Mittwoch, 9. Oktober 2019

Hallo, Jogger, wie asozial seid ihr denn!


Apropos Österreich. Ich dachte mir, wenn ich schon mal in Österreich bin, kann ich ja mal die Tochter besuchen, mal schauen, was die so macht. Ob sie es anders macht als bei uns in Deutschland. Ob ich eventuell ernsthaft in Erwägung ziehen muss, nach Österreich umzuziehen. Zweimal war ich da. Nebenbei, die Tochter heißt zwar in Österreich anders, aber es ist ja trotzdem eine Familie. Wie man schon am Familienwappen sieht. Das Logo ist identisch mit dem Logo der gesamten Unternehmensgruppe Aldi Süd, trägt aber den Schriftzug „Hofer“. Also, was ist anders? Zunächst einmal das Format des Werbeblättchens, eindeutig unpraktischer, wenn man mich fragt: DIN A3. Wenn ich das im Bett studieren will, bin ich ständig am Falten. Und ich finde, mein Werbeblättchen wirkt einen Tacken edler, also schicker. Was natürlich eindeutig besser ist in Österreich: Du kriegst quasi das ganze Jahr über Trachtenmode, Trachtenmode soweit das Auge reicht. Im Juli dann eben Trachten-Shirts oder Trachten-Bermudas. Aber davon mal abgesehen, gibt's da dasselbe wie bei uns.

Was ich aber gekauft habe, aus purer Urlaubslangeweile, in tiefenentspannter Urlaubsstimmung. Total unpraktisch, das Ding. Da wundere ich mich sowieso immer. Es gehören ja mindestens zwei - ich hätt' jetzt gesagt - Deppen dazu. Was ja aber nicht stimmt, weil einer von den beiden verdient ja damit Geld, mit unnützem Scheiß, den kein Schwein braucht. Diese Miet-E-Scooter in der Stadt zum Beispiel, braucht kein Schwein. Wir haben genug zu tun, dass in der Stadt Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos nebeneinander und miteinander parat kommen. Was muss da für eine Lobby dahinter stehen, dass die es in den Straßenverkehr geschafft haben.

Sollten wir nicht erst einmal schauen, dass wir das mit den Nextbikes gebacken bekommen? Neulich erst stand ein Nextbike mitten auf der Nordbrücke auf dem zur Autobahn hin abgetrennten Radweg. Da hatte einer dieses Mietfahrrad einfach auf der Brücke abgestellt. Ich habe bis jetzt immer nur Kleinlaster gesehen, die die Fahrräder wieder einsammeln. Mein erster Gedanke also: Da hat jemand extra das Rad dort abgestellt, weil da auf dem schmalen Streifen kein Sammelfahrzeug hinkommt. Mein zweiter Gedanke: Oder hat der sich genau da von der Brücke gestürzt?

Eigentlich wollte ich aber ja nur kurz erwähnen, welch Unnützes ich bei Aldi in Österreich käuflich erworben habe. Ich vermute mal, es hatte mit dem Aperol zu tun. Jetzt nicht, weil ich vorher schon mehrere gepichelt hatte, sondern weil draufstand "mit frischem Aperol-Duft". Ich spreche von einem, die Rede ist von einem  Lippenpflege-Ei mit frischem Aperol-Duft. Wie ich schon erwähnte, ich kanns mir nur mit Urlaubsstimmung erklären. 

Wo ich gerade bei Alkohol bin. Von wegen Flaschen und Scherben. Und von der Frau an der Mondorfer Fähre komm ich einfach nicht weg. Weil, neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Gut für Dich, gut für die Umwelt" über den Schweden Erik Alström. Der ärgerte sich als Jogger und Radfahrer vor Jahren ständig über den Müll, den niemand wegräumte. Ihm kam dabei die Idee, mit anderen Freizeitläufern zusammen herumliegenden Abfall sozusagen "im Laufschritt" einzusammeln. Diese Initiative kam in Schweden super gut an und schon kurze Zeit später taten sich viele weitere Jogger zu so genannten Plogging-Gruppen zusammen. Das Wort Plogging setzt sich aus dem schwedischen Wort plocka (in Deutsch aufheben, aufsammeln) und dem englischen Wort Jogging zusammen, bedeutet also so viel wie Aufheben beim Jogging. Plogging sei mittlerweile nicht nur in Deutschland angekommen, sondern auch in vielen anderen Ländern. Viele Menschen finden es toll, während ihres Sportprogramms gleichzeitig auch etwas für die Umwelt zu tun. Durch das häufige Bücken, Aufheben und Laufen sei Plogging auch körperlich anstrengender als das normale Jogging und somit sportlich effektiver.
Überall auf der Welt verabreden sich inzwischen viele "Plogger" meist über das Internet, um sich mit Müllbeutel und Handschuhen bewaffnet zum "Plogging" zu treffen. Es mache Spaß, sich beim Joggen auf diese Weise nützlich zu machen. Neben gemeinsamen sportlichen Aktivitäten ist es ein gutes Gefühl, dass man so auch etwas für die Umwelt getan hat. Viele Kinder finden es spannend, ihre Abfallsammlung zu zählen bzw. zu wiegen. So habe beispielsweise eine Gruppe englischer Schüler nach einer Runde Plogging sage und schreibe 52 Dosen, 34 Plastik- und Glasflaschen sowie über 3000 Zigarettenstummel gesammelt. Damit man nicht direkt mit Schmutz und Dreck in Berührung komme, seien vernünftige stabile Handschuhe ein absolutes Muss. Und nach jeder Plogging-Aktion sei natürlich gründliches Händewaschen mit viel Seife oberstes Gebot.     

Da hoff ich mal zutiefst, dass die Vollpfosten, die alles unter sich fallen lassen, diesen Artikel nicht in die Hand kriegen - oder nicht lesen können. Weil, nicht dass die demnächst ihren Hausmüll extra noch zusätzlich draußen wild entsorgen, um den Ploggern eine Freude zu bereiten. Damit die sich so was von gut fühlen, die Plogger. Oder haben die Klappspaten am Ende den Artikel gelesen und ich tue denen so was von Unrecht, weil die am Ende die wirklich Guten sind? Und zu der Frau an der Mondorfer Fähre, die jeden Tag anderer Leute Müll aufsammelt, sag ich Folgendes: einfach mal gefälligst froh und dankbar sein ob des Mülls. Und rheinischen Spassss dabei haben, sich nützlich machen zu können. Und erst das gute Gefühl! Aber bitteschön joggen dabei - und die Hände danach gründlich waschen! 

Und, mal so gefragt: Wie asozial ist das denn, einfach nur egoistisch vor sich hin zu joggen, für sich, einfach so!

Mittwoch, 18. September 2019

Was genau hat der Klimawandel mit dem Porto zu tun?


Also wenn ich kein guter Mensch bin, dann weiß ich es nicht! Ich bin extra nach Österreich gefahren, weil die Post ja zum 1. Juli das Porto erhöht hatte …

Was jetzt das Verreisen betrifft, ich hatte ja gesagt "nie wieder". Weil, es ist ja nicht nur das Kofferpacken, sondern gleichermaßen das Pipimachen. Erst steh ich beim Check-in in der Schlange, dann steh ich stundenlang im Shuttlebus, der so unendlich lange zum Flugzeug fährt, dass ich denk, okay, der Busfahrer hat es sich kurzfristig anders überlegt und bringt mich directement zu meinem Urlaubsziel. Und dann sucht der Pilot stundenlang nach einer geeigneten Startbahn für sich. Und in der ganzen Zeit kann ich nicht Pipi machen. Deshalb dachte ich jetzt, ich versuch's noch ein allerletztes Mal mit dem Auto.

Und dann lese ich doch in meinem SCHAUFENSTER folgende Überschrift: Warum Pinkelpause auf der Autobahn nicht erlaubt ist. Jetzt zur Pause anhalten oder fahren wir noch einen Parkplatz weiter? Wer kenne diese Frage gerade auf langen Autobahnfahrten nicht? Im Zweifel halten Autofahrer lieber an und gehen rechtzeitig auf die Toilette ( ganz guter Tipp! und so bahnbrechend neu). Denn der Stresspegel steige, wenn man ansonsten kurz darauf im Stau steht und dann plötzlich muss (stimmt! so was von). Und der Sprung über die Leitplanke sei auch keine Alternative. "Das Betreten von Autobahnen ist generell verboten. Die Straßenverkehrsverordnung macht hier keinerlei Ausnahmen", sagt Verkehrsexperte Achmed Leser vom TÜV Thüringen. Er rät dringend davon ab. Egal, ob man sich nur im Stau die Beine vertreten oder sich tatsächlich erleichtern (schönes Wort) wolle. Das sei ein Tabu und könne mit einem Bußgeld von zehn Euro geahndet werden. Apropos Geld: Wenn die an den Raststätten weiterhin so rasant die Preise fürs "Erleichtern" erhöhen, ist die Sache mit dem Bußgeld durchaus eine Überlegung wert. Weiter hieß es, die einzige Ausnahme sei bei einer Fahrzeugpanne. Hier sollte man in jedem Fall das Auto verlassen und möglichst hinter der Leitplanke Schutz suchen (und Pipi machen?). Wer sein Fahrzeug im Stau stehen lässt, um auszutreten (auch ein schönes Wort), behindert den Nachfolgeverkehr, sollte in der Zwischenzeit die Blechlawine wieder ins Rollen geraten. Das kann als Halten auf der Autobahn gewertet werden und kann 30 Euro Bußgeld kosten. Dauert das Geschäft (geht's noch besser?), und das Fahrzeug blockiert länger als drei Minuten den Verkehr, gilt das als Parken und kostet 70 Euro. In den meisten Fällen lösen sich Staus nach einer Weile wieder auf (wie wahr!), so dass am nächsten Park- oder Rastplatz gehalten werden kann, so der TÜV Thüringen. Wer weiß, dass er eine schwache Blase hat, sollte für den Notfall über die Anschaffung sogenannter Notfall- oder Taschen-WC nachdenken.

Erst einmal noch mal: ganz, ganz tolle Tipps! Aber was ich mich selbstredend zuerst gefragt habe: Was mache ich bei einem schwachen Darm, was mache ich, wenn ein großes Geschäft naht? Und ich darf gar nicht daran denken, wie oft ich schon ohne Unrechtsbewusstsein während eines Staus Pipi gemacht habe. Ich habe sogar schon, obwohl ich gar nicht musste, so getan als ob. Weil, darauf kann ich mich verlassen: Wenn ich mich endlich entschließe, kaum ist die Unterhose runter, ruft mein Traummann: "Mach schnell, es geht weiter!" Nachgedacht habe ich auch über die Anschaffung eines Taschen-WC. Kann frau machen, muss sie aber nicht. Ich habe da eine ganz andere Lösung des Problems. Funktioniert zumindest an heißen Tagen auf langen Strecken super. Hab ich getestet! Einfach genial! Einfach die Klimaanlage ausschalten. Gut, in meinem Fall war das jetzt nicht wirklich nötig, weil selbige sich verabschiedet hatte, also nicht wusste, was ihre Kernkompetenz war, nicht mehr ging! An einem der heißesten Tage im Juli! Auf der Rückfahrt von Österreich! Es war so was von unsäglich heiß im Auto, wir haben alles ausgeschwitzt! Kein Gedanke  ans Pipimachen! Einmal mussten wir trotzdem zum Tanken anhalten. Ich weiß bis heute nicht, wie mein Traummann und ich es wieder aus dem Verkaufsraum ins Auto geschafft haben. Wir haben uns an der Kühlthekenwand herumgedrückt, so was von ausgiebig für die Produktpalette interessiert, insbesondere für das Getränkesortiment. Mal eben die Dose Bier in die Achselhöhle geklemmt oder die Flasche Limo in die Kniekehle gehalten. Und beim Hinausgehen so getan als ob wir uns für ein Eis interessieren, will sagen, die Arme in die Eistruhe gehangen. Was ich aber im Hinterkopf behalte: Wenn es demnächst gar nicht anders geht, fahre ich auf den Standstreifen und hüpfe über die Leitplanke - weil das Auto so was von bedenkliche Geräusche von sich gegeben hat und ich in meiner Verzweiflung dachte, das explodiert gleich. 

Was ich aber eigentlich erzählen wollte, ich sprach ja neulich über gute Menschen und wie man einen erkennt. Und dass es da häufig auch zweierlei Sichtweisen gibt. Ich bin mir aber jetzt so was von sicher, dass ich etwas Gutes getan habe. Die Post hat ja zum 1. Juli das Porto erhöht. Eine Postkarte kostet jetzt 60 Cent, ein einfacher Brief 80 Cent. Nachdem ich mich erst einmal mit einem Haufen Ergänzungsmarken eingedeckt habe, verschicke ich nun massenhaft Karten und Briefe. Oftmals schreib ich gar nichts drauf, einfach nur Briefmarken drauf und ab in den Briefkasten. Und dann weiß ich auch nicht, was mich da geritten hat, wahrscheinlich vom Frankieren total übermüdet und wirr im Kopf. Irgendwann kam ich auf die Idee, wenn ich zum Beispiel von Österreich aus Briefe und Postkarten versende, könnte ich noch mehr Gutes tun.
Mir ist dann erst später, aber da waren wir schon wieder aus dem Urlaub zurück, klar geworden. Ich hätte nicht, um so gut zu sein, nach Österreich fahren müssen. Einfach auf eine Postkarte das Porto für einen Maxibrief oder auf einen Brief Porto für ein Paket über 20 kg drauf. Trotzdem, von Österreich Ansichtskarten zu schicken wirkt um einiges authentischer und glaubwürdiger. Ich mein, der ein oder andere Briefträger wundert sich bestimmt, dass auf vielen Postkarten nichts drauf steht. Und ich will die Postboten jetzt ja auch nicht beschämen. Dass ich deren Löhne bezahle. Weil, damit hat die Post die Portoerhöhung ja begründet, mit höheren Löhnen.

Mittwoch, 28. August 2019

Von guten und von bösen Menschen


Hätte man mich vor Jahren gefragt, was mein Lebensprojekt ist. Oder was ich mir für's Alter vornehme. Ich hätte gesagt: Ich will versuchen, ein guter Mensch zu sein. Und irgendwie hatte ich auch eine gewisse Vorstellung von einem guten Menschen. Das war vor Jahren.

Ich komm deshalb drauf, weil neulich im Werbeprospekt meines Lieblingsdiscounters ein Gratis Badetuch von Nivea beworben wurde. Man solle drei Nivea Produkte für mindestens 9 Euro kaufen, den Kassenbon auf Nivea.de hochladen oder einsenden und dann komme das Badetuch gratis per Post. Und unten im Kleinstgedruckten: Bei einem gleichzeitigen Kauf von mind. 3 Nivea Produkten Ihrer Wahl mit einem Mindesteinkaufswert von insgesamt 9 Euro und Einsendung des Original-Kassenbons per Post oder Hochladen auf Nivea.de bzw. in der Nivea App erhalten Sie ein Nivea DLRG Badetuch (Größe ca. 140 x 70 cm) gratis nach Hause geschickt. Nur solange der Vorrat reicht. Nur eine Teilnahme pro Person. Teilnahme nur für Privatpersonen ab 18 Jahren. Angabe der Adresse für die Zusendung des Badetuchs notwendig. Keine Barauszahlung möglich. Nicht mit anderen Promotion-Aktionen der Beiersdorf AG kombinierbar. Aktionszeitraum für den Kauf … Einsendeschluss  … (Datum des Poststempels).Weitere Infos (insb. auch zur Datenverarbeitung) auf Nivea.de und nivea, de/ueber-uns/datenschutzerklärung#weitere-funktionen oder per Post an Beiersdorf AG, NiveaBrand & Cross-Category Marketing, Unnastraße 48, 20245 Hamburg.  

Es ging um ein Badetuch! Warum ich mir das jetzt unter Einsatz von höchster Dioptrienzahl und Lupe durchgelesen habe - ich weiß es beim besten Willen nicht. Weil, ich möchte gar kein Gratis Badetuch. Vermutlich der alten Zeiten geschuldet, das komplette Durchlesen, als ich noch eine genaue Vorstellung hatte, was ein guter Mensch ist, und es bei meinem Lieblingsdiscounter noch keine Markenprodukte gab. Im Werbeprospekt meines Lieblingsdiscounters schlicht Produkte zum Kauf angepriesen wurden und ich alles einmal durchgegangen bin. Eine Zeit, in der ich Chia und Quinoa für einen modernen Ausdruckstanz gehalten hätte. Eine Zeit, in der keine Achselpads gegen Schweißflecken beworben wurden.
Mein Werbeblättchen skrupellos eine Fruchtfliegenfalle feilbot und ich die skrupellos gekauft und benutzt habe. Ohne Reue Fruchtfliegen getötet! Geht heutzutage so was von gar nicht! Fruchtfliegen töten, hallo! Heute heißt es in meinem Werbeprospekt: Klebefalle mit Langzeitwirkung, insektizidfrei, gegen Frucht-, Obst- und Essigfliegen, zur Befallsermittlung (was soll das denn heißen, zur Befallsermittlung?).
Und daneben: Ausgleich des Insektenverlusts durch neuen Lebensraum - Insekten sind wertvoll: Sie bestäuben Pflanzen und zersetzen Mist und Aas (übrigens auch Erbrochenes auf Asphalt!). Ihre Anzahl und Vielfalt ist in den letzten Jahrzehnten aber enorm gesunken. Daher ist es wichtig, sie zu schützen. Insect Respect legt insektenfreundlichen Lebensraum an und hilft dadurch den Insektenverlust auszugleichen. Davon profitieren alle heimischen Insekten, Wildbienen, Schmetterlinge sowie zahlreiche in ihrem Bestand gefährdete Ameisen und Käfer. Weitere Informationen auf insect-respect.org und das Insect-Respect-Logo - und das alles in meinem Werbeblättchen!

Apropos Respekt vor Insekten. Das hat ja auch so was von zugenommen, dass die Guten sich so was von gut vorkommen und das auch laut kommunizieren. Neulich zum Beispiel hörte ich einen guten Fahrradfahrer einen bösen LKW-Fahrer mit "du blöde Sau" anbrüllen. Oder ein lieber Fußgänger überquerte die Straße und ein böser Autofahrer hupte, weil der gute Fußgänger so was von langsam über den Zebrastreifen schlich, obwohl die Fußgängerampel längst rot war. Daraufhin brüllte der gute Fußgänger dem bösen Autofahrer "fick dich doch" mit entsprechendem Handzeiten hinterher. Es dauert nicht mehr lange, da geh ich im wahrsten Sinne des Wortes auf Nummer sicher und gehe nur noch zu Fuß. Weil, als Fußgänger bist du ja klimatechnisch so was von gut. Wobei, es würde mich nicht wundern, wenn die Forschung demnächst herausfindet, dass auch ein blähender Fußgänger, vorzugsweise die Frau, die Luft verunreinigt. Jetzt nicht in dem Maße wie die Kuh, aber keineswegs unerheblich. Da hätte dann das Schimpfwort blöde Kuh endlich seine Daseinsberechtigung.      

Wo ich gerade dabei bin. Ich hatte doch von der Frau an der Mondorfer Fähre erzählt, die mit ihrem Hund jeden Morgen anderer Leute Müll aufhebt. Die allein 600 Kippen einzeln mit der Müllzange aufliest. Die hatte sich nun eines Morgens in ihrer Müllsammelleidenschaft immer weiter von der Mondorfer Fähre entfernt, war in einem größeren Radius unterwegs. Und hebt hier noch einen Stapel Werbezettel auf, der warum auch immer dort rumliegt, findet dort zwei leere Plastikflaschen. Und wirklich keine Hand mehr frei, klemmt sie sich noch drei Pizzakartons in die Achselhöhle. Und dann, die Müllzange beiseitegelegt, den Hund an der Leine, während sie die Pizzakartons möglichst flach drückt, damit alles in den öffentlichen Abfalleimer passt, kommt eine gute Fahrradfahrerin vorbeigefahren und ruft: "Nee, klar, so kann man auch seinen Hausmüll entsorgen!"

Neulich machte eine Freundin einer anderen ihren Coffee-to-go mies. Darauf diese: " Und du fliegst alle naslang um den Planeten." "Ja", antwortete die erste, "aber ich fliege umweltneutral mit atmosfair." Ich habe drauf verzichtet zu erwähnen, dass ich keine Lederschuhe trage. Ich hab mir aber überlegt, diese Achselpads (übrigens diskret und sicher!) werde ich mir mal kaufen. Die sind bestimmt vegan und dann kann ich die ja im Zweifelsfall auch essen.

Mittwoch, 31. Juli 2019

Von intelligenten Mülleimern und blöden Menschen

Hatte ich erwähnt, dass ich mit dem Reisen durch bin? Nicht nur Fliegen, nein, schlicht und ergreifend ist es das Kofferpacken. Die Frage: Was packe ich ein und wie viel davon? Du fängst an mit dem 15-Tage-Wettertrend. Stündlich schaust du rein, ob sich was ändert. Und dann hast du trotzdem die Hälfte der Klotten vollkommen umsonst mitgenommen, weil es abends doch nicht so abkühlt, wie du gedacht hast. Gerade bei einer Busrundreise immer wieder gern: Morgens in meinem Hotelzimmer schaue ich mir das Tagesprogramm an, um zu entscheiden, was im Koffer bleibt und was in den Rucksack kommt. Und wenn der Bus hält, entscheide ich noch mal, was im Bus bleibt und was in die kleine Gym Bag auf den Rücken kommt, weil der Rucksack mir jetzt doch ein wenig überdimensioniert erscheint.

Beispiel Stadtführung: Da hatte ich letztens normale Sandalen an, hätte aber die fetten Wanderschuhe aus dem Koffer gebraucht, weil Stadtführung auch Gipfelerklimmung des Hausberges bedeutete und es vorher tagelang geschüttet hatte. Oder aber, der Besuch einer Kirche steht an und ich schleppe meine ganze Kameraausrüstung mit. Nach einem nicht enden wollenden Gang durch gleißende Mittagshitze stellt sich an der Kirche heraus, dass selbige wegen Komplettsanierung geschlossen ist. Stattdessen stehe ich nun auf einem asphaltierten Platz und weit und breit kein Quadratzentimeter Schatten. Und ich bekomme den leisen Verdacht, dass ich statt Kameraausrüstung eher Sonnenmilch hätte einpacken sollen. Beides habe ich ja clevererweise im Rucksack, also nicht im Koffer - aber eben nicht in der Gym Bag. Knapp daneben ist eben auch daneben.

Nein, ich habe "Meinen Weg", meine Reise in den Sommerferien gefunden. Ich arbeite in einem Projekt an der frischen Luft, das Generationen verbindet. Hieß es doch in meinem SCHAUFENSTER: Die einen ziehen vor dem Frühstück los, andere lieber nach Feierabend. Die meisten machen es alleine, aber es geht auch zu zweit. Wenn auch Ihnen Ihre Fitness am Herzen liegt, kommen Sie zu uns ins Zustell-Team des "SCHAUFENSTER/BLICKPUNKT".
Hallo, der frühe Vogel frisst den Wurm! Ich war vor dem Frühstück in meinem Auerberg alleine unterwegs. Genial! Eines Morgens, es war so eine gute Luft, und es lief sich gerade so schön, als ich mich plötzlich außerhalb meines Zustellbezirkes an der Mondorfer Fähre wiederfand.  Und wie ich da so zur Ruhe komme, steht er doch plötzlich vor mir. In seiner vollen Größe, in seiner ganzen Pracht, sichtbar größer als seine Genossen und - vor allem - um einiges intelligenter. Die geballte Intelligenz in strahlendem Rot steht da vor mir. Und da fiel es mir wieder ein, es hatte in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Der Mülleimer der Zukunft?" geheißen: Bonn Orange testet intelligente Straßenabfallbehälter.

In strahlendem Rot sei er kaum zu übersehen. Er sei sichtbar größer als seine bekannten Artgenossen und habe Solarzellen installiert, mit denen seine Gelbatterie geladen werde. Installiert sei ein GSM-Modul, das Bonn Orange wissen lässt, wie voll der Behälter im Inneren (wo denn auch sonst) ist. Der Mülleimer melde also über Mobilfunknetz, wenn es Zeit wird, ihn zu leeren. Eine weitere Funktion des Abfallbehälters sei ein Pressstempel, der im Innern den eingeworfenen Müll in regelmäßigen Abständen zusammendrückt, sodass die fünf- bis siebenfache Menge Platz findet. Durch die Komprimierung des Mülls könnten theoretisch aus zwei Abfuhren am Tag eine Abfuhr alle zwei Tage werden - eine potentiell enorme Arbeitsersparnis. Der intelligente Abfallbehälter ist mit etwa 6.000 bis 7.000 Euro deutlich teurer als ein normaler Behälter, der 1.000 Euro koste. Zumindest seien die Geräte wartungsarm und die verbaute Gelbatterie halte zwei Jahre. Die laufenden Kosten seien damit gering, sofern es keine Schäden durch Vandalismus gebe.

Das ist die eine Welt, die der intelligenten Mülleimer. Und dann gibt es da noch die andere Welt: Die Welt der Frau, die ich an der Mondorfer Fähre treffe. Jeden Morgen macht sie sich mit ihrem Hund auf, bepackt mit einer Greifzange, einer großen Papiertüte und einem Plastikbeutel. Sie sammelt den Müll vom vorherigen Abend ein. Den Müll von Menschen, die dort geraucht, gegessen und getrunken haben. Und ohne dass man am Abend zuvor dabei gewesen sein muss, weiß man genau, was geraucht, gegessen und getrunken wurde. Denn die Menschen haben alles unter sich fallen lassen, alles liegt auf dem Boden. Diese Frau nun sammelt den Müll dieser Menschen ein, mit der Greifzange. Die Kippen, die zwischen den Betonplatten liegen, muss sie einzeln greifen, mit der Müllzange. An einem Morgen sammelt sie bis zu 600 Kippen ein, mit dem Abfallgreifer. Danach schmerzt die Hand.

Wenn ich das richtig verstanden habe, werden demnächst MüllmännerInnen seltener dort vorbeischauen, wo solch ein ungemein intelligenter Mülleimer steht. Was jetzt aber das Blöde ist, die Menschen, die dort den Müll unter sich fallen lassen, haben wahrscheinlich einen geringeren IQ als der Mülleimer. Deshalb: Nicht weniger Menschen, seien es Müllmänner oder andere Aufsichtspersonen, müssen dort nach dem Rechten (!!) schauen, sondern viel mehr. Ob nun aufklärend oder sanktionierend. Für Menschen, die Sozialstunden ableisten müssen, ein tolles Betätigungsfeld. Und dass diese Menschen ihre Sozialstunden auch ernst nehmen, ja, dafür braucht's auch Personal. Wir brauchen keine intelligenten Mülleimer! Wir brauchen intelligente Projekte, in denen viele intelligente Menschen arbeiten und anständig bezahlt werden. Ja, Menschen! Und wo ich schon mal dabei bin, es braucht mehr Personal in Kindergärten und in Schulen. Und dann, vielleicht, irgendwann in ferner Zukunft muss die Frau an der Mondorfer Fähre nicht mehr den Müll anderer wegräumen und wir leisten uns einen intelligenten Mülleimer.

Apropos Zukunft. Was ich nur zutiefst hoffe, dass es in Zukunft auf unserem Planeten nicht mehr intelligente Mülleimer als Menschen gibt!

Dienstag, 9. Juli 2019

Der Wille des Volkes und das Schwein


Sommerferien, und jetzt? Also für mich persönlich ist das Thema Reisen ja durch! Insbesondere Fliegen - bin ich durch mit. Ich könnte jetzt sagen von wegen ökologischer Fußabdruck und so - wäre aber gelogen. Nein, es ist mir einfach zu stressig. Es fängt beim Kofferpacken zuhause an und endet beim Zoll, wenn du wieder in Deutschland gelandet bist. Nicht umsonst las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Aufgabegepäck bei Billigfliegern" folgendermaßen: Für das nachträgliche Hinzubuchen von Gepäckstücken zahlen Passagiere von Billigfliegern oft drauf. Günstiger sei es, einen aufzugebenden Koffer schon beim Ticketkauf zu buchen. Das nachträgliche Zubuchen gehe kräftig ins Geld. Darauf weise die Verbraucherzentrale hin. Koffer bis zu 20 Kilogramm kosten als Aufgabegepäck bei der Buchung 25 Euro, danach dann 40 Euro. Weiter ging es um Buchungsoptionen, Priority Boarding und um ein Urteil des Landgerichtes Berlin. Ich mein, allein dass die Verbraucherzentrale mit dem Thema beschäftigt ist … Mich stresst schon das Kofferpacken total. Da stelle ich mich aus gutem Grund extra wochenlang nicht auf die Waage und dann gefühlt hundertmal. Weil, um herauszukriegen, ob der Koffer auch ja nicht mehr wiegt als 20 Kilo, stelle ich mich erst ohne Koffer auf die Waage und dann mit Koffer. Was hab ich mir da schon alles einfallen lassen müssen. Weil die Wanderschuhe schon allein die Hälfte des erlaubten Gewichts ausmachen, trage ich sie natürlich. Oder die warme Winterjacke, es könnte ja, und wenn man dann nicht, für alle Notfälle und so weiter - also auch die warme Winterjacke am Leib!

Was mich aber vor allen Dingen stresst ist das Warten am Gepäckband. Ich hatte es schon erwähnt, gefühlt kommt mein Koffer immer als letzter. Egal was ich mir vorher einschmeiße, ich spiele alle Szenarien durch! Ich schaue mir die Leute um mich herum an: Von wem werde ich gezwungen sein, ein T-Shirt zu tragen? Wer wird mir einen Rock borgen? Trage ich die Hose meines Traummannes, zusammengehalten mit einer Kordel im Bund? Hat er überhaupt eine zweite eingepackt? Und dann gibt es da diese tausend Utensilien, auf die ich hundertprozentig nicht verzichten kann! Was soll ich sagen, jedes Mal (und ich betone, jedes Mal) bin ich mit den Nerven so was von am Ende, durchgeschwitzt und lache lauthals wie eine Bekloppte, wenn mein Koffer endlich durch die Klappe in der Wand auf mich zurollt und brülle: "Oh, mein Koffer, schau, mein Koffer!" Peinliche Situation für meinen Traummann.

Vor Jahren hatte ich auf dem Flughafen in Oslo mein Schlüsselerlebnis. Da stand ich irgendwann ganz allein am Gepäckband. Gefühlt vor Stunden war das letzte Gepäckstück vom Band genommen worden, aber ich stand immer noch da. Oder ich lief wie ein Hund hin und her, am Band entlang. Ich stand und lief so lange mutterseelenallein, bis sich wieder Menschen vor dem Band einfanden, Passagiere eines anderen Fliegers! Dann bin ich in der Halle umhergestreunt und habe irgendwelche anderen Bänder umrundet. Und da sehe ich doch in weiter Ferne einen Koffer auf einem Band liegen, der genau so aussieht wie meiner. Klar war, dass es sich hier, wie sagt der Lateiner : "Libenter homines id, quod volunt, credunt". Oder wie Heinrich IV. zu seinem Sohn sagt: "Thy wish was father, Harry, to that thought." Dass der Wunsch der Vater des Gedankens war.
Ich umrundete also den Koffer, der genau so aussah, wie ich meinen Koffer in Erinnerung hatte, berührte den Koffer, der in Farbe und Material meinem Koffer aber so was von ähnelte. Ich habe ihn dann zögerlich geöffnet und dann lauthals durch die Halle gebrüllt: "Schatz, das sind meine Schuhe und meine Unterhosen." Was ich also eigentlich der Ehrlichkeit halber sagen muss, mein Traummann möchte nicht mehr mit mir fliegen, weil er die Situation mit mir am Gepäckband nicht mehr aushält.
Und als wäre das nicht genug Stress pur las ich in meinem SCHAUFENSTER die Frage "Ist mein Urlaubssouvenir legal?" Muscheln, Schnecken, Korallen oder sogar Seepferdchen - exotische Urlaubssouvenirs können am Flughafen zu unangenehmen Überraschungen führen. Denn das Mitbringen besonders geschützter Tiere und Pflanzen verstoße gegen die internationalen Artenschutzbestimmungen. Daran erinnere zu Beginn der Reisezeit das Amt für Umwelt, Verbraucherschutz und lokale Agenda der Stadt Bonn. Wer am Flughafen mit einem Mitbringsel ertappt wird, muss dieses nicht nur dem Zoll aushändigen, sondern zusätzlich, im Falle eines Verfahrens, mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen. Wer unsicher sei, welche Souvenirs erlaubt sind und welche nicht, dem wird die kostenlose Smartphone-APP "Zoll und Reise" empfohlen.

Ich stell mir jetzt vor, ich hab da so ein Krokodil über der Schulter hängen oder eine lebende Boa um den Hals und von mir aus schaut hinten aus meinem Rucksack ein Stoßzahn heraus. Und klar, mein Akku ist leer. Und dann sagen die mir am Zoll, dass das verboten ist. Oder, was noch blöder ist, da kauf ich extra eine Fake-Tasche aus Krokodilimitat von Prada, und der Straßenverkäufer hat mir so was von hoch und heilig versprochen, dass es eine Fake-Tasche ist. Und dann stellt sich beim Zoll heraus, die ist tatsächlich echt. Also nicht echt Prada, aber echt Krokodil. Ich komm deshalb auf die Tasche, weil ich neulich ein Plakat sah, auf dem der Zoll für Nachwuchskräfte warb. Da hieß es: "Gegen verbotene Trophäen im Einsatz. Jetzt Karriere beim Zoll starten." Und abgebildet war eine Handtasche, die zum Krokodil wurde.      

Wo ich gerade bei Tieren bin, beim Krokodil und beim Elefanten. Es gibt bei Netflix eine britische Science-Fiction-Serie mit dem Namen "Black Mirror" von Charlie Brooker, die verschiedenartige Auswirkungen der Verwendung von Technik und Medien auf die Gesellschaft thematisiert. Eine Folge heißt "Der Wille des Volkes". Dieser Film müsste  Pflichtprogramm an allen Schulen sein! Der englische Premierminister hätte nicht mit dem Schwein schlafen müssen, wenn auch nur eine Sau auf der Straße gewesen wäre!!  

Mittwoch, 19. Juni 2019

Sorry, Deutschland, null Punkte!


Jetzt ist der Juni schon fast rum und ich hänge gedanklich immer noch im Mai. Da war aber auch wieder viel gebacken - abgesehen vom Muttertagskuchen. Ich habe mir ja zum Muttertag ein ganz besonderes Event gegönnt. Ich war im Malentes Theater Palast, in der Konzert-Show "Aber bitte mit Dame" mit Liedern von Udo Jürgens. Wo ich nur aufpassen musste, dass ich die Einfahrt finde. Nicht umsonst schreiben die auf ihrer Seite: Parken hinter dem Theater Palast! Einfahrt über Hochkreuzallee 1. Bitte benutzen Sie die Auffahrt zum Fitnessclub „John Reed“ und fahren Sie dann direkt hinter den Theater Palast auf unseren Parkplatz Godesberger Allee 69." Und als ich aus dem Auto stieg, hab ich das Theaterzelt erst gar nicht gesehen, so klein ist das. Aber wie heißt es so schön: klein aber fein. Vor allem die Sängerin, die Charlotte Heinke, die war nicht klein, aber allererste Sahne, die Dame. Sie sang "Ich war noch niemals in New York" und anschließend nahm sie mich mit nach "New York, New York" von Frank Sinatra. Und da muss ich jetzt sagen, die Interpretation von der Charlotte Heinke gefiel mir tausendmal besser als die vom Frank.

Aber New York hin oder her, der Mai stand ja so was von im Zeichen Europas, im Zeichen der Wahl. Und so eine Wahl will ja gut vorbereitet sein! Aber egal, wie früh mein Traummann und ich anfangen, uns mit den Bewerbern auseinanderzusetzen: Es läuft immer auf den letzten Abend hinaus. Da laden wir dann Menschen ein, mit denen wir diskutieren. Nicht selten ist die Stimmung ein wenig gereizt, wenn die Diskussion allzu unsachlich wird. Wenn zum Beispiel der Nachbar sich offensichtlich nur deshalb für eine Kandidatin ausspricht, weil ihr Kleid ein zugegebenermaßen atemberaubendes, aber viel zu tiefes Dekolletee hat. Und dann ist es einfach oft zu laut in unserem Wohnzimmer! Wenn jeder auf dem Sofa ständig unaufgefordert seinen Senf dazugibt – irgendwann kriegst du nichts mehr mit. Und das ist ja nun schon wichtig, dass man die Performances mitkriegt. Wie willst du dich denn am Ende für einen Kandidaten entscheiden, wenn du von seinem Auftritt nichts mitbekommst. Weil meine Sitznachbarin auf der linken Seite laut den Refrain mitsingt, rechts von mir um Rotweinnachschub gebeten wird und Rainer alle paar Sekunden lauthals um Ruhe bittet. Was man ja auch sagen muss, mit zunehmendem Alkoholspiegel gerät die Stimmung nicht gerade in ruhigeres Fahrwasser. Wo es dann aber richtig blöde wird, und da werde ich dann auch, obwohl ich Gastgeberin bin. Gut, wenn man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, scheiß drauf. Aber wenn ich die Kommentare von dem Peter Urban nicht mehr höre, dann reißt auch mir der Geduldsfaden. Apropos verstehen. Was ich nach wie vor nicht verstehe, wo genau in Europa liegt Australien?

Apropos Europa, hätte ich fast vergessen, neben dem ESC gab’s ja auch noch die Europawahl! Da hatte ich ja auch in den Tagen zuvor immer wieder gute Gelegenheiten, mir ein Bild von den Kandidaten zu machen. Das ist ja das Tolle an Bonn, so viele Baustellen, so viele Staus. Da hatte ich genügend Zeit, die Wahlplakate zu studieren. Wobei, so riesig, wie die mittlerweile sind, ich schau schon, dass ich als Fahrradfahrerin genügend Abstand zu diesen Werbetafeln halte. Denn wenn da mal eine umfällt, bin ich platt.

Was ja für mich persönlich der größte Unterschied ist, zwischen dem ESC und der Europawahl: Beim ESC interessiert mich der Wahlausgang so was von nicht. Der Abend, das größte Musikereignis der Welt, die unterschiedlichsten Darbietungen, einfach diese Vielfalt, einfach toll. So ein toller Abend und dann der Absturz: Für mich steht jetzt endgültig fest (nach Madonna und nach dem "Sorry, Germany, zero points"), nächstes Jahr gehe ich nach dem letzten Beitrag ins Bett. Wohingegen bei der Europawahl hat mich jetzt schon das Wahlergebnis interessiert, wohin die Reise geht mit Europa.

Apropos Reise und Europa. Neulich hörte ich, dass mit dem Fahrplanwechsel am Bahnhof Siegburg vier ICE-Halte wegfallen. Hintergrund der Fahrplanänderung sei, dass der ICE 4 mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 250 Kilometern pro Stunde langsamer ist als der ICE 3, der zwischen Siegburg und Frankfurt teilweise mit Tempo 300 unterwegs ist (ich hoffe mal, dass es da demnächst nicht mehr so dolle kokelt, an der ICE-Bahnstrecke in Siegburg). Und während in Siegburg Fahrten wegfallen, sollen am Hauptbahnhof in Bonn mit dem Winterfahrplan mehr ICE-Züge halten. Ich mein, jetzt, wo die Bahn gerade bei ihrer Planung ist. Die Siegburger ärgern sich, weil der Stundentakt unterbrochen wird, und die Bonner, weil es dann entlang der Bahnstrecke noch häufiger laut wird. Ich komm deshalb drauf, weil wir ja anders als die Briten kein Wasser um uns herum haben. Sollen wir die Bahn nicht einfach mal bitten, uns für ein Jahr aus Europa rauszuhalten? Einfach mal nicht anfahren, Bonn und Siegburg. Und dann schauen wir mal nach einem Jahr.

Donnerstag, 30. Mai 2019

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Dass es mir aktuell drei Fernsehfrauen angetan haben, ist ja bekannt - und auch der Grund dafür. Die Lisa Eckhart und die Anja Kohl hatte ich ja schon erwähnt. Aber die dritte Frau, da geht mir immer so was von das Herz auf, wenn sie nur für einige Sekunden, oder sind es doch Minuten, es kommt mir immer so kurz vor. Genuss pur, sag ich nur! Was auch das Tolle ist, sie und die Anja Kohl stehen an unterschiedlichen Tagen vor der Kamera. Was auch anders gar nicht ginge, weil, was die Uhrzeit anbelangt. Was das Interessante ist, die Sendungen beider Frauen sind so kurz wie lebensentscheidend. Anders gesagt, so wenig Lebenszeit es bedarf, die Sendungen zu verfolgen, so nachhaltig können sie für das restliche Leben sein. Bei beiden Frauen geht es ums Geld. Während die eine mir Geschichten rund um das große Geld erzählt, gibt's die andere mit vollen Händen aus.

Ich sag nur "Lotto am Samstag". Wenn die Franziska Reichenbacher auf dem Touchscreen die Zahlen von 6 aus 49, die Superzahl, Spiel 77 und die Super 6 präsentiert. Wenn alle Gewinnzahlen der Glücksspirale mit einem Laufband eingeblendet werden - einfach toll! Ich las in einem Beitrag aus dem Jahre 2013, dass seit Juli 2013 die Lottozahlen in einer neuen Form präsentiert werden. Am 29. Juni 2013 wurde die Ziehung zum letzten Mal live vom hr-Studio Main Tower übertragen. Und dass es von der letzten Ziehung im 53. Stock mit Lottofee Franziska Reichenbacher eine 360°-Panorama-Ansicht gibt - Wahnsinn!
Seit dem 6. Juli 2013 begrüßt die Franziska Reichenbacher nun die Zuschauer jeden Samstag um 19.57 Uhr in neuer Kulisse vor einem großen Touchscreen und präsentiert die kurz zuvor gezogenen Gewinnzahlen. Was ich auch nicht so präsent hatte, dass ich die Ziehung der Gewinnzahlen live auf den Internetseiten der Lottogesellschaften verfolgen kann und dass die Ziehungen öffentlich sind. Weiterhin erfuhr ich in dem Artikel, dass sich am Aussehen der Ziehungsgeräte nichts ändere: Für die Ziehung der Gewinnzahlen 6 aus 49 werde eine halbautomatische Ziehungstrommel mit Kunststoffkugeln verwendet. Die Ziehung führe die Saarland-Sporttoto GmbH im Auftrag des Lotto- und Totoblocks durch. Beteiligt seien ein Ziehungsleiter, eine Protokollführung, eine Ziehungsassistenz sowie ein Aufsichtsbeamter.

Wo ich gerade bei Ziehungstrommel und Aufsichtsbeamter bin, ganz dünnes Eis. Ich sag's nur. Weil, wer da jetzt zugibt, dass er an die Quizsendung "Der Große Preis" mit Wim Thoelke denkt, ist alt. Aber wer bei "Aufsichtsbeamter" sich auch noch an den Glückspostboten in seiner historischen Postuniform Walter Spahrbier erinnert (von Wum und Wendelin will ich gar nicht reden), hat offensichtlich vergessen, irgendwann mal zu sterben.
Und wo ich gerade bei Aufsicht bin, wenn der Geldmarkt, die Börse, auch nur halb so unter Aufsicht stünde wie die Ziehung der Lottozahlen …

Ich war aber ja eigentlich bei der Franziska. Wenn die dann 2013 folgendermaßen zitiert wird: "Ich freue mich auf die neuen Kugeln. Es sieht schön aus, wenn nach einer Berührung auf dem Touchscreen die weißen Kugeln mit einer sanften Bewegung auf dem Schirm erscheinen. Und wie gehabt drücke ich den Zuschauern weiterhin die Daumen, dass auf den Kugeln hoffentlich die richtigen Zahlen stehen.“ Hallo, da geht mir so was von das Herz auf: wenn nach einer Berührung auf dem Touchscreen die weißen Kugeln mit einer sanften Bewegung … Und so ist sie, die Franziska: Sanftheit, Zartheit pur, gepaart mit einem Schuss Erotik. Jeden Samstag sitze ich um 19:57 vor dem Fernseher, lausche ihrer Stimme, verfolge jede ihrer Bewegungen, vor allem die ihrer Hand, wie sie den Touchscreen berührt, die Zahlen, wie sie ihrem Mund entweichen. Und zu guter Letzt von ihr, der nie versiegenden Quelle tröstender Worte, immer ein aufheiternder Satz für die, die dieses Mal kein Glück hatten. Und neulich fragt sie doch die Zuschauer (das hat's noch nie gegeben!), wer denn vor zwei Jahren in Reutlingen Lotto gespielt habe. Da würden nämlich immer noch 11 Millionen auf jemanden warten. Und am Ende, ganz die Franziska: "Ich war noch niemals in Reutlingen." Was würde sich da jetzt der Udo Jürgens freuen! Was die Franziska nicht weiß, und das ist ja das Tolle, dass ich gar kein Lotto spiele. Dass ich deshalb vollkommen stressfrei, mit Freude, jede Zahl genießen kann, die da mit einer sanften Bewegung erscheint und zusätzlich noch mit sanfter Stimme gesprochen wird. Und ich kann mich voll auf Franziskas Outfit konzentrieren. Da hab' ich ja auch so was von ein Glück, mit den Dreien. Die ganze Spannbreite decken sie ab: die Anja den Businessstil, die Franziska die feminine Linie und die Lisa - muss ich nichts zu sagen!

Apropos Geld und Glück. Ich hörte im Radio, dass vor einigen Monaten in einer alten Truhe im Seelscheider "Kunsthaus" ein Schreiben aufgetaucht sei. Historiker Hartmut Benz habe das Dokument untersucht und sowohl den Namen Ludwig van Beethoven als auch das Datum 13.12.1770 entziffern können. Das Dokument stamme von der Hebamme Eva Haas, die zur damaligen Zeit im jetzigen Kunsthaus wohnte. Es müsse sich also um eine Notiz zu Beethovens Geburt handeln. Demnach wurde der große Komponist offenbar nicht in Bonn geboren. Und zusätzlich hörte ich Interviews mit unserem Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid, Nicole Sander, und dem Direktor des Bonner Beethovenhauses, Malte Boecker. Mein erster Gedanke: Was für ein Glück! Sind wir den Stress auch los! Sollen sich doch jetzt die Seelscheider mit Beethovens Jubiläumsjahr 2020 befassen! Geld gespart! Und die Beethovenhalle - einfach abreißen! Mein zweiter Gedanke: Warum kommt diese Neuigkeit nicht in den Nachrichten? Und in meinem SCHAUFENSTER stand auch nichts drin!