Dienstag, 21. Februar 2017

Mein Horoskop steht auf Grün

Also wenn man mich gefragt hätte, was ich von Horoskopen halte. Klar, weder lese ich sie, noch glaub ich dran - hätt' ich gesagt. Aber wenn das Horoskop in meinem SCHAUFENSTER ...
Danach steht für 2017 dem Schützen, also mir, in Sachen Liebe und Partnerschaft Folgendes ins Haus: Uranus verleiht Ihrer Liebe ganzjährig Originalität und Experimentierfreude. Im Februar und März verwöhnt Venus mit harmonischen Stunden. Mit Venus und Uranus blühen Sie im Dezember regelrecht auf und können sich nun ganz neu verlieben. Dank Neptun fühlen Sie sich wie im Traum.
Ich hab dann einfach mal beim Skorpion nachgeschaut, was dem so in Punkto Liebe und Partnerschaft vorausgesagt wird: Bereits Mitte Januar bringen Venus und Neptun Romantik ins Miteinander. Doch erst im November können sich mit Jupiter und Venus richtig intensive Gefühle einstellen, so dass einer glücklichen Liebe nichts im Wege steht. Anfang August warnen Pluto und Jupiter jedoch noch vor Eifersucht.
Was mir jetzt schon aufgefallen ist, dass beim Skorpion, was mein Traummann ist, von Februar bis Oktober das Thema Liebe komplett unter den Tisch fällt. Dafür aber im August das böse Wörtchen Eifersucht auftaucht. Wenn ich jetzt aber die beiden Horoskope zusammen lese, dann sieht's gar nicht so schlecht für uns als Paar aus: Für die ersten drei Monate steht bei beiden Sternzeichen Romantik und Harmonie. Und bis zum November halten wir zwei Hübschen uns mit der mir versprochenen Originalität und Experimentierfreude in der Liebe über Wasser. Was den November anbelangt, da hoffe ich für meinen Traummann, dass die intensiven Gefühle, die sich da bei ihm einstellen, mir gelten. Nicht umsonst steht ja da nichts von einer neuen Liebe. Und außerdem, Experimentierfreude, hallo!

Falls die aber nicht gereicht haben sollte, die Experimentierfreude, habe ich vorsorglich mal einen kleinen Artikel aus meinem SCHAUFENSTER ausgeschnitten und aufbewahrt. Dort liest es sich unter der Überschrift "Blaulicht": In Küdinghoven ist am Sonntagabend eine 60-Jährige verhaftet worden. Die Frau soll ihren Mann bei einem Streit in der gemeinsamen Wohnung so schwer verletzt haben, dass dieser später im Krankenhaus verstarb. Die Polizei ermittelt. Dass wir uns da nicht missverstehen, für mich persönlich käme so was nie in Frage, aber einfach mal so diese wenigen Zeilen zufällig zuhause auf den Tisch gelegt. Da muss man ja gar nicht drüber sprechen. Zufällig gelesen und du, also jetzt mein Traummann, hast das im Hinterkopf. Ich mein, das wirkt doch nach.

Aber keine Frage, ich würde es erst mal im Guten versuchen. Zumal da mein SCHAUFENSTER mir auch wieder hilfreich zur Seite steht. Da gab es einen entzückenden Artikel über den Walter und die Maria Heimerzheim, die seit 70 Jahren verheiratet sind, sich ihr ganzes Leben lang kennen und kürzlich Gnadenhochzeit (muss dieses Fest denn so heißen?) gefeiert haben. Natürlich wurden sie auch nach dem Rezept für eine solch lange und zufriedene Ehe gefragt. Beide meinten, dass man nie im Streit zu Bett gegangen sei, sondern vorher immer alles geklärt habe. Ich mein, im Moment ist ja da bei uns laut Horoskop noch kein Handlungsbedarf, aber man weiß ja nie. Ich hab's deshalb schon mal ausprobiert, für alle Fälle - mit mäßigem Erfolg, eher mit keinem Erfolg. Was soll ich sagen, danach hatten wir so was von einen Streit. Weil, was ich jetzt wirklich falsch gemacht hatte, aber da sieht man mal, man muss es für den Notfall üben. Wo ich mich jetzt wirklich blöde angestellt habe: Mein Traummann war schon dermaßen was von im Tiefschlaf, als ich ihm ins Ohr gebrüllt habe, dass wir noch unbedingt unsere Differenzen beilegen müssten. Der war dann so was von sauer - kann ich auch verstehen. Gott sei Dank brachten das Venus und Neptun mit der Liebe wieder in Ordnung.
Apropos Liebe. Neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER "Einsatz für die Müllpolizei": Erzieherin Renate Wollner vom Naturkindergarten "Die Grashüpfer" erklärt die "Müll-Entdeckungstour", die den Kindern ihrer Kita einen Sinn für die Umwelt und Müllvermeidung gebracht hat. Auch die 5-jährige Nila kommt zu Wort: "Ich sag dir mal, wofür die Tonnen sind. Die blaue Tonne ist für Papier, die gelbe für Plastik, die graue für Restmüll und die grüne für Bio-Müll."
Ich komm deshalb drauf, weil mein Nesthäkchen ja ausgezogen ist, in eine Wohnung auf dem Bonner Markt. Und da entsann ich mich plötzlich, dass sie mal in einem Nebensatz erwähnt hatte, es gebe da im Keller nur eine Mülltonne für alles. Da werde also nicht getrennt. Damit komme sie gar nicht klar. Klar, die Eltern des Nesthäkchens wohnen im Auerberg und da wird so was von getrennt. Was ich aber eigentlich sagen wollte, ich dachte jetzt, das Kind hat seine Eltern so was von ganz dolle lieb, so oft wie das uns besuchen kommt. So ganz mit dem ganz dolle lieb ist das aber nicht. Weil, als ich neulich einen Teebeutel (ohne Metallklammer!) in der grünen Tonne entsorgen wollte, da war die so was von voll. Und da wurde mir klar, dass meine Kleine deshalb so häufig ihre Eltern besucht, weil sie, bevor sie das Haus betritt, ihren Müll in unsere Tonnen schmeißt.

Apropos grüne Tonne. "Grün für Beethoven" lautete kürzlich eine Schlagzeile in meinem SCHAUFENSTER: Bei beginnender Grünphase sei nun das Beethovengesicht auf der Ampel am Anfang der Bonngasse in unmittelbarer Nähe zum Geburtshaus des genialen Musikers zu sehen. Es handele sich zunächst um ein Pilotprojekt. Falls aber alle Gremien mitspielten, werde das Antlitz Beethovens bald von jeder Ampel auf Bonns Innenstadtstraßen huldvoll auf die Autofahrer herunterschauen. Gas geben für den Geburtstag, so heiße die Devise!
Was mir da so ein wenig Sorge bereitet, hoffentlich versteht das der ein oder andere Autofahrer nicht falsch!

Ich bin mir da nicht sicher, ob das nicht eine Idee für die Tonne ist. So sagt man doch, oder?

Mittwoch, 11. Januar 2017

Bin ich froh, dass die ganze Weihnachtsbeleuchtung in Bonn verschwunden ist! Vor allem die Weihnachtsbäume! Ich bin da so was von durch mit ...

Dort, ganz hinten, am Ende der Passage leuchtet ein großer, wunderschön dekorierter, elegant geschmückter Weihnachtsbaum, zieht mich in seinen Bann, lockt mich. Und so betrete ich die Passage: Rechts am Eingang der Passage seit eh und je das edle Schmuckgeschäft, weiter auf der linken Seite ein teurer Kinderschuhladen. Und sonst? Über mir edle Lüster, laufe auf edlen Böden vorbei an riesigen Schaufenstern - von leeren Ladenlokalen. Und damit die Leere nicht so unendlich leer wirkt, im Schaufenster zwei riesige Plüschaffen in Bewegung, Weihnachtssterne bastelnd! Gehe weiter auf den festlich geschmückten Baum zu. Dort, beim Weihnachtsbaum, ist auch die Mitte der Passage. Gleite in einem gläsernen Aufzug nach unten. Vorbei an freigelegten Ausgrabungen. Wunderschön, geschmackvoll, mit Liebe zum Detail. Hier war ich noch nie! Und mit mir waren wohl die meisten Menschen hier noch nie! Bin ganz allein. Schwebe wieder dieselben wenigen Meter nach oben und stehe vor einem weiteren funkelnden Weihnachtsbaum - neben dem Bistro ENTE. Geschlossen ist es, leer! Und über dem Eingang noch immer die Speisekarte bis in alle Ewigkeit mit Lackstift fixiert und gegenüber das Ladenlokal - leer! Und damit die Leere nicht so gespenstisch leer wirkt, im Schaufenster ein riesiger Plüschaffe und ein Hase, der die Weihnachtsdekoration zusammenkehrt, weil's ja jetzt mit schnellen Schritten auf Ostern zugeht.

Spüre plötzlich eine tiefe Trauer in mir. Und sehe das Spiegelbild einer Frau im Schaufensterglas. Sie weint. Weint um die Zeit, in Gedanken an die Kaiserpassage, wie sie einmal war. Bei Weitem nicht so prunkvoll, aber voller Menschen. Steht da in der Passage, die sich herausgeputzt hat, aber für wen? Und dann geht sie, die Frau, links hochwertige Damenoberbekleidung, rechts exquisite Hemden und Krawatten, daneben feine Negligees. Könnte jetzt eine Treppe hinauf nehmen, zur Galerie, einer weiteren Ladenzeile. Doch wozu? Alles leer! Negligee - neglegere - nicht beachten. Könnte auch jetzt wieder mit dem Aufzug nach unten zum Ausgang gleiten. Doch sie will nur noch raus, nimmt die Treppe, zwei Stufen auf einmal, will nur noch raus, aus der Kaiserpassage.
Hätte der Weihnachtsbaum sie doch nur nicht in die Kaiserpassage gelockt!

Ich bin so was von durch, mit Weihnachtsbäumen! Und, klar, dass ich da jetzt auch für anfällig war! Weil, ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Zeckengefahr im Weihnachtsbaum" gelesen. Da hieß es: Es ist Winter, die Zeckenzeit liegt in weiter Ferne und Frühsommer-Meningoenzephalitis ist sowieso erst ein Thema, wenn es wieder warm wird. Oder? Hallo, dieses Oder! Da les ich doch weiter, oder? Die Plätzchen seien gebacken, das Haus sei geschmückt - fehle nur noch der Christbaum für das perfekte Weihnachtsfest. Damit aber unter dem Baum neben den Geschenken nicht auch Krabbeltiere Platz fänden, gelte es, ein paar Hinweise zu beachten. Denn laut einer aktuellen Gartenstudie der Universität Hohenheim sind Zecken zunehmend das ganze Jahr aktiv. Dies liegt daran, dass die Spinnentiere bei Temperaturen ab sieben Grad Celsius an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen aus der Winterstarre erwachen - unabhängig von der Jahreszeit. Zecken mögen es warm und feucht, im Winter lauern sie meist unter einer dicken Laubschicht. An milden Tagen kann es aber vorkommen, dass sich das ein oder andere Exemplar auf die Suche nach einer Blutmahlzeit macht. Wer sich also vorgenommen hat, einen Weihnachtsbaum zu kaufen, sollte auf Zecken achtgeben. Sie klettern auf liegende Bäume genauso wie auf stehende in Höhen bis zu 1,50 Meter und lassen sich von dort abstreifen. Die Zecke gelte als gefährlichstes Tier Deutschlands. Grund genug, die Zecken im Weihnachtsbaum zu entfernen, bevor etwas passieren kann. Dazu sei es am besten, den Baum einige Tage im Keller oder in der Garage zu lagern, bevor der Baum in die Wohnung getragen wird. Die Zecken fallen dann aus ihrer Winterstarre und krabbeln fort. Außerdem sollte der Baum einmal geschüttelt werden, um eventuelle Zecken vom Baum zu vertreiben. Im Winter erschweren wir Menschen den Zecken bereits durch lange Kleidung den Zugang zu unserer Haut. Trotzdem sollte nicht vergessen werden, sich nach dem Schmücken des Weihnachtsbaumes nach Zecken abzusuchen.

So las es sich in meinem SCHAUFENSTER! Ich hab da selbstredend sofort Rot gesehen! Und das, ohne an einer Ampel zu stehen! Da half es auch so was von gar nicht, dass ich bewusst meinen Baum bei OBI gekauft hatte. Hatten die doch in ihrer Anzeige in meinem SCHAUFENSTER geschrieben "Wenn man sich auf OBI verlässt, wird Weihnachten zur Zeit der Besinnung auf Harmonie, den Frieden und die Familie". Als ich diese Zeilen las, dachte ich, Mensch, so einfach, wenn das sich mal rumsprechen würde!
Ich persönlich hatte jetzt nicht wirklich die Harmonie in der Familie am Start. Gut, ich kann meine Lieben jetzt auch irgendwie verstehen. Weil, ich hab dann erst einmal einen Schüttelplan aufgestellt. So wie ich es auf Toiletten in Restaurants kenne. Da kannst du dann, während du Pipi machst, genau sehen, wer wann zuletzt das Klo gesäubert hat. Und genau so hatte ich mir das mit dem Schüttelplan gedacht. Dort stand jede volle Stunde der Name einer meiner Liebsten drauf, der in die Garage zu gehen und den Baum zu schütteln hatte. Ich geb' zu, bei der Einteilung für Nachtschichten gab's dann schon den ein oder anderen Familienstreit. Na ja, und als dann das ein oder andere Mal nicht abgezeichnet worden war, hab ich eben Nägel mit Köpfen gemacht. Ich mein, hallo, wenn haufenweise Blutsauger lauern? Ich hab's dann konsequent durchgezogen: Der Baum ist erst gar nicht ins Wohnzimmer gekommen, wurde nicht geschmückt und an Heiligabend standen meine Liebsten und ich für ein paar Sekunden - selbstredend ganzkörpervermummt - um selbigen herum. Ich vermute mal, dass das der Grund war, warum mich der geschmückte Weihnachtsbaum in der Kaiserpassage in seinen Bann gezogen hat!

Ich habe dann lange mit meinem Therapeuten gesprochen, wie ich mein Tannenbaum-Trauma verarbeiten kann. Und habe da jetzt für mich eine tolle Lösung gefunden, und passend dazu! Ich habe zu Weihnachten einen Tannenbaum-Hausanzug bekommen. Und so gehe ich Karneval als Weihnachtsbaum. Wer hätte das gedacht, ich im Jumpsuit!  

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Schade, das erste deutsche Stromorchester spielt nicht im WCCB!

Es gibt in diesen Tagen solche Tage, da öffne ich die Haustür nur, um mein SCHAUFENSTER aus dem Briefkasten zu holen. Und oftmals kommt es in dieser usseligen Jahreszeit vor, dass ich mich endlich angepüngelt habe und vor die Haustür trete - und vergessen habe, was ich draußen eigentlich wollte. So lange dauert das, bis ich für's Fahrrad gegen Kälte, Regen und Wind aufgerüstet bin.
Apropos aufrüsten. Las ich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER "Sicherheitsakademie NRW" (eingerahmt vom NRW-Wappen) und darunter in kleineren Lettern "Keine Behörde des Landes NRW, Inhaber Joscha Czarnecki - Wir bilden Zeitsoldaten aus".
Gut, dachte ich, warum nicht. Privatisierung scheint ja die neue Zauberformel zu sein. Überall wird ja privatisiert oder zumindest darüber nachgedacht. Aber dass jetzt die Ausbildung von Soldaten in privater Hand liegen soll, ging mir dann doch irgendwie zu weit. Ich hab dann noch mal mit meinem Traummann (das kommt in letzter Zeit häufiger vor, das betreute Lesen!) die Anzeige genau studiert und da hieß es dann weiter: Wir bieten eine Weiterbildung zur Sicherheitsfachkraft mit Vorbereitung Sachkundeprüfung nach § 34 a der GewO. Wir bilden Zeitsoldaten aus. Weiterbildung für Berufsunfähige und Arbeitslose. Sie erhalten eine schriftliche Einstellungszusage durch eine Sicherheitsfirma.  
Immerhin, beim zweiten Anlauf verstanden!
Das kenn ich aber auch ganz anders. Ich sag nur: "Seit der Einwerbung des Exzellenzclusters 'Immuno-Sensation' im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder hat sich dieses Forschungsgebiet an der Universität rasant entwickelt." Hab ich natürlich nicht gesagt, sondern zitiert, den Rektor der Uni, den Prof. Michael Hoch. Ja, mein SCHAUFENSTER fordert mich, und schon verbringe ich wieder den halben Tag draußen im Internet bei Wikipedia. Darauf bin ich mittlerweile eingestellt (ich muss mich dafür ja nicht extra warm anziehen).

Apropos einstellen. Hat die Beethovenhalle ja - den Betrieb eingestellt. Deswegen in meinem SCHAUFENSTER der Artikel "Intermezzo im WCCB". Das  WCCB sei jetzt Ersatz-Spielstätte für das Beethoven Orchester. Welch Glück, dass ich den Artikel weitergelesen habe! Jetzt nicht wegen der Kosten der Interimslösung, die mit rund 2,5 Millionen Euro zwar teuer werde, aber eine adäquate akustische Qualität biete. Und auch nicht wegen der Information, dass ursächlich dafür verschiedene Planungsunschärfen (obwohl, dieses Wort!) in der Vergangenheit seien. Nein, hätte ich den Artikel nicht gelesen, wäre ich vermutlich um den Genuss folgender Buchstabenkonstellation gekommen, hätte ich mich um den Spaß an folgender Letterngruppierung gebracht: elektronische Nachhallverzögerungsanlage! Die es aus zweierlei Gründen im WCCB nicht gibt. Erstens hätte sie zusätzlich 1,8 Millionen Euro gekostet. Und zweitens wäre deren Sinn zweifelhaft gewesen. Wäre doch die Beethovenhalle so gut wie fertig, wenn die teure Anlage eingebaut gewesen wäre. Das macht Sinn. Viel Lärm um nichts - aber allein schon wegen dieses Wortes hat es sich doch gelohnt!
Und ich kann nur hoffen, dass das im WCCB nicht immer alles reibungslos läuft. Also dass sich zum Beispiel während eines Konzerts die Hubpodeste selbstständig machen, wäre schon mal ein nettes Intermezzo. Oder aber, ich komm drauf, weil ich  über das "mechanische Konzertzimmer" las. Dessen Bühne messe eine Tiefe von 14 Metern und eine maximale Breite von fast 24 Metern. Eine Besonderheit sind die sogenannten Deckensegel, die im Falle eines Brandes aus ihrer waagerechten Position in eine senkrechte Position geklappt werden können, wodurch eine flächige Beregnung der Bühne mit Löschwasser ermöglicht wird. Da kann ich nur hoffen (und ich stelle es mir auch gerade vor), dass es da häufiger zu Fehlfunktionen kommt! Weil, wenn das im WCCB immer alles reibungslos läuft, dann kriegst du die verwöhnten Liebhaber der klassischen Musik doch nie mehr zurück in die Beethovenhalle! Ich mein, wenn du dich zwischen New York und Wachsbleiche 16 entscheiden sollst - hallo! Die werden sich so was von an den großen Saal des WCCB, an New York, gewöhnt haben, dass die keine große Lust mehr auf eine Multifunktionshalle haben. Das wird Monate dauern, bis die sich wieder umgestellt haben. Wenn da im WCCB jetzt aber auch noch die elektronische Nachhallverzögerungsanlage (hab ich lang dran gebastelt, dass ich das Wort noch mal verwenden konnte) eingebaut worden wäre, den geneigten Musikgenießer hättest du doch in die Beethovenhalle hinein prügeln müssen.

In diesen Tagen, wo mein SCHAUFENSTER recht viel über die Beethovenhalle schreibt, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mich das nicht wirklich tangiert, dass ich persönlich auch ohne könnte. Und natürlich frage ich mich, warum der Zug, in dem die klassische Musik saß, immer an mir vorbeigefahren ist. Es kann ja nicht nur daran liegen, dass das Nachschauen des ein oder anderen Wortes, das ich in meinem SCHAUFENSTER lese und nicht verstehe, immer mehr Zeit in Anspruch nimmt. Gut, das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters wird auch immer umfangreicher. Das allein kann's aber auch nicht sein, warum ich höchstwahrscheinlich keinen wirklichen Unterschied zwischen dem Beethoven Orchester und dem "1. Deutschen Stromorchester" erkennen würde.
Ich glaub, ich muss da ganz ehrlich mit mir sein: Der Zug der Klassik ist gar nicht an mir vorbeigefahren, der hat schon gehalten, aber ich stand entweder am falschen Gleis oder hatte keine Lust einzusteigen!
Apropos Lust und lustig. Für mich gab's ja dafür das "1. Deutsche Stromorchester": Sechs in knallgelbe Overalls gekleidete Menschen gingen mit ernster Miene und selbstgebauten Instrumenten im LVR-Museum auf und ab. Mit sphärischen Klängen bespielten sie dort die laufende Ausstellung "Eva's Beauty Case"- und deren Besucher! Es ging ihnen nur darum,  Aufmerksamkeit mit ihren "Schneckenquadrofonen"zu erregen. Absurd und offensichtlich ohne Sinn. Und genau so sollte das, nach dem Kölner Künstler und Leiter Rochus Aust. Weil wir gerade bei Kunst sind, die Performance hieß "Hilde meets Eva", einfach so, ohne Sinn - Kunst eben.

Samstag, 17. Dezember 2016

Thekentratsch im Auerberg

Das war aber auch wieder ein Wechselbad der Gefühle zum Ende des Jahres! Neulich noch war ich in meinem Kulturraum Auerberg beim Matthias Jung, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, und jetzt bei Thekentratsch, bei denen ich vorletztes Jahr schon war! Was jetzt das Problem war, vom Matthias hatte ich mir nichts versprochen, und es war ein umso wunderbarer Abend. Aber bei den beiden Frauen, da hatte ich die Messlatte so was von hoch gelegt!
Und dann, welch fulminanter Auftritt - der Dotterblume aus dem Kohlenpott und des Trockengestecks aus Dinslaken, wie sie sich gegenseitig vorstellen. Da wissen wir Zuschauer sofort, wie dolle lieb sich die beiden Halbschwestern haben. Was wir auch mitbekommen, dass die Frau Sierp ihre Schwester für strunzdumm hält, wenn sie sagt, dass Niveau nur von unten aus wie Arroganz aussieht. Was wir aber auch von ganz alleine merken würden, weil die Dotterblume da gar nicht ihre Schwester braucht, damit wir eine Ahnung von ihren Lücken bekommen. So ist sie sich ganz sicher, dass Kalorien mit Käse überbacken bei 200 Grad im Backofen abgetötet werden. Wo ich aber bei der Frau, die ein Fis für eine Scheuermilch hält und ihren Hausarzt eine Konifere nennt, wo ich aber so was von bei dieser Frau bin: Wenn sie sich in ihrem Lied "Schmerzen im Kopf" gegen Männerbärte (ich denke mal, dass sie Frauenbärte jetzt nicht auch wirklich attraktiv findet) ausspricht.
Was wir übrigens auch mitbekommen haben, wie ganz dolle lieb die beiden ihre Mama haben. Da hören wir als Handy-Klingelton die kreischenden Geigen aus dem Film "Psycho" und wissen, die Mama ist dran. Die übrigens im Seniorenheim lebt, weil sie in die Wohnung ihrer Töchter nicht passte: "Sie sah in jeder Ecke kacke aus."
Auch mein letzter Samstagabend in meinem Kulturraum Auerberg war wieder ein voller Erfolg: ein unterhaltsames Programm, ein Gläschen Rotwein in der Pause zwischen Weihnachtskugeln und Nikolausmützen und wieder ein Buch aus meinem Gebrauchtwarenkaufhaus.
Was übrigens auch eine Premiere war: Meine jüngste Tochter hatte mich zum Kaffee in ihre neue Wohnung eingeladen. Und während sie den Kaffee in einem Kaffeefilter aus Keramik von Melitta aufbrüht und ich mit der Hand über die Tischdecke fahre, sage ich: "So ein Deckchen hab ich neulich zur Schatzinsel gebracht." Und die junge Frau antwortet: " Dann ist das wohl deine Decke. Die und den Kaffeefilter habe ich in der Schatzinsel für einen Spottpreis erstanden."

Hatte ich "mein letzter Samstagabend" gesagt? Ich meine natürlich "mein letzter Samstagabend in diesem Jahr". Ist doch klar!

Samstag, 10. Dezember 2016

Wie verabschiede ich meinen Ehemann?

Ja, auch ich habe andere Tage erlebt: Mein Mann und meine Kinder haben mich geliebt, ich hatte ganz liebe Freunde, die für mich durch dick und dünn gegangen wären, mein Bekanntenkreis war groß und das Verhältnis zu den Nachbarn war so was von entspannt und angenehm.
Aber das war einmal. Ich mein, ich halte es nach wie vor für stark überreagiert. Damals fand ich es schon vollkommen übertrieben, dass meine beste Freundin von jetzt auf gleich mit mir nichts mehr zu tun haben wollte, nur weil ich ihren Mann geküsste hatte (ja, Zungenkuss, stimmt, sollte halt möglichst echt aussehen). Wenn es die Straßenverkehrsordnung nun mal einfordert!
Und dass meine Tochter seit Monaten mit mir kein Wort ... Gut, sie hatte mich gebeten, sie mit dem Auto nach Siegburg zum Zug zu bringen. Den hat sie verpasst, deshalb den Flieger von Frankfurt ebenso - und den Indientrip in Gänze. Und das nur, weil ich sie nicht habe aussteigen lassen. Aber so bin ich halt,  ich und mein Unrechtsbewusstsein.  
Ja, und mein Nachbar redet auch nicht mehr mit mir, nimmt vom DHL-Mann keine Pakete für mich mehr an. Gut, ich kann jetzt seine Sichtweise auch ein Stück weit verstehen. Vor ein paar Wochen klingelte er an meiner Tür, schmerzverzerrtes Gesicht, höllische Bauchschmerzen, ob ich ihn, seine  Frau habe das Auto, zum Arzt, kein Thema. Ich habe mich ins Auto geschmissen und - habe aber vor der Arztpraxis nicht angehalten, um ihn rauszulassen. Okay, knappe drei Kilometer von der Arztpraxis entfernt, da hätte er auch gleich zu Fuß von zuhause gehen können.
Früher hätte ich ihn einfach vor der Arztpraxis aussteigen lassen. Aber jetzt hatte ich in der Einfahrt zu Knauber dieses Verkehrsschild gesehen und das hab ich dann im Hinterkopf, wie eingebrannt. Früher wusste ich es eben nicht besser.

Ich mein, ich hab' schon gemerkt, dass es um mich herum immer ruhiger wurde und mir plötzlich viel Zeit, sehr viel Zeit für Pediküre (im Winter, wo es sowieso keiner Sau auffällt) und Maniküre zur Verfügung stand. Aber seit ich dieses Verkehrsschild "Kiss and ride" wahrgenommen hatte, ich hab da früher nie so drauf geachtet. Irgendwann war der Leidensdruck so was von groß - ich hab dann gegoogelt. Bei Wikipedia stand dann Folgendes (und da wusste ich auch, warum ich für die immer spende, für die Damen und Herren von Wikipedia):

Der Begriff Kiss and ride beschreibt ein Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung. Dabei werden die Fahrgäste des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem Verknüpfungspunkt (in der Regel ein Bahnhof oder eine Haltestelle) gebracht oder von dort abgeholt. Im Gegensatz zum Park-and-ride-Prinzip wird das Fahrzeug am Verknüpfungspunkt jedoch nicht dauerhaft abgestellt.

Ziel dieses weltweit angewandten Prinzips ist die Steigerung der Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrsangebotes, da ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe des Verknüpfungspunktes ermöglicht wird und zudem die Parkplatzsuche entfällt.

Inhaltsverzeichnis
1          Entstehung
2          Bedingungen
3          Kritik

Entstehung
Bei dem Begriff „Kiss and ride“ (auch Kiss und Ride oder K+R bzw. K&R, wörtlich aus dem Englischen „Küssen und mitfahren“) handelt es sich um eine Wortneuschöpfung, die erstmals 1956 in der Los Angeles Times Erwähnung fand:

„I believe we are going to have co-ordination between automobiles and rapid transit. It will be park and ride or kiss and ride — where the wife takes the husband to the rapid transit line and kisses him good-by.“

„Ich glaube es wird eine Verbindung zwischen Auto und Bahn geben. Es wird Park and ride oder Kiss and ride sein – wo die Frau den Mann zur Bahnstrecke bringt und ihn zum Abschied küsst.“

– Los Angeles Times, Artikel Transit Plan Agreement Smoked Out, 20. Januar 1956
In Deutschland konnte Kiss and ride etwa 10 Jahre später (z.T. noch als Konzept) Fuß fassen.

Bedingungen
Für Reisende ist Kiss and ride interessant, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

Der Reisende hat keine Fahrerlaubnis oder ist nicht in der Lage ein Fahrzeug zu steuern (beispielsweise aus Alters- oder Gesundheitsgründen).
Während der Reise soll das Fahrzeug nicht am Verknüpfungspunkt verbleiben, weil es anderweitig benötigt wird (beispielsweise vom Partner oder dem Arbeitskollegen).
Kostengründe oder Sicherheitsbedenken (Vandalismus bzw. Diebstahl) sprechen gegen ein längeres Abstellen des Fahrzeugs am Verknüpfungspunkt.
Der Reisende hat am Zielort kein Fahrzeug zur Verfügung oder will aus Kosten- oder Bequemlichkeitsgründen nicht auf Taxi oder öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen.

Kritik
Es hat sich gezeigt, dass der Begriff insbesondere in nicht Englisch sprechenden Ländern kaum allgemeinverständlich ist und eher sogar Missverständnisse erzeugt. So sollen beispielsweise einem Bericht des österreichischen Onlinemagazins kath.net zufolge „nicht ÖBB-sprachkundige Personen“ im Jahr 2011 einen Wegweiser zu einem Kiss-and-ride-Parkplatz in Wien als Hinweis auf Prostitution verstanden haben. Das Missverständnis sei erst durch eine Auskunft der Österreichischen Bundesbahnen behoben worden.

Um diesem Problem zu begegnen, haben sich mehrere Kommunen und Verkehrsunternehmen dazu entschlossen, die Bezeichnung „Kiss and ride“ nicht mehr zu verwenden und stattdessen alternative Bezeichnungen, wie etwa „Kurzzeitparken“ oder „Abwurfzone“ zu verwenden. So hat beispielsweise auch die Deutsche Bahn AG im Februar 2010 angekündigt, dass sie auf Anglizismen wie „Kiss and ride“ zukünftig verzichten wolle.

Was für eine Quelle der Inspiration. Ich fasse zusammen: Ich habe jahrzehntelang meine Lieben zum Zug gebracht - wahlweise auch wieder abgeholt - und damit dem Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung  quasi Leben eingehaucht, ohne es zu wissen!
Früher ging ich davon aus, dass ich mein Kind zum Zug bringe und anschließend wieder alleine nach Hause fahre. Heute weiß ich es besser. Ich habe einen Fahrgast des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem Verknüpfungspunkt gebracht, und habe anschließend das Fahrzeug, also meins, am Verknüpfungspunkt nicht dauerhaft abgestellt (warum auch, ich hätte ja dann zu Fuß nach Hause gehen müssen). Und, ohne es zu wissen, habe ich dabei mitgewirkt, und zwar global, die Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrsangebotes zu steigern, indem ich ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe des Verknüpfungspunktes ermöglicht habe.    
Und dass ich das wieder den Amerikanern zu verdanken habe, dass die mich da mit ins Boot - also hier jetzt konkret ins Auto - genommen haben. Ich würde heute noch vollkommen zieldesorientiert meine Kinder zur Bahn bringen, um ihnen einfach das Leben zu erleichtern, statt globale Verantwortung für ein weltweit anerkanntes Prinzip zu übernehmen. Wo stünde (führe) ich nur ohne die Amerikaner?
Der Punkt "Bedingungen" - ganz wichtig für mich in dem Zusammenhang! Ich hätt jetzt vermutet, Bedingung ist, dass ich Zeit und Lust habe, mein Kind zur Bahn zu bringen. Wie ich lese, vollkommen daneben! Aber kann ich trotzdem unterschreiben, Wort für Wort!


Was jetzt die Ausführungen zu Punkt "Kritik" betrifft, nun ja, schätze mal, dass sich mein Traummann in Kürze von mir trennen wird. Weil, durch die Lektüre des Wikipedia-Artikels, also da hat mich das Wort ... Nicht die Geschichte, ob man nach jahrzehntelanger Ehe die Hand für den Göttergatten ins Feuer legt, dass der noch nie ... Aber "Abwurfzone", tolles Wort! Wenn da nicht der Deutsche Verkehrsicherheitsrat seine Hände im Spiel hat. Das klingt so was von nach Experten. "Abwurfzone", dieses Wort muss sich in mein Unterbewusstsein irgendwie hineingefräst haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich mein, da muss man ja erst mal drauf kommen. Den Göttergatten einfach während der Fahrt - gut, ich hatte schon verlangsamt - an der Fernbushaltestelle aus dem Auto zu schubsen. 

Mittwoch, 30. November 2016

Die Garderobe der Beethovenhalle - Kleiderbügel erinnern sich

Man kann's keinem erzählen. Was war ich doch für eine verantwortungslose Mutter! Ich komm deshalb drauf, weil, neulich stellte sich in meinem "Schaufenster" eine weiterführende Schule den Eltern von Viertklässlern als eine aktive vor. Ich las also von einer nicht passiven Schule - und ich las über einen anerkannten Bewegungskindergarten, der nach der Montessori-Pädagogik funktioniert.
Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, mich mies zu fühlen, gab es da noch den langen Artikel mit der Überschrift "Zu schwer für i-Dötzchen" mit vielen wichtigen Tipps für eine rückengesunde Schulzeit: Vermeidung von Ranzengewichten, die zehn Prozent des Körpergewichtes des Kindes überschreiten; nur Tornister verwenden, die keinen Druck auf die Lenden ausüben, auf Schulterhöhe abschließen und mindestens vier cm breite Gurte besitzen. Bewegungsmangel stelle die Hauptursache für Rückenleiden dar. Sport stärke Muskeln und entlaste die Gelenke. Kein Wunder, wenn die meisten Kindergärten keine ausgewiesenen Bewegungskindergärten sind!  

In was für einer Zwickmühle sind da doch viele Eltern: Einerseits chauffieren sie ob des schweren Ranzens ihren Schatz jeden Morgen zur Schule (und holen ihn auch selbstredend wieder ab). Andererseits hat das arme Kind deshalb zu wenig Bewegung.
Welch schlichter Mensch ich da doch bin! Meine Kinder sind schlicht in den Kindergarten gegangen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nie gefragt, ob die sich da auch bewegen. Und ich weiß auch nicht, ob die Schule, die sie ohne mich selbstständig aufsuchten (mit ihrem Ranzen, dessen Gewicht ich nie gewogen habe!), eine aktive war.
Apropos Schule und aktiv. Wo die Schüler ja echt aktiv werden, ist, wenn es darum geht, im Vorfeld so viel wie möglich Geld für den Abiball zu sammeln - für den Abiball in der Beethovenhalle.
Bei der Closing-Party in der Beethovenhalle ist ja auch einiges, an Menschen und an Geld, zusammengekommen. Allein wenn ich in meinem "Schaufenster" las, dass im Herzstück des Bonner Wohnzimmers, dem großen Saal, die Resident DJs der AfterJobParty für die beste Partystimmung sorgten. 

Und dann las ich aber auch in meinem "Schaufenster": In ihrer neuen Themenreihe "Beethovenhalle reloaded - Genau hingeschaut" begleitet die VHS den Umbau und die Sanierungsarbeiten der Beethovenhalle. Den Start der Reihe macht ein Vortrag von Constanze Falke und Dr. Martin Bredenbeck von der Werkstatt Baukultur. Ihr Vortrag "Ein Denkmal in besten Händen" wirft einen Blick in die Planungs- und Baugeschichte dieses außergewöhnlichen 1950er-Jahre-Baus. Zwei weitere Vorträge dieser Reihe seien geplant. Dr. Irmgard Bodsch stelle die Eröffnung der Beethovenhalle genauer vor und Stadtdirektor Wolfgang Fuchs gebe Einblick hinter die Kulissen eines Großprojektes. Der Eintritt beträgt fünf Euro.

Da hätte man sich meiner Meinung nach noch einiges an Vorträgen und Events einfallen lassen können, um die Kasse für die Sanierung zu füllen. Spontan fällt mir da eine sicherlich ungemein interessante Themenreihe ein: "Die Toiletten der Beethovenhalle - Klobrillen packen aus". Ich könnte mir da den Vortrag vorstellen "Welcher Rockstar oder welcher Politiker hat wann auf welcher Klobrille gesessen" oder "Wie viele Liter Bier wurden in welchem Jahr von welchem Karnevalsprinzen bei einer Prinzenproklamation entsorgt". Auch "Die Garderobe der Beethovenhalle - Kleiderbügel erinnern sich". Und für die physikalisch Interessierten "Rock- und Popkonzerte - ein Ranking der schlechten Akustik".

Noch mehr Geld hätte man allerdings mit Events machen können. Die liegen ja so was von im Trend. Ich komm deshalb drauf, weil ich in meinem "Schaufenster" von einer interessanten Aktion las: "Über den Dächern von Bonn" hieß es da. Die Führung biete einen Blick aus der Vogelperspektive auf die Bundesstadt. Dazu steigen die Teilnehmer auf das Dach des Stadthauses, das sonst nicht für Besucher zugänglich ist. Wer an der 1,5-stündigen Führung teilnehmen wolle, sollte gut zu Fuß sein, denn für den Aufstieg auf das Stadthausdach seien - nach der Fahrt mit dem Aufzug ins 17. Stockwerk - etwa 70 Stufen zu bewältigen. Ich komm deshalb drauf, weil die Dachkonstruktion der Beethovenhalle ja eh saniert wird. Ein Megaevent hätte das werden können. Gerade heutzutage, wo Battles und Challenges so was von in sind. Man hätte alle Horrorclowns und solche, die Horrorclowns witzig finden, und solche, die rohe Eier an Häuserwände werfen, und solche, die das witzig finden, also alle Vollpfosten auf das Dach der Beethovenhalle zur ultimativen "Battle-Challenge-Nacht einladen können. Und die Challenge: Wie viele Menschen können sich auf dem gewölbten Dach halten, bis einer runterfällt? Oder aber (weil, da wäre ja jetzt nur einer runtergefallen)  man hätte die alle auf einen Schlag aufs Dach gelassen - und später hätte man erfahren, dass zu viele Besucher gleichzeitig auf dem Dach standen - leider.

Unfasslich, was für abgrundtief schlechte Gedanken ich habe. Was für ein schlichter, schlechter Mensch ich doch bin. Aber das zieht sich ja durch bei mir. Erst eine schlechte Mutter und dann - eine schlechte Oma wäre ich obendrein. Las ich doch in meinem "Schaufenster" die Lettern "Kindernotfallkurs für Großeltern": Für Großeltern in Bonn gibt es jetzt erstmalig einen Erste-Hilfe-Kurs für Kindernotfälle. Diesen bietet die Abteilung für Neonatologie am Bonner Universitätsklinikum jetzt zusätzlich zu den regelmäßig stattfindenden Kindernotfallkursen für Eltern an. Großeltern können lernen, in einer Notfallsituation als Ersthelfer wirkungsvoll und adäquat zu handeln.

Wenn ich den Artikel jetzt nicht gelesen hätte, ich hätte einfach so auf die Enkelkinder aufgepasst. Wobei, einen Vorteil hat das Ganze ja. Wenn du als Oma keine Lust auf Babysitten hast, sagst du einfach, du seiest leider keine zertifizierte Oma.  

Mittwoch, 9. November 2016

Das richtige Heben eines Bierkastens - ein Quantensprung für uns Frauen!

Ich hab so was von Rücken. Das kann ich keinem erzählen, wie's dazu kam. Ich bin aber trotzdem zur Eröffnung der Ausstellung "Am Horizont" von Thomas Huber gegangen. Weil, Sitzen geht gut. Und das kann man ja in dem Auditorium vom Kunstmuseum Bonn recht nett (da war ich übrigens noch nie!). Dort lauschte ich dann den vier Reden, wie es in der Einladung zu lesen gewesen war. Insgesamt eine halbe Stunde und inspiriert noch dabei, da konnte ich jetzt nicht maulen. Wobei, mit einem Gläschen Prosecco vorneweg und einem zweiten in der Hand hört es sich einfach noch besser zu. Dabei fiel mir auf, das war das erste Mal, dass ich bei einer Ausstellungseröffnung in einem Museum war. Weil, der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier - und ich so was von besonders. Und mit meinen 56 Jahren bin ich folgenden Deal gewohnt, ich kenn's nicht anders: Ich nehme mir die Zeit, mach die Statistin und tu so, als ob ich mir die Kunst, oder wie auch immer man es denn nun bezeichnen mag, anschaue. Und dafür bekomme ich vom Künstler, oder wie auch immer man ihn nun bezeichnen mag, eine Gläschen Sekt, im Notfall auch zwei, und - das ein oder andere Häppchen. Gut, ja, ich hätte mir auch ein Gläschen kaufen können, aber ...

Apropos kaufen. Da merkt man mal wieder, Werbung ist einfach alles. Wobei, da sagt neuerdings mein Rücken, jetzt ist Schluss. Das glaubt mir keiner, dass für meinen desolaten Rücken die Werbung schuld ist. Wie komm ich auf Werbung? Die Worte von dem Professor Berg, ich sag nur, Hut Schrägstrich Hütin ab. Also wie der mir den Thomas Huber verkauft hat, wie der mir dessen Werke ans Herz gelegt hat. Ich war so was von gespannt und motiviert, dass ich glatt für kurze Zeit meinen Rücken vergessen habe und anschließend durch die Ausstellung geschlendert bin. Lange bin ich allerdings nicht geblieben. Weil, erstens - das tut mir jetzt ausgesprochen leid für den Herrn Huber, dass der Herr Professor Berg die Latte so was von hoch gehangen hatte, und die Bilder da jetzt für mich nicht rankamen. Aber zweitens brauchten die Bilder mich auch gar nicht, die waren so was von mit sich selbst beschäftigt. Das fiel mir dann auch wieder ein. Ich hatte nämlich vorher schon den Flyer zur Ausstellung studiert. Und dort stand: Der Horizont dient als Metapher für eine Grenze zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, und damit als Hinweis auf einen Diskurs, den die Bilder über ihren eigenen Status führen. So stand's im Flyer.

Apropos Flyer. Apropos Bilder. Neulich stieß ich in meinem "Schaufenster" auf zwei Bilder. Auf beiden sah man jeweils dieselbe Frau einen Bierkasten heben. Darunter stand: Wer einen Kasten Bier transportieren will, sollte beim Anheben mit geradem Rücken in die Knie gehen und die Last beim Transport dicht am Körper halten. Auf dem ersten Foto macht die Frau alles falsch, was frau nur falsch machen kann, und deshalb steht drunter: Falsch! Auf dem zweiten Foto hebt sie den Bierkasten in vorbildlicher Körperhaltung und deshalb steht auch drunter: Richtig! Zunächst einmal, ich finde es so was von toll und bin auch ein Stück weit stolz, dass wir Frauen es doch tatsächlich geschafft haben, uns so zu emanzipieren. Was für einen Quantensprung bedeutet es für uns Frauen, dass die Frau auf dem Foto keinen Wäschekorb mit dreckiger Wäsche trägt sondern einen Bierkasten - während ihr Mann wahrscheinlich gerade seine Funktionssportkleidung mit einem Sport- und Outdoor-Waschmittel wäscht.

Ich weiß jetzt nicht, ob das Zufall war. Weil, die Überschrift zu dem dazugehörigen Artikel lautete: Haltung bewahren - Richtig heben und damit Rückenschmerzen vorbeugen. Rückenschmerzen als Volkskrankheit: So seien Erhebungen der Techniker Krankenkasse zufolge Rücken- und Bandscheibenbeschwerden nach wie vor die Ursache für fast jeden zehnten Krankschreibungstag in Deutschland. Die Probleme mit dem Kreuz würden heute vor allem durch Bewegungsmangel hervorgerufen. Auch Übergewicht sei ein wichtiger Risikofaktor für die Rückengesundheit. Beides trifft auf mich so was von nicht zu, aber wer kommt denn drauf, dass ich mir an meinem "Schaufenster" fast einen Bruch hebe? Wer kommt denn drauf, dass ich, bevor ich mein "Schaufenster" aus dem Briefkasten hole, vorher sinnvollerweise einen Mix aus Dehn-, Kräftigungs- und Koordinationsübungen absolviere? Ich jedenfalls nicht! Deshalb hab ich jetzt so was von Rücken. Weil, in derselben Ausgabe meines "Schaufensters" mit dem Artikel über Rücken lagen - hallo! - an die 20 Beilagen! An die 20 Werbeblättchen, und dabei war das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters noch nicht mal dabei! Gott sei Dank, sag ich da nur. Sonst wär unser Verhältnis jetzt aber so was von getrübt. Die meisten Werbeblättchen boten Möbel feil. Liebe Werbestrategen von Möbel Boss, Porta und Müllerland, ich trage ja auch nicht mal eben einen Schrank alleine oder eine Küchenzeile! Liebe Werbeverantwortliche von Höffner, Möbel Hausmann und Ostermann, ich bin mir nicht sicher, ob Sie da Ihrem Arbeitgeber nicht einen Bärendienst erwiesen haben. Weil, ich verbinde mit deren Namen jetzt meinen lädierten Rücken - und das ist doch beim besten Willen nicht verkaufsfördernd!

Noch nie in meinem Leben habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie viele Beilagen mein "Schaufenster" aushält, also wie viele Beilagen in ein "Schaufenster" passen und man es trotzdem noch vierteln kann. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mir die Frage nach einer eventuellen Beilagenbegrenzung physikalischer Natur gestellt. Hätte ich sie mir gestellt, ich hätte unweigerlich zu dem Schluss kommen müssen: Ja, es gibt sie, die Beilagenbegrenzung physikalischer Natur, lieber Herr Ostermann, liebe Frau Hausmann und wie ihr alle heißt.

Wer es ja zur Zeit echt drauf hat mit seiner Werbung, ist das LVR-Landesmuseum Bonn: Ich sag nur EVA's BEAUTY CASE. Dieses Plakat auf den Litfaßsäulen hat mich so was von angesprochen! Und - sorry, Herr Huber - die Ausstellung hält, was sie verspricht.