Mittwoch, 25. März 2020

Verständlich, wenn der Traktor kurz mal einen Schlenker macht!

Wenn du wissen willst, wie es um die Menschheit bestellt ist, schau einfach mal in mein SCHAUFENSTER. Dort las es sich neulich unter den Lettern "Gemeinsam mit Rücksicht" folgendermaßen: Ein Ausflug zum Rheinufer erfreut Fußgänger ebenso wie Radfahrer. Immer wieder kommt es jedoch auf dem Leinpfad zwischen den Rheinorten Widdig, Üdorf und Hersel zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern. Deshalb werben nun neue Hinweisschilder dafür, dass beide mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Auf dem blau-weißen Schild sieht man eine Fußgängerin  mit Kind und daneben ein Fahrrad. Darunter die Worte "Gemeinsam mit Rücksicht". "Wiederholt hatte es Beschwerden vor allem von Fußgängern gegeben. Viele Radfahrer fahren sehr schnell, sie fahren regelrecht Tour de France", schilderte Bernd Marx. Doch auch Passanten, die zu Fuß unterwegs sind, mahnte Marx zur Rücksichtsnahme. Etwa Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen und diese nicht an der Leine halten (oder ihre Hunde an einer für Radfahrer nicht erkennbaren Leine halten, die Hund und Halter quer über den Weg verbindet).

Und dann gab es noch einen anderen Artikel: Für ein gutes Miteinander von Landwirten und Radfahrern auf Wirtschaftswegen wirbt der Verein Rhein-Voreifel-Touristik e.V.. Entlang der Rheinischen Apfelroute werden sukzessive an stark frequentierten Stellen auf Feldwegen Piktogramme mit dem Slogan aufgebracht: "Rücksicht macht Wege breit. Danke! Ihre Landwirte". Seine Erfahrungen schilderte Herbert Klein, der mit seinem grünen Traktor täglich auf den Feldern zwischen Alfter und Gielsdorf unterwegs ist. Er bewirtschaftet mit dem Traktor seine Felder, erntet Salate und frisches Gemüse. Dabei nutzt er natürlich die dafür vorgesehenen Wirtschaftswege. Hier ist er jedoch nicht alleine unterwegs. Viele Radfahrer nutzen die Wege als willkommene Alternative zu den oft stark befahrenen Land- oder Gemeindestraßen. "Ich werde immer öfter von Radfahrern angepöbelt, weil sie absteigen müssen, wenn ich mit meinem Traktor hier entlang fahre. Sie denken, die Wirtschaftswege sind ihre Wege", so Herbert Klein. Dazu Alfters Bürgermeister Rolf Schuhmacher: "Ziel ist es, mit den Markierungen ein positives Miteinander der verschiedenen Interessensgruppen bei der Nutzung der Wege anzuregen. Gegenseitige Rücksichtsnahme ist vor allem in den arbeitsintensiven Perioden der Landwirtschaft, etwa der Erntezeit, besonders wichtig. Wenn man die schönen Äpfel auf dem Teller haben will, dann muss man auch Rücksicht nehmen." Bürgermeister Schuhmacher appellierte aber nicht nur an Radfahrer und Landwirte Rücksicht aufeinander zu nehmen, sondern auch an Bürger, die mit ihren Hunden Gassi gehen: "Es ist genauso rücksichtslos, wenn Hundehalter Stöckchen in die Salatfelder werfen. Denn wer möchte schon mit Hundekot verunreinigtes Gemüse essen?"  

Wo wir gerade bei Hundescheiße sind. Was ich mich jetzt natürlich frage, welchem Radfahrer da so dermaßen ins Hirn geschissen wurde. Weil, wir reden darüber, dass der Landwirt sich rechtfertigen muss, warum er mit seinem Traktor auf dem Wirtschaftsweg unterwegs ist. In was für einer Welt leben wir, dass es dazu Piktogramme und Schilder braucht?

Was aber wiederum toll ist, dass wir uns über unseren Wald keine Sorgen machen müssen. Egal was passiert, der Schilderwald wird gedeihen und größer werden. Da gibt es diese Schilder in der Sauna, die Rücksicht einfordern: "Bitte Ruhe", unterstrichen und mit Ausrufezeichen! Und im Ruhebereich das Schild "Keine Handtücher auf den Liegen". Diejenigen Menschen, für die das ohnehin eine Selbstverständlichkeit ist, räumen selbstredend ihre Liege auch ohne Hinweisschild. Und die, denen es am Arsch vorbeigeht, kümmern sich einen Scheißdreck drum. Genauso könnte man Schilder anbringen wie "Nicht auf den Vordermann mit Lichthupe auffahren" oder  "Auch wenn du der gute Fahrradfahrer bist, darfst du den bösen LKW-Fahrer nicht mit 'du blöde Sau' anbrüllen". Nach der absurden Schilderaufstellmanie würde auch unbedingt folgendes Schild Sinn machen: "Wenn du als guter Fußgänger über den Zebrastreifen schleichst, obwohl deine Fußgängerampel schon längst rot ist, du Vollpfosten, und ein böser Autofahrer hupt, darfst du nicht dem bösen Autofahrer mit entsprechenden Handzeichen ein 'fick dich doch' hinterherbrüllen". Und, ja, auch bitte ein Hinweisschild "Hier darfst du keine Bierflaschen zerdeppern, du Depp". Oder vielleicht doch eher ein Piktogramm, auf dem eine zerbrochene Bierflasche durchgestrichen ist? Weil der Klappspaten sich sonst nachher noch rausredet, er könne nicht lesen. Das macht natürlich nur Sinn, wenn alle fünf Meter solch ein Schild aufgestellt wird! Weil, sonst denke ja sogar ich, okay, hier nicht zerdeppern, aber ein Stückchen weiter schon.

Wo ich gerade bei langsamen Fußgängern und Fahrrädern bin: Mindestgeschwindigkeit beim Fahrradfahren in der Stadt? Hat eigentlich jemand darüber schon mal nachgedacht? Ich mein, den Begriff Mindestgeschwindigkeit kennt man doch bei Autobahnen. Dachte ich. Da darfst du dich doch auch nicht mit 20 Stundenkilometern fortbewegen. Dachte ich. Hab dann aber mal  wieder bei Wikipedia reingeschaut und da las ich doch folgende Lettern: Auf Autobahnen sind nur Fahrzeuge zugelassen, die mehr als 60 km/h fahren können. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass auf Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h gilt. Darauf macht die Deutsche Verkehrswacht in Berlin aufmerksam. Gut, ich dachte, es gäbe auf Autobahnen eine Mindestgeschwindigkeit. Aber irgendwie macht's ja auch Sinn, dass nicht. Weil, selbst wenn du im Auto mit 10 Stundenkilometern unterwegs bist, fällst du nicht um. Und wenn dir von hinten ein Maserati mit 300 drauf fährt - selbst schuld. Aber wenn da ein Radfahrer mit gefühlt einem Stundenkilometer vor mir radelt … Und davon abgesehen, je zügiger ein Radfahrer fährt, desto schneller ist er ja auch wieder von der Straße, verstopft also nicht die Fahrspur.

Hatte ich erwähnt, dass ich das durchaus nachvollziehen könnte, wenn der Traktor kurz mal einen Schlenker macht? Und den scheißenden Hund im Gemüsefeld krieg ich auch nicht mehr aus dem Kopf!

Donnerstag, 5. März 2020

"Hab ich was verpasst?"


Diese Frage kenne ich von den Copa-Boys Jötz, Jünter und Jürgen von WDR 2. Und wenn Sie sich die Frage stellen - ja, Sie haben was verpasst: Die Vernissage zur Ausstellung "Körperwelten". Okay, die tollen Kunstwerke der Künstlerin Birgit Brandt-Siefart kann man sich noch bis zum 2.April in der Stadtteilbibliothek Endenich anschauen - aber ohne ein Gläschen Prosecco dabei. Und den kleinen Vortrag von der "Wie-hieß-sie-doch-gleich" gibt’s auch nicht mehr. Aber ich bin ja nicht so. Ich hab den hier mal abgedruckt.
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Könnte ein bisschen kälter sein, der Prosecco - oder?
Und auch sonst so – ganz schön übersichtlich hier das Ganze – essensmäßig mein ich jetzt. Nicht dass ich deswegen komme, aber gehört schon irgendwie dazu, oder?
Also für mich persönlich kommen ja nur noch Vernissagen in Frage. Weil, ich bin über 50 – und eine Frau - also nicht da - für Männer quasi Luft. Und ich bin ehrlich, ich komme damit schlecht klar. Ja, ich habe ein Problem damit, mit dem Altwerden. Wie auch bitteschön nicht??



After Job Partys, Ü-30 und Co. - hab ich alles hinter mir gelassen. Wenn ich auf diesen Events so tue, als ob ich meine Mails checke – glaubt mir keine Sau. Und wenn ich mit einer Freundin ach so wahnsinnig viel zu erzählen habe und überhaupt gar nicht zum Tanzen hierher gekommen bin – glaubt mir auch kein Schwein. Sind wir doch mal ehrlich, egal wie diese Events sich nennen, es geht immer nur um meinen Marktwert. Ganz zu schweigen, wie ich mich fühle, wenn immer nur die beste Freundin aufgefordert wird – da kannst du drauf warten, bis das "beste" gestrichen wird – oder gleich die komplette Freundin.

Deshalb kommt für mich persönlich nur so was wie hier in Frage: Da fällt das gar nicht auf, wenn ich alleine herumstehe. Im Gegenteil, jeder denkt, das soll so. Also dass ich das will, mich in aller Ruhe der Kunst widmen. Wobei hier jetzt: Also die Sachen von der – wie heißt die Künstlerin noch gleich, ach da steht's auf der Einladung. Also die Sachen von dieser Birgit Brandt-Siefart. Also was mich betrifft, ich habe ja keine Ahnung von Kunst – Postmoderne, Neorealismus: interessiert mich alles nicht. Hauptsache, mir gefällt es. Das ist wie mit dem Rotwein: lecker muss er sein. Wenn diese Skulptur  jetzt zum Beispiel mein Rotwein wäre, würde ich sagen: einfach lecker.

Was ja auch bei so einer Ausstellung einfach super ist: Sitzen ist gar nicht eingeplant.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn ich mich einmal hingesetzt habe und dann wieder aufstehe – die Hose sitzt danach einfach für den Arsch: Dann heißt es erst einmal unten die Hose wieder über die Stiefeletten zubbeln, Beulen glatt streichen über den Knien, Innentaschen wieder schön rein krumpfeln und zum Schluss nochmal am Bund gezogen:  Das ist nicht schön, wenn du dabei beobachtet wirst.

Gut, das viele Stehen – also rücken-, knie- und plattfußtechnisch – ist jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei. Aber das ist ja das Tolle an so einer Vernissage. Da gibt es für mich kein festgelegtes Ende wie bei einem Konzert. Gut, das gibt´s bei der Ü30 Party auch nicht. Aber ich habe mich doch nicht stundenlang aufgebrezelt und geh dann schon um 11 Uhr. Damit alle mitbekommen, dass ich mich tierisch gelangweilt habe -  wie bestellt und nicht abgeholt. Hier kann ich gehen, wann ich will: Wenn die sensomotorischen Einlagen meine Füße lang genug gequält haben und mein Rücken nach seinem Heizkissen schreit, geh ich einfach. Das fällt hier gar nicht auf. Kann doch keiner überprüfen, ob ich mir jetzt jedes Kunstwerk gebührend angeschaut habe. Und sowieso, dann hat mich das Werk des Künstlers eben nicht angesprochen!

Apropos Gehen, von wegen hosen- und rückenfreundlich. Die beste Strategie ist … Ich mache Ihnen das am besten mal vor: Langsam von Kunstobjekt zu Kunstwerk einen Fuß vor den anderen setzen, dabei schön auf dem ganzen Fuß abrollen ( Ihr Orthopäde wird stolz auf Sie sein), vor dem Objekt Wirbelsäule aufrichten, Füße hüftbreit parallel und während des Betrachtens tief ein- und ausatmen – ich persönlich mach dann auch immer noch meine Beckenbodenübungen. Und je besser mir ein Kunstwerk gefällt, desto effektiver die Übung.
Also vor dieser Figur zum Beispiel von der – jetzt hab ich den Namen schon wieder vergessen -  Brandt-Siefart, ja richtig, also diese Figur ist doch einfach der Hammer, oder? Die schau ich mir gleich mal genauer an.

Apropos anschauen. Das ist ja auch das Tolle bei so einer Vernissage - das geht ganz ohne Brille! Ich mein, das muss ich hier nicht länger ausführen, aber mittlerweile liegt bei mir zuhause in jedem Zimmer mindestens eine Brille. Und neben der Waschmaschine eine Lupe, mit der ich die Dosierungsanleitung auf dem Waschpulver lese, so klein, wie das da drauf steht. Und einen Faden ins Nadelöhr einfädeln geht nur mit Brille und Lupe. Aber hier, kein Problem: Ich entferne mich so weit von einem Bild, bis ich etwas drauf erkenne. Gut, oftmals steht neben einem Kunstwerk Titel und Preis. Aber der Preis interessiert mich eh nicht. Weil, ich kauf ja nichts - und hab dabei noch nicht mal ein schlechtes Gewissen.

Weil, man stelle sich vor, es findet eine Vernissage statt, und keiner geht hin. Ich mein, das ist auch nicht schön für den Kunstschaffenden. Ja, selbst wenn ich nichts kaufe, meine zwei Gläschen Prosecco schlürfe und das ein oder andere Häppchen verkasematuckel – ich tu da quasi noch was Gutes - als Statistin, damit die Bude voll ist.

Aber der Prosecco könnte trotzdem ein Ideechen kühler sein, finden Sie nicht auch?
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Ich fand die Rede witzig!

Mittwoch, 12. Februar 2020

Da hat er sich ein Denkmal gesetzt, der Rainer!


Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein Fan von der Gruppe Brings bin? Bin ich. "Su lang mer noch am lääve sin" und "Halleluja", ich liebe diese Lieder. Letztes Jahr habe ich die bei "Bonn steht Kopp" im Telekom Dome gesehen. Was hab ich mich da gefreut! Laut mitgegrölt hab ich. Was mir da wohl auffiel, wenn sie Texte über ihr Köln zum Besten gaben, wie "Kölsche Jung" oder "FC is unser Jeföl", habe ich nur zugehört. Und einmal dachte ich doch glatt, übrigens zum ersten Mal, dass ich ja Bonnerin bin - warum auch immer ich das dachte!

Wie komm ich drauf? Ach so, weil das ein oder andere Mal war ich ja schon in Köln, in der Stunksitzung. Da haben ja anfangs die Leute nachts vor den Vorverkaufsstellen übernachtet. Ich gebe zu - ich nicht. Mir hat es damals schon gereicht (lang, lang ist's her!), wenn ich dann am eigentlichen Veranstaltungstag gefühlt stundenlang draußen in der Kälte warten musste und drinnen auf Bierbänken saß. Und, die Stunksitzung ist toll, aber sie ist in Köln!

Ich wollte aber eigentlich etwas ganz anderes erzählen: Neulich war ich auf einer Veranstaltung, ein Soloprogramm für mich. Er saß wie immer erhöht hinter einem Podest - und war einfach nur da, er selbst. Einen ganzen Abend nur für mich. Er redet, philosophiert und trinkt ein Kölsch nach dem anderen. Es ist egal, ob er redet oder nicht, Hauptsache es folgt immer wieder sein unverkennbares Lachen. Jedes Mal bin ich wieder im Bann seiner Mimik und Gestik. Von mir aus könnte er stundenlang nur die Treppe zu seinem Platz rauf und runter gehen. Mit zunehmendem Kölschkonsum wird es immer gefährlicher, artistischer, die Höhen zu erklimmen.
Das alleine ist für mich schon ein Augenschmaus. Aber dann sprengt er alle Ketten, in seinem Fall sämtliche pflanzliche Faserstoffe. Er hat sich in der Pause  umgezogen. Wie soll ich es beschreiben, sein neues Outfit? Er trägt schwarze Strapse. Darüber ein Bastkleidchen, das immer wieder die erotische Wäsche darunter hervorblitzen lässt. Und darüber seinen schwarzen Frack. Und das alles auf hohen Absätzen! Wer, zur Hölle, hat sich das ausgedacht?
Er stellt wieder seinen transparenten Rechenschaftsbericht vor, wie immer. Wie immer hänge ich an seinen Lippen. Er würde mir fehlen, der Rechenschaftsbericht! Vokalanalphabetismus ist auch ein Thema. Was natürlich zu Beethoven führt. Liegt ja auf der Hand! Weil, natürlich spricht er nicht von Beethoven sondern von BTHVN. Und  ich weiß auch nicht wie, aber er kommt von BTHVN auf NMPTSCH, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Bonn. Irgendwann ist die Veranstaltung zu Ende - frenetischer Applaus.  

Gut, es war die Pink Punk Pantheon Karnevalssitzung, auf der ich war. Ja, und auch nicht allein. Nein, mein Traummann war auch dabei. Und, ja, der Saal war rappeldeckelvoll. Und, nein, der Rainer Pause hat für mich kein Soloprogramm gespielt. Was für mich etwas ganz Besonderes war: Es gab keine Zugabe in Form eines Liedes. Was mich aber überhaupt nicht gestört hat. Weil, stattdessen hat der Rainer in seinem unfasslichen Kostüm einmal direkt das Wort an uns gerichtet. Er hat sich für unsere Treue all die Jahre bedankt, dafür, dass wir mit ihm auf die andere Rheinseite, die Schäl Sick gezogen sind. Vor allem aber hat er sich bei der Stadt Bonn bedankt. Dass die Stadt Bonn weiterhin so große Stücke auf  das Pantheon hält, dass es weiter ohne städtische Subventionen auskommt. Was ich total witzig fand, zumal ich tausendprozentig der Meinung bin, dass der Herr Nimptsch mir schräg gegenüber saß. Mir war es vollkommen egal, worüber der Fritz geredet hat, Hauptsache, ich konnte mich noch länger an seiner Verkleidung weiden. Zum Schluss hat er mir sogar noch fünf Euro für ein Los der Tombola des Fördervereins abgequatscht.

Das hätte ich jedes Jahr haben können, seit 37 Jahren! Stattdessen war ich das ein oder andere Mal in Köln! Habe immer mal wieder ausgesetzt! Ich weiß gar nicht mehr, ob ich auf der ersten Sitzung dabei war oder doch erst auf der zweiten. Egal, damals war es die erste alternative Karnevalssitzung. Anfangs ein absoluter Geheimtipp, bald die absolute Kultveranstaltung. Und ich war dabei! Welch riesengroße Freude habe ich damals jedes Jahr empfunden, wenn ich nach langem Anstehen an der Vorverkaufskasse bei Hertie (!) Eintrittskarten ergattert hatte. Das ist so lange her! Und schon damals sah der Rainer als Alterspräsident so aus wie er heute alt ist. 

Dieses Jahr war ich nach einigen Jahren wieder da. Erstmalig zu Pink Punk Pantheon auf der anderen Rheinseite, ohne für Karten anstehen zu müssen. Und wie ich da so sitze und der Rainer Pause im Kostüm des Fritz Litzmann zu mir spricht, wird mir erst einmal so richtig bewusst, wie sehr das Pantheon in meinem Leben eine Rolle spielt. Wie oft ich dort ein paar schöne Stunden erlebt habe (nebenbei, auch Stunk Unplugged. Wenn die von der Stunksitzung in mein Pantheon kommen, geh ich hin). So viele Jahrzehnte habe ich dort tolle Künstler erlebt, im Pantheon. Wie sehr ich mich plötzlich als Bonnerin fühle. Ist es das? Das Gefühl Heimat? Die Freude über etwas, was dort ist, wo man lebt? Apropos leben. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, so das: Ich möchte das Programmheft mit dem unverkennbaren Logo und besonderem Format in Papierform (jawohl, Papier!) auch in Zukunft in der Hand halten dürfen - so lange ich lebe.

Übrigens: Seit wann wird am Ende nicht mehr die Vereinshymne "Kölsch für Europa" gesungen? Mich persönlich würde in dem Zusammenhang das Kölsch nicht stören. Wobei ja gegen Bönnsch auch nichts einzuwenden wäre.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Die Sanduhr - auch mit ohne h !

Sie steht vor dem Schaufenster und denkt an die Sanduhr. Eines Tages war sie kaputt. Im wahrsten Sinne des Wortes lief nichts mehr, innen feucht geworden. Das war das letzte Mal, dass ich hier etwas gekauft habe, denkt sie. Sie brauchten die Sanduhr für ihr Lieblingsspiel. Stattdessen ein anderes Spiel spielen? Kam nicht in Frage!

Nach wie vor ist das ja mein Lieblingsspiel. Genau genommen ist es das einzige Spiel, was ich spiele. Ich komm deshalb drauf, weil wir neulich wieder Activity gespielt haben. Deshalb mein Lieblingsspiel, weil du null Allgemeinwissen haben musst. Im Gegensatz zu Trivial Pursuit. Hab ich gehasst wie die Pest. Deshalb mein Lieblingsspiel, weil ich mit zunehmendem Rotweinkonsum immer besser werde. Was meinen Traummann so was von fuchst. Und, ja, es ist von Vorteil, wenn man gut zeichnen kann - was aber nicht wirklich stimmt. Ich sag immer: "Du brauchst einfach gute Rater in deinem Team." Da fällt mir ein, ich habe vergessen, das Spiel zu erklären: Also, Activity ist ein Brettspiel, bei dem mindestens zwei Teams gegeneinander in Wettstreit treten. Durch das Erraten bestimmter Begriffe kommt man auf dem Spielfeld voran. Im Spiel müssen Begriffe, je nachdem auf welchem Feld man steht, innerhalb von 60 Sekunden – die Zeit wird mithilfe einer Sanduhr gemessen – mit Worten erklärt, pantomimisch dargestellt oder gemalt werden.

Was also von vorne herein feststeht: Mein Traummann und ich sind nicht im selben Team! Weil, hallo, wehe, wenn ich den Begriff seiner grandiosen Zeichnung nicht errate - möchte ich mir gar nicht ausmalen (!). Wo ich aber so was von Spaß habe ist, wenn mein Team  meine Zeichnungen errät! Da fallen mir spontan zwei Beispiele ein: Kaum habe ich meinen Kuli angesetzt und begonnen, die Idee einer Schlangenlinie zu malen, da ruft auch schon mein Mitspieler "Elbsandsteingebirge" und errät damit den gesuchten Begriff. Ist das nicht genial? Oder: Ich male eine Art Kreis und zeige mit der Kulispitze auf den unteren Rand und mein Mitspieler sagt "Bodensee". Zwei Fliegen mit einer Klappe: Mein Team kommt weiter und - das verständnislose Gesicht meines Traummannes! Oder neulich, da bildeten meine Tochter und ich ein Team. Sie muss einen Begriff  malen, ich selbigen raten. Sie malt in einer Sekunde eine Uhr, ich rate Uhr, sie malt in einer Sekunde zwei Bäume, ich sage Urwald - der Begriff lautet Urwald. Im selben Spiel, sie malt einen Fisch (ich vergaß, in einer Sekunde), ich rate Wal, sie malt zwei Zeilen mit mehren Punkten, darunter einen Strich und noch einmal Punkte, ich sage Ergebnis, Wahlergebnis. Der Begriff lautet Wahlergebnis. Fazit: Scheiß auf die Rechtschreibung!

Wie traurig, wie trostlos! Obwohl sie dieses Mal wegen der Schließung sogar größer ist.
Die Frau sieht ihr Spiegelbild in der Scheibe, das Gesicht einer Sechzigjährigen, die vor fast 40 Jahren hier die erste Puppe kaufte : für ihr erstes Kind, für ihre erste Tochter, eine Puppe mir langen, roten Haaren. An Heiligabend würde sie unter dem Weihnachtsbaum liegen und von da an Zora heißen.

Erst vor ein paar Tagen hatte sie in ihrem SCHAUFENSTER die Anzeige gelesen: In 146 Jahren passiert einiges - und doch ging es immer um das eine: Kinderaugen zum Strahlen zu bringen. Der Puppenkönig sagt DANKE für das Vertrauen seiner Kunden, die uns über all die Jahre die Treue gehalten haben. DANKE an seine Mitarbeiter, die all die Jahre mit viel Herzblut unsere Kunden, ob groß oder klein, mehr als nur beraten haben. Ein ganz besonderer DANK gilt den Kindern selbst, die über all die Generationen hinweg die Trendscouts und der Antrieb des Puppenkönig waren. Uns war alles daran gelegen, auch den Kindern der nächsten Generationen den Zauber der Besuche beim Puppenkönig, einem Haus voll mit Spielzeug, ermöglichen zu können, doch der Wille und die eingebrachte Kraft der ganzen Familie hat leider nicht gereicht, um einen Spielzeugladen in der Größe und mit dem bestehenden Anspruch in der heutigen Zeit wirtschaftlich tragbar weiterzuführen. Der Puppenkönig sagt DANKE und freut sich über jeden einzelnen, der uns in unseren letzten Tagen des Puppenkönig in Bonn nochmal besucht! Und daneben ein Foto, auf dem der Betrachter von innen durch das Schaufenster blickt, auf die vielen, vielen Menschen, die mit großen Augen die große Modelleisenbahn bestaunen.

Und jetzt steht sie vor dem Schaufenster und bestaunt die große Modelleisenbahn. Schon im August hat  der David Kersch angefangen, die große Modelllandschaft aufzubauen. Jedes Jahr so früh, damit spätestens zum 1. Advent alles fertig ist. Wobei für den passionierten Modellbauer das Ende auch Ansichtssache bleibt: "Wirklich fertig ist ein Modell nie, man kann immer noch etwas verbessern." Es ist seine 94. Bahn.

Und wie ich da nachts so stehe, vor dem Schaufenster mit der Modelleisenbahn, die übrigen Fenster abgeklebt für das, was neu kommt, kommen mir die Tränen und ich denke an meinen letzten Besuch bei Puppenkönig - vor vielen, vielen Jahren, als ich die Sanduhr erwarb. Die Sanduhr bei Wikipedia: Eine Sanduhr (auch: Stundenglas) ist ein einfaches, etwa seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekanntes Zeitmessgerät und gilt als Symbol der Vergänglichkeit. In künstlerischen Darstellungen mahnt die Sanduhr, dass das Leben nur kurz ist und dass der Mensch seine wie der Sand verrinnende Zeit sinnvoll nutzen sollte. Sie ist ein Symbol für die Vergänglichkeit alles Irdischen. 

Mittwoch, 1. Januar 2020

Neujahr - und es stinkt übelst!


Hatte ich erwähnt, dass mir Salzburg so was von gut gefallen hat? Vor allem, also was der Erwin Wurm da auf die Beine (obwohl, Beine haben die ja genau genommen nicht), also was der Herr Wurm da metaphorisch auf die Beine gestellt hat. Einfach nur witzig! Ich spreche von seinen Salzburger Gurken und zitiere mal Wikipedia: ein Kunstwerk im Furtwänglerpark in der Altstadt von Salzburg. Das zehnte Werk für das „Kunstprojekt Salzburg“ besteht aus fünf einzelnen, etwa zwei Meter hohen Skulpturen, die auf der Spitze stehende Gurken symbolisieren. Erwin Wurm hatte schon zuvor im Jahr 2010 im Museum der Moderne Salzburg ein „Selbstportrait als Essiggurkerl“ inszeniert. Für das Kunstprojekt Salzburg wählte er erneut die Gurke zum Motiv und macht damit aus einem banalen Alltagsgegenstand ein Kunstobjekt. Für Wurm war vor allem der Mensch in seiner Einzigartigkeit ein wichtiger Bezugspunkt: „Die Faszination an der Vielfalt der Formen, die man nicht ausschöpfen kann, weil keine der anderen gleicht – das hat schon was. Jede Gurke ist individuell verschieden, aber doch sofort als Gurke erkennbar und einem Ganzen zuordenbar … ähnlich den Menschen.“ Sowohl beim Menschen als auch bei einer Gurke sind die Formen unterschiedlich: groß oder klein, dick oder dünn, rau oder glatt und schmal oder gedrungen. Wurm vergrößerte die Gurken auf menschliche Größe und lässt sie dabei scheinbar direkt aus dem Asphaltboden wachsen. Dadurch inszeniert er sie als Wesen von individuellem Wert. Die Interpretation des Kunstwerkes lässt Erwin Wurm offen – sie liegt zwischen kritischer Ironie und humorvollem Augenzwinkern.

Der Erwin hat wahrhaftig Humor! Wie recht er hat! Wie ich um Himmels Willen jetzt auf Gurken komme? Nun, es ist Neujahr, ich sitze gemütlich in meinem Wohnzimmer. Wobei, die Gemütlichkeit wird ein ganz klein wenig getrübt durch den infernalischen Gestank. Ich kann mir das nur so erklären, weil, neulich las es sich auf der Kinderseite meines SCHAUFENSTERS unter den Lettern "Weihnachtsbaum mit Gurke" so: Der geschmückte Tannenbaum ist ein typischer Weihnachtsbrauch, den es schon seit vielen hundert Jahren gibt. Früher wurden die Bäume auch mit Lebkuchen und Äpfeln verziert, welche die Kinder dann vom Baum "ernten" durften Die christlichen Symbolfarben in der Advents- und Weihnachtszeit sind die Farben Grün und Rot. Dabei steht die Farbe Grün für das Leben und die Hoffnung. Die Farbe Rot soll an das Blut Christi erinnern, das er vergossen hat, um die Welt zu erlösen. Auf der Spitze des Weihnachtsbaumes sieht man häufig noch einen Stern, der an den Stern von Bethlehem erinnern soll.

Und dann hieß es weiter: Was aber ist denn eine "Weihnachtsgurke"? In Amerika gibt es den Brauch, eine so genannte "Weihnachtsgurke" in den Tannenbaum zu hängen. Dies ist eine kleine Gurke aus grünem Glas, die im Weihnachtsbaum versteckt wird. Weil sie grün ist, kann man sie nur sehr schwer im Baum erkennen. Vor der Bescherung sucht die ganze Familie nach der Gurke und derjenige, der sie zuerst findet, darf als Erster ein Geschenk auspacken. Komischerweise geht man in Amerika davon aus, dass dies ein typisch deutscher Brauch sei. Mittlerweile werden "Weihnachtsgurken" auch bei uns in Deutschland verkauft und als Schmuck in den Weihnachtsbaum gehängt und meistens als amerikanischer Brauch ausgegeben. Woher dieser Brauch ursprünglich stammt, ist unklar. Zum Schluss hieß es: Überrascht eure Freunde doch dieses Jahr einmal mit einer Gurke im Weihnachtsbaum. Dazu könnt ihr auch einfach eine echte Gewürzgurke mit einem Faden versehen und in den Baum hängen.
Soweit mein SCHAUFENSTER. Ich bin da natürlich so was von auf den Zug gesprungen. Weil, die Sache mit dem Zimt in den Zimtsternen und dass die Chinesen eventuell mit ihrem schlechten Zimt …, und man weiß ja nicht, was sonst noch so alles an Ungesundem im Weihnachtsgebäck ist. Mal davon abgesehen, dass ich es gar nicht so mit dem Süßen habe. Was für eine tolle Idee, hätt' ich auch selbst mal drauf kommen können! Ich habe jedenfalls Gewürzgurken aller Art in den Baum gehängt: süßsaure Senfgurken, große, sauer-pikante Moskauer Gurken, eingelegt in Koriander und Borretsch, die feinen, kleinen, knackigen Cornichons mit ihrem würzig-frischen Geschmack und kräftige, würzig-herbe Essiggurken - nicht zu vergessen die Spreewald Gurken.
Und, ja, es stimmt, der Erwin hat so was von recht: Jede Gurke sah anders aus! Und weil ich gerade so im Flow war, habe ich noch gleich ein paar kleine Kabanossi mit reingehängt, einige Stücke Kasseler, ein halbes Schwein- und auf die Spitze eine Frikadelle gespießt. So weit so gut, aber es müffelt jetzt ganz erheblich im Wohnzimmer. Ich habe zwar schon Vieles entsorgt, aber offensichtlich noch nicht alles. Die sind halt grün, die Gurken, die kleinen Scheißerchen. Und wie hieß es in meinem SCHAUFENSTER: Weil sie grün ist, kann man sie nur sehr schwer im Baum erkennen.
Was ich nicht in den Tannenbaum gehängt habe, sind Rotweinflaschen - weil die einfach zu schwer gewesen wären. Ich komm deshalb drauf, weil, ich hatte ja erwähnt, dass neulich die "Guten Tag"-Apotheke mir die Zimtsterne vermiest hatte. Deshalb ja die Gewürzgurken am Baum. Was die jetzt aber neulich in meinem SCHAUFENSTER schrieben (und damit haben sie's wieder rausgerissen): Der in Wein enthaltene Alkohol und bestimmte Pflanzenstoffe - die Polyphenole - führen nach neueren Erkenntnissen zu einem besseren Verhältnis des 'guten' Cholesterins zum 'schlechten' Cholesterin und neutralisieren die freien Radikale im Körper, die bei Gefäßverkalkungen eine große Rolle spielen. Sie senken zudem den Eiweißstoff im Blut, der mitverantwortlich für die Entstehung von Blutgerinnseln ist, und normalisieren die Überaktivität der Blutplättchen, die ansonsten zu Gefäßschädigungen führt. Insbesondere durch den Genuss von Rotwein wird im Körper ein wichtiger Botenstoff gebildet - das Stickstoffmonoxyd. Dieses trägt dazu bei, die Arterien wieder elastischer zu machen und bei körperlicher Belastung den Blutdurchfluss zu erhöhen. - Als es dann um moderate Trinkmengenangaben ging, hab ich die Lektüre einfach abgebrochen.

Montag, 23. Dezember 2019

5 x Verstörendes zum Jahresende abseits von Hunger, Armut und Krieg

1. Drei Treatments für die Vagina, empfohlen in meiner COSMOPOLITAN.
BLOW DRY: Ein neuer Trend aus New York sieht so aus: Frauen, die sich nach dem Sex die Vagina föhnen - auf Kaltstufe. Denn angeblich fühlen sich die beim Stelldichein ausgetauschten Bakterien im feuchtwarmen After-Sex-Klima besonders wohl und können Infektionen auslösen.
VAJACIAL: Beim VAJACIAL handelt es sich um ein Facial für die Vagina. Die Beauty-Behandlung beinhaltet Reinigung, Peeling und Maske. Optional gibt’s eine Bleichcreme auf die dunkle Partie der Schamlippen.
STEAMING: Das Dampfbad für die Pussy soll detoxen und durch die Wärme Verspannungen im Beckenboden lösen, zudem die Durchblutung anregen. Dabei setzt man sich unten ohne auf eine Stuhlkante, unter der ein gekochter Kräutersud platziert wird. Das Model Chrissy Teigen schwört darauf. 

2. Ein nackter Mann in der Sauna: Zwischen seinen Beinen baumelt auf halber Kniehöhe eine Blechdose an einer Schnur. Ich hatte meine Brille nicht auf, habe aber jetzt recherchiert. Es war keine Schnur und auch keine Blechbüchse. Es handelte sich um einen Ball Stretcher. Ich hoffe zutiefst, dass sich meine Recherche nicht auf die Bandenwerbung in meinem Browser auswirkt.

3. Auf meinem Fernsehbildschirm sitzt ein Mann im Rollstuhl - freiwillig, obwohl er laufen kann: Er leidet an Sehnsucht nach Behinderung. Und die hat auch einen Namen, die Sehnsucht nach Behinderung: BIID, Body Integrity Identity Disorder.

4. Auf meinem Fernsehbildschirm eine junge Frau auf dem Gynäkologenstuhl: Täglich wird sie absichtlich gedemütigt, brutal werden die Instrumente in sie gerammt, täglich, über Wochen, damals von Staats wegen, in der DDR, in den Tripperburgen. Ich habe mir dazu viele Beiträge im Internet angeschaut - ohne Rücksicht auf mögliche Bandenwerbung.

5. Adventskalender für Katzen und Hunde im Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Sonne, Mond und Zimtsterne


Neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen: Auch der Weihnachtsstern unterliege der Mode. Noch vor wenigen Jahren waren leuchtende bis dunkle Rottöne en vogue. Jetzt sind vor allem die weißen und rosafarbenen im Trend. Sehr beliebt seien auch die kleinen, sogenannten Mini-Weihnachtssterne. Käufer sollten den Weihnachtsstern beim Transport vor tiefen Temperaturen mit mehreren Lagen Papier gut schützen.
Außerdem lässt sich aus der Herkunft aus Mittelamerika und Mexiko ableiten, dass die Weihnachtssterne einen hohen Lichtbedarf haben. Im Winter (hallo!) kann das ein Problem sein. Daher sollten Weihnachtssterne im Haus einen möglichst hellen Standort haben. Zwar sei eine gewisse Feuchtigkeit der Erde im Topf gut, aber Floristen raten, immer erst dann zu gießen, wenn der Erdballen oben angetrocknet ist. Am besten sei handwarmes, abgestandenes Wasser. Staunässe sei grundsätzlich schwierig. Weiterhin sei wichtig, die Pflanze nicht zu verletzen. Denn aus den Wunden der Wolfsmilchgewächse, zu denen die Weihnachtssterne gehören, tritt weißer Milchsaft aus. Er kann die Haut empfindlicher Menschen reizen. Nach Weihnachten müsse die Pflanze nicht auf dem Kompost landen. Um sie am Leben zu halten, werden Weihnachtssterne im Frühjahr zurückgeschnitten.
Während der Sommerwochen sollte die Pflanze im Freien gedeihen. Zunächst gewöhnt man die Pflanze während einer Übergangswoche im Garten an den Schatten, erst anschließend darf sie in die volle Sonne. Im Spätsommer holt man den Weihnachtsstern wieder ins Haus. Da es sich beim Weihnachtsstern um eine sogenannte Kurztagspflanze handelt, muss im Herbst ein entscheidender Pflegeschritt umgesetzt werden, damit die Blütenbildung erneut einsetzt: Denn dafür braucht der Weihnachtsstern einen verkürzten Tagesanteil mit Licht. Das gelingt, indem man ihn von September bis November täglich für 15 Stunden vollkommen ins Dunkel stellt. Nicht einen einzigen halben Satz dieses Beitrags konnte ich da kürzen!

Nach der Lektüre dieses Artikels war ich hin- und hergerissen. Es gibt doch diese Spielfilme, in denen sich die Protagonisten um eine Sekunde verpassen, und dann die Geschichte einen komplett anderen Verlauf nimmt. Oder der Autor sich einfach nicht entscheiden kann und zwei Varianten anbietet. Ich konnte mich jedenfalls nicht entscheiden. Sollte ich nun schreiben - und das wäre zudem auch witzig gewesen - , dass ich mich vollkommen der Pflege meines Weihnachtssterns gewidmet habe.
Schon der Kauf so was von aufregend für mich war, weil ich mich nicht zwischen Rosa und Weiß entscheiden konnte. Letztlich mich aber für einen roten Weihnachtsstern entschieden habe. Ich mich beim Transport nach Hause mit dem Fahrrad auf die Fresse gelegt habe, weil ich so damit beschäftigt war, ob des Sturms die Lagen Papier um den Weihnachtsstern zu fixieren. Ich habe sämtliche Fensterbänke, ach was sage ich, das komplette Wohnzimmer umgeräumt, um dem Weihnachtsstern optimale Lebensbedingungen zu gewährleisten. Habe versehentlich das Pflänzlein verletzt und hatte über Monate üblen Hautausschlag. Habe einen bereits gebuchten Urlaub nicht angetreten wegen besagter Übergangswoche, in der der Stern im Garten an den Schatten gewöhnt wird. Selbstredend trotzdem komplett den Urlaub bezahlt, weil ich beim besten Willen im Kleingedruckten meiner Reiserücktrittsversicherung unter Rücktrittsgründe "Aufzucht eines Weihnachtssterns" nicht fand. Ja, und was soll ich sagen, von September bis November waren alle sozialen Kontakt auf Eis gelegt, weil ich da mit meinem Weihnachtsstern 15 Stunden täglich vollkommen im Dunkeln gelebt habe. Was sich natürlich auch auf mein Arbeitsverhältnis ausgewirkt hat: Ich habe keins mehr.

Die zweite Version ist um einiges unspektakulärer, dafür aber entspricht sie der Wahrheit: Mein Verhältnis zu Weihnachtssternen war schon immer so was von schlecht. Aber weil mein Traummann die so was von mag, habe ich alle paar Jahre immer mal wieder einen gekauft. Da kam mir grad zupass, dass es die ja mittlerweile in Miniausgabe gab. Was soll ich sagen, kaum stand solch Gewächs bei uns, warf es alle Blätter bis auf zwei oder drei ab und sah dann aus wie das Leiden Christi. Da hätte der Karfreitag dann terminlich besser gepasst als die Weihnachtszeit. Jetzt weiß ich natürlich auch warum. Kein Wunder, bei dem was ich alles hätte tun sollen.

Apropos Sterne, Zimtsterne gibt’s bei mir auch nicht - mehr. Weil, neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Weihnachten ohne Zimtsterne" Folgendes: In diesem Jahr dürfte  das Weihnachtsgebäck vielen Menschen nicht recht schmecken. Der Grund sei eine Empfehlung der Verbraucherschutzminister der Länder: Nicht mehr als vier Zimtsterne am Tag sollte ein vierjähriges, etwa 15 Kilogramm schweres Kind essen (mein erster Gedanke wieder, dass ein vierjähriges, dickes Kind da ja wieder Glück hat).
Cumarin ist ein Aromastoff, der natürlicherweise in der Zimtpflanze vorkommt. Dabei ist der Cumaringehalt von Zimtart zu Zimtart sehr unterschiedlich. Ceylon-Zimt enthält so gut wie kein Cumarin, während der Cassia-Zimt oder chinesischer Zimt zum Teil sehr hohe Werte aufweist (die Chinesen mal wieder: auch eine Möglichkeit, die Konkurrenz auf dem Global Market auszuschalten). Während in Tierversuchen Cumarin - hohe Mengen über einen langen Zeitraum verabreicht - Krebs ausgelöst hat, gibt es beim Menschen keinen Hinweis auf krebserregende Eigenschaften. Allerdings könne Cumarin beim Menschen zu Leberschäden führen. Für die eigene Weihnachtsbäckerei kann Ihnen Ihre Apotheke cumarinfreien Ceylon-Zimt zur Verfügung stellen.

Hatte ich erwähnt, dass diese Lettern einer Anzeige zu den aktuellen Monatsangeboten "Ihrer Guten Tag Apotheke" entstammen?