Samstag, 31. Januar 2015

Bonn - Wahlheimat des Chetis aus Ägypten und des jecken Chinesen

So ist es nun mal, der Mensch lernt (fast) nichts dazu - und ich auch nicht! Jedes Jahr dasselbe: Ich lege für die Müllabfuhr die nackte Tanne vors Haus und atme durch, weil nach Weihnachten und Sylvester jetzt endlich wieder Ruhe reinkommt. Was für ein Quatsch! Ich mein', ein Blick ins Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters und ich weiß ...

Schon im Dezember blitzte kurz mal das Thema KARNEVAL auf. Da hatte mich das "Schaufenster" schon ein wenig verunsichert. Es ging dort um einen gewissen Cheti (ca.1480-1460 v. Chr.), der im Ägyptischen Museum der Uni Bonn ständig zu Gast ist. Und da dachte ich schon, dass die im Museum im Hinblick auf Karneval jetzt auch alle Büsten und Torsos verkleiden. Weil, da war die Büste einer Frau abgebildet und drunter stand: "Eine Anubis-Figur, die ebenfalls Teil der Ausstellung ist." Dabei sah die so was von täuschend echt aus - und auf der nächsten Seite stellte sich dann auch heraus, dass das Foto die Frau Doris Bischler von der Musikschule Bonn zeigte. Da hat sich wohl jemand in der Redaktion in die Frau Bischler verguckt und ihr Foto gleich zweimal abgedruckt. Wie jetzt die richtige Anubis-Figur aussieht - da werd' ich wohl doch mal in die Ausstellung gehen müssen.

Aber jetzt muss ich gar nicht mein Werbeblättchen lesen, um mitzubekommen, dass im Rheinland die fünfte Jahreszeit so was von im Gange ist ...

Gut, auf internationalem Parkett tanzt es sich nicht immer leicht mit dem Chinesen im Allgemeinen - von wegen Abgucken und Nachmachen und so. Ich mein', das kommt nun mal nicht gut, wenn der eine lange und schweißtreibend an einer Idee rumgebastelt hat und der andere die dann einfach nachmacht (wobei der Rheinländer jetzt nicht schweißtreibend an seiner Idee gebastelt hat). Aber der Chinese im Besonderen - ganz anderer Sachverhalt. Da sind die Rheinländer und insbesondere der Bonner so was von froh, dass der Chinese abgeguckt und nachgemacht hat und, vor allem, mitmacht.

Ich sage nur "Jin Jian Shu" - Hut ab.
Egal an welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit (klar, jetzt nicht morgens um sieben), jedes Mal, wenn ich von Auerberg nach Hersel auf der B9 am Chinarestaurant "Kaiser Garden" vorbeifahre: der Parkplatz immer gerammelt voll. Und jetzt weiß ich auch, warum. Gut, der "Mongolengrill" ist 'ne feine Sache, aber der alleine? Nein. Wenn's das Wort Integration nicht schon gäbe, wenn man's neu erfinden müsste, ganz klar, ich wär' für "Jinjianshu". Weil, besser kann's nicht laufen: Dem Herrn Jin Jian Shu nämlich, dem gehört nicht nur der "Kaiser Garden", nein, der Herr Jin Jian Shu ist auch Präsident der 2012 gegründeten Karnevalsgesellschaft "Bönnsche Chinese" - und praktischerweise ist sein Chinarestaurant "Kaiser Garden" das Vereinslokal. 235 Mitglieder hat der junge Verein und am Rosenmontag wird eine Fußtruppe mit mehr als hundert Teilnehmern durch die City ziehen, hinzu kommen drei Wagen und eine Rikscha und der chinesische Drache. Und geworfen werden? Richtig - Fächer und Essstäbchen! Wenn man bedenkt, dass es 2013 noch ein Wagen war, und 2014 gleich mal zwei. Gut, denkt sich jetzt vielleicht der eine oder andere, wenn das so weitergeht ...

Egal, das muss man dem Herrn Jin Jian Shu lassen, der ist - wie man so schön sagt - so was von angekommen! Der hat sich auf die Fahne geschrieben, die deutsch-chinesische Freundschaft zu fördern und gemeinsame traditionelle, chinesische Kulturfeste zu begehen. Erst letzten September feierten die "Bönnsche Chinese" im Beueler Brückenforum mit tausend Gästen das chinesische Mondfest. Und in den letzten Monaten waren Delegationen aus dem Reich der Mitte zu Gast im Rheinland! Da können sich andere Kulturen, was ich sagen will, es geht auch anders, also so was von gewaltlos - eine friedliche Übernahme eben. 

Doch, das muss man dem Chinesen neidlos zugestehen: Schunkeln kann er! Was ich deshalb der chinesischen Führung in Peking mit auf den Weg gäbe (wenn die mich um Rat fragen würden): Mit Schunkeln öffnet sich jede Tür im Rheinland und wenn der Chine das jodelnd in Lederhose macht, erobert er im Sturm die Bayern - na ja, da hat er ja quasi schon die wichtigsten Territorien der Welt eingenommen!

Apropos Chinese! Also wo man im Moment mit Sicherheit keine ruhige Kugel schieben kann, ist bei Kastenholz. Weil, da kannst du zwar auch fertige Kostüme kaufen, aber viele Kunden lassen sich von denen ihr Karnevalkostüm maßschneidern. Die statten sogar komplette Tanzgarden für den Karneval aus. Wie komm ich drauf? Ach ja, Chinese. Ist bei mir in der engeren Wahl. Weil, so langsam muss ich mir mal Gedanken über mein Kostüm machen. Ich hab da noch von vor vielen Jahren ein tolles Kostüm. Das hab ich sicherheitshalber schon mal nach draußen zum Lüften gehängt. Wobei, ich bin ehrlich, ich weiß jetzt nicht, ob ich mich damit strafbar mache. Weil, ich kann auf dem Balkon beileibe nicht alles machen, was ich will. Da hätte ich mir bis vor einigen Tagen auch noch keine Gedanken drüber gemacht. Gott sei Dank hat mich da wieder mal mein "Schaufenster" sensibilisiert. Ein Glück, sonst hätte ich vielleicht doch irgendwann angefangen, meinen Müll auf dem Balkon abzuladen. Und dass der Mieter unter mir nicht hinnehmen muss, dass ich über ihm meinen Flokati ausschüttele - gut, dass ich das noch mal schwarz auf weiß habe! Und jetzt musste der BGH sich ja auch zum Rauchen auf dem Balkon äußern. Also wenn ich mir vorstelle, ich würde noch rauchen und man schriebe mir vor, wann und wie viele Zigaretten ich auf meinem Balkon rauchen darf - ich tät's spätestens jetzt einstellen. Das wär' mir zu blöde. Bin ich froh, dass ich davon ab bin!

Ein anderes heikles Thema in dem Zusammenhang ist ja auch immer wieder die Parabolantenne. Und da sagt ja die Rechtsprechung, wenn keine nennenswerte optische Beeinträchtigung besteht, muss der Vermieter selbige genehmigen. Und da bin ich mir jetzt eben so was von unsicher. Also wenn ich jetzt draußen zum Lüften mein Chinesinnen-Kostüm aufhänge und daneben das FBI-Kostüm meines Mannes, und meine Tochter, die zu Karneval als Domina geht, mit unseren muslimischen Freunden aus Somalia auf dem Balkon frische Luft schnappt, und der Rasputin, der Freund meiner Tochter, als Cheti verkleidet ein russisches Volkslied anstimmt ... Also ich bin mir da wirklich nicht sicher, ob ich wegen des optischen Gesamteindrucks der vorderen Hausansicht nicht doch den Vermieter vorher um Erlaubnis fragen muss.  

Sonntag, 25. Januar 2015

Einladung zum Kaffee - geht's genauer?

Neulich ging mir so durch den Kopf ... 

Also angefangen hat's ja mit Starbucks. Da ging ich vor Jahren entspannt ohne Kaffee hinein und kam vollkommen gestresst mit selbigem wieder raus: So viel wie ich mich da entscheiden musste, bis ich endlich einen normalen Kaffee in Händen hielt! Na ja, und heute bewirbt sogar das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters eine wohlgeformte Kaffee-Kapselmaschine. Gott, wie die Zeiten sich ändern! Und auch sonst: Wenn ich zum Beispiel bei Freunden übernachte, brauche ich mittlerweile eine Einweisung in die Funktionsweise deren Kaffeemaschine, damit ich mir morgens in aller Herrgottsfrühe selbstständig eine Tasse Kaffee "aufbrühen" kann.

 Und da kam mir letztens ernsthaft der Gedanke, ob ich, wenn ich jemanden zu mir nach Hause zum Kaffee einlade, ob ich dem dazu sagen muss, dass es bei mir nur stinknormalen Filterkaffee gibt. 

Wobei, ich persönlich überlege ja mittlerweile sogar, mir so einen Porzellan-Filter zuzulegen. Den stellte man früher auf die Kanne oder Tasse und goss immer wieder kochendes Wasser nach. Heute wäre das Retro. Selbstredend warte ich da aber bis zum nächsten Flohmarkt, um einen alten Melitta-Kaffeefilter zu erstehen. Dass ich nochmal über den Flohmarkt gehe und tatsächlich nach etwas Bestimmtem suche - toll!

Sonntag, 11. Januar 2015

Jacke wie Hose

Neulich ging mir so durch den Kopf ... Es gibt doch diese psychologischen Tests: Der psychologische Psychotherapeut nennt mir das Wort "Jacke", und ich sage darauf "Hose" - oder vielleicht auch "Butter". Das kommt jetzt ganz drauf an, wie viel Langeweile ich habe. Also wenn ich schnell wieder raus sein will, sage ich besser "Hose", weil "Butter" könnte unter Umständen einen Rattenschwanz von Therapiestunden hinter sich ziehen. Wenn ich aber momentan keine dauerhafte Bleibe habe und die Temperaturen sich dauerhaft gefährlich im Minusbereich bewegen, fällt mir selbstredend spontan "Amoklauf" ein. Dann sind, wenn ich Glück habe und das - ich weiß jetzt nicht, wie schreib ich's denn: Portemonnaie oder Portmonee - meines Psychotherapeuten eine gewisse gähnende Leere verspürt, für die kommenden Monate zumindest je zwei Stunden pro Woche im Warmen gesichert. Gut, "Amoklauf" bring ich natürlich nicht, wenn ich zu zig Jahren Haft verurteilt worden bin und wegen guter Führung frühzeitig entlassen werden möchte. Da können die mir "Bombe" an den Kopf werfen und ich antworte "Rose" oder, noch besser, "Röschen". Und "Blut" assoziiere ich mit " Deutsches Rotes Kreuz". Klar, ich bin ja nicht blöde. Aber jetzt einfach mal so, dieses Assoziieren: Also "Krankenkasse", da denk ich an vieles, was die Kassen nicht übernehmen. Ich denk an privat Versicherte, die sofort einen Arzttermin bekommen, und an mich, die ich für eine Therapie ein halbes Jahr lang warten muss (da hat sich das dann vielleicht schon von selbst geregelt). Ich assoziiere "Krankenkasse" mit Krankheit und Schmerzen. Aber im Leben nicht mit der Anzeige der AOK: Darauf lächelt mich eine ungemein taffe, coole, sportliche Frau an und schwärmt: "Ich steh auf ..." - also ich sah die Frau und dachte an Parship.de und Co. Gut, sie stand jetzt auf After-Work-Beratung. Wobei "Drauf stehen" und "After-Work-Beratung" - da käm ich auch nie drauf.

Samstag, 3. Januar 2015

Warum sollte Perry Rhodan in die Ferne schweifen, wenn die Insel fußläufig zu erreichen ist?

"Gut hören hilft, auch im Straßenverkehr" - so stand das letztens im "Schaufenster". Und da haben sie Recht, die vom "Schaufenster". Ich mein, da sind die jetzt nicht selbst drauf gekommen. Das haben sie vom Herrn Matthies, Vizepräsident der Bundesinnung der Hörgeräteakustiker (biha) und Hörakustiker-Meister. Der sagt nämlich: "Wer gut hört, schützt sich und sein Umfeld vor Unfällen." Gerade in der dunklen Jahreszeit sei nicht nur gute Sichtbarkeit, sondern auch ein gutes Gehör wichtig. Das gelte für Autofahrer ebenso wie für Radfahrer und Fußgänger. Was jetzt da mein Problem ist: Wenn ich mit dem Fahrrad auf der Kölnstraße vom Auerberg in die Stadt unterwegs bin, also diesen gigantischen Berg runter radle (da geht es ja schon um einige Höhenmeter!), dann laufen da oft Menschen vor mir auf dem Fahrradweg. Das ist jetzt erst mal so in Ordnung für mich, weil genau für diesen Fall hat der Gesetzgeber ja die Klingel an meinem Fahrrad vorgesehen. Kommt zum Einsatz, die Klingel - und es passiert nichts. Seht her, horcht jetzt der Herr Matthies auf, hab ich's doch gesagt, alte Leute eben, schwerhörig. Und das eben nicht, Herr Matthies! Die Fußgänger-Fahrradweg-Mitbenutzer sind ganz junge Menschen, die einfach nur ohrenbetäubende Musik im Ohr hängen haben. Oder junge Frauen, die gerade mitten in einer Eifersuchtszene mit ihrem im Ohr zugeschalteten Lover stecken. Oder junge Männer, die ihrer Schnecke gerade mal sagen, wo's lang geht. Und da kann's eben auch schon mal ganz schön emotional laut zur Sache gehen. Vollkommen klar. Nur wenn die dann vor mir auf dem Fahrradweg gehen - da nutzt die Klingel so was von nichts!

Apropos Kölnstraße. Auf dem Weg in die Stadt komme ich immer an der "Schatzinsel" vorbei. Dorthin kann man all das bringen, von dem man sich trennen möchte, was die dann wiederum für kleines Geld verkaufen. Tolle Sache, dieses Gebrauchtwarenkaufhaus "Schatzinsel". Allein schon die Warenauslage in dem ehemaligen Wärterhäuschen direkt rechts neben der Einfahrt - das hat was, so als Eyecatcher. Was jetzt genau, weiß ich auch nicht, aber Hauptsache, hat was.
Wer auf jeden Fall was hatte, war neulich der Abend, den ich dort erlebt habe. Und das kam so: Mein Schaufenster informiert mich ja immer wöchentlich über viele Kulturtermine in meiner Nähe. Und da ist mir auch schon mal der "Kulturraum Auerberg" untergekommen.   Gut, ich gebe zu, Auerberg und Kultur sind jetzt nicht unbedingt zwei Begriffe, die ich notwendigerweise in einem Atemzug nennen würde. Aber vielleicht ist das ja gerade der Grund, warum mir der Name ins Auge gesprungen ist - toller Eyecatcher eben.
Das ist jetzt die eine Sache. Aber ehrlich gesagt, wenn ich mich in meinem Alter an einem Samstagabend aufbrezle, dann doch bitte nicht, um mich zwei Meter weiter ums Eck in den Verkaufsraum eines Gebrauchtwarenkaufhauses zu setzen. Also bitte schön, ich lege doch nicht mein Geschmeide an und teures Parfüm auf, um zwischen altem Pröll zu sitzen, von dem ich mich - ja, ich weiß, viel zu spät -  Gott sei Dank getrennt habe!

Nein, so ein Samstagabend, an dem mein Traummann und ich zwei Eintrittskarten für einen Comedian haben, kann per se nichts sein, wenn nicht folgendes Procedere abläuft: Im Vorfeld mehrere erfolglose Versuche, an Karten zu kommen, deshalb schlussendlich sauteure Karten bei Ebay ersteigert - leider nicht für eine Veranstaltung in Bonn oder Köln, sondern in Düsseldorf. Wegen eines Fußballspiels in Köln und einer Großdemo in Düsseldorf mit einem Zeitpuffer von fünf Stunden früher in Bonn losgefahren. Variante eins: Trotz immensem Zeitpuffer es gerade mal rechtzeitig geschafft, weil die Parkplatzsuche sich schwieriger gestaltete als angenommen. Variante zwei: Total unvorhergesehenes problemloses Durchkommen, das erste angefahrene Parkhaus bietet eine Fülle von leeren Parkplätzen an. Und während der Vorstellung drehen sich die Zuschauer nach mir um, weil ich vor lauter Timing vergessen habe, dass ich morgens um 9:00 Uhr das letzte Mal etwas gegessen habe - und mir das mein Magen jetzt lauthals mitteilt. Und das Schönste an solch einem Abend, quasi der Höhepunkt, ist die wirklich reibungslose Rückfahrt ohne Probleme mitten in der Nacht. Und darüber sprechen wir noch Tage später.

So sieht ein gelungener Samstagabend aus - dachte ich bis neulich. Bis zu besagtem Abend im "Kulturraum Auerberg": Im Vorfeld im Gebrauchtwarenkaufhaus einfach zwei günstige Eintrittskarten erstanden, am Abend selbst ein paar Schritte ums Eck gegangen, ohne Stau und Parkplatzsuche. Dann inmitten von alten "Schätzchen" einen ungemein lustigen Abend mit dem Comedy-Duo "Thekentratsch" verbracht - und in der Pause ein 0,2l Glas leckeren Rotwein zu einem unmoralisch günstigen Preis von 3,50 EUR getrunken. Auf dem Heimweg war mein Traummann wunschlos glücklich, ja, in seinem Blick lag geradezu etwas Entrücktes - was jetzt nicht nur mit dem Programm von "Thekentratsch" zu tun hatte. Er hatte beim Hinausgehen noch eben zwei Perry Rhodan-Schätzchen für 1 EUR  das Stück erstanden. Dass die eigentliche Veranstaltung viel länger dauern kann als An- und Abfahrt zusammen - das war mir neu.

Was jetzt dumm gelaufen ist, ich hab vor lauter Begeisterung über mein kleines Auerberg vollkommen den Blick für das große Ganze verloren: Also am Online-Bürgerbeteiligungsverfahren www.bonn-packts-an.de hab ich mich nicht beteiligt. Das kann aber auch daran liegen, dass ich beim besten Willen nicht weiß, wo im Auerberg noch gespart werden soll. Wenn ich mir das Bauvorhaben "An der Josefshöhe" gegenüber den Sportplätzen anschaue - also da braucht sich nur jeder zweite Mieter einen Fernseher zu kaufen, weil er beim Nachbarn von gegenüber locker mitschauen kann. Auch sonst - hier wird so viel Wohn- auf engstem Erdraum gebaut. Ich werd das Gefühl nicht los, dass die Stadt durch die dichte, effektive Bauweise ihren Haushalt sanieren will. Dass wir vom Auerberg jetzt auf diese Art und Weise die Stadt aus den Miesen, die beim WCCB durch Miese entstanden sind, holen sollen. Da tut's mir leid, Herr Nimptsch, dass ich jetzt nicht noch zusätzlich innovative Denkansätze habe.


Dienstag, 30. Dezember 2014

Neulich hab' ich mich gefragt ... Im Alter entscheidet sich der Körper der Frau ja für Ziege oder Kuh

Letztens wurde ich von meinen Yoga-Mitstreiterinnen (okay, es sind auch drei Mitstreiter dabei, die hier jetzt aber keine Rolle spielen) ausgeguckt, für unsere Yogameisterin zu Weihnachten einen Geschenkgutschein zu besorgen. Kein Problem - dachte ich. Die Frau ist Mitte vierzig, hat eine tolle Figur, schlank, sportlich - mit einem Einkaufsgutschein von H&M  bin ich auf der sicheren Seite. 

Denkste! Da hatte ich aber die Rechnung ohne die großzügigen Geldgeberinnen gemacht. Einwände über Einwände: Ich war da noch nie drin, das ist doch nur was für junge Leute ... Ich war völlig perplex, war ich mir doch so sicher gewesen! Und beinahe hätte man mein Unverständnis in meinem Gesicht ablesen können, hätte ich mir nicht meine Yoga-Mitstreiterinnen und mich einmal genauer angeschaut: Wir sind alle alt, alte Frauen jenseits der fünfzig, aber - ich bin eine alte Frau Mitte fünfzig und Ziege. Meine Mitstreiterinnen sind alte Frauen bis Mitte sechzig und größtenteils - keine Ziegen.
Da verstand ich auf einmal und bald war der Kompromiss gefunden: ein Geschenkgutschein von Kaufhof Galeria. Ich: "Da findet sie (unsere Yogalehrerin) in der ersten Etage Kleidung von Desigual und im Untergeschoss unverschämt teure Pralinen."
Und eine Mitstreiterin: "Und frischen Fisch."
Richtig!

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Wo sie Recht hat, hat sie Recht, die Frau Hewer-Brösch: "Augen auf und Tasche zu" ist ein super Tipp - wobei, ich hab da auch noch einen

Also gerade in der dunklen Jahreszeit ist mir das wieder so was von präsent: Altwerden ist eine echte Herausforderung. Ständig habe ich das Gefühl, ich sitze im Dunkeln, obwohl die Lampe ihr Bestes gibt. Ohne Nadeleinfädler von Kastenholz geht sowieso schon lange nichts mehr. Aber selbst mit! Vor ein paar Jahren habe ich bei meinem Lieblingsdiscounter eine ungemein günstige Lesehilfe erstanden. Und bis vor Kurzem waren Nadeleinfädler und Brille ein tolles Team. Selbst das ist jetzt schon ein Problem. Neulich war ich kurz davor, die Nachbarin zu bitten, mir zusätzlich noch die Lupe zu halten. 

Gott sei Dank kam mir da - wie so oft - mein Werbeblättchen zur Hilfe: "Lesehilfe mit LED-Licht, Leuchtdauer ca. 45 Stunden." Ich mein, in der Zeit hab selbst ich dann mal den Faden durchs Nadelöhr gezogen! Was tät ich nur ohne mein Blättchen! Wobei, also für mich persönlich, einmal pro Woche das Blättchen im Briefkasten, mehr kann ich nicht bewältigen. Immerhin gilt es ja auch noch das Schaufenster in Ruhe zu studieren! Werbeblättchen- und Schaufensterzeitfenster (das muss jetzt sein), mehr geht einfach nicht! Und da lassen die Werbestrategen sich doch tatsächlich einfallen, noch zusätzlich ein SALE-Prospekt herauszugeben. Mir fiel es ja bis jetzt schon schwer, der Kuscheldecke mit Ärmeln zu widerstehen, oder dem Pfannenschutz oder dem Laubsauger. Wenn die mir jetzt aber diese Kuscheldecke, die ich garantiert nicht brauche - da war ich mir bis jetzt so was von zu 100% sicher - ,wenn mein Lieblingsdiscounter in seinem neuen Schnäppchen-Prospekt mir diese Decke jetzt aber für fast die Hälfte anbietet ...

Also ich persönlich hab den Sale bei meinem Lieblingsdiscounter nie vermisst. Dieser Stress bei H&M und Konsorten: Ich kauf ein Teil und am nächsten Tag hängen die restlichen - genauer gesagt, alle bis auf meins - an einem 95%-SALE-Ständer. Deshalb hab ich da immer so was von einer Kaufblockade - was ja unterm Strich günstig kommt.

Was auch günstig kommt - ich komm drauf wegen der Weihnachtsmärkte, die jetzt ja wieder am Start sind. Ich denk da an einen Sonntag vor zwei Jahren. Es stimmte einfach alles: Die drei Töchter zu Besuch. Wintersonne, klares, kaltes Winterwetter, Vorfreude auf die Weihnachtsfeiertage und dann die spontane Idee, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Und weil eben alles stimmte, gab es keinen Weihnachtsmarkt-Stau in die Stadt und keine Parkhausschlange in der Stadt. Und als wir im Parkhaus aus dem Auto stiegen, hatte mein Traummann weder ein Brüllerchen abgelassen ob der einen oder anderen Dumpfbacke vor oder hinter ihm in der Schlange noch ob des einen oder anderen Parkhaus-Mitbenutzers, der zu blöde zum Einparken ist. Das hätte mich stutzig machen müssen! Hat es aber nicht. Ich sage nur "Konjunktiv II". Als wir nämlich auf den Münsterplatz zugingen, wussten wir, warum wir so absolut problemlos quasi in die Stadt gefallen waren: Ich sage nur Totensonntag. Und das muss ich jetzt auch mal sagen. Das war selbst für mich zu wenig Angebot. Es liegt eben immer in der Mitte. In dem Zusammenhang bekommt "OPEN air" eine ganz neue Bedeutung. Ich sag's ja immer, gerade Spontaneität will geplant sein!

Was jetzt wohl der Vorteil war - also die Frau Gerlinde Hewer-Brösch, die hat ja letztens die Aktion "Augen auf - nein, nicht und durch - und Tasche zu" als Leiterin der Direktion Kriminalität der Bonner Polizei vorgestellt. Und jetzt aktuell wegen der Weihnachtsmärkte wird ja auf Flyern und Plakaten so was von vor Taschendieben gewarnt. Auf www.bonn.polizei.nrw.de kann man die wichtigsten 15 Tricks der dunklen Gestalten nachlesen. Also was jetzt von Vorteil war an diesem Totensonntag: Wir hatten so was von wenig Vor-Weihnachtstrubel und Gedränge. Einen besseren Schutz vor Taschendieben gibt's nicht. Die hatten wir echt ausgetrickst.
 
Ich hab mich natürlich gefragt, warum gerade jetzt die Werbestrategen meines Lieblingsdiscounters mich noch zusätzlich mit ihrer SALE-Werbung umwerben. Weil, die können ja unmöglich wissen, dass ich tatsächlich schon das eine oder andere Mal fremdgegangen bin. Gut, in meinem Fall ist das jetzt eher Fremdgucken. Aber immerhin, damit fängt's ja meistens an: Ich will das eigentlich gar nicht, also ich schalte da nicht extra rein. Aber jedes Mal, wenn mein Traummann und ich beim Zappen zufälligerweise bei diesen Verkaufskanälen QVC oder HS24 landen, bleiben wir da hängen. Und ganz egal, was die anbieten - das kann jetzt die Schrundencreme sein oder ein Hochkaräter. Und egal wie extrem relaxt ich auf meinem Sofa liege - wenn der durchgestrichene Originalpreis und darunter der aktuelle Verkaufspreis auf dem Bildschirm erscheinen, werde ich unruhig. Vollkommen irrelevant, ob ich das beworbene Produkt brauche, wenn die mir dann noch sagen, dass alle Leitungen besetzt sind und der Pfannenschutz schon jetzt nicht mehr in allen Größen verfügbar ist, muss ich alle Kraft aufwenden, nicht zum Telefonhörer zu greifen ...

Da ist das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters einfach im Nachteil. Das muss man ehrlicherweise sagen. Weil, wie die im Fernsehen stundenlang einen hässlichen Pullover anpreisen, das ist schon genial. Wobei, die Werbestrategen meines Lieblingsdiscounters sind jetzt auch nicht auf den Kopf gefallen: Letztens pries das Werbeblättchen auf zwei Doppelseiten alle Artikel rund ums Laufen an. Also wenn es eins gibt, was ich garantiert nie wollte, dann ist es laufen. Aber weil mich der Hochleistungssportler und mehrfache deutsche Meister im 200-m-Lauf Daniel Schnelting auf diesen Seiten so kompetent anlächelte und mir wirklich ans Herz legte, doch die neue Laufkollektion käuflich zu erwerben - ich habs dann doch nicht getan, weil ich den gar nicht kenne. Aber ich war so nah dran.
Die Schrundensalbe und den Brillantring hab ich auch nicht gekauft. Ich mein, bevor ich mir so einen tollen Klunker anstecke, sollte ich tatsächlich mal meine Hände über eine längere Zeit mit Schrundencreme pflegen. Da käme mir da natürlich gerade zupass, dass die in so einer riesigen Vorteilspackung angeboten wird.

Der 60-sekündige auf- und abschwellende Heulton der Sirenen ertönt nicht, wenn die Bonner Ehrengarde zum Oktoberfest einlädt

Halloween im Maritim - wäre schön gewesen. Ich hab's einfach nicht geschafft. Der Tag müsste halt mehr Stunden haben. Dabei wollte ich die im Maritim immer schon mal fragen, warum die Hotels in ihren Stellenanzeigen einerseits deutsche Zimmermädchen, andererseits aber Roomboys oder Cleaner suchen. Das hätte sich jetzt so was von angeboten, wenn ich sowieso da gewesen wäre. Aber lassen wir das. Um es mal so auszudrücken: Der Konjunktiv II und ich sind nicht die allerdicksten Freunde. Der Indikativ ist mir da weitaus sympathischer. Da weiß ich, was ich habe, bin ich auf der sicheren Seite. Bin ich demnächst aber sowieso, auch ohne. Weil, statt im Kameha Grand oder Maritim abzutanzen, hat's mich wieder mal zu einer Ladies Night hingezogen. Wobei, genauer gesagt, war's eine Women's Night beim Baumarkt meines Vertrauens. Das hatte mit Lady und Gläschen Sekt aber so was von nichts zu tun. Weil hier ging's tatsächlich zur Sache: Ich sag nur, ich hab Laminat und Fliesen verlegt - im alten Flanellhemd!

Und jetzt gibt's sowieso kein Halten mehr für mich - seitdem ich im Schaufenster von dem Führerschein gelesen habe. Jetzt bin ich im Flow und zieh das durch! Jeder braucht ja was Eigenes. Früher war es das Jodel-Diplom, heute ist das der Führerschein für die Kettensäge: Bietet die Stadtförsterei für Privatleute zur Bearbeitung von Brennholz an. In dem Kurs lerne ich den sicheren Umgang mit dem gefährlichen Arbeitsgerät und erwerbe den Motorsägenführerschein nach Vorgaben des Landesbetriebs Wald und Holz. Holla, die Waldfee! Den § 7 der 32. Bundesimmissionsschutzverordnung kenne ich selbstredend jetzt auch in- und auswendig. Hab ja jetzt den Führerschein. Sollten sich die Angler in Bad Honnef mit ihrem akustischen Biss-Signal vielleicht auch mal zu Gemüte führen! Davon abgesehen, im Schaufenster war letztens aber auch eine Tabelle, aus der der geneigte Lärmimmissions-Verursacher punktgenau ablesen konnte, an welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit er sich nicht nur in der Nachbarschaft mit seinem motorbetriebenen Gartengerät ganz dolle unbeliebt macht, sondern sich auch so was von in die Illegalität begibt. Mir persönlich ist das vollkommen egal, weil, wenn ich draußen nicht mehr sägen darf, verleg ich halt drinnen in der Küche Teppichboden - und reiß ihn wieder raus. Das geht allemal recht leise von statten. 

Apropos 'leise von statten': Wenn ich tatsächlich Halloween Zeit gehabt hätte, wäre ich auf den Alten Friedhof gegangen. Da gab's nämlich wieder eine Führung. Diesmal zum Thema "Die Ursprünge von Halloween - Symbole auf Grabstätten". Um 19 Uhr ging's los und man sollte Taschenlampe, Martinslaterne oder Kerze mitbringen. Das war doch mal ne tolle Idee! Schade, so viele Events anlässlich Halloween und ich hab Rücken und Knie vom Laminat Verlegen.

Aber ich will nicht kümen. Letztens ist mir genau das Gegenteil passiert: Also, ich hatte nichts Besonderes vor und habe etwas Tolles erlebt. Samstags fuhren mein Traummann und ich mit dem Fahrrad in die Stadt - wie immer ein paar Punkte auf dem Stadtzettel zum Abarbeiten. Punkt eins, Nadeleinfädler bei Kastenholz. Da hab ich vielleicht geguckt, als die Verkäuferin mir original das gleiche Ding auf die Verkaufstheke legt, was bei mir nach gefühlten hundert Jahren kaputt gegangen war. Also dass es da nach wie vor nur dieses pisselige Blechding gibt. Punkt eins abgehakt, Abstellen der Fahrräder am Beginn der Bonngasse und weiter zu Fuß in selbige - wie der Japaner. Mein Ziel war aber nicht Beethovens Geburtshaus, sondern laut Punkt zwei meines Stadt-Erledigungszettels Promod - wo ich jedoch nie ankam. Als wir nämlich an der Kirche vorbeikommen, herrscht davor ein ungewohnt lebhaftes Treiben. Menschen betreten und verlassen das Gotteshaus. Und plötzlich stehen wir in der Kirche, sind überwältigt vom überbordenden Blau und Gold , bestaunen den hölzernen Altar, und ehe wir uns versehen, nehmen wir an einer einstündigen Führung teil, erfahren den Grund für die prächtigen Farben, erfahren die Geschichte über das Holz ... Als wir die Kirche verließen, war der Nachmittag alt, die Sonnenstrahlen gelangten schon lange nicht mehr in die Fußgängerzone. Wie lange mussten wir in der Kirche gewesen sein? Als Bonner hatten wir die Namen-Jesu-Kirche betreten und als Touristen verließen wir sie. Was für ein schönes Erlebnis - ungeplant, kein Termin im Kalender.

Dieser Katastrophenalarm in der Nacht am letzten Oktoberwochenende war ja auch nicht geplant. Im Schaufenster habe ich dann später gelesen, was da so zu beachten ist - im Ernstfall: "Suchen Sie geschlossene Räume auf und nehmen Sie ggf. Passanten auf." Ich stell mir jetzt nur vor, der Rosenmontagszug zieht an unserem Haus vorbei und die Sirenen beginnen zu heulen ... Was läge da näher, als alles daranzusetzen, sämtliches Vitamin B zu aktivieren, um in die Bonner Ehrengarde aufgenommen zu werden. Da hätte ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erstens ginge ich Rosenmontag selbst mit im Zug und könnte mir aussuchen, in welchem schmucken Haus ich bei Katastrophenalarm gerne einmal eine Zeit lang verweilen möchte. Und zweitens hätte ich im Oktober immer einen zusätzlichen Anlass, mein Dirndl zu tragen. Die hatten nämlich zünftig mit Dirndl und Krachledernen zum Oktoberfest ins Zeughaus eingeladen. Da muss ich jetzt allerdings zugeben, kommt mir der Konjunktiv gerade zupass. Aber selbst im Selbigen ist dieses Szenario kaum zu ertragen.

Also bis jetzt, der Herbst ... Ich muss direkt aufpassen, dass ich trotz Kettensäge und Laminat noch genug Zeit für das Studium meines Werbeblättchens habe.