Mittwoch, 22. Januar 2020

Die Sanduhr - auch mit ohne h !

Sie steht vor dem Schaufenster und denkt an die Sanduhr. Eines Tages war sie kaputt. Im wahrsten Sinne des Wortes lief nichts mehr, innen feucht geworden. Das war das letzte Mal, dass ich hier etwas gekauft habe, denkt sie. Sie brauchten die Sanduhr für ihr Lieblingsspiel. Stattdessen ein anderes Spiel spielen? Kam nicht in Frage!

Nach wie vor ist das ja mein Lieblingsspiel. Genau genommen ist es das einzige Spiel, was ich spiele. Ich komm deshalb drauf, weil wir neulich wieder Activity gespielt haben. Deshalb mein Lieblingsspiel, weil du null Allgemeinwissen haben musst. Im Gegensatz zu Trivial Pursuit. Hab ich gehasst wie die Pest. Deshalb mein Lieblingsspiel, weil ich mit zunehmendem Rotweinkonsum immer besser werde. Was meinen Traummann so was von fuchst. Und, ja, es ist von Vorteil, wenn man gut zeichnen kann - was aber nicht wirklich stimmt. Ich sag immer: "Du brauchst einfach gute Rater in deinem Team." Da fällt mir ein, ich habe vergessen, das Spiel zu erklären: Also, Activity ist ein Brettspiel, bei dem mindestens zwei Teams gegeneinander in Wettstreit treten. Durch das Erraten bestimmter Begriffe kommt man auf dem Spielfeld voran. Im Spiel müssen Begriffe, je nachdem auf welchem Feld man steht, innerhalb von 60 Sekunden – die Zeit wird mithilfe einer Sanduhr gemessen – mit Worten erklärt, pantomimisch dargestellt oder gemalt werden.

Was also von vorne herein feststeht: Mein Traummann und ich sind nicht im selben Team! Weil, hallo, wehe, wenn ich den Begriff seiner grandiosen Zeichnung nicht errate - möchte ich mir gar nicht ausmalen (!). Wo ich aber so was von Spaß habe ist, wenn mein Team  meine Zeichnungen errät! Da fallen mir spontan zwei Beispiele ein: Kaum habe ich meinen Kuli angesetzt und begonnen, die Idee einer Schlangenlinie zu malen, da ruft auch schon mein Mitspieler "Elbsandsteingebirge" und errät damit den gesuchten Begriff. Ist das nicht genial? Oder: Ich male eine Art Kreis und zeige mit der Kulispitze auf den unteren Rand und mein Mitspieler sagt "Bodensee". Zwei Fliegen mit einer Klappe: Mein Team kommt weiter und - das verständnislose Gesicht meines Traummannes! Oder neulich, da bildeten meine Tochter und ich ein Team. Sie muss einen Begriff  malen, ich selbigen raten. Sie malt in einer Sekunde eine Uhr, ich rate Uhr, sie malt in einer Sekunde zwei Bäume, ich sage Urwald - der Begriff lautet Urwald. Im selben Spiel, sie malt einen Fisch (ich vergaß, in einer Sekunde), ich rate Wal, sie malt zwei Zeilen mit mehren Punkten, darunter einen Strich und noch einmal Punkte, ich sage Ergebnis, Wahlergebnis. Der Begriff lautet Wahlergebnis. Fazit: Scheiß auf die Rechtschreibung!

Wie traurig, wie trostlos! Obwohl sie dieses Mal wegen der Schließung sogar größer ist.
Die Frau sieht ihr Spiegelbild in der Scheibe, das Gesicht einer Sechzigjährigen, die vor fast 40 Jahren hier die erste Puppe kaufte : für ihr erstes Kind, für ihre erste Tochter, eine Puppe mir langen, roten Haaren. An Heiligabend würde sie unter dem Weihnachtsbaum liegen und von da an Zora heißen.

Erst vor ein paar Tagen hatte sie in ihrem SCHAUFENSTER die Anzeige gelesen: In 146 Jahren passiert einiges - und doch ging es immer um das eine: Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. Der Puppenkönig sagt DANKE für das Vertrauen seiner Kunden, die uns über all die Jahre die Treue gehalten haben. DANKE an seine Mitarbeiter, die all die Jahre mit viel Herzblut unsere Kunden, ob groß oder klein, mehr als nur beraten haben. Ein ganz besonderer DANK gilt den Kindern selbst, die über all die Generationen hinweg die Trendscouts und der Antrieb des Puppenkönig waren. Uns war alles daran gelegen, auch den Kindern der nächsten Generationen den Zauber der Besuche beim Puppenkönig, einem Haus voll mit Spielzeug, ermöglichen zu können, doch der Wille und die eingebrachte Kraft der ganzen Familie hat leider nicht gereicht, um einen Spielzeugladen in der Größe und mit dem bestehenden Anspruch in der heutigen Zeit wirtschaftlich tragbar weiterzuführen. Der Puppenkönig sagt DANKE und freut sich über jeden einzelnen, der uns in unseren letzten Tagen des Puppenkönig in Bonn nochmal besucht! Und daneben ein Foto, auf dem der Betrachter von innen durch das Schaufenster blickt, auf die vielen, vielen Menschen, die mit großen Augen die große Modelleisenbahn bestaunen.

Und jetzt steht sie vor dem Schaufenster und bestaunt die große Modelleisenbahn. Schon im August hat  der David Kersch angefangen, die große Modelllandschaft aufzubauen. Jedes Jahr so früh, damit spätestens zum 1. Advent alles fertig ist. Wobei für den passionierten Modellbauer das Ende auch Ansichtssache bleibt: "Wirklich fertig ist ein Modell nie, man kann immer noch etwas verbessern." Es ist seine 94. Bahn.

Und wie ich da nachts so stehe, vor dem Schaufenster mit der Modelleisenbahn, die übrigen Fenster abgeklebt für das, was neu kommt, kommen mir die Tränen und ich denke an meinen letzten Besuch bei Puppenkönig - vor vielen, vielen Jahren, als ich die Sanduhr erwarb. Die Sanduhr bei Wikipedia: Eine Sanduhr (auch: Stundenglas) ist ein einfaches, etwa seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekanntes Zeitmessgerät und gilt als Symbol der Vergänglichkeit. In künstlerischen Darstellungen mahnt die Sanduhr, dass das Leben nur kurz ist und dass der Mensch seine wie der Sand verrinnende Zeit sinnvoll nutzen sollte. Sie ist ein Symbol für die Vergänglichkeit alles Irdischen. 

Mittwoch, 1. Januar 2020

Neujahr - und es stinkt übelst!


Hatte ich erwähnt, dass mir Salzburg so was von gut gefallen hat? Vor allem, also was der Erwin Wurm da auf die Beine (obwohl, Beine haben die ja genau genommen nicht), also was der Herr Wurm da metaphorisch auf die Beine gestellt hat. Einfach nur witzig! Ich spreche von seinen Salzburger Gurken und zitiere mal Wikipedia: ein Kunstwerk im Furtwänglerpark in der Altstadt von Salzburg. Das zehnte Werk für das „Kunstprojekt Salzburg“ besteht aus fünf einzelnen, etwa zwei Meter hohen Skulpturen, die auf der Spitze stehende Gurken symbolisieren. Erwin Wurm hatte schon zuvor im Jahr 2010 im Museum der Moderne Salzburg ein „Selbstportrait als Essiggurkerl“ inszeniert. Für das Kunstprojekt Salzburg wählte er erneut die Gurke zum Motiv und macht damit aus einem banalen Alltagsgegenstand ein Kunstobjekt. Für Wurm war vor allem der Mensch in seiner Einzigartigkeit ein wichtiger Bezugspunkt: „Die Faszination an der Vielfalt der Formen, die man nicht ausschöpfen kann, weil keine der anderen gleicht – das hat schon was. Jede Gurke ist individuell verschieden, aber doch sofort als Gurke erkennbar und einem Ganzen zuordenbar … ähnlich den Menschen.“ Sowohl beim Menschen als auch bei einer Gurke sind die Formen unterschiedlich: groß oder klein, dick oder dünn, rau oder glatt und schmal oder gedrungen. Wurm vergrößerte die Gurken auf menschliche Größe und lässt sie dabei scheinbar direkt aus dem Asphaltboden wachsen. Dadurch inszeniert er sie als Wesen von individuellem Wert. Die Interpretation des Kunstwerkes lässt Erwin Wurm offen – sie liegt zwischen kritischer Ironie und humorvollem Augenzwinkern.

Der Erwin hat wahrhaftig Humor! Wie recht er hat! Wie ich um Himmels Willen jetzt auf Gurken komme? Nun, es ist Neujahr, ich sitze gemütlich in meinem Wohnzimmer. Wobei, die Gemütlichkeit wird ein ganz klein wenig getrübt durch den infernalischen Gestank. Ich kann mir das nur so erklären, weil, neulich las es sich auf der Kinderseite meines SCHAUFENSTERS unter den Lettern "Weihnachtsbaum mit Gurke" so: Der geschmückte Tannenbaum ist ein typischer Weihnachtsbrauch, den es schon seit vielen hundert Jahren gibt. Früher wurden die Bäume auch mit Lebkuchen und Äpfeln verziert, welche die Kinder dann vom Baum "ernten" durften Die christlichen Symbolfarben in der Advents- und Weihnachtszeit sind die Farben Grün und Rot. Dabei steht die Farbe Grün für das Leben und die Hoffnung. Die Farbe Rot soll an das Blut Christi erinnern, das er vergossen hat, um die Welt zu erlösen. Auf der Spitze des Weihnachtsbaumes sieht man häufig noch einen Stern, der an den Stern von Bethlehem erinnern soll.

Und dann hieß es weiter: Was aber ist denn eine "Weihnachtsgurke"? In Amerika gibt es den Brauch, eine so genannte "Weihnachtsgurke" in den Tannenbaum zu hängen. Dies ist eine kleine Gurke aus grünem Glas, die im Weihnachtsbaum versteckt wird. Weil sie grün ist, kann man sie nur sehr schwer im Baum erkennen. Vor der Bescherung sucht die ganze Familie nach der Gurke und derjenige, der sie zuerst findet, darf als Erster ein Geschenk auspacken. Komischerweise geht man in Amerika davon aus, dass dies ein typisch deutscher Brauch sei. Mittlerweile werden "Weihnachtsgurken" auch bei uns in Deutschland verkauft und als Schmuck in den Weihnachtsbaum gehängt und meistens als amerikanischer Brauch ausgegeben. Woher dieser Brauch ursprünglich stammt, ist unklar. Zum Schluss hieß es: Überrascht eure Freunde doch dieses Jahr einmal mit einer Gurke im Weihnachtsbaum. Dazu könnt ihr auch einfach eine echte Gewürzgurke mit einem Faden versehen und in den Baum hängen.
Soweit mein SCHAUFENSTER. Ich bin da natürlich so was von auf den Zug gesprungen. Weil, die Sache mit dem Zimt in den Zimtsternen und dass die Chinesen eventuell mit ihrem schlechten Zimt …, und man weiß ja nicht, was sonst noch so alles an Ungesundem im Weihnachtsgebäck ist. Mal davon abgesehen, dass ich es gar nicht so mit dem Süßen habe. Was für eine tolle Idee, hätt' ich auch selbst mal drauf kommen können! Ich habe jedenfalls Gewürzgurken aller Art in den Baum gehängt: süßsaure Senfgurken, große, sauer-pikante Moskauer Gurken, eingelegt in Koriander und Borretsch, die feinen, kleinen, knackigen Cornichons mit ihrem würzig-frischen Geschmack und kräftige, würzig-herbe Essiggurken - nicht zu vergessen die Spreewald Gurken.
Und, ja, es stimmt, der Erwin hat so was von recht: Jede Gurke sah anders aus! Und weil ich gerade so im Flow war, habe ich noch gleich ein paar kleine Kabanossi mit reingehängt, einige Stücke Kasseler, ein halbes Schwein- und auf die Spitze eine Frikadelle gespießt. So weit so gut, aber es müffelt jetzt ganz erheblich im Wohnzimmer. Ich habe zwar schon Vieles entsorgt, aber offensichtlich noch nicht alles. Die sind halt grün, die Gurken, die kleinen Scheißerchen. Und wie hieß es in meinem SCHAUFENSTER: Weil sie grün ist, kann man sie nur sehr schwer im Baum erkennen.
Was ich nicht in den Tannenbaum gehängt habe, sind Rotweinflaschen - weil die einfach zu schwer gewesen wären. Ich komm deshalb drauf, weil, ich hatte ja erwähnt, dass neulich die "Guten Tag"-Apotheke mir die Zimtsterne vermiest hatte. Deshalb ja die Gewürzgurken am Baum. Was die jetzt aber neulich in meinem SCHAUFENSTER schrieben (und damit haben sie's wieder rausgerissen): Der in Wein enthaltene Alkohol und bestimmte Pflanzenstoffe - die Polyphenole - führen nach neueren Erkenntnissen zu einem besseren Verhältnis des 'guten' Cholesterins zum 'schlechten' Cholesterin und neutralisieren die freien Radikale im Körper, die bei Gefäßverkalkungen eine große Rolle spielen. Sie senken zudem den Eiweißstoff im Blut, der mitverantwortlich für die Entstehung von Blutgerinnseln ist, und normalisieren die Überaktivität der Blutplättchen, die ansonsten zu Gefäßschädigungen führt. Insbesondere durch den Genuss von Rotwein wird im Körper ein wichtiger Botenstoff gebildet - das Stickstoffmonoxyd. Dieses trägt dazu bei, die Arterien wieder elastischer zu machen und bei körperlicher Belastung den Blutdurchfluss zu erhöhen. - Als es dann um moderate Trinkmengenangaben ging, hab ich die Lektüre einfach abgebrochen.

Montag, 23. Dezember 2019

5 x Verstörendes zum Jahresende abseits von Hunger, Armut und Krieg

1. Drei Treatments für die Vagina, empfohlen in meiner COSMOPOLITAN.
BLOW DRY: Ein neuer Trend aus New York sieht so aus: Frauen, die sich nach dem Sex die Vagina föhnen - auf Kaltstufe. Denn angeblich fühlen sich die beim Stelldichein ausgetauschten Bakterien im feuchtwarmen After-Sex-Klima besonders wohl und können Infektionen auslösen.
VAJACIAL: Beim VAJACIAL handelt es sich um ein Facial für die Vagina. Die Beauty-Behandlung beinhaltet Reinigung, Peeling und Maske. Optional gibt’s eine Bleichcreme auf die dunkle Partie der Schamlippen.
STEAMING: Das Dampfbad für die Pussy soll detoxen und durch die Wärme Verspannungen im Beckenboden lösen, zudem die Durchblutung anregen. Dabei setzt man sich unten ohne auf eine Stuhlkante, unter der ein gekochter Kräutersud platziert wird. Das Model Chrissy Teigen schwört darauf. 

2. Ein nackter Mann in der Sauna: Zwischen seinen Beinen baumelt auf halber Kniehöhe eine Blechdose an einer Schnur. Ich hatte meine Brille nicht auf, habe aber jetzt recherchiert. Es war keine Schnur und auch keine Blechbüchse. Es handelte sich um einen Ball Stretcher. Ich hoffe zutiefst, dass sich meine Recherche nicht auf die Bandenwerbung in meinem Browser auswirkt.

3. Auf meinem Fernsehbildschirm sitzt ein Mann im Rollstuhl - freiwillig, obwohl er laufen kann: Er leidet an Sehnsucht nach Behinderung. Und die hat auch einen Namen, die Sehnsucht nach Behinderung: BIID, Body Integrity Identity Disorder.

4. Auf meinem Fernsehbildschirm eine junge Frau auf dem Gynäkologenstuhl: Täglich wird sie absichtlich gedemütigt, brutal werden die Instrumente in sie gerammt, täglich, über Wochen, damals von Staats wegen, in der DDR, in den Tripperburgen. Ich habe mir dazu viele Beiträge im Internet angeschaut - ohne Rücksicht auf mögliche Bandenwerbung.

5. Adventskalender für Katzen und Hunde im Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Sonne, Mond und Zimtsterne


Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Auch der Weihnachtsstern unterliege der Mode. Noch vor wenigen Jahren waren leuchtende bis dunkle Rottöne en vogue. Jetzt sind vor allem die weißen und rosafarbenen im Trend. Sehr beliebt seien auch die kleinen, sogenannten Mini-Weihnachtssterne. Käufer sollten den Weihnachtsstern beim Transport vor tiefen Temperaturen mit mehreren Lagen Papier gut schützen.
Außerdem lässt sich aus der Herkunft aus Mittelamerika und Mexiko ableiten, dass die Weihnachtssterne einen hohen Lichtbedarf haben. Im Winter (hallo!) kann das ein Problem sein. Daher sollten Weihnachtssterne im Haus einen möglichst hellen Standort haben. Zwar sei eine gewisse Feuchtigkeit der Erde im Topf gut, aber Floristen raten, immer erst dann zu gießen, wenn der Erdballen oben angetrocknet ist. Am besten sei handwarmes, abgestandenes Wasser. Staunässe sei grundsätzlich schwierig. Weiterhin sei wichtig, die Pflanze nicht zu verletzen. Denn aus den Wunden der Wolfsmilchgewächse, zu denen die Weihnachtssterne gehören, tritt weißer Milchsaft aus. Er kann die Haut empfindlicher Menschen reizen. Nach Weihnachten müsse die Pflanze nicht auf dem Kompost landen. Um sie am Leben zu halten, werden Weihnachtssterne im Frühjahr zurückgeschnitten.
Während der Sommerwochen sollte die Pflanze im Freien gedeihen. Zunächst gewöhnt man die Pflanze während einer Übergangswoche im Garten an den Schatten, erst anschließend darf sie in die volle Sonne. Im Spätsommer holt man den Weihnachtsstern wieder ins Haus. Da es sich beim Weihnachtsstern um eine sogenannte Kurztagspflanze handelt, muss im Herbst ein entscheidender Pflegeschritt umgesetzt werden, damit die Blütenbildung erneut einsetzt: Denn dafür braucht der Weihnachtsstern einen verkürzten Tagesanteil mit Licht. Das gelingt, indem man ihn von September bis November täglich für 15 Stunden vollkommen ins Dunkel stellt. Nicht einen einzigen halben Satz dieses Beitrags konnte ich da kürzen!

Nach der Lektüre dieses Artikels war ich hin- und hergerissen. Es gibt doch diese Spielfilme, in denen sich die Protagonisten um eine Sekunde verpassen, und dann die Geschichte einen komplett anderen Verlauf nimmt. Oder der Autor sich einfach nicht entscheiden kann und zwei Varianten anbietet. Ich konnte mich jedenfalls nicht entscheiden. Sollte ich nun schreiben - und das wäre zudem auch witzig gewesen - , dass ich mich vollkommen der Pflege meines Weihnachtssterns gewidmet habe.
Schon der Kauf so was von aufregend für mich war, weil ich mich nicht zwischen Rosa und Weiß entscheiden konnte. Letztlich mich aber für einen roten Weihnachtsstern entschieden habe. Ich mich beim Transport nach Hause mit dem Fahrrad auf die Fresse gelegt habe, weil ich so damit beschäftigt war, ob des Sturms die Lagen Papier um den Weihnachtsstern zu fixieren. Ich habe sämtliche Fensterbänke, ach was sage ich, das komplette Wohnzimmer umgeräumt, um dem Weihnachtsstern optimale Lebensbedingungen zu gewährleisten. Habe versehentlich das Pflänzlein verletzt und hatte über Monate üblen Hautausschlag. Habe einen bereits gebuchten Urlaub nicht angetreten wegen besagter Übergangswoche, in der der Stern im Garten an den Schatten gewöhnt wird. Selbstredend trotzdem komplett den Urlaub bezahlt, weil ich beim besten Willen im Kleingedruckten meiner Reiserücktrittsversicherung unter Rücktrittsgründe "Aufzucht eines Weihnachtssterns" nicht fand. Ja, und was soll ich sagen, von September bis November waren alle sozialen Kontakt auf Eis gelegt, weil ich da mit meinem Weihnachtsstern 15 Stunden täglich vollkommen im Dunkeln gelebt habe. Was sich natürlich auch auf mein Arbeitsverhältnis ausgewirkt hat: Ich habe keins mehr.

Die zweite Version ist um einiges unspektakulärer, dafür aber entspricht sie der Wahrheit: Mein Verhältnis zu Weihnachtssternen war schon immer so was von schlecht. Aber weil mein Traummann die so was von mag, habe ich alle paar Jahre immer mal wieder einen gekauft. Da kam mir grad zupass, dass es die ja mittlerweile in Miniausgabe gab. Was soll ich sagen, kaum stand solch Gewächs bei uns, warf es alle Blätter bis auf zwei oder drei ab und sah dann aus wie das Leiden Christi. Da hätte der Karfreitag dann terminlich besser gepasst als die Weihnachtszeit. Jetzt weiß ich natürlich auch warum. Kein Wunder, bei dem was ich alles hätte tun sollen.

Apropos Sterne, Zimtsterne gibt’s bei mir auch nicht - mehr. Weil, neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Weihnachten ohne Zimtsterne" Folgendes: In diesem Jahr dürfte  das Weihnachtsgebäck vielen Menschen nicht recht schmecken. Der Grund sei eine Empfehlung der Verbraucherschutzminister der Länder: Nicht mehr als vier Zimtsterne am Tag sollte ein vierjähriges, etwa 15 Kilogramm schweres Kind essen (mein erster Gedanke wieder, dass ein vierjähriges, dickes Kind da ja wieder Glück hat).
Cumarin ist ein Aromastoff, der natürlicherweise in der Zimtpflanze vorkommt. Dabei ist der Cumaringehalt von Zimtart zu Zimtart sehr unterschiedlich. Ceylon-Zimt enthält so gut wie kein Cumarin, während der Cassia-Zimt oder chinesischer Zimt zum Teil sehr hohe Werte aufweist (die Chinesen mal wieder: auch eine Möglichkeit, die Konkurrenz auf dem Global Market auszuschalten). Während in Tierversuchen Cumarin - hohe Mengen über einen langen Zeitraum verabreicht - Krebs ausgelöst hat, gibt es beim Menschen keinen Hinweis auf krebserregende Eigenschaften. Allerdings könne Cumarin beim Menschen zu Leberschäden führen. Für die eigene Weihnachtsbäckerei kann Ihnen Ihre Apotheke cumarinfreien Ceylon-Zimt zur Verfügung stellen.

Hatte ich erwähnt, dass diese Lettern einer Anzeige zu den aktuellen Monatsangeboten "Ihrer Guten Tag Apotheke" entstammen?

Mittwoch, 20. November 2019

Ups, da war die Mutti tot!

Neulich hieß es auf der Kinderseite meines SCHAUFENSTERS "Sehen und gesehen werden": Im Herbst und Winter spreche man auch von der "dunklen Jahreszeit". In dieser Zeit sei es besonders wichtig, im Straßenverkehr als Fußgänger oder Radfahrer gut gesehen zu werden. Wenn Kinder und Jugendliche im Herbst oder Winter zu Fuß zur Schule gehen oder mit dem Fahrrad fahren, ist es oft dämmrig oder sogar noch dunkel. Das Motto "sehen und gesehen werden" ist jetzt oberstes Gebot. Alle Verkehrsteilnehmer haben in der dunklen Jahreszeit oft eine eingeschränkte Sicht im Straßenverkehr, insbesondere wenn noch Regen, Schnee oder Nebel hinzukommen. Daher sind Fußgänger aber auch Radfahrer oft nur sehr schlecht zu erkennen und dadurch passieren leider immer wieder Unfälle, die durch einige einfache Vorsichtsmaßnahmen eventuell hätten vermieden werden können. Wer dunkle Kleidung trägt, kann erst in einer Entfernung von ca. 25 Metern wahrgenommen werden, so dass Autofahrer oft nicht mehr schnell genug reagieren können. Wer aber helle und kontrastreiche Kleidung trägt, wird schon aus einer Entfernung von etwa 40 Metern erkannt. Noch besser ist es, die Kleidung mit Reflektoren zu versehen, denn dann wird man schon aus einer Entfernung von 130 bis 150 Metern sehr gut wahrgenommen.

Dann folgte der tolle Tipp, einen "Sichttest" zu machen. Da hieß es: Macht doch einfach mal mit euren Eltern einen Sichttest, um festzustellen, wie gut man mit und ohne helle Kleidung und Reflektoren auf der Straße zu erkennen ist. Dazu setzt ihr euch abends, wenn es dunkel ist, mit eurem Vater zusammen ins Auto und eure Mutter stellt sich zunächst in dunkler Kleidung und danach mit Reflektoren und heller Kleidung an den Straßenrand. Ihr werdet sofort den Unterschied merken und verstehen, warum es so wichtig ist, im Straßenverkehr durch helle Kleidung oder Blinkies und Reflektoren aufzufallen.
Oder auch nicht, dachte ich mir. Es sei denn, die Eltern ändern die Reihenfolge. Die Mutter stellt sich erst mit Blinkies hin und dann in dunkler Kleidung. Weil, so ist zumindest gewährleistet, dass die Aktion auch pädagogisch sinnvoll ist - abgesehen davon, dass das Kind jetzt Halbwaise ist. Hallo, ein kleiner Zusatz, dass auch der Papa sich da auf die Straße stellen und die Mama fahren kann? Sonst ist man bei jedem kleinen Scheiß so was von pingelig, um nicht in die sexistische Ecke gestellt zu werden. Und hier, wo es um Leben und Tod geht.

Wo ich gerade dabei bin, in dem Zusammenhang, vielleicht löst sich ja über den Herbst und Winter die Sache mit den E-Scootern von ganz allein. Schau, wenn du dich spontan entschließt, zu dritt auf  einem E-Scooter zu fahren. Nebenbei, meiner Meinung haben sich da nicht drei Personen entschieden, statt mit dem Auto mit dem E-Scooter in die Stadt zu fahren. Weil es ja in einem  Artikel in meinem SCHAUFENSTER geheißen hatte, dass die E-Scooter in erster Linie dazu dienen sollen, dass Autos weniger genutzt werden. Wenn du also spontan, dann hast du ja nicht unbedingt immer helle Kleidung oder Reflektoren und Blinkies parat. Da würde sich über die langen dunklen Monate schon mal das ein oder andere Problemchen lösen.

Wobei, einen  Nachteil hätte das schon, wenn jetzt alle E-Scooter-Spaßfahrer auf Grund fehlender Blinkies, wie soll ich sagen, also wenn jetzt der Bedarf an E-Scootern rapide zurückginge, also wenn jetzt allzu viele E-Scooter-Nutzer wegsterben würden. Weil, ich habe mir da ja ein neues ungemein lukratives Standbein aufgebaut. Liebe Plogger, einfach nur joggen und ab und an mal eine leere Chipstüte oder ein halbleeres Safttetrapack (immer eine besonders schöne Schweinerei!!) aufsammeln war gestern. Extremer geht immer! Nein, ich jogge, hebe dabei Müll auf und trage gleichzeitig noch mindestens zwei E-Scooter unterm Arm. Und reich werde ich auch noch dabei, so was von reich! Ja, auch ich bin eine Juicerin, auch ich juice. Ich habe bei der Gelegenheit mal wieder Google konsultiert und "Juicer Bedeutung" eingegeben und landete bei "Entsafter Wikipedia": Entsafter dienen dazu, Säfte aus Obst, Gemüse, Kräutern oder Gräsern zu gewinnen. Als ich mich zwischen drei Entsaftertypen entscheiden sollte, zwischen Saftpressen, Zentrifugenentsafter und Dampfentsafter, wusste ich, hier komme ich nicht weiter. Ich hab's dann noch mal mit "Juicer E-Scooter" probiert, und siehe da, es las sich, dass ein Juicer frei übersetzt ein Saftgeber ist.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich sportlich fit bleibe, die Scooter machen sich auch so was von nett nachts in meiner Wohnung, mit ihren LEDs. Und die Aufladegeräte blinken ja auch. Gut, ich muss natürlich aufpassen, dass ich nicht alle naselang über Kabelsalat falle. Und Freunde lade ich natürlich auch nicht mehr ein, weil ich dann ja Licht anmachen müsste, was den Stromverbrauch noch zusätzlich in die Höhe treiben würde. Wobei das mit den sozialen Kontakten jetzt ohnehin auch eher weniger geworden ist, wenn ich da ab dem späten Nachmittag auf E-Scooterjagd gehe. Apropos Stromverbrauch. Gibt’s das eigentlich noch, dass sich mehrere Parteien einen Stromzähler teilen? Das hattest du ja früher in Altbauten. Da wurde die Stromrechnung nach Personenanzahl aufgeteilt. Ich mein, die täten sich dann was verteilen, die Stromkosten, und es bliebe nicht alles an mir hängen.

Wo gerade alles an mir hängt. Warum muss eigentlich ich immer anderer Leute Müll aus dem Einkaufswagen entsorgen? Neulich erst wieder, so viel Müll im Einkaufswagen. Und ich mit meinem gebrochenen Bein (drei Scooter auf einmal die Treppe hoch war einfach zu viel), bis ich den leer hatte. Ich hab mir nämlich einen ausgeliehen, damit ich die Scooter darin stapeln kann.

Freitag, 1. November 2019

Was hat Birkenstock mit der "Urban Soul" zu tun?


Vor ein paar Wochen las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Quartier "Urban Soul" nimmt Formen an. Die aufwendigen Ertüchtigungen (!) des U-Bahn-Bauwerks und die Rohbauarbeiten im Untergrund seien im Bereich des Nordfelds weitestgehend abgeschlossen. Nun stünden die Hochbauarbeiten im Fokus. Die Rede war von 235 Bädern, die Etage für Etage für das zukünftige Motel One in den Rohbau integriert wurden. Dabei hebe der Kran immer passgenau die just in time gelieferte Fertignasszelle in die Aussparungen des Rohbaus.
Mensch, dachte ich, wenn mein SCHAUFENSTER weiterhin den Baufortschritt so kleinschrittig dokumentiert, krieg ich mit Datum und Uhrzeit mit, wann die Klorollen geliefert werden. Mit Blick auf die denkmalgeschützten Gebäude in der Umgebung waren sich die Projektbeteiligten einig, dass auch die neuen Gebäude eine hochwertige Klinkerfassade erhalten sollten. Bei der Materialauswahl habe die Firma Backsteinkontor aus Köln beraten und von verschiedensten Herstellern aus ganz Europa Handmuster anfertigen lassen. In mehreren Bemusterungsrunden (toll!) wurde eine Ziegelei aus der deutsch/niederländischen Grenzregion ausgewählt, die sich mit ihrer Herstellungs- und Brennart ein Alleinstellungsmerkmal in der Ziegelwelt erarbeitet habe. In einem besonderen Veredelungsprozess, dem sog. 2-Brand-Verfahren, erhalten die Backsteine ihre einzigartige Oberfläche und ihr charakteristisches Farbenspiel aus warmen und kühleren Farbnuancen.

Holla, die Waldfee, was für ein feiner Text! Was hat sich da ein Schreiber Mühe gemacht, mir das so genau zu erklären. Habe deshalb spontan den Artikel ausgeschnitten, bin ins Städtchen geradelt und habe mir das vor Ort angeschaut. Und musste wieder mal feststellen: wie tumb ich bin, dass ich dafür einfach keinen Blick habe. Was ich wohl sofort auf Anhieb erblickt habe: Merzenich, mein höchstpersönlicher Hoflieferant in Sachen Berliner! Ich weiß nicht, wie die das schaffen: zwei leckere, frische Berliner für 1,30 Euro. Beinahe so viel kostet in manch Bäckerei gerade mal einer, ohne qualitativ besser zu sein. Ich habe natürlich sofort zwei Berliner käuflich erworben. Und während ich mit dem Rücken zu Merzenich so da stehe und zuerst den ersten Berliner und dann den zweiten Berliner verkasematuckel (nebenbei, ich dachte immer, es hieße verpiesematuckeln), schaue ich auf mein Lieblingsrestaurant Cassius Garten. Da war ich neulich wieder mal und habe im ersten Stock gegessen. Was habe ich mich da vielleicht erschrocken: Früher hatte ich einen Weitblick, konnte in den Himmel schauen. Jetzt hast du das Gefühl, du kannst aus dem Fenster vom Cassius Garten deinem Gegenüber im neuen Gebäude die Hand schütteln.

Wo ich gerade bei der "Urban Soul" bin: Was genau ist eine "Urban Skin Tuchmaske"? Tuchmaske sagt mir was, aber im Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters wurde neulich eine "Urban Skin Tuchmaske" feilgeboten. Da hieß es: verschiedene Sorten, z. B. Urban Skin Durstlöscher, 10 Minuten Tuchmaske mit Sofort-Effekt. Meinen die jetzt urban im Sinne von gebildet und weltgewandt oder urban im Sinne von städtisch? Ist die Maske nur was für gebildete Menschen oder bin ich nach nur 10 Minuten nicht mehr so dumm wie vorher? Oder meinen die vielleicht, dass ich die wie viele Japanerinnen in der Stadt auf dem Gesicht trage, so als Schutzmaske gegen die unsaubere Luft? Dagegen sprechen jetzt aber die 10 Minuten.

Wo ich gerade bei Gesichtspflege bin. Neulich sprang mich in meiner Cosmopolitan eine ganzseitige Werbung an. Da hieß es: Natural Skin Care. Die Kraft der Korkeiche. Zellregeneration durch den multiaktiven Korkeichen-Wirkstoffkomplex. Unsere neue Natural Moisture Gesichtspflegelinie versorgt die Haut nachhaltig mit viel Feuchtigkeit, schützt sie vor äußeren Einflüssen und mindert erste Fältchen (für mich persönlich also eher zu spät). Verantwortlich dafür seien hocheffektive Inhaltsstoffe und der multiaktive Korkeichen-Wirkstoffkomplex. Er stärke die Hautschutzbarriere, steigere die Hautfeuchtigkeit und rege die Zellregeneration an. Somit werde die einzigartige Eigenschaft der Korkeiche, ihre Rindenschicht selbst zu erneuern, auf die Haut übertragen. Korkeichenwälder binden weltweit jährlich 14 Mio. Tonnen Kohlendioxid und produzieren genug Sauerstoff, um eine Kleinstadt zu versorgen (heißt, wenn jeder Bonner sich das draufschmiert, hätten wir in Bonn die Luftverschmutzung im Griff?). Kork sei ein nachwachsender Rohstoff. Für seine Gewinnung müsse kein Baum gefällt werden.
Ich wäre ja sofort dabei, mir das ins Gesicht zu schmieren, für Bonns Sauerstoffhaushalt. Was mich aber so was von irritiert, und das ist wohl meinem Alter geschuldet. Die Anzeige in meiner Cosmopolitan war von Birkenstock. Ja, es hieß, der multiaktive Korkeichen-Wirkstoffkomplex sei exklusiv für Birkenstock Natural Skin Care entwickelt worden. Zu meiner Zeit verkaufte Birkenstock nur Schuhe. Ich habe mich spontan so was von geekelt. Ich stellte mir vor, wenn ich deren Tagescreme auftrage. Namen wie Arizona, Boston und Madrid fielen mir ein. Ich habe noch aus uralten Zeiten die Rio-Sandalen mit Fersenriemen. Und zwar nicht in schwarz. Nein, in bunt: auf einer Sandale rot, grün, blau und gelb! Und das andere Paar hat orangene (soll so!!) Wildlederriemen. Hallo, warum gibt’s die nicht mehr? Jedenfalls, da bröckelt so langsam der Kork aus der Sohle. Ich mein, vielleicht kann man da seine alten abgeben - so im Sinne von Recycling. Das würde ja auch zu deren Konzept passen. Ich stelle mir jetzt also vor, dass die bei den Sandalen, die sie nicht loswerden, und den gebrauchten, dass die da die Korkfußbetten einfach kleinmahlen und mir dann als Naturkosmetik verkaufen. Ich kämpfe immer noch gegen den Ekel an, dass ich mir quasi anderer Leute Fußschweiß aufs Gesicht schmiere. Aber wenns Bonn hilft!

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Hallo, Jogger, wie asozial seid ihr denn!


Apropos Österreich. Ich dachte mir, wenn ich schon mal in Österreich bin, kann ich ja mal die Tochter besuchen, mal schauen, was die so macht. Ob sie es anders macht als bei uns in Deutschland. Ob ich eventuell ernsthaft in Erwägung ziehen muss, nach Österreich umzuziehen. Zweimal war ich da. Nebenbei, die Tochter heißt zwar in Österreich anders, aber es ist ja trotzdem eine Familie. Wie man schon am Familienwappen sieht. Das Logo ist identisch mit dem Logo der gesamten Unternehmensgruppe Aldi Süd, trägt aber den Schriftzug „Hofer“. Also, was ist anders? Zunächst einmal das Format des Werbeblättchens, eindeutig unpraktischer, wenn man mich fragt: DIN A3. Wenn ich das im Bett studieren will, bin ich ständig am Falten. Und ich finde, mein Werbeblättchen wirkt einen Tacken edler, also schicker. Was natürlich eindeutig besser ist in Österreich: Du kriegst quasi das ganze Jahr über Trachtenmode, Trachtenmode soweit das Auge reicht. Im Juli dann eben Trachten-Shirts oder Trachten-Bermudas. Aber davon mal abgesehen, gibt's da dasselbe wie bei uns.

Was ich aber gekauft habe, aus purer Urlaubslangeweile, in tiefenentspannter Urlaubsstimmung. Total unpraktisch, das Ding. Da wundere ich mich sowieso immer. Es gehören ja mindestens zwei - ich hätt' jetzt gesagt - Deppen dazu. Was ja aber nicht stimmt, weil einer von den beiden verdient ja damit Geld, mit unnützem Scheiß, den kein Schwein braucht. Diese Miet-E-Scooter in der Stadt zum Beispiel, braucht kein Schwein. Wir haben genug zu tun, dass in der Stadt Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos nebeneinander und miteinander parat kommen. Was muss da für eine Lobby dahinter stehen, dass die es in den Straßenverkehr geschafft haben.

Sollten wir nicht erst einmal schauen, dass wir das mit den Nextbikes gebacken bekommen? Neulich erst stand ein Nextbike mitten auf der Nordbrücke auf dem zur Autobahn hin abgetrennten Radweg. Da hatte einer dieses Mietfahrrad einfach auf der Brücke abgestellt. Ich habe bis jetzt immer nur Kleinlaster gesehen, die die Fahrräder wieder einsammeln. Mein erster Gedanke also: Da hat jemand extra das Rad dort abgestellt, weil da auf dem schmalen Streifen kein Sammelfahrzeug hinkommt. Mein zweiter Gedanke: Oder hat der sich genau da von der Brücke gestürzt?

Eigentlich wollte ich aber ja nur kurz erwähnen, welch Unnützes ich bei Aldi in Österreich käuflich erworben habe. Ich vermute mal, es hatte mit dem Aperol zu tun. Jetzt nicht, weil ich vorher schon mehrere gepichelt hatte, sondern weil draufstand "mit frischem Aperol-Duft". Ich spreche von einem, die Rede ist von einem  Lippenpflege-Ei mit frischem Aperol-Duft. Wie ich schon erwähnte, ich kanns mir nur mit Urlaubsstimmung erklären. 

Wo ich gerade bei Alkohol bin. Von wegen Flaschen und Scherben. Und von der Frau an der Mondorfer Fähre komm ich einfach nicht weg. Weil, neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Gut für Dich, gut für die Umwelt" über den Schweden Erik Alström. Der ärgerte sich als Jogger und Radfahrer vor Jahren ständig über den Müll, den niemand wegräumte. Ihm kam dabei die Idee, mit anderen Freizeitläufern zusammen herumliegenden Abfall sozusagen "im Laufschritt" einzusammeln. Diese Initiative kam in Schweden super gut an und schon kurze Zeit später taten sich viele weitere Jogger zu so genannten Plogging-Gruppen zusammen. Das Wort Plogging setzt sich aus dem schwedischen Wort plocka (in Deutsch aufheben, aufsammeln) und dem englischen Wort Jogging zusammen, bedeutet also so viel wie Aufheben beim Jogging. Plogging sei mittlerweile nicht nur in Deutschland angekommen, sondern auch in vielen anderen Ländern. Viele Menschen finden es toll, während ihres Sportprogramms gleichzeitig auch etwas für die Umwelt zu tun. Durch das häufige Bücken, Aufheben und Laufen sei Plogging auch körperlich anstrengender als das normale Jogging und somit sportlich effektiver.
Überall auf der Welt verabreden sich inzwischen viele "Plogger" meist über das Internet, um sich mit Müllbeutel und Handschuhen bewaffnet zum "Plogging" zu treffen. Es mache Spaß, sich beim Joggen auf diese Weise nützlich zu machen. Neben gemeinsamen sportlichen Aktivitäten ist es ein gutes Gefühl, dass man so auch etwas für die Umwelt getan hat. Viele Kinder finden es spannend, ihre Abfallsammlung zu zählen bzw. zu wiegen. So habe beispielsweise eine Gruppe englischer Schüler nach einer Runde Plogging sage und schreibe 52 Dosen, 34 Plastik- und Glasflaschen sowie über 3000 Zigarettenstummel gesammelt. Damit man nicht direkt mit Schmutz und Dreck in Berührung komme, seien vernünftige stabile Handschuhe ein absolutes Muss. Und nach jeder Plogging-Aktion sei natürlich gründliches Händewaschen mit viel Seife oberstes Gebot.     

Da hoff ich mal zutiefst, dass die Vollpfosten, die alles unter sich fallen lassen, diesen Artikel nicht in die Hand kriegen - oder nicht lesen können. Weil, nicht dass die demnächst ihren Hausmüll extra noch zusätzlich draußen wild entsorgen, um den Ploggern eine Freude zu bereiten. Damit die sich so was von gut fühlen, die Plogger. Oder haben die Klappspaten am Ende den Artikel gelesen und ich tue denen so was von Unrecht, weil die am Ende die wirklich Guten sind? Und zu der Frau an der Mondorfer Fähre, die jeden Tag anderer Leute Müll aufsammelt, sag ich Folgendes: einfach mal gefälligst froh und dankbar sein ob des Mülls. Und rheinischen Spassss dabei haben, sich nützlich machen zu können. Und erst das gute Gefühl! Aber bitteschön joggen dabei - und die Hände danach gründlich waschen! 

Und, mal so gefragt: Wie asozial ist das denn, einfach nur egoistisch vor sich hin zu joggen, für sich, einfach so!