Mittwoch, 6. März 2019

Schlechtes Timing - oder sollte das so?

Schlechtes Timing - oder sollte das so?

Ich hatte ja neulich schon mal ein Beispiel für schlechtes Timing gebracht: Wenn mein SCHAUFENSTER auf ein und derselben Seite gleichzeitig für den Weihnachtsmarkt und gegen Fußpilz wirbt. Und die Fenster putze ich nach dem Birkenpollenflug, nicht vorher!

Ich komm deshalb drauf, weil, was das Timing betrifft, da haben die Verantwortlichen in Saudi-Arabien aber so was von was falsch gemacht - oder sollte das vielleicht so? Mir als Frau soll's ja egal sein. Hieß es doch zu Beginn des Jahres, die Liberalisierung in Saudi-Arabien gehe voran: Das Justizministerium erklärte, dass Frauen ab sofort vom Gericht per SMS „über jegliche Änderung ihres Familienstandes benachrichtigt“ werden. Sie könnten zudem alle Dokumente über eine Beendigung ihrer Ehe auf der Internetseite des Ministeriums einsehen. Das sei eine schlechte Nachricht für einige Männer. Nicht selten kommt es in Saudi-Arabien vor, dass sich Männer heimlich scheiden lassen.

Apropos Timing, ich weiß nicht, was die Fernsehverantwortlichen sich dabei denken, dass die Serie "Vorstadtweiber" so was von handverlesen, also dass es da so was von wenige Folgen, und dann auch noch in unakzeptablem Abstand, ausgestrahlt wird. Ich hatte ja schon mit dem Leben abgeschlossen. Ja, 2012 stand ich kurz davor - nachdem die letzte Folge von "Desperate Housewives" ausgestrahlt worden war. 180 Folgen in acht Staffeln lagen hinter mir und vor mir gähnende Leere, ein tiefes Loch. Was habe ich damals jede einzelne Folge genossen! Und ganz besonders hatte ich so was von Spaß an Gabrielle Solis' Erziehungsstil. Mit welch erfrischendem Egoismus sie ihre Rolle als Mutter wahrnahm. Aber auch wie sie ihrem blinden Ehemann Carlos klarmacht, dass sie es ist, die unter seiner Blindheit leidet und nicht er. Eine meiner Lieblingsszenen: Sie fragt ihn, ob er Lust auf eine Spritztour im Cabriolet hat. Was freut sich da der Blinde! Sie fährt mit ihm zum Schönheitssalon, er will mit aussteigen, sie lässt ihn aber drin sitzen. Bis er ihr nach Stunden draufkommt, als er im Auto vor der Sonne ungeschützt auf Gabrielle wartet. Die hat ihn nämlich nur deshalb mitgenommen, damit sie während ihres Beauty-Aufenthalts auf einem Behindertenparkplatz parken kann.

Wie dem auch sei, was ja erschwerend hinzukam, obwohl diese Dramedy so was von ein Erfolg war, hatte keine Sau in meinem Umfeld sie gesehen. Zumindest hat es keine zugegeben. Ich trauerte also allein und mein Leben ging seinen traurigen Gang, bis die Österreicher mit ihren Vorstadtweibern ein Einsehen mit mir hatten. Da geht es um fünf Frauen, denen es in ihrer vermeintlich heilen Wohlstandswelt der Wiener Vorstadt eigentlich gar nicht besser gehen könnte: lukrative Ehen, teure Kleider, kurzum ein Leben voller Luxus. Doch dann wird eine von ihnen von ihrem Ehemann mittellos vor die Tür gesetzt. Auch die Fassade der anderen Frauen beginnt zu bröckeln und sie befürchten, dass es ihnen genauso ergehen könnte. Korruption, Intrigen und eine Menge Leichen im Keller prägen den Alltag der Wiener Vorstadt. Während ihre Gatten in illegale Geschäfte verstrickt sind, bereiten die Frauen einen finanziellen Befreiungsschlag vor.

Ja, mein Leben hatte seit dem 5. Mai 2015 wieder einen Sinn. Und dass ich da wieder mutterseelenallein stand, war ich ja bereits gewohnt und störte mich nicht. Auch die Presse war sich ja nicht einig. So meinte die Marie Schmidt in der Zeit: „Es tut einem ein bisschen leid um formidable Schauspieler wie Nina Proll, Simon Schwarz und Bernhard Schir. Und besonders um das Charaktergesicht von Gerti Drassl, das sich gelegentlich zu einer zuckrigen Puppenfratze verzieht, als wollte sie das Luxusweibchen-Getue doch noch ins Groteske ziehen.“ Im Wochenmagazin Focus hieß es: "Die Vorstadtweiber lügen, intrigieren und spielen so falsch, dass sie sich buchstäblich vor Selbstekel übergeben müssen. Völlig unvermittelt schlagen Handlung oder Dialoge immer wieder eine unerwartete Richtung ein. Das macht den Reiz der Serie aus. Vulgär, derb und platt ist die Sprache. Und dann wieder entwickeln sich wunderbar absurde und umso wahrhaftigere Dialoge.“ Seit der Serie bin ich ja so was von ein Fan von der Gerti Drassl. Die wurde übrigens, liebe Frau Maria Schmidt, 2017 mit dem Deutschen Schauspielerpreis als beste Schauspielerin in einer komödiantischen Rolle für ihre Darstellung in Vorstadtweiber geehrt.

Ich komm deshalb auf die Gerti, weil, im Juni 2018 hatte es ja geheißen, das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien sei aufgehoben. Erstmals in der Geschichte Saudi-Arabiens dürften Frauen in dem islamisch-konservativen Königreich ans Steuer. Wenn ich da jetzt an das Ende der ersten Staffel meiner Vorstadtweiber denke, da heißt es bei Wikipedia: In der Schlussszene der ersten Staffel unternimmt Maria einen Mordversuch an ihrem Mann Georg. Georg konnte Marias Mordversuch überleben und muss vorerst im Rollstuhl sitzen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich die Szene total anders interpretiere: Die Maria hat halt beim Rückwärtsreinsetzen in die Garage Bremspedal und Gas verwechselt und dabei leider dem Georg, der hinten an der Garagenwand stand, die Beine rollstuhlreif gefahren (Lustig, noch eine Szene, in der die Frau den Mann piesackt - und beide finde ich so was von toll!)

Wie komm ich drauf, ach ja, Timing. Ich stell mir das so vor: Wenn die Verantwortlichen in Saudi-Arabien zuerst das mit der Scheidungs-SMS verkündet hätten. Denn da gibt es ja jetzt bestimmt die ein oder andere Frau, die so was von eine Wut auf ihren Exmann hat, dass sie den bei sich nächst bietender Gelegenheit mit dem Auto … Wenn man da jetzt erst einmal einige Zeit hätte ins Land gehen lassen, bis sich so die erste Aufregung gelegt hat. und dann den Frauen das Recht zugestanden hätte, Auto zu fahren. Da wäre wegen der allgemeinen Frauenfreude über die Fahrerlaubnis aber auch die letzte Wut einer Exfrau verraucht. Es könnte aber auch sein, dass in dem Fall tatsächlich schon Frauen verantwortlich zeichnen - und dann sollte ja die Reihenfolge so sein!

Mittwoch, 6. Februar 2019

Das Urkännchen und der Kawenzmann

Passend zur Jahreszeit lautete neulich die Überschrift in meinem SCHAUFENSTER: "Recht so?! Tipps für Karneval." Und weiter, Karneval mache Freude - doch manchem könne es auch zu bunt werden. Der Roland-Partneranwalt Frank Braun von der Kanzlei Rechtsanwälte Braun & Partner in Köln gibt Tipps für ein närrisches Treiben ohne rechtlichen Ärger. Zunächst einmal ging es in dem Beitrag ums Kostüm: Clown, Pirat oder Cowboy. Mit diesen Dauerbrennern könne man natürlich nichts falsch machen. Manch einer mag's kreativer und greift zum besonders ausgefallenen Kostüm. Aber wie sieht es aus, wenn das gewählte Kostüm zu freizügig oder gar angsteinflößend ist? Wenn man sich als Schwerverletzter, Gruselclown oder Nackedei verkleidet? "Regelrechte Einschränkungen für Kostüme gibt es selbstverständlich nicht. Aber es gibt eine Reihe von Schutzvorschriften im öffentlichen Raum", so der Jurist. Sein Tipp: "Kostüme sollten fröhliche Übertreibung sein - aber nicht zu viel negative Realitätsnähe zeigen oder gar anstößig sein. Das vermeidet Schwierigkeiten, nicht zuletzt mit der Polizei", so der Jurist.

Safety first, sage ich da nur, da bist du auf der sicheren Seite! Was für tolle Tipps vom Herrn Braun! Was war ich froh ob dieser Tipps des Herrn Braun. Klar war, Trump-Maske stand jetzt nicht mehr zur Disposition - und Löw-Maske ging auch nicht. Ich hab dann einfach mal in Online-Shops geschaut, was überhaupt so an Kostümen angeboten wird. Praktisch, die hatten das nach Kategorien geordnet. Kategorie "Horror" hab ich selbstredend erst gar nicht angeklickt. Bei "Aus aller Welt: Asien, Orient und Folklore" und "Religionen" war ich mir aber jetzt auch sehr unsicher in diesen Zeiten, dass ich da vielleicht von wegen "zu viel negative Realitätsnähe". Wo ich schon mal dabei war, hab ich auch mal bei "Schulmädchen & Bunnys" reingeschaut. Hallo, das müssen wir Frauen vorab aber noch mal ganz deutlich kommunizieren. Also den jungen, testosterongesteuerten, überaus integrierwilligen Männern (wobei ich natürlich nicht weiß, ob es sich um Frauen, eingesperrt in einem männlichen Körper, handelt) müssen wir das noch mal ganz deutlich sagen, dass das nur Kostüme sind. Dass so ein Kostüm nichts, aber auch wirklich gar nichts mit unseren geheimen Fantasien und Wünschen zu tun hat. Und dass wir da in keinster Weise auf die niedrigen Instinkte der Männer abzielen. Sonst kommen die noch ganz durch den Tüdel, die Männer mit und ohne Migrationshintergrund.

Ich war jetzt jedenfalls so was von paralysiert nach der Lektüre, dass ich mich noch nicht mal traute auf "Wilder Westen" zu klicken. Das mit den Cowboys und Indianern liegt zwar schon etwas länger zurück, aber ich muss da ja jetzt nicht mit einem Cowboy-Kostüm alte Wunden aufreißen. Insofern gehe ich da sogar noch einen Schritt weiter als unser Jurist. Blieb noch die Kategorie "Sport". Und da muss ich jetzt sagen, soll ein Mann (ein heterosexueller Mann, der sich damit abgefunden hat, dass er einen Penis hat), soll ein Mann das mal verstehen! Dass die Frau sich für das Kostüm "Sexy Cheerleader", "Sexy Formel 1 Pilotin" oder "Sexy Boxenluder" entscheidet und sich nichts dabei denkt! Holla, die Waldfee! Also wenn da nicht doch der psychologische Psychotherapeut dran ablesen kann, was wir Frauen wirklich wollen, dann weiß ich es nicht. Ich war kurz davor, mir das "Cosy Suit Sumoringer"- Kostüm in den Einkaufskorb, bin dann aber noch mal auf "Tiere". Was soll ich sagen, völlig anderes Sortiment: "Freche Fledermaus", "Sexy Bienenkönigin" und "Hinreißendes Häschen".

Wie gesagt, ich war so was von verunsichert, dass ich mich dann, und da kann jetzt meiner Meinung nach keiner was gegen haben. Neulich las ich nämlich in der Zeitung (okay, jetzt ist es raus, ich schmökere nicht nur ausschließlich in meinem SCHAUFENSTER) Zipperts Wort zum Sonntag. Er schrieb, dass das international gültige Maß für ein Kilogramm neu definiert worden sei. Das in Paris gelagerte "Urkilogramm" aus eitel Platin habe ausgedient, ab jetzt werde alles mit einer, natürlich hoch komplizierten Formel berechnet, und jeder könne sich sein Urkilogramm selbst herstellen. Sehr große Gewichte müssen außerdem mit der neu geschaffenen Einheit "Kawenzmann" ("L'homme du Kawenz") bestimmt werden. Mittelschwere Gewichte werden dagegen mit dem "Oschi" definiert, hier gilt: 10 Oschis = 1 Kawenzmann. Ganz genau lässt sich nun auch der Grad der Beschränktheit einer Person festlegen, und zwar mit der neu geschaffenen Einheit "Vollpfosten" (L'idiot). Der Urvollpfosten aus Teakholz wird im Internationalen Büro für Maß und Gewicht (BIPM) trocken gelagert. Doch nicht alles wurde geändert. Eine Messgröße ist nach wie vor gültig und wird in einem geheimen Tresor in der Kaffeeküche der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig aufbewahrt: das Urkännchen - Maßeinheit für warme Getränke, die nur im Außenbereich serviert werden dürfen.       

Wie komm ich jetzt auf den Vollpfosten? Ich war ja eigentlich beim Herrn Braun, dem Roland-Partneranwalt Frank Braun von der Kanzlei Rechtsanwälte Braun & Partner. Da sieht man mal wieder, was eine gute Ausbildung - beim Frank jetzt das Jurastudium - wert ist. Weil, in dem Beitrag hieß es weiter: Wer verkleidet zur Arbeit erscheinen möchte, sollte grundsätzlich vorsichtig sein: "In vielen Unternehmen gibt es eine Kleiderordnung, die häufig auch Teil des Arbeitsvertrages ist." Sein Tipp: "Klare Absprache mit dem Chef vor dem Kostümeinsatz, um ein Abmahnung zu vermeiden." Gleiches gelte übrigens auch, wenn man nur mit einem Gläschen Sekt anstoßen möchte: "Man sollte das immer mit dem Vorgesetzten klären. Andernfalls riskiert man eine Abmahnung durch den Arbeitgeber, die leicht zu vermeiden gewesen wäre." Heißt für mich jetzt, einfach immer den Chef vorher fragen, da bist du auf der sicheren Seite.

Ich hab mich entschieden, ich gehe als Vollpfosten. Für mich zwar die allzu negative Realität, aber ich seh' mich ja selbst nicht. Hauptsache, ich verstoße nicht gegen die Schutzvorschriften im öffentlichen Raum und mein Arbeitgeber hat es abgesegnet - nicht wahr, Herr Frank? 

Mittwoch, 16. Januar 2019

Dass das Futur II mal zum Zuge kommt - einfach toll!


Nur nebenbei, Weihnachten ist vorbei, Silvester ist gelaufen, die Sternsinger sind durch (bis ich das mal geschnaggelt habe, dass das gar keine echte Kreide ist, sondern ein vorgefertigter Druck) und - ich hatte bis jetzt noch keine Weihnachtsfeier im Kreise der Kollegen. Ich komm deshalb drauf, weil, ich weiß noch, wie ich Ende November vor meinem Kulturraum Auerberg ein Plakat von dem Thilo Seibel sah. Darauf lud er mich zu seinem politischen Jahresrückblick ein. Und mein erster Gedanke damals: Oh Gott, Dezember, Weihnachtsfeier und Co. lassen grüßen. Da kommt mir der Thilo aber so was von ungelegen! Wobei mir natürlich schon klar war, dass du einen Jahresrückblick nicht unbedingt Ende Juni machen kannst - es sei denn, du nennst dein Programm Halbjahresrückblick.

Ich habe dann aber doch mal einen Blick in meinen Terminkalender geworfen und, siehe da, an diesem Termin (im Dezember!) nichts! Okay, nichts auf den ersten brillenlosen Blick. Was nichts heißen muss. Weil, mittlerweile liegt bei uns in jedem Zimmer mindestens eine Brille und neben der Waschmaschine zusätzlich eine Lupe, mit der ich die Dosierungsanleitung auf dem Waschpulver lese, so klein, wie das da drauf steht. Was aber auch zusätzlich unpraktisch ist, nicht jede Brille, die so rumliegt, hat die aktuellen Werte. Ich habe momentan 2 Dioptrien, aber es liegen auch immer noch die Brillen mit 1,5 Dioptrien herum. Aus einem ganz einfachen Grund: Sie sehen so was von chic aus. Die habe ich mir ja nicht umsonst jeweils passend zum Outfit gekauft. Ich kann mich einfach nicht von denen trennen! Und außerdem ist es ja auch ein Unterschied, ob ich mich zwischen dem Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters und meinem SCHAUFENSTER entscheiden muss. Wobei, die beiden kann ich ohne Brille auseinander halten. "Tipps gegen die Sturzgefahr", die recht großen Lettern in meinem SCHAUFENSTER gingen auch noch ohne Brille. Aber die Überschriften über den einzelnen Abschnitten, da brauchte ich dann schon die 1,5 Dioptrien. "Stolperfallen eliminieren" zum Beispiel hat mich total interessiert und dann habe ich eine Brille mit 2 Dioptrien aufgesetzt, um die Zeilen darunter lesen zu können. Da hieß es, Räume, die mit zu vielen Möbeln vollgestellt sind, bergen für alte Menschen ein zusätzliches Unfallrisiko. Was war ich da noch mal im Nachhinein froh, dass wir, um den möglichen Flammen des lichterloh brennenden Adventskranzes  und Tannenbaumes kein Futter zu geben, mehr oder weniger kein Mobiliar mehr besitzen!  

Was ich aber eigentlich sagen wollte, auch mit Brille in optimaler Dioptrienstärke: kein Termin, gähnende Leere, kein Termin an einem Samstag. Und da bin ich jetzt ehrlich, das geht so was von nicht! Mir fiel dann aber auch ein, warum der Dezember doch nicht so voll war wie gedacht. Weil, ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht? Weihnachtsfeiern finden neuerdings entweder schon im November statt, weil es ja im Dezember dann zu eng wird, oder im Januar oder Februar. Da kann es dann natürlich auch schon mal zu Gerangel mit dem Straßenkarneval kommen - im Februar oder März. Was mich jetzt nicht wirklich stört. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem, als Weihnachtsbaum am Karnevalssamstag mein Weihnachtsessen zu genießen.

Ich war jedenfalls bei Thilo Seibel und was ich jedem nur empfehlen kann: vorher gründlich ausschlafen - und danach eine Woche Urlaub nehmen. Ich war durch, mich konnte man auswringen, so viel Politisches hoch dosiert. Was ja zusätzlich das Schlimme dabei ist, so brillant witzig der Thilo das mir auch serviert hat, es sind ja Wahrheiten. Aber gut, politisches Kabarett eben, das wusste ich vorher.

Wie witzig er über Politiker wie Doofprinte, die Hundekrawatte und das Söder spricht. Mit welch leichter Ernsthaftigkeit er uns das Psychogram von der Frau gibt, die den Satz des Jahres formulierte. Mit welch brutaler Witzigkeit er uns die Ereignisse mit ihren Personen in Chemnitz vor Augen führt, allen voran die Mutti aller Probleme, die diese Worte sprach (und hier sächselt der Thilo!): "Hase, du bleibst hier!" Und mit welch grausamer Lustigkeit er über den "Mord aus Versehen" in der saudiarabischen Botschaft spricht. Was aber den Herrn Seibel zu einem Genie auf seinem Gebiet macht: Eben ist er noch in Ankara bei dem zersägten Journalisten und keine zwei Minuten später in Kitzbühel zur Eröffnung der Skisaison. Wo die Skifahrer bei 21 Grad den Hang auf eigens durch Snowfarming konserviertem Schnee hinunterfahren - und daneben stehen Wanderer in Shorts auf grünen Wiesen. Und wo ich gerade im Süden bin: Wenn er dem österreichischen Kanzler Kurz eine Frau wünscht, die mit Nachnamen Schluss heißt und auf einem Doppelnamen besteht. Wenn er die Raucherzonen auf deutschen Bahnsteigen, die mit gelben Streifen gekennzeichnet sind, mit einer Urinzone im Schwimmbecken vergleicht, schlägt er, was mich betrifft, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens finde ich es einfach nur witzig und zweitens kann ich ganz kurz durchatmen, bevor es dann weiter mit Trump und Co geht. Auch eine schöne Idee vom Herrn Seibel, das präventive Seufzen, nicht das Seufzen im Nachhinein, sondern im Vorhinein: Es wird einmal eine gute Zeit mit Angela Merkel gewesen sein.
Was freut sich da das Futur II, dass das auch mal zum Zuge kommt!

Was das Tolle ist, in diesem Jahr kommt der Thilo Seibel wieder, am 30. November, in meinen Kulturraum Auerberg. Ich habe schon eine Eintrittskarte gekauft und Urlaub eingereicht für danach, zur Rekonvaleszenz. 

Mittwoch, 26. Dezember 2018

Mit Nagelpilz zum Weihnachtsmarkt


Haus steht noch! Allerdings, ich weiß nicht, ob es ohne mein SCHAUFENSTER auch noch stehen würde. Weil, Gott sei Dank hatten die mir unter den Lettern "Advent, Advent … der Adventskranz brennt" auch wieder wirklich tolle Tipps gegeben. Und dass ich den Artikel Wort für Wort bis zum Ende gelesen habe, weil jeder Abschnitt hatte noch einmal so eine richtig alarmierende Überschrift. Da hieß es zunächst "Feuerlöscher bereit halten", für Adventskränze mit echten Kerzen gelte: Offenes Feuer sollte immer im Auge behalten werden. Am besten steht ein Eimer Wasser oder ein Feuerlöscher griffbereit, um die Flammen löschen zu können. Am besten vorab mit dem Equipment zur Brandbekämpfung vertraut machen und die Wartungsintervalle einhalten. Weil der fürsorgliche Schreiber nun zweimal hintereinander die Worte "am besten" am Satzanfang benutzt hatte, haben mein Traummann und ich das natürlich sehr ernst genommen und uns erst einmal einen neuen Feuerlöscher gekauft - und dann haben wir uns mit selbigem vertraut gemacht. Was jetzt das Blöde war, irgendwie hat sich da, ich weiß auch nicht, am Ende hatten wir das ganze Wohnzimmer voller Löschschaum. Wir haben dann einen neuen Feuerlöscher erworben.

Was die Sauerei im Wohnzimmer betraf, hieß es Gott sei Dank weiter in meinem SCHAUFENSTER unter "Fluchtwege freihalten", Brandschutz umfasse auch das umsichtige Verhalten aller Bewohner. Grundsatz Nummer Eins sei, die Fluchtwege immer freizuhalten. Denn bricht ein Feuer aus, werden abgestellte Gegenstände schnell zu gefährlichen Hindernissen. Um den Flammen weniger "Futter" zu geben, empfiehlt es sich, in regelmäßigen Entrümpelungsaktionen ausgediente Möbel, Kartons oder Zeitungsstapel zu entsorgen. Da passte das jetzt ganz gut mit der Schaumsauerei. Wir haben so was von entrümpelt! Da hatten sich über die Jahre hinweg Türme von gebündelten SCHAUFENSTER gebildet, SCHAUFENSTER, die so was von informativ waren, dass ich die unbedingt noch einmal lesen wollte - nun leider dem Schaum zum Opfer gefallen!

Zum Schluss hieß es unter der Überschrift "Rauchmelder schützen", moderne Rauchmelder seien in der Lage, miteinander zu kommunizieren, sodass alle Geräte gleichzeitig Alarm schlagen, wenn eines mit Rauch in Kontakt kommt. Was unsere Rauchmelder betrifft, kann ich nur Folgendes sagen: Auch wenn es nicht brennt, kommunizieren die. Entweder weil die lebenslang haltenden Batterien leer sind oder offensichtlich aus Langeweile, weil sich nichts tut. Was da nur richtig blöde ist, dass ich da nicht einfach mal gegentreten kann, weil die ja an der Decke hängen.   

Wie gesagt, Haus steht, aber zu welchem Preis? Das kontrollierte Abbrennen der Adventskerzen hat mich einiges an Geld und Arbeit gekostet. Ich gebe zu, das Haus ist seit dem ein ganz klein wenig ungemütlich - nach der Entrümpelung. Aber dafür kam natürlich jetzt der Adventskranz um so mehr zur Geltung - und der Feuerlöscher. Ich bin dann einfach häufiger über den Weihnachtsmarkt gebummelt, um mir das an stimmungsvollem und besinnlichem Flair zu holen, was beim besten Willen bei mir zuhause nicht mehr aufkam.
Ich bin ehrlich, wenn's bei mir nicht so trostlos gewesen wäre, hätte ich mich nicht zum Weihnachtsmarkt aufgemacht. Weil, glücklich war die Werbung gerade nicht für Selbigen in meinem SCHAUFENSTER. Eher vermiest haben sie mir den. Eine ganze Seite lud mit einladenden Fotos von Sternstraße und Münsterplatz zum Bummeln ein. Schon beim Lesen schnupperte ich den Glühwein, stand ich an der Weihnachtspyramide, flanierte entlang der Stände, war so was von vertieft in diese Seite, als plötzlich ein dermatologisches Zentrum in seiner Anzeige mich fragt: "Leiden Sie unter Nagelpilz?" Da war es aber so was von vorbei, mit der weihnachtsheimeligen Atmosphäre! Auf derselben Seite, zwischen Weihnachtsstern und Eierlikörpunsch, der Nagelpilz.

Aus oben erwähntem Grund habe ich mir den Weihnachtsmarkt aber nicht vermiesen lassen.   Da bleibe ich ja immer wieder an den Ständen mit den wunderschönen Woll- und Filzsachen stehen. Was da für eine Arbeit drinsteckt, wenn man das Filzen mit Absicht macht, wenn's so sein soll. Weil, bei mir klappt das so was von ohne Mühe. Im Gegenteil, weil ich mir keine Mühe gebe, verfilze ich jede Wollsocke.

Apropos Filz. Da hab ich auch mal wieder gemerkt, dass ich nicht jünger werde. Neulich hieß es in der Frauenzeitschrift Cosmopolitan, alle Welt scheine gerade dauerzubasteln und heimzuwerkeln. In jeder zweiten Hipsterwohnung stehe ein selbst gebauter Tisch aus recycelten Paletten. Mehrstöckige Geburtstagstorten? Gesichtsmasken? Logisch, alles DIY.
Die Message sei immer die gleiche, egal ob selbstgebastelte Eheringe oder gefilzte Taschen: Jeder kann alles schaffen. Doch meist sehe das Ergebnis aus wie von Dreijährigen zusammengeschustert. Und nun hieß es weiter in der Cosmopolitan: Wozu gibt es Profis?
Hier der Hack: "Zurücklehnen und die Dinge eigenhändig delegieren."
Heißt es nicht das Hack, mein erster Gedanke und mein zweiter: wusste gar nicht, dass man zum Filzen Hack braucht. Es machte alles keinen Sinn - und ich musste mal wieder bei Wikipedia vorbeischauen - die mir Recht gaben, dass es das Hack ist und nicht der. Mich aber gleichzeitig informierten, dass es sich bei einem Hack, der englisch häck ausgesprochen wird, um einen Kniff handelt.

Mittwoch, 5. Dezember 2018

Was für ein Award - der European Funeral Innovation Award!


Hätten wir den auch durch, den November. Und das ist auch gut so. Weil, im November kommt es ja schon immer gefühlsmäßig ziemlich dicke mit Volkstrauertag, Buß- und Bettag und Totensonntag, alles durch, geschafft. Aber ich bin ehrlich, dieses Jahr habe ich bei meinen Friedhofsausflügen nicht nur an die Toten gedacht (oder, dem Genitiv zuliebe, der Toten gedacht), sondern vor allem an Marketing, und zwar an verdammt gutes! Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Der letzte Fußabdruck soll grün sein" folgendermaßen: "Dem Unternehmen aus Bonn gelingt mit seinem Bestattungskonzept der "grünen Linie" eine geniale Verbindung von Zeitgeist, Marketing und Wertebewusstsein. Der Friedhof als öffentliches Grün mit großem Baumbestand und biologischer Vielfalt wird gestärkt - und bleibt damit wertvoller Lebens- und Kulturraum für Menschen, Pflanzen und Tiere." Mit dieser Begründung ist das Bestattungsunternehmen Hebenstreit und Kentrup mit dem European Funeral Innovation Award ausgezeichnet worden.

Der biologische Kreislauf diene dabei als Ideal von Nachhaltigkeit und stelle gleichzeitig den würdigsten Abschluss eines umweltfreundlichen und gut gelebten Lebens dar. Und so wird an allen denkbaren Stellschrauben gedreht: Die Bestattung erfolgt in einem Sarg aus Kiefer oder Eiche mit geölter oder gewachster Oberfläche. Die Griffe können aus Holz oder Seil bestehen und auch die Innenausstattung ist vollständig biologisch abbaubar. Der Sarg wird von lokalen Schreinern hergestellt - aus Holz aus regionalem und nachhaltigem Forstbetrieb. Die Trauergäste erhalten Einladungen auf Naturpapier und können den ortsnahen Friedhof zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Der Blumenschmuck ist jahreszeitlich orientiert wählbar und stammt möglichst aus heimischem Freiland-Anbau. Das Grabmal aus Naturstein regionaler Steinbrüche wird in handwerklicher  Arbeit von ortsansässigen Steinmetzbetrieben hergestellt. Die Grabbepflanzung besteht aus Gehölzen , Stauden und Gräsern der Region - mit einem möglichst kleinen Anteil an Wechselbepflanzung und damit geringem Gießaufwand.

Und weiter hieß es im Text: Als "grüne Insel" mitten in der Stadt ist der Friedhof das zentrale Element der "grünen Linie". In der Folge wird er als Biotop mit seinem Baumbestand und seiner großen Artenvielfalt gestärkt - und bleibt dadurch ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dies bietet vor allem auch bedrohten Arten einen Rückzugsraum. Brutvögel, Fledermäuse, Landkäfer, holzbewohnende Käfer, Spinnen, Bienen und viele mehr werden so besonders geschützt. Die ökologische Aufwertung der Friedhöfe erhöht deren Attraktivität, erhält wertvolles Kulturgut und stärkt das öffentliche Grün mit seinem kulturellen und historischen Stellenwert. Die damit verbundene positive Wirkung auf das Stadtklima führt zur Senkung der Temperatur bei Erhöhung der Luftfeuchtigkeit, Bindung von Staub und Produktion von Sauerstoff.

Mal ganz abgesehen davon, was es alles für Awards gibt: Lieber Herr Werner Kentrup und liebe Frau Editha Kentrup-Bentzen, den haben Sie sich aber so was von verdient, den Funeral Award. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Konzept bis zum Ende konsequent durchgezogen.    
Was hatte ich nach der Lektüre dieses Artikels in meinem SCHAUFENSTER für ein gutes Gefühl! So viel Gutes, was ich als Tote demnächst auf dem Friedhof bewirke. So viel, auf was ich noch nach meinem Tod Einfluss nehmen kann - und selbstredend werde. Ich hätte da allerdings noch einige Verständnisfragen. Es heißt ja, das Bestattungskonzept diene dem würdigsten Abschluss eines umweltfreundlichen und gut gelebten Lebens. Meinen die mit dem gut gelebten Leben, dass ich ein gutes Leben hatte oder dass ich ein guter Mensch war? Und kann ich nicht mit dieser für mich überraschend positiven Zukunftsperspektive, also nach meinem Tod so viel Gutes bewirken zu können, im Leben jetzt eher mal die Sau rauslassen? Und apropos Sau, kommt solch eine Art der Bestattung nur für Vegetarier in Frage? Oder sollte ich um sicherzugehen, dass auch ich vollständig biologisch abbaubar bin, mich vielleicht doch gleich vegan ernähren? In Zeiten, in denen ich höre, dass sich in mir Überreste von Plastik befinden und Schwermetalle sowieso - ernstzunehmende Fragen.

Wo ich gerade bei vegan und ökologisch bin. Da ist mein Lieblingsdiscounter ja auch so was von auf grüner Linie, so was von angekommen, bei diesem Thema. In seinem Werbeblättchen bot er doch tatsächlich 100% vegane Menstruationstassen feil. Kurz hatte ich überlegt, ob es sich hier um ein neues Lebensmittel handelt. Weil auf der Seite aber die Rede von anderen Hygieneartikel war, habe ich diesen Gedanken recht schnell wieder verworfen.

Was ich mir im Zusammenhang mit der "grünen Linie" aber jetzt mal als erstes vorgenommen habe. Weil, letztens las ich in meinem SCHAUFENSTER über einen veganen Sportverein, der einen Spendenlauf veranstaltete. Und das kann ja in keinem Falle falsch sein, dass ich da mal eintrete.

Ich kam ja auf dieses irre tolle Bestattungskonzept als Beispiel für richtig gute Werbung. Weil, es gibt ja auch andere, also so was von schlechter. Neulich zum Beispiel lag in meinem Briefkasten eine Postkarte: Darauf der Posttower und  die Lettern "Bonn macht es sich selbst". Und auf der Rückseite die erste Zeile "Einfach reinstecken!". Letztendlich ging es um Strom. Da würde mich jetzt wirklich einmal interessieren, welchem Geschlecht der Schöpfer (hier bitte als generisches Maskulinum zu verstehen) dieses Textes angehört - oder welche bewusstseinsverengenden Drogen er in welcher Dosierung eingenommen hat. Für meine Begriffe geht diese Wortwahl nicht. Aber vielleicht bin ich ja auch nicht die Zielgruppe - wie mein Traummann immer zu sagen pflegt, wenn ich eine Werbung blöde finde oder sie nicht verstehe.   

Dienstag, 13. November 2018

Warnblinkleuchte bei Flatulenzen?

Bin ich froh, dass der Sommer vorbei ist. Jetzt nicht wegen der Hitze, sondern wegen der Insekten. Das war ja so was von der Insektensommer für mich. Ich sage nur www.insektensommer.de, Blutzikade und Gemeine Florfliege lassen grüßen. So sehr das auch interessant war, irgendwann hat es sich dann aber auch mal ausgeflogen. Ich mein, du hast die ja dann auch überall, die Insekten. Du kannst es dir ja nicht aussuchen. Da kam mir dann der Artikel in meinem SCHAUFENSTER mit der Überschrift "Bloß keine Hektik bei Insekten im Auto" gerade recht: Sommerzeit sei Insektenzeit. Verirren sich Biene, Wespe und Co. ins Wageninnere, kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Das Tier während der Fahrt hektisch aus dem Auto vertreiben zu wollen, sei keine gute Idee. Ein Unfall durch Ablenkung habe meist schlimmere Folgen als ein Insektenstich, warnt der ADAC Nordrhein (einfach kompetentes Fachpersonal da beim ADAC!). Der Automobilclub empfiehlt: Wer ein Insekt im Fahrzeug bemerkt, sollte nicht in Panik verfallen, sondern die Warnblinkanlage einschalten, das Tempo verringern und anhalten - möglichst am rechten Fahrbahnrand. Einfach die Fenster aufmachen löst in den meisten Fällen schon das Problem. Auf jeden Fall sei wichtig, nicht in  Panik zu verfallen.

Apropos Panik und Warnblinkanlage. Eine Überschrift in meinem SCHAUFENSTER lautete "Wenn plötzlich ein Licht angeht". Darunter hieß es, wenn gelbe und rote Lämpchen im Cockpit (bei Cockpit dachte ich zu allererst an ein Flugzeug, aber weil's im Autoteil stand) leuchten, dann bedeute das meist nichts Gutes. Viele Autofahrer verunsichert das und sie wissen nicht genau, welche Warnleuchte für welches Problem steht. Leuchten Warnlämpchen im Cockpit (zu meiner Zeit hieß das noch Armaturenbrett), stelle sich die Frage: Weiterfahren oder sofort anhalten? Leuchtet beispielsweise die Airbag-Anzeige auf, wird ein Werkstatt-Termin fällig, weil sich sonst der Unfallschutz mindert. Es könne allerdings zunächst weitergefahren werden, ohne dass weitere Schäden am Fahrzeug drohen. Hallo, das ist ein absolutes No-Go! Diese Panikmache! In meinem Verständnis leuchten Warnlampen auf, wenn eine ernste Gefahr droht. Aber doch nicht aus solch einem Grund. Da kann es mir passieren, dass ich deshalb einen Unfall baue, weil ich denke, gleich explodiert mein Auto. Von wegen, nicht in Panik verfallen. Es gibt heutzutage zig Möglichkeiten, mich auf einen fälligen Werkstatt-Termin hinzuweisen, aber doch nicht mit einer WARNBLINKLEUCHTE!

Wo ich gerade beim Thema Auto bin, des deutschen Mannes liebstes Kind. Wenn's ums Auto geht, hat der Mann ja schon recht viele Probleme: Wie kommt der Kratzer in den Lack? Soll ich heute mit meinem Auto in die Waschanlage, obgleich ich doch gestern erst war? (Wo ich gerade beim Waschen bin: Kann es sein, dass der ein oder andere Mann meint, auch er sei danach sauber, habe sich gewaschen, wenn er mit dem Auto in der Waschanlage war?) Hab ich mich für die richtigen Felgen entschieden? Und wenn ich mich nicht entscheiden kann, nehme ich, um auf der sicheren Seite zu sein, auf jeden Fall die teuersten? Nöte über Nöte!
Wo der Mann aber wohl auch vor großen Herausforderungen steht. Ich komm deshalb drauf, las es sich doch in meinem WOCHENEND-SCHAUFENSTER unter der Rubrik "Anzeige - Medizin" folgendermaßen: Flaute im Bett? So bekämpfen Sie Erektionsstörungen! Sexuelle Schwäche sei ein weit verbreitetes Problem. Viel gab es da an Information und die Lösung lag selbstredend in der Einnahme eines Präparats. Ergänzend zu den Lettern sah ich einen Mann, der sich sichtlich grämte, der sichtlich so was von traurig war ob seines Defizits. Wo ich gerade beim Auto und Erektionsstörungen bin. Vielleicht ist da ja doch was dran. Dass es einen Zusammenhang gibt. Weil, erst neulich sah ich wieder einen recht kleinen -  oder sagt man kurzen - Mann, der so was von Probleme hatte, in seinen SUV zu steigen. Ich hab kurz überlegt, ihm mit einem Fußbänkchen auszuhelfen. Hab's mir dann aber doch verkniffen. Weil, wenn wirklich was dran ist, an der Sache, dann hätte der ja jetzt gewusst, dass ich auch um sein anderes Problem weiß.

Egal, die Anzeige zum Thema "Flaute im Bett" nahm die untere Hälfte einer Seite in Anspruch. Auf der oberen Hälfte dieser Seite ging es um ein anderes Wundermittel. Dort die Lettern "Weniger Darmbeschwerden! Mehr Lebensqualität!". Und da wurde auch nicht lange drum herum geschrieben. Da ging es sofort zur Sache. Es ging um Durchfall und Blähungen - und wieder um die Lösung in Form von Einnahme eines Präparats. Was jetzt das Interessante war, während unten auf der Seite ein Mann so was von dolle traurig war, hatte über ihm, also auf der oberen Seitenhälfte, eine Frau schmerzverzehrt beide Hände auf ihren Bauch gelegt. Ich denke mir das jetzt so: Flaute und Flatulenzen, das passt doch. Wenn die Frau ohnehin Flatulenzen hat, dann ist ja vielleicht frauseits auch gerade kein Bedarf nach Sex. Und es fällt gar nicht auf, dass der Mann nicht kann.

Wo ich gerade beim primären Geschlechtsorgan des Mannes bin. Ich komme ja nicht über einen längeren Zeitraum, gerne auch samstags, wenn frau dann einfach auch ein wenig mehr tiefenentspannter ist und die Muße hat, sich Zeit zu nehmen: Ja, ab und an brauche auch ich - Kultur. Ich komm deshalb drauf, weil, wenn wir vom Penis sprechen, ist ja im glücklichen Fall die Vagina nicht weit. Und genau zu diesem Thema, zum Thema Vaginen gab es im Frauenmuseum in der Altstadt eine Ausstellung: "V", eine Ausstellung des Kollektivs Athamé. Zuerst einmal gab es am Eingang sämtliche Metaphern für die Vagina zu hören. Sehr informativ. da war auch das ein oder andere neu für mich. Und dann gab es viele Vaginen auf vielerlei Weisen zu sehen: gehäkelte und geklöppelte, als Skulptur mit Echthaar, als Fotographie und in Öl. Der künstlerischen Freiheit waren keine Grenzen gesetzt.     

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Kreuzchen machen oder Haken dran?


Was der Bürgerentscheid in diesem Jahr mir auf jeden Fall gezeigt hat: Ich muss aufmerksamer lesen. Weil, ich hatte ja letztens angemerkt, ich sei mir so was von sicher, dass ich dieses Mal beim Bürgerentscheid alles richtig gemacht habe, genau nach Merkblatt, Schritt für Schritt. Was jetzt aber das Problem ist, ich weiß gar nicht mehr, ob ich an der richtigen Stelle mein Kreuzchen gesetzt habe. Ich bin dann nämlich im Nachgang in aller Ruhe durch Bonn gefahren und habe die Plakate noch einmal auf mich wirken lassen. Da hieß es „NEIN im Bürgerentscheid, denn Bonn braucht ein modernes und attraktives Bad!“ oder „Dein Bad in Deiner Nähe  Ja beim Bürgerentscheid“. Und ganz lange habe ich vor folgendem Plakat gestanden: „Spaßbad für Bonn! Rettet die Seepferdchen! Stimmt mit NEIN! Bürgerentscheid: Mit Ihrem Nein auf dem Stimmzettel für Spaß im neuen Schwimmbad“. Und auf genau demselben Plakat darunter „Ja! Zum Erhalt der Stadtteilbäder“. Bis ich das erst mal verstanden hatte, dass das „Ja! Zum Erhalt der Stadtteilbäder“ von den Gegnern drübergeklebt war! Weil, ich war da schon so was von in Schweiß wegen der Seepferdchen, hatte überlegt, wie mir die Seepferdchen bei meiner Meinungsfindung hätten helfen können.

Apropos wählen und ankreuzen. Weil, auf den Plakaten hattest du ja immer neben dem Ja oder Nein den Kreis mit dem Kreuz. Neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER als Überschrift die Lettern „Grundkurs Schlafen“. Mensch, dachte ich da spontan, ich wusste gar nicht, dass Schlafen mittlerweile als Unterrichtsfach angeboten wird. Weil, zu meiner Zeit galt das eher als unangebracht, wenn du da im Unterricht vor dich hingeratzt hast. Aber, Gott, die Zeiten haben sich ja so was von geändert. In Zeiten, in denen der Neurobiologe Peter Spork die Schüler in Eulen und Lerchen einteilt und eine Gleitschulzeit für Schüler fordert. Der Schüler also entscheidet, wann er morgens zur Schule kommt. Da machte für mich auch das Schulfach „Schlafen“ Sinn. Und spontan fielen mir da auch überraschend viele meiner Schüler ein, die offensichtlich dieses Fach belegen und da auch recht gut sind. Es würde mich so gar nicht wundern, wenn die bei der Wahl der Leistungskurse ihr Kreuzchen hinter Schlafen setzen statt hinter Mathematik oder Geschichte. Aber hätte ich mal sofort weitergelesen. Stand doch direkt im ersten Satz, der „Grundkurs Schlafen“ starte für Menschen mit Ein- und Durchschlafproblemen am Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus in Alfter (dass „Richtig schlafen können“ im Weiterbildungszentrum gelehrt wird, wäre ich so aber auch nicht drauf gekommen).

Wo ich gerade beim Kreuzchenmachen bin. Oft sieht mein Kreuzchen eher wie ein großes X aus. Ich geh aber mal davon aus, dass das auf die Gültigkeit meiner Stimme keine Auswirkung hat. Dass das vollkommen egal ist, ob X oder Kreuz. Was neuerdings ja auch vollkommen egal ist, welches ... Ich mein, mir kommt das so was von zupass. Ich weiß nicht, wie oft ich schon in meinem Leben in einer Schlange vor der Frauentoilette gestanden habe. Wenn es einfach nur um geduldiges Warten ginge, wäre schon unangenehm genug. Aber nein, meist kommen ja zum Druck auf die Blase noch andere Unannehmlichkeiten hinzu. So stehe ich zum Beispiel vor der ersten verschlossenen Tür zum Frauenklo und muss jeder neuen Kloaspirantin hinter mir erklären, dass ich sehr wohl in der Lage bin, eine Tür selbstständig zu öffnen, die Schlange vor mir im Zwischenraum das aber nicht zulässt. Oder aber ich haue um ein Haar eine Frau, die sich an mir vorbeischiebt. Gerade noch rechtzeitig kann sie mir zu verstehen geben, dass sie lediglich neues Make-up auflegen will.

Was auch immer so was von richtig übel ist, wenn ich endlich dran bin, sich in dem Spalier von Toilettentüren endlich eine öffnet und ich mich Sekunden später vor einer total versifften Kloschüssel befinde. So viel Klopapier und Desinfektionsmittel gibt’s gar nicht, um da mal Grund reinzubekommen. Aber selbstredend verlasse ich nicht unverrichteter Dinge diesen Ort. Nein, ich erleichtere mich in Hockposition, dankbar ob meiner strammen Oberschenkel. Und jedes Mal denkt meine Nachfolgerin, dass ich die Wutz bin. Aus diesem Grund, damit es keine zweite Begegnung zwischen uns an den Waschbecken gibt, fällt meine Handwäsche sehr kurz aus. Ich sag nur, alles in allem ist der Klogang eine Zumutung. Was sind wir Frauen da dankbar, wenn wir manchmal auf eine Behindertentoilette ausweichen können, uns aber deshalb auch ein winzig bisschen schlecht fühlen. Und neben uns Frauen das Männerklo, keine Schlange, die Männer schlendern einfach durch - beneidenswert! Was habe ich mir da als Frau schon Gedanken gemacht: Sollst du aufs Männerklo, kannst du noch so lange einhalten? Bist du gut drauf, traust du dir das zu, auszuscheren?

Das Thema ist für mich aber jetzt so was von durch. Das X ist jetzt aber so was von angekommen, bei mir, im Alltag. Las ich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER eine Stellenanzeige meines Lieblingsdiscounters: Kommissionierer (m/w/x) Teilzeit. Wenn das nächste Mal vor einem Frauenklo eine Schlange ist und vor dem Männerklo keine, werde ich zu den Männern gehen. Und wenn mir da einer blöde kommt, kreuze ich mit meinen beiden Zeigefingern das X. Das X für divers, für das dritte Geschlecht. Solange es noch keine Toilette für das dritte Geschlecht gibt, gehe ich aufs Männerklo - oder aufs Frauenklo, wenn da keine Schlange ist.

Wie gesagt, dieses Thema, da mach ich kein Kreuzchen, sondern da mach ich einen Haken dran.