kann man all das bringen, von dem man sich trennen möchte, was die dann wiederum für kleines Geld verkaufen. Tolle Sache, dieses Gebrauchtwarenkaufhaus "Schatzinsel". Allein schon die Warenauslage in dem ehemaligen Wärterhäuschen direkt rechts neben der Einfahrt - das hat was, so als Eyecatcher. Was jetzt genau, weiß ich auch nicht, aber Hauptsache, hat was.
Wer auf jeden Fall was hatte, war neulich der Abend, den ich dort erlebt habe. Und das kam so: Mein Schaufenster informiert mich ja immer wöchentlich über viele Kulturtermine in meiner Nähe. Und da ist mir auch schon mal der "Kulturraum Auerberg" untergekommen.   Gut, ich gebe zu, Auerberg und Kultur sind jetzt nicht unbedingt zwei Begriffe, die ich notwendigerweise in einem Atemzug nennen würde. Aber vielleicht ist das ja gerade der Grund, warum mir der Name ins Auge gesprungen ist - toller Eyecatcher eben.
Das ist jetzt die eine Sache. Aber ehrlich gesagt, wenn ich mich in meinem Alter an einem Samstagabend aufbrezle, dann doch bitte nicht, um mich zwei Meter weiter ums Eck in den Verkaufsraum eines Gebrauchtwarenkaufhauses zu setzen. Also bitte schön, ich lege doch nicht mein Geschmeide an und teures Parfüm auf, um zwischen altem Pröll zu sitzen, von dem ich mich - ja, ich weiß, viel zu spät -  Gott sei Dank getrennt habe!

Nein, so ein Samstagabend, an dem mein Traummann und ich zwei Eintrittskarten für einen Comedian haben, kann per se nichts sein, wenn nicht folgendes Procedere abläuft: Im Vorfeld mehrere erfolglose Versuche, an Karten zu kommen, deshalb schlussendlich sauteure Karten bei Ebay ersteigert - leider nicht für eine Veranstaltung in Bonn oder Köln, sondern in Düsseldorf. Wegen eines Fußballspiels in Köln und einer Großdemo in Düsseldorf mit einem Zeitpuffer von fünf Stunden früher in Bonn losgefahren. Variante eins: Trotz immensem Zeitpuffer es gerade mal rechtzeitig geschafft, weil die Parkplatzsuche sich schwieriger gestaltete als angenommen. Variante zwei: Total unvorhergesehenes problemloses Durchkommen, das erste angefahrene Parkhaus bietet eine Fülle von leeren Parkplätzen an. Und während der Vorstellung drehen sich die Zuschauer nach mir um, weil ich vor lauter Timing vergessen habe, dass ich morgens um 9:00 Uhr das letzte Mal etwas gegessen habe - und mir das mein Magen jetzt lauthals mitteilt. Und das Schönste an solch einem Abend, quasi der Höhepunkt, ist die wirklich reibungslose Rückfahrt ohne Probleme mitten in der Nacht. Und darüber sprechen wir noch Tage später.

So sieht ein gelungener Samstagabend aus - dachte ich bis neulich. Bis zu besagtem Abend im "Kulturraum Auerberg": Im Vorfeld im Gebrauchtwarenkaufhaus einfach zwei günstige Eintrittskarten erstanden, am Abend selbst ein paar Schritte ums Eck gegangen, ohne Stau und Parkplatzsuche. Dann inmitten von alten "Schätzchen" einen ungemein lustigen Abend mit dem Comedy-Duo "Thekentratsch" verbracht - und in der Pause ein 0,2l Glas leckeren Rotwein zu einem unmoralisch günstigen Preis von 3,50 EUR getrunken. Auf dem Heimweg war mein Traummann wunschlos glücklich, ja, in seinem Blick lag geradezu etwas Entrücktes - was jetzt nicht nur mit dem Programm von "Thekentratsch" zu tun hatte. Er hatte beim Hinausgehen noch eben zwei Perry Rhodan-Schätzchen für 1 EUR  das Stück erstanden. Dass die eigentliche Veranstaltung viel länger dauern kann als An- und Abfahrt zusammen - das war mir neu.

Was jetzt dumm gelaufen ist, ich hab vor lauter Begeisterung über mein kleines Auerberg vollkommen den Blick für das große Ganze verloren: Also am Online-Bürgerbeteiligungsverfahren www.bonn-packts-an.de hab ich mich nicht beteiligt. Das kann aber auch daran liegen, dass ich beim besten Willen nicht weiß, wo im Auerberg noch gespart werden soll. Wenn ich mir das Bauvorhaben "An der Josefshöhe" gegenüber den Sportplätzen anschaue - also da braucht sich nur jeder zweite Mieter einen Fernseher zu kaufen, weil er beim Nachbarn von gegenüber locker mitschauen kann. Auch sonst - hier wird so viel Wohn- auf engstem Erdraum gebaut. Ich werd das Gefühl nicht los, dass die Stadt durch die dichte, effektive Bauweise ihren Haushalt sanieren will. Dass wir vom Auerberg jetzt auf diese Art und Weise die Stadt aus den Miesen, die beim WCCB durch Miese entstanden sind, holen sollen. Da tut's mir leid, Herr Nimptsch, dass ich jetzt nicht noch zusätzlich innovative Denkansätze habe.


Dienstag, 30. Dezember 2014

Neulich hab' ich mich gefragt ... Im Alter entscheidet sich der Körper der Frau ja für Ziege oder Kuh

Letztens wurde ich von meinen Yoga-Mitstreiterinnen (okay, es sind auch drei Mitstreiter dabei, die hier jetzt aber keine Rolle spielen) ausgeguckt, für unsere Yogameisterin zu Weihnachten einen Geschenkgutschein zu besorgen. Kein Problem - dachte ich. Die Frau ist Mitte vierzig, hat eine tolle Figur, schlank, sportlich - mit einem Einkaufsgutschein von H&M  bin ich auf der sicheren Seite. 

Denkste! Da hatte ich aber die Rechnung ohne die großzügigen Geldgeberinnen gemacht. Einwände über Einwände: Ich war da noch nie drin, das ist doch nur was für junge Leute ... Ich war völlig perplex, war ich mir doch so sicher gewesen! Und beinahe hätte man mein Unverständnis in meinem Gesicht ablesen können, hätte ich mir nicht meine Yoga-Mitstreiterinnen und mich einmal genauer angeschaut: Wir sind alle alt, alte Frauen jenseits der fünfzig, aber - ich bin eine alte Frau Mitte fünfzig und Ziege. Meine Mitstreiterinnen sind alte Frauen bis Mitte sechzig und größtenteils - keine Ziegen.
Da verstand ich auf einmal und bald war der Kompromiss gefunden: ein Geschenkgutschein von Kaufhof Galeria. Ich: "Da findet sie (unsere Yogalehrerin) in der ersten Etage Kleidung von Desigual und im Untergeschoss unverschämt teure Pralinen."
Und eine Mitstreiterin: "Und frischen Fisch."
Richtig!

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Wo sie Recht hat, hat sie Recht, die Frau Hewer-Brösch: "Augen auf und Tasche zu" ist ein super Tipp - wobei, ich hab da auch noch einen

Also gerade in der dunklen Jahreszeit ist mir das wieder so was von präsent: Altwerden ist eine echte Herausforderung. Ständig habe ich das Gefühl, ich sitze im Dunkeln, obwohl die Lampe ihr Bestes gibt. Ohne Nadeleinfädler von Kastenholz geht sowieso schon lange nichts mehr. Aber selbst mit! Vor ein paar Jahren habe ich bei meinem Lieblingsdiscounter eine ungemein günstige Lesehilfe erstanden. Und bis vor Kurzem waren Nadeleinfädler und Brille ein tolles Team. Selbst das ist jetzt schon ein Problem. Neulich war ich kurz davor, die Nachbarin zu bitten, mir zusätzlich noch die Lupe zu halten. 

Gott sei Dank kam mir da - wie so oft - mein Werbeblättchen zur Hilfe: "Lesehilfe mit LED-Licht, Leuchtdauer ca. 45 Stunden." Ich mein, in der Zeit hab selbst ich dann mal den Faden durchs Nadelöhr gezogen! Was tät ich nur ohne mein Blättchen! Wobei, also für mich persönlich, einmal pro Woche das Blättchen im Briefkasten, mehr kann ich nicht bewältigen. Immerhin gilt es ja auch noch das Schaufenster in Ruhe zu studieren! Werbeblättchen- und Schaufensterzeitfenster (das muss jetzt sein), mehr geht einfach nicht! Und da lassen die Werbestrategen sich doch tatsächlich einfallen, noch zusätzlich ein SALE-Prospekt herauszugeben. Mir fiel es ja bis jetzt schon schwer, der Kuscheldecke mit Ärmeln zu widerstehen, oder dem Pfannenschutz oder dem Laubsauger. Wenn die mir jetzt aber diese Kuscheldecke, die ich garantiert nicht brauche - da war ich mir bis jetzt so was von zu 100% sicher - ,wenn mein Lieblingsdiscounter in seinem neuen Schnäppchen-Prospekt mir diese Decke jetzt aber für fast die Hälfte anbietet ...

Also ich persönlich hab den Sale bei meinem Lieblingsdiscounter nie vermisst. Dieser Stress bei H&M und Konsorten: Ich kauf ein Teil und am nächsten Tag hängen die restlichen - genauer gesagt, alle bis auf meins - an einem 95%-SALE-Ständer. Deshalb hab ich da immer so was von einer Kaufblockade - was ja unterm Strich günstig kommt.

Was auch günstig kommt - ich komm drauf wegen der Weihnachtsmärkte, die jetzt ja wieder am Start sind. Ich denk da an einen Sonntag vor zwei Jahren. Es stimmte einfach alles: Die drei Töchter zu Besuch. Wintersonne, klares, kaltes Winterwetter, Vorfreude auf die Weihnachtsfeiertage und dann die spontane Idee, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Und weil eben alles stimmte, gab es keinen Weihnachtsmarkt-Stau in die Stadt und keine Parkhausschlange in der Stadt. Und als wir im Parkhaus aus dem Auto stiegen, hatte mein Traummann weder ein Brüllerchen abgelassen ob der einen oder anderen Dumpfbacke vor oder hinter ihm in der Schlange noch ob des einen oder anderen Parkhaus-Mitbenutzers, der zu blöde zum Einparken ist. Das hätte mich stutzig machen müssen! Hat es aber nicht. Ich sage nur "Konjunktiv II". Als wir nämlich auf den Münsterplatz zugingen, wussten wir, warum wir so absolut problemlos quasi in die Stadt gefallen waren: Ich sage nur Totensonntag. Und das muss ich jetzt auch mal sagen. Das war selbst für mich zu wenig Angebot. Es liegt eben immer in der Mitte. In dem Zusammenhang bekommt "OPEN air" eine ganz neue Bedeutung. Ich sag's ja immer, gerade Spontaneität will geplant sein!

Was jetzt wohl der Vorteil war - also die Frau Gerlinde Hewer-Brösch, die hat ja letztens die Aktion "Augen auf - nein, nicht und durch - und Tasche zu" als Leiterin der Direktion Kriminalität der Bonner Polizei vorgestellt. Und jetzt aktuell wegen der Weihnachtsmärkte wird ja auf Flyern und Plakaten so was von vor Taschendieben gewarnt. Auf www.bonn.polizei.nrw.de kann man die wichtigsten 15 Tricks der dunklen Gestalten nachlesen. Also was jetzt von Vorteil war an diesem Totensonntag: Wir hatten so was von wenig Vor-Weihnachtstrubel und Gedränge. Einen besseren Schutz vor Taschendieben gibt's nicht. Die hatten wir echt ausgetrickst.
 
Ich hab mich natürlich gefragt, warum gerade jetzt die Werbestrategen meines Lieblingsdiscounters mich noch zusätzlich mit ihrer SALE-Werbung umwerben. Weil, die können ja unmöglich wissen, dass ich tatsächlich schon das eine oder andere Mal fremdgegangen bin. Gut, in meinem Fall ist das jetzt eher Fremdgucken. Aber immerhin, damit fängt's ja meistens an: Ich will das eigentlich gar nicht, also ich schalte da nicht extra rein. Aber jedes Mal, wenn mein Traummann und ich beim Zappen zufälligerweise bei diesen Verkaufskanälen QVC oder HS24 landen, bleiben wir da hängen. Und ganz egal, was die anbieten - das kann jetzt die Schrundencreme sein oder ein Hochkaräter. Und egal wie extrem relaxt ich auf meinem Sofa liege - wenn der durchgestrichene Originalpreis und darunter der aktuelle Verkaufspreis auf dem Bildschirm erscheinen, werde ich unruhig. Vollkommen irrelevant, ob ich das beworbene Produkt brauche, wenn die mir dann noch sagen, dass alle Leitungen besetzt sind und der Pfannenschutz schon jetzt nicht mehr in allen Größen verfügbar ist, muss ich alle Kraft aufwenden, nicht zum Telefonhörer zu greifen ...

Da ist das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters einfach im Nachteil. Das muss man ehrlicherweise sagen. Weil, wie die im Fernsehen stundenlang einen hässlichen Pullover anpreisen, das ist schon genial. Wobei, die Werbestrategen meines Lieblingsdiscounters sind jetzt auch nicht auf den Kopf gefallen: Letztens pries das Werbeblättchen auf zwei Doppelseiten alle Artikel rund ums Laufen an. Also wenn es eins gibt, was ich garantiert nie wollte, dann ist es laufen. Aber weil mich der Hochleistungssportler und mehrfache deutsche Meister im 200-m-Lauf Daniel Schnelting auf diesen Seiten so kompetent anlächelte und mir wirklich ans Herz legte, doch die neue Laufkollektion käuflich zu erwerben - ich habs dann doch nicht getan, weil ich den gar nicht kenne. Aber ich war so nah dran.
Die Schrundensalbe und den Brillantring hab ich auch nicht gekauft. Ich mein, bevor ich mir so einen tollen Klunker anstecke, sollte ich tatsächlich mal meine Hände über eine längere Zeit mit Schrundencreme pflegen. Da käme mir da natürlich gerade zupass, dass die in so einer riesigen Vorteilspackung angeboten wird.

Der 60-sekündige auf- und abschwellende Heulton der Sirenen ertönt nicht, wenn die Bonner Ehrengarde zum Oktoberfest einlädt

Halloween im Maritim - wäre schön gewesen. Ich hab's einfach nicht geschafft. Der Tag müsste halt mehr Stunden haben. Dabei wollte ich die im Maritim immer schon mal fragen, warum die Hotels in ihren Stellenanzeigen einerseits deutsche Zimmermädchen, andererseits aber Roomboys oder Cleaner suchen. Das hätte sich jetzt so was von angeboten, wenn ich sowieso da gewesen wäre. Aber lassen wir das. Um es mal so auszudrücken: Der Konjunktiv II und ich sind nicht die allerdicksten Freunde. Der Indikativ ist mir da weitaus sympathischer. Da weiß ich, was ich habe, bin ich auf der sicheren Seite. Bin ich demnächst aber sowieso, auch ohne. Weil, statt im Kameha Grand oder Maritim abzutanzen, hat's mich wieder mal zu einer Ladies Night hingezogen. Wobei, genauer gesagt, war's eine Women's Night beim Baumarkt meines Vertrauens. Das hatte mit Lady und Gläschen Sekt aber so was von nichts zu tun. Weil hier ging's tatsächlich zur Sache: Ich sag nur, ich hab Laminat und Fliesen verlegt - im alten Flanellhemd!

Und jetzt gibt's sowieso kein Halten mehr für mich - seitdem ich im Schaufenster von dem Führerschein gelesen habe. Jetzt bin ich im Flow und zieh das durch! Jeder braucht ja was Eigenes. Früher war es das Jodel-Diplom, heute ist das der Führerschein für die Kettensäge: Bietet die Stadtförsterei für Privatleute zur Bearbeitung von Brennholz an. In dem Kurs lerne ich den sicheren Umgang mit dem gefährlichen Arbeitsgerät und erwerbe den Motorsägenführerschein nach Vorgaben des Landesbetriebs Wald und Holz. Holla, die Waldfee! Den § 7 der 32. Bundesimmissionsschutzverordnung kenne ich selbstredend jetzt auch in- und auswendig. Hab ja jetzt den Führerschein. Sollten sich die Angler in Bad Honnef mit ihrem akustischen Biss-Signal vielleicht auch mal zu Gemüte führen! Davon abgesehen, im Schaufenster war letztens aber auch eine Tabelle, aus der der geneigte Lärmimmissions-Verursacher punktgenau ablesen konnte, an welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit er sich nicht nur in der Nachbarschaft mit seinem motorbetriebenen Gartengerät ganz dolle unbeliebt macht, sondern sich auch so was von in die Illegalität begibt. Mir persönlich ist das vollkommen egal, weil, wenn ich draußen nicht mehr sägen darf, verleg ich halt drinnen in der Küche Teppichboden - und reiß ihn wieder raus. Das geht allemal recht leise von statten. 

Apropos 'leise von statten': Wenn ich tatsächlich Halloween Zeit gehabt hätte, wäre ich auf den Alten Friedhof gegangen. Da gab's nämlich wieder eine Führung. Diesmal zum Thema "Die Ursprünge von Halloween - Symbole auf Grabstätten". Um 19 Uhr ging's los und man sollte Taschenlampe, Martinslaterne oder Kerze mitbringen. Das war doch mal ne tolle Idee! Schade, so viele Events anlässlich Halloween und ich hab Rücken und Knie vom Laminat Verlegen.

Aber ich will nicht kümen. Letztens ist mir genau das Gegenteil passiert: Also, ich hatte nichts Besonderes vor und habe etwas Tolles erlebt. Samstags fuhren mein Traummann und ich mit dem Fahrrad in die Stadt - wie immer ein paar Punkte auf dem Stadtzettel zum Abarbeiten. Punkt eins, Nadeleinfädler bei Kastenholz. Da hab ich vielleicht geguckt, als die Verkäuferin mir original das gleiche Ding auf die Verkaufstheke legt, was bei mir nach gefühlten hundert Jahren kaputt gegangen war. Also dass es da nach wie vor nur dieses pisselige Blechding gibt. Punkt eins abgehakt, Abstellen der Fahrräder am Beginn der Bonngasse und weiter zu Fuß in selbige - wie der Japaner. Mein Ziel war aber nicht Beethovens Geburtshaus, sondern laut Punkt zwei meines Stadt-Erledigungszettels Promod - wo ich jedoch nie ankam. Als wir nämlich an der Kirche vorbeikommen, herrscht davor ein ungewohnt lebhaftes Treiben. Menschen betreten und verlassen das Gotteshaus. Und plötzlich stehen wir in der Kirche, sind überwältigt vom überbordenden Blau und Gold , bestaunen den hölzernen Altar, und ehe wir uns versehen, nehmen wir an einer einstündigen Führung teil, erfahren den Grund für die prächtigen Farben, erfahren die Geschichte über das Holz ... Als wir die Kirche verließen, war der Nachmittag alt, die Sonnenstrahlen gelangten schon lange nicht mehr in die Fußgängerzone. Wie lange mussten wir in der Kirche gewesen sein? Als Bonner hatten wir die Namen-Jesu-Kirche betreten und als Touristen verließen wir sie. Was für ein schönes Erlebnis - ungeplant, kein Termin im Kalender.

Dieser Katastrophenalarm in der Nacht am letzten Oktoberwochenende war ja auch nicht geplant. Im Schaufenster habe ich dann später gelesen, was da so zu beachten ist - im Ernstfall: "Suchen Sie geschlossene Räume auf und nehmen Sie ggf. Passanten auf." Ich stell mir jetzt nur vor, der Rosenmontagszug zieht an unserem Haus vorbei und die Sirenen beginnen zu heulen ... Was läge da näher, als alles daranzusetzen, sämtliches Vitamin B zu aktivieren, um in die Bonner Ehrengarde aufgenommen zu werden. Da hätte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens ginge ich Rosenmontag selbst mit im Zug und könnte mir aussuchen, in welchem schmucken Haus ich bei Katastrophenalarm gerne einmal eine Zeit lang verweilen möchte. Und zweitens hätte ich im Oktober immer einen zusätzlichen Anlass, mein Dirndl zu tragen. Die hatten nämlich zünftig mit Dirndl und Krachledernen zum Oktoberfest ins Zeughaus eingeladen. Da muss ich jetzt allerdings zugeben, kommt mir der Konjunktiv gerade zupass. Aber selbst im Selbigen ist dieses Szenario kaum zu ertragen.

Also bis jetzt, der Herbst ... Ich muss direkt aufpassen, dass ich trotz Kettensäge und Laminat noch genug Zeit für das Studium meines Werbeblättchens habe.

Also wenn ich nicht vorher im Radio gehört hätte, dass in Österreich in drei Gemeinden Laubbläser verboten sind, weil die herausgefunden haben, dass die ein Hotspot für Feinstaub sind. Und dass bei Zuwiderhandlung 7000€ Strafe fällig sind.

Also wenn ich nicht vorher im Radio gehört hätte, dass in Österreich in drei Gemeinden Laubbläser verboten sind, weil die herausgefunden haben, dass die ein Hotspot für Feinstaub sind. Und dass bei Zuwiderhandlung 7000€ Strafe fällig sind. Also wenn ich das nicht gewusst hätte, ich hätte mir bei der Ladies Night im Baumarkt meines Vertrauens einen Laubsauger gekauft! Aber bei meinem Glück hab ich den gerade gekauft, da kommen die bei der Stadt Bonn dann auch drauf, auf das mit dem Feinstaub.
Apropos Stadt: Neulich las ich im Schaufenster, dass Bonnorange die Müllfahrzeuge beidseitig mit Magnetmatten ausstattet, auf denen wir über Aktionen und Angebote des Abfallwirtschaftsbetriebs informiert werden. Das stell ich persönlich mir jetzt wahnsinnig spannend vor! Ich an deren Stelle würde, um die leeren Stadtkassen zu füllen, diese Werbeflächen für teuer Geld vermieten. Der Marshall und der Alexander, zum Beispiel, die sehen ja schon in der Anzeige im Schaufenster so was von toll aus. Und die jetzt in ganz groß auf allen Müllfahrzeugen: eine Augenweide! Die singen ja am 30. November in der Kreuzkirche. Was ja schon mal super ist. Jetzt nicht, dass die singen, sondern dass sie das in einem geschlossenen Raum tun. Weil, Kirchenkonzert hin, Weihnachtslieder her, laut ist es trotzdem. Das ist ja das Tolle am usselichen (ich hab's aber auch mit einem S gesehen) Schmuddelwetter: Mit Open-air ist da gar nichts mehr.

Nachts draußen, absolute Ruhe - wenn da nicht die Angler wären! Schach und Angeln, hätte ich gesagt, wenn man mich nach geräuschlosen Betätigungen gefragt hätte. Jetzt natürlich nicht mehr - seitdem ich im Radio gehört habe, dass in Bad Honnef Angler den Schlaf der Bürger stören. Nicht genug, dass Angeln unter Sport läuft. Aber gut, soll mir doch egal sein. Stören ja keinen - wenigstens bis jetzt! Wir Frauen verausgaben uns wenigstens, wenn wir nerven, indem wir reden und reden und reden. Das strengt an! Und was machen die Angler? Die lassen stören - durch ein akustisches Biss-Signal!

Aber sonst ist jetzt in der Jahreszeit draußen Ruhe - und drinnen auch. Ich mach's mir ja an den Tagen, an denen ich nicht weiß, ob ich den Schlafanzug noch oder schon wieder anhabe, immer mit dem Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters bei Kerzenschein so richtig gemütlich. Meist blättert man ja nur, um zu schauen, was es sonst so gibt, ob man schon alles gekauft hat, was man ohnehin nicht braucht. Dieses Mal steht bei mir sogar mal eine neue Hose an. Und da bietet sich als Recherchequelle natürlich das Werbeblättchen an. Aber, ich muss schon sagen, auch das ist für mich schwieriger geworden. So schnell kann ich mich nicht entscheiden, wie es neue Bezeichnungen für Hosen gibt. Früher - also damals zu meiner Zeit - hieß es "Die Kinder brauchen für den Winter neuen Hosen", weil sie aus den alten herausgewachsen oder die Knie durch waren. Also ich persönlich hab jetzt nicht die Knie durch und ich hab auch eigentlich genug Hosen, aber ich bin halt auch herausgewachsen. Jetzt in die andere Richtung als damals meine Kinder. Unterm Strich heißt's, der Kauf einer Hose ist zwingend notwendig. Und da genau wird's für mich dann wieder zu 'ner echten Doktorarbeit: Normale Baumwoll-Leggings, klar, kenn ich, ist nichts für den Winter. Die trage ich ganz oft im Sommer unter schönen Sommerkleidern - und ruinier mir damit das gesamte Outfit. Aber mit Leggings bist du halt immer auf der sicheren Seite, von wegen doch was zu kühl oder doch was zu kurz, das Kleid. Blöd sieht's trotzdem aus.

Wenn mich eine Verkäuferin gefragt hätte, ob ich eine Trekkinghose wünsche, hätte ich noch vor Kurzem spontan 'Nein' gesagt. Weil da bin ich mir ganz sicher, dass ich gerade keine Hose zum Wandern brauche. Damit hätte ich dann eher anfangen müssen. Dann hätte sich auch der Hosenkauf komplett erledigt. Also Trekkinghose - klares 'Nein'. Wäre dumm gelaufen, weil gerade jetzt das Werbeblättchen meines Lieblinsdiscounters 'Treggings' anbietet - mit zwei G! "98% Baumwolle, 2% Elastan. Eng anliegende Passform." Und daneben sieht man lachende junge Menschen Fahrrad fahrend in der Stadt. Nur wegen der G statt der K. Wenn ich das jetzt nicht wüsste - kaum auszumalen! Da ist mein Werbeblättchen eben einfach unbezahlbar. Wieder was dazugelernt. Ich werde diese Treggings jetzt mal anprobieren, weil 2% Elastan ist ja schon überzeugend. Wenn die mir aber doch zu eng anliegend ist, ich also aussehe wie Wurst in Pelle, kann ich ja immer noch auf die klassische Cordhose zurückgreifen. Die hat heute ja Gott sei Dank auch 2% Elastan. Was bleibt sonst noch? Da wäre noch die Stretchhose mit 4% Elastan und, wenn gar nichts mehr geht, die Jogginghose. Aber Jogginghose-outdoor, bis dahin dauert es hoffentlich noch ein Weilchen.

Was ich übrigens in dem Zusammenhang wirklich interessant finde: Normalerweise arbeitet die Modewelt ja nur noch mit englischen Bezeichnungen. Ich sage nur 'Unterwäsche'. Gibt's nicht mehr, heißt jetzt 'underwear'. Und deshalb gibt es auch keine Unterhosen mehr, nur noch Pants, Slips und Strings. Selbiges Schicksal ereilte vor Jahren auch die Strickjacke - gab's nicht mehr. Stattdessen nur noch den Cardigan. Ich musste ja zugeben, Wolljacke hatte was von faul auf dem Sofa liegen, während Cardigan irgendwie sportlicher rüber kam. Doch siehe da, jetzt wurde im Prospekt wieder die gute, alte Strickjacke feilgeboten. Und genau mit so einer - jetzt also wirklich mit einer alten - sitze ich, wenn es draußen so richtig usselich ist, auf dem Sofa und lese mein Schaufenster.