Mittwoch, 15. März 2017

Strunzblöd hat Konjunktur - und der Feldweg

Neulich bei meinem Lieblingsdiscounter an der Kasse bei den Schnittblumen: Die Profimama entdeckt die Tulpen. Ihr Kleinstkind vorne im Einkaufswagen ist gerade mal in der Lage aufrecht zu sitzen. "Soll Mama Blumen mitnehmen?" "..." "Schatz, was meinst du, soll die Mama Blumen kaufen?" "..." "Sag doch mal, Klara, Schatz, soll die Mama Blumen kaufen?" "Nein." "Och Schatz, die Mama hat aber Lust, Blumen zu kaufen. Schau doch mal, wie schön die sind, die Tulpen." "Nein." "Welche Farbe sollen wir denn nehmen?" "..." "Hilf doch mal der Mama." "..." " Schau mal, es gibt gelbe und weiße und rote Tulpen." "..." "Welche soll Mama denn nun nehmen?" "Rot." "Papa mag aber lieber gelbe Tulpen. Dann nehmen wir einen schönen gelben Tulpenstrauß." Kein Scherz meinerseits, echte, harte Realität. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder, Klara hat schon im Mutterleib die Relativitätstheorie erklärt bekommen und ich war an der Kasse zufälligerweise Zeugin, als dem Wunderkind spielerisch das Stilmittel der rhetorischen Frage nahegebracht wurde. Oder - die Frau ist einfach nur strunzblöd.

Apropos strunzblöd. Ich komm deshalb drauf, weil ich neulich in meinem SCHAUFENSTER  in großen Lettern "Volksbegehren: Zurück zu G9?" las. Da hieß es, in NRW starte das Volksbegehren "Abitur nach 13 Jahren an Gymnasien - Mehr Zeit für gute Bildung, G9 jetzt!". Ziel sei es, dass an Gymnasien in NRW das Abitur wieder nach einer Regelschulzeit von 13 Jahren abgelegt werde. Die Eintragungslisten für das Volksbegehren lägen vom 2. Februar bis 7. Juni aus. Obwohl in dem kurzen Artikel gleich dreimal wiederholt wird, um was es geht, verstehe ich es nicht, weil ...
Nordrhein-Westfalen, wir schreiben das Jahr 2013. Das Rad, das Rad der Bildung, wird neu erfunden. Nunmehr machen Abiturienten schon nach acht Jahren Abitur und nicht wie bisher nach neun. Vorbei G9, es lebe G8! Als Hauptgrund für die Einführung der verkürzten Schulzeit wird die zu anderen Ländern vergleichsweise lange Dauer der Schulzeit angeführt. Hurra, nun holen wir auf, tun es unseren Nachbarn, den Niederländern, gleich! Was jetzt natürlich wirklich blöde ist, im Jahr des ersten G8-Durchlaufs, also im Jahr 2013, machen nun zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur: die letzten G9er und die ersten G8er. Man spricht vom Doppeljahrgang. Angst und Panik halten Einzug in den Schulalltag. Wird der Ausbildungsmarkt auf diesen Doppeljahrgang eingestellt sein? Eltern parken ihre Kinder für ein Jahr im Ausland, um dem Doppeljahrgang zu entfliehen. Und die, die hier bleiben, haben zusätzlich zum Nachmittagsunterricht verstärkt Nachhilfe. Viele Abiturienten entfliehen nach dem Abitur dem Ansturm auf die Hörsäle, indem sie irgendwo in Afrika Straußeneier in A ausbuddeln und in B wieder einbuddeln. Das Wort Turbo-Abi wird geboren. Großer Druck lastet auf vielen Schülerschultern: Es gilt, die eigene Angst in den Griff zu bekommen, aber auch die am Rad drehenden Eltern zu ertragen. All das lassen die jungen Menschen im Jahr 2013 in NRW über sich ergehen.
Was jetzt wirklich blöde war, damals wusste keiner der Verantwortlichen für G8 , dass das Schulsystem der Niederlanden überhaupt nicht mit dem unseren zu vergleichen ist. Dort gehen die Kinder schon mit vier in die Grundschule und die dauert sechs Jahre, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich habe  mich damals nur gefragt, und frage es mich bis heute, warum wir uns nicht die Niederlanden als Vorbild nehmen, wenn es um die Bekämpfung des Krankenhausvirus geht. Und warum wir bei den Themen Abtreibung und Sterbehilfe so gar nicht über den Tellerrand, über die Grenze zu den Niederlanden schauen. Was auch dumm gelaufen ist, damals, keiner der Entscheidungsträger hatte die Idee, dass es möglicherweise ernsthafte rechtliche Probleme geben könnte, wenn ein junger Mensch schon mit 17 Abitur macht, also noch nicht volljährig ist. Blöd auch, damals hatte kein Verantwortlicher den Gedanken, dass möglicherweise der Nachmittagsunterricht zu Problemen führen könnte.

Hat wirklich niemand daran gedacht?  Und das wäre jetzt die Herausforderung für unsere Klara an der Kasse bei den Tulpen. Ist die Frage "Hat niemand diese Bedenken gehabt?" eine Frage oder eine rhetorische Frage? Denn entweder waren die damaligen überbezahlten Entscheidungsträger strunzblöd oder sie wussten, was sie taten, und hielten mich für strunzblöd, als sie mir mit den Nachbarländern kamen. Und da weiß ich jetzt beim besten Willen nicht, was ich besser finde. Ich stell mir nur mal vor, wenn das jetzt mit dem G9 durchkommt, G8 also ein Versehen war, der Doppeljahrgang also quasi nicht hätte sein müssen. Wenn all diese jungen Menschen, die man damals verarscht hat, wenn die den damaligen Verantwortlichen mal einen Besuch abstatten würden. Für mich ist der Fall selbstredend klar: Hinter all dem Hin und Her stehen die Schulbuchverlage. Denn die sind die eigentlichen Gewinner, wenn alle paar Jahre wieder das Bildungsrad neu erfunden wird.

Wo ich gerade bei strunzblöd bin. "Dumm wie 10 Meter Feldweg" klingt toll, finde ich. Kannte ich gar nicht! Ich hab nämlich mal unter Synonyme für strunzblöd nachgeschaut. Und da stellte ich zweierlei fest. Erstens gibt es strunzblöd gar nicht, ist quasi meine Eigenkreation. Es gibt nur strunzdumm. Und zweitens gibt es dort eine riesige Auswahl an Synonymen für strunzdumm - die man ja aber bei so viel Blödheit auch braucht.

Apropos Blödheit. Und da bin ich meinem SCHAUFENSTER so was von dankbar, dass es  mich da abholt, wo ich stehe - nämlich am Geldautomaten der Bank meines Vertrauens. Wo ich gerade Geld abhole, mit meiner Karte. Die PIN habe ich natürlich auf einem Zettel im Portemonnaie notiert - und zur Sicherheit noch mal auf der Karte selbst. Und da lese ich jetzt doch, soll man nicht, öffnet dem Missbrauch Tür und Tor, sagt die Margot Schneider, Leiterin Sicherheitsmanagement für Zahlungsverkehr bei der Euro Kartensysteme GmbH. Wenn sich der Tipp von der Margot nicht mal genau so als falsch herausstellt wie damals die Entscheidung für G8!     


Mittwoch, 8. März 2017

Ampeln werden total überbewertet - vor allem rote!

Ampeln werden total überbewertet, vor allem rote. Hab ich immer schon gesagt, stand ich bis jetzt total allein da. Nicht an der roten Ampel, sondern mit meiner Meinung. Dass ich eine schlichte Mutter war, ist ja durch, das Thema. Ich fand es nie schlimm, wenn jemand bei Rot über die Ampel ging, während mein Kindergartenschatz und ich auf Grün warteten. Viel schlimmer finde ich die Beschimpfungen, die auf diese "Höchstkriminellen" herunterprasseln.

Und immer schleicht sich bei mir der eine Gedanke ein: Was ginge es unserem Planeten doch gut, würden wir mit derselben Verve und im selben Maße alle Unrechtstaten verurteilen. Und wo wir gerade dabei sind, beim Bestrafen. Da hab ich offensichtlich wieder mal was nicht mitbekommen. Dass im Auto das Handy am Ohr des Fahrers nichts zu suchen hat, das scheint wieder aufgehoben worden zu sein. So viele Autofahrer, wie ich damit sehe. Was ich meinem Kind wohl erklärt habe, ist die Aufgabe der Fußgängerampel. Die soll nämlich den Fußgänger (Fußgänger als generisches Maskulinum verstanden, versteht sich!) vor dem Tod schützen. Was nämlich viel wichtiger ist, als einen Erwachsenen, der bei Rot über die Fußgängerampel geht, zu kriminalisieren. Was viel wichtiger ist zu lernen, dass selbst wenn die Fußgängerampel grün ist, das noch lange nicht heißt...

Ich komm deshalb drauf, weil, gerade in diesen Tagen stelle ich fest, dass ich mit meiner Meinung aber so was von nicht mehr alleine dastehe. Dass rote Ampeln zunehmend ignoriert werden - aber von Autofahrern! Wie oft erlebe ich in meinem Auerberg an der Kreuzung Kölnstraße/An der Josefshöhe folgende Situation: Nichts geht mehr, Stau in alle Richtungen, ich stehe an der roten Fußgängerampel und warte auf Grün. Und wenn die dann grün wird, stehen auf dem Zebrastreifen Autos. Da musst du gelernt haben, dich zwischen den Autos durchzuschlängeln. Da musst du deinen ganzen Mut zusammennehmen und neben dem Zebrastreifen gehen (also am Rande der Illegalität!), um auf die andere Straßenseite zu gelangen! Sonst erfrierst du an der Kreuzung!
Und wie oft erlebe ich in diesen Tagen auf der Kölnstraße in Richtung Berta-von-Suttner-Platz, dass Autofahrer, die unendlich lange in die Stadt hinein gestaut haben, dass die dann, wenn sie können, Gas geben, obwohl deren Ampel schon dunkelrot ist! Dass Ampeln überbewertet werden, da steh ich aber so was von nicht mehr alleine mit meiner Meinung da.

Trotzdem, apropos alleine, das bin ich in diesen Tagen schon recht oft. Las ich doch in meinem SCHAUFENSTER über die "Allzweckwaffe Grünkohl". Grünkohl sei eine der gesündesten Gemüsearten insgesamt. Er bietet reichlich Vitamin A, E und K, mehr Vitamin C als eine Zitrone, doppelt so viel Eiweiß wie Blumenkohl, wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Kalium und Magnesium sowie sekundäre Pflanzenstoffe und Antioxidantien. Zudem enthält er Folsäure, die zur Blutbildung und Versorgung der Körperzellen mit Sauerstoff erforderlich ist. Kohl stärke das Immunsystem, schütze Knochen und Zähne, stärke die Sehkraft und helfe gegen Entzündungen. Außerdem soll Grünkohl mehr als anderes Gemüse einem frühzeitigen Altern entgegenwirken. Schon beim Wort Antioxidantien hatte der Grünkohl mich auf seiner Seite, aber dass der meinem frühzeitigen Altern entgegenwirkt, hallo! Was jetzt aber schon bedeutet, dass ich recht oft allein bin - bei so viel Kohl, im Bauch, im Darm. Ich bin mir das jetzt schon am überlegen, was ich denn bitteschön davon habe, wenn ich so was von jugendlich aussehe und keiner es mitkriegt.

Wo ich ja auch neulich vollkommen allein war. Eigentlich ganz nett, die Idee meines SCHAUFENSTERS mit seiner Sonderveröffentlichung "Bonn - l(i)ebenswert". Ich las über das Flair des Gründer-Viertels und den Lichterglanz in der Innenstadt - und über die Altstadt. Dazu ein Foto ... Ich hab mich dann sofort aufgemacht, in die Altstadt - und stand dann da allein mit meinem Fotoapparat. Ich hab dann auch gemerkt, dass das Foto von der Kirschblüte in der Altstadt jetzt nicht wirklich aus dem Dezember war!

Wo ich auch sicherlich auf weiter Flur alleine dastehe mit meiner Meinung. Immer wieder komme ich in diese fürchterliche Zwickmühle: Weil, ich schneide ja recht viele Artikel aus meinem SCHAUFENSTER aus. Quasi für jedes Familienmitglied ein Häufchen, wenn man es denn so nennen will. Wie neulich, zum Beispiel, da habe ich für meinen Traummann den Artikel "Hauptfeind des hohen Blutdrucks: Übergewicht" ausgeschnitten. Oder für meine Töchter den Artikel "Studien belegen: Kinder von Helikopter-Eltern sind blöde" (ich red jetzt nicht darüber, dass ich in der Nachbarschaft die Altpapiertonnen nach diesem Artikel durchgestöbert habe - weil, ich brauchte ja drei, für jede Tochter einen). Was jetzt aber echt immer wieder blöde ist, wenn der eine Artikel auf der Vorderseite und der andere auf der Rückseite gedruckt ist. Deshalb wäre es für mich von großem Vorteil, wenn die Seiten meines SCHAUFENSTERS nur einseitig bedruckt wären. Aber das ist mir selbst klar, dass ich da mit meiner Meinung so was von allein dastehe!

Wer meiner Meinung nach auch recht alleine dasteht mit seiner Meinung ist der Ansgar. Ich hab in meinem SCHAUFENSTER gelesen, der Dr. Ansgar Burghof ist Direktor und Vorstand des Gustav-Stresemann-Instituts. Sein Haus vermittelt politische Bildung, ist internationale Denkfabrik und politischer Ratgeber mit Schwerpunkt europäische Entwicklungen. Holla, die Waldfee, sag ich da nur. Trotzdem, wenn er sagt, Europa müsse sexy sein und hier komme Bonn eine übergeordnete Rolle zu. Ich bin ehrlich, wenn ich an Bonn denke, fallen mir einige Adjektive ein, aber sexy?

Dienstag, 21. Februar 2017

Mein Horoskop steht auf Grün

Also wenn man mich gefragt hätte, was ich von Horoskopen halte. Klar, weder lese ich sie, noch glaub ich dran - hätt' ich gesagt. Aber wenn das Horoskop in meinem SCHAUFENSTER ...
Danach steht für 2017 dem Schützen, also mir, in Sachen Liebe und Partnerschaft Folgendes ins Haus: Uranus verleiht Ihrer Liebe ganzjährig Originalität und Experimentierfreude. Im Februar und März verwöhnt Venus mit harmonischen Stunden. Mit Venus und Uranus blühen Sie im Dezember regelrecht auf und können sich nun ganz neu verlieben. Dank Neptun fühlen Sie sich wie im Traum.
Ich hab dann einfach mal beim Skorpion nachgeschaut, was dem so in Punkto Liebe und Partnerschaft vorausgesagt wird: Bereits Mitte Januar bringen Venus und Neptun Romantik ins Miteinander. Doch erst im November können sich mit Jupiter und Venus richtig intensive Gefühle einstellen, so dass einer glücklichen Liebe nichts im Wege steht. Anfang August warnen Pluto und Jupiter jedoch noch vor Eifersucht.
Was mir jetzt schon aufgefallen ist, dass beim Skorpion, was mein Traummann ist, von Februar bis Oktober das Thema Liebe komplett unter den Tisch fällt. Dafür aber im August das böse Wörtchen Eifersucht auftaucht. Wenn ich jetzt aber die beiden Horoskope zusammen lese, dann sieht's gar nicht so schlecht für uns als Paar aus: Für die ersten drei Monate steht bei beiden Sternzeichen Romantik und Harmonie. Und bis zum November halten wir zwei Hübschen uns mit der mir versprochenen Originalität und Experimentierfreude in der Liebe über Wasser. Was den November anbelangt, da hoffe ich für meinen Traummann, dass die intensiven Gefühle, die sich da bei ihm einstellen, mir gelten. Nicht umsonst steht ja da nichts von einer neuen Liebe. Und außerdem, Experimentierfreude, hallo!

Falls die aber nicht gereicht haben sollte, die Experimentierfreude, habe ich vorsorglich mal einen kleinen Artikel aus meinem SCHAUFENSTER ausgeschnitten und aufbewahrt. Dort liest es sich unter der Überschrift "Blaulicht": In Küdinghoven ist am Sonntagabend eine 60-Jährige verhaftet worden. Die Frau soll ihren Mann bei einem Streit in der gemeinsamen Wohnung so schwer verletzt haben, dass dieser später im Krankenhaus verstarb. Die Polizei ermittelt. Dass wir uns da nicht missverstehen, für mich persönlich käme so was nie in Frage, aber einfach mal so diese wenigen Zeilen zufällig zuhause auf den Tisch gelegt. Da muss man ja gar nicht drüber sprechen. Zufällig gelesen und du, also jetzt mein Traummann, hast das im Hinterkopf. Ich mein, das wirkt doch nach.

Aber keine Frage, ich würde es erst mal im Guten versuchen. Zumal da mein SCHAUFENSTER mir auch wieder hilfreich zur Seite steht. Da gab es einen entzückenden Artikel über den Walter und die Maria Heimerzheim, die seit 70 Jahren verheiratet sind, sich ihr ganzes Leben lang kennen und kürzlich Gnadenhochzeit (muss dieses Fest denn so heißen?) gefeiert haben. Natürlich wurden sie auch nach dem Rezept für eine solch lange und zufriedene Ehe gefragt. Beide meinten, dass man nie im Streit zu Bett gegangen sei, sondern vorher immer alles geklärt habe. Ich mein, im Moment ist ja da bei uns laut Horoskop noch kein Handlungsbedarf, aber man weiß ja nie. Ich hab's deshalb schon mal ausprobiert, für alle Fälle - mit mäßigem Erfolg, eher mit keinem Erfolg. Was soll ich sagen, danach hatten wir so was von einen Streit. Weil, was ich jetzt wirklich falsch gemacht hatte, aber da sieht man mal, man muss es für den Notfall üben. Wo ich mich jetzt wirklich blöde angestellt habe: Mein Traummann war schon dermaßen was von im Tiefschlaf, als ich ihm ins Ohr gebrüllt habe, dass wir noch unbedingt unsere Differenzen beilegen müssten. Der war dann so was von sauer - kann ich auch verstehen. Gott sei Dank brachten das Venus und Neptun mit der Liebe wieder in Ordnung.
Apropos Liebe. Neulich las ich in meinem SCHAUFENSTER "Einsatz für die Müllpolizei": Erzieherin Renate Wollner vom Naturkindergarten "Die Grashüpfer" erklärt die "Müll-Entdeckungstour", die den Kindern ihrer Kita einen Sinn für die Umwelt und Müllvermeidung gebracht hat. Auch die 5-jährige Nila kommt zu Wort: "Ich sag dir mal, wofür die Tonnen sind. Die blaue Tonne ist für Papier, die gelbe für Plastik, die graue für Restmüll und die grüne für Bio-Müll."
Ich komm deshalb drauf, weil mein Nesthäkchen ja ausgezogen ist, in eine Wohnung auf dem Bonner Markt. Und da entsann ich mich plötzlich, dass sie mal in einem Nebensatz erwähnt hatte, es gebe da im Keller nur eine Mülltonne für alles. Da werde also nicht getrennt. Damit komme sie gar nicht klar. Klar, die Eltern des Nesthäkchens wohnen im Auerberg und da wird so was von getrennt. Was ich aber eigentlich sagen wollte, ich dachte jetzt, das Kind hat seine Eltern so was von ganz dolle lieb, so oft wie das uns besuchen kommt. So ganz mit dem ganz dolle lieb ist das aber nicht. Weil, als ich neulich einen Teebeutel (ohne Metallklammer!) in der grünen Tonne entsorgen wollte, da war die so was von voll. Und da wurde mir klar, dass meine Kleine deshalb so häufig ihre Eltern besucht, weil sie, bevor sie das Haus betritt, ihren Müll in unsere Tonnen schmeißt.

Apropos grüne Tonne. "Grün für Beethoven" lautete kürzlich eine Schlagzeile in meinem SCHAUFENSTER: Bei beginnender Grünphase sei nun das Beethovengesicht auf der Ampel am Anfang der Bonngasse in unmittelbarer Nähe zum Geburtshaus des genialen Musikers zu sehen. Es handele sich zunächst um ein Pilotprojekt. Falls aber alle Gremien mitspielten, werde das Antlitz Beethovens bald von jeder Ampel auf Bonns Innenstadtstraßen huldvoll auf die Autofahrer herunterschauen. Gas geben für den Geburtstag, so heiße die Devise!
Was mir da so ein wenig Sorge bereitet, hoffentlich versteht das der ein oder andere Autofahrer nicht falsch!

Ich bin mir da nicht sicher, ob das nicht eine Idee für die Tonne ist. So sagt man doch, oder?

Mittwoch, 11. Januar 2017

Bin ich froh, dass die ganze Weihnachtsbeleuchtung in Bonn verschwunden ist! Vor allem die Weihnachtsbäume! Ich bin da so was von durch mit ...

Dort, ganz hinten, am Ende der Passage leuchtet ein großer, wunderschön dekorierter, elegant geschmückter Weihnachtsbaum, zieht mich in seinen Bann, lockt mich. Und so betrete ich die Passage: Rechts am Eingang der Passage seit eh und je das edle Schmuckgeschäft, weiter auf der linken Seite ein teurer Kinderschuhladen. Und sonst? Über mir edle Lüster, laufe auf edlen Böden vorbei an riesigen Schaufenstern - von leeren Ladenlokalen. Und damit die Leere nicht so unendlich leer wirkt, im Schaufenster zwei riesige Plüschaffen in Bewegung, Weihnachtssterne bastelnd! Gehe weiter auf den festlich geschmückten Baum zu. Dort, beim Weihnachtsbaum, ist auch die Mitte der Passage. Gleite in einem gläsernen Aufzug nach unten. Vorbei an freigelegten Ausgrabungen. Wunderschön, geschmackvoll, mit Liebe zum Detail. Hier war ich noch nie! Und mit mir waren wohl die meisten Menschen hier noch nie! Bin ganz allein. Schwebe wieder dieselben wenigen Meter nach oben und stehe vor einem weiteren funkelnden Weihnachtsbaum - neben dem Bistro ENTE. Geschlossen ist es, leer! Und über dem Eingang noch immer die Speisekarte bis in alle Ewigkeit mit Lackstift fixiert und gegenüber das Ladenlokal - leer! Und damit die Leere nicht so gespenstisch leer wirkt, im Schaufenster ein riesiger Plüschaffe und ein Hase, der die Weihnachtsdekoration zusammenkehrt, weil's ja jetzt mit schnellen Schritten auf Ostern zugeht.

Spüre plötzlich eine tiefe Trauer in mir. Und sehe das Spiegelbild einer Frau im Schaufensterglas. Sie weint. Weint um die Zeit, in Gedanken an die Kaiserpassage, wie sie einmal war. Bei Weitem nicht so prunkvoll, aber voller Menschen. Steht da in der Passage, die sich herausgeputzt hat, aber für wen? Und dann geht sie, die Frau, links hochwertige Damenoberbekleidung, rechts exquisite Hemden und Krawatten, daneben feine Negligees. Könnte jetzt eine Treppe hinauf nehmen, zur Galerie, einer weiteren Ladenzeile. Doch wozu? Alles leer! Negligee - neglegere - nicht beachten. Könnte auch jetzt wieder mit dem Aufzug nach unten zum Ausgang gleiten. Doch sie will nur noch raus, nimmt die Treppe, zwei Stufen auf einmal, will nur noch raus, aus der Kaiserpassage.
Hätte der Weihnachtsbaum sie doch nur nicht in die Kaiserpassage gelockt!

Ich bin so was von durch, mit Weihnachtsbäumen! Und, klar, dass ich da jetzt auch für anfällig war! Weil, ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Zeckengefahr im Weihnachtsbaum" gelesen. Da hieß es: Es ist Winter, die Zeckenzeit liegt in weiter Ferne und Frühsommer-Meningoenzephalitis ist sowieso erst ein Thema, wenn es wieder warm wird. Oder? Hallo, dieses Oder! Da les ich doch weiter, oder? Die Plätzchen seien gebacken, das Haus sei geschmückt - fehle nur noch der Christbaum für das perfekte Weihnachtsfest. Damit aber unter dem Baum neben den Geschenken nicht auch Krabbeltiere Platz fänden, gelte es, ein paar Hinweise zu beachten. Denn laut einer aktuellen Gartenstudie der Universität Hohenheim sind Zecken zunehmend das ganze Jahr aktiv. Dies liegt daran, dass die Spinnentiere bei Temperaturen ab sieben Grad Celsius an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen aus der Winterstarre erwachen - unabhängig von der Jahreszeit. Zecken mögen es warm und feucht, im Winter lauern sie meist unter einer dicken Laubschicht. An milden Tagen kann es aber vorkommen, dass sich das ein oder andere Exemplar auf die Suche nach einer Blutmahlzeit macht. Wer sich also vorgenommen hat, einen Weihnachtsbaum zu kaufen, sollte auf Zecken achtgeben. Sie klettern auf liegende Bäume genauso wie auf stehende in Höhen bis zu 1,50 Meter und lassen sich von dort abstreifen. Die Zecke gelte als gefährlichstes Tier Deutschlands. Grund genug, die Zecken im Weihnachtsbaum zu entfernen, bevor etwas passieren kann. Dazu sei es am besten, den Baum einige Tage im Keller oder in der Garage zu lagern, bevor der Baum in die Wohnung getragen wird. Die Zecken fallen dann aus ihrer Winterstarre und krabbeln fort. Außerdem sollte der Baum einmal geschüttelt werden, um eventuelle Zecken vom Baum zu vertreiben. Im Winter erschweren wir Menschen den Zecken bereits durch lange Kleidung den Zugang zu unserer Haut. Trotzdem sollte nicht vergessen werden, sich nach dem Schmücken des Weihnachtsbaumes nach Zecken abzusuchen.

So las es sich in meinem SCHAUFENSTER! Ich hab da selbstredend sofort Rot gesehen! Und das, ohne an einer Ampel zu stehen! Da half es auch so was von gar nicht, dass ich bewusst meinen Baum bei OBI gekauft hatte. Hatten die doch in ihrer Anzeige in meinem SCHAUFENSTER geschrieben "Wenn man sich auf OBI verlässt, wird Weihnachten zur Zeit der Besinnung auf Harmonie, den Frieden und die Familie". Als ich diese Zeilen las, dachte ich, Mensch, so einfach, wenn das sich mal rumsprechen würde!
Ich persönlich hatte jetzt nicht wirklich die Harmonie in der Familie am Start. Gut, ich kann meine Lieben jetzt auch irgendwie verstehen. Weil, ich hab dann erst einmal einen Schüttelplan aufgestellt. So wie ich es auf Toiletten in Restaurants kenne. Da kannst du dann, während du Pipi machst, genau sehen, wer wann zuletzt das Klo gesäubert hat. Und genau so hatte ich mir das mit dem Schüttelplan gedacht. Dort stand jede volle Stunde der Name einer meiner Liebsten drauf, der in die Garage zu gehen und den Baum zu schütteln hatte. Ich geb' zu, bei der Einteilung für Nachtschichten gab's dann schon den ein oder anderen Familienstreit. Na ja, und als dann das ein oder andere Mal nicht abgezeichnet worden war, hab ich eben Nägel mit Köpfen gemacht. Ich mein, hallo, wenn haufenweise Blutsauger lauern? Ich hab's dann konsequent durchgezogen: Der Baum ist erst gar nicht ins Wohnzimmer gekommen, wurde nicht geschmückt und an Heiligabend standen meine Liebsten und ich für ein paar Sekunden - selbstredend ganzkörpervermummt - um selbigen herum. Ich vermute mal, dass das der Grund war, warum mich der geschmückte Weihnachtsbaum in der Kaiserpassage in seinen Bann gezogen hat!

Ich habe dann lange mit meinem Therapeuten gesprochen, wie ich mein Tannenbaum-Trauma verarbeiten kann. Und habe da jetzt für mich eine tolle Lösung gefunden, und passend dazu! Ich habe zu Weihnachten einen Tannenbaum-Hausanzug bekommen. Und so gehe ich Karneval als Weihnachtsbaum. Wer hätte das gedacht, ich im Jumpsuit!  

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Schade, das erste deutsche Stromorchester spielt nicht im WCCB!

Es gibt in diesen Tagen solche Tage, da öffne ich die Haustür nur, um mein SCHAUFENSTER aus dem Briefkasten zu holen. Und oftmals kommt es in dieser usseligen Jahreszeit vor, dass ich mich endlich angepüngelt habe und vor die Haustür trete - und vergessen habe, was ich draußen eigentlich wollte. So lange dauert das, bis ich für's Fahrrad gegen Kälte, Regen und Wind aufgerüstet bin.
Apropos aufrüsten. Las ich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER "Sicherheitsakademie NRW" (eingerahmt vom NRW-Wappen) und darunter in kleineren Lettern "Keine Behörde des Landes NRW, Inhaber Joscha Czarnecki - Wir bilden Zeitsoldaten aus".
Gut, dachte ich, warum nicht. Privatisierung scheint ja die neue Zauberformel zu sein. Überall wird ja privatisiert oder zumindest darüber nachgedacht. Aber dass jetzt die Ausbildung von Soldaten in privater Hand liegen soll, ging mir dann doch irgendwie zu weit. Ich hab dann noch mal mit meinem Traummann (das kommt in letzter Zeit häufiger vor, das betreute Lesen!) die Anzeige genau studiert und da hieß es dann weiter: Wir bieten eine Weiterbildung zur Sicherheitsfachkraft mit Vorbereitung Sachkundeprüfung nach § 34 a der GewO. Wir bilden Zeitsoldaten aus. Weiterbildung für Berufsunfähige und Arbeitslose. Sie erhalten eine schriftliche Einstellungszusage durch eine Sicherheitsfirma.  
Immerhin, beim zweiten Anlauf verstanden!
Das kenn ich aber auch ganz anders. Ich sag nur: "Seit der Einwerbung des Exzellenzclusters 'Immuno-Sensation' im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder hat sich dieses Forschungsgebiet an der Universität rasant entwickelt." Hab ich natürlich nicht gesagt, sondern zitiert, den Rektor der Uni, den Prof. Michael Hoch. Ja, mein SCHAUFENSTER fordert mich, und schon verbringe ich wieder den halben Tag draußen im Internet bei Wikipedia. Darauf bin ich mittlerweile eingestellt (ich muss mich dafür ja nicht extra warm anziehen).

Apropos einstellen. Hat die Beethovenhalle ja - den Betrieb eingestellt. Deswegen in meinem SCHAUFENSTER der Artikel "Intermezzo im WCCB". Das  WCCB sei jetzt Ersatz-Spielstätte für das Beethoven Orchester. Welch Glück, dass ich den Artikel weitergelesen habe! Jetzt nicht wegen der Kosten der Interimslösung, die mit rund 2,5 Millionen Euro zwar teuer werde, aber eine adäquate akustische Qualität biete. Und auch nicht wegen der Information, dass ursächlich dafür verschiedene Planungsunschärfen (obwohl, dieses Wort!) in der Vergangenheit seien. Nein, hätte ich den Artikel nicht gelesen, wäre ich vermutlich um den Genuss folgender Buchstabenkonstellation gekommen, hätte ich mich um den Spaß an folgender Letterngruppierung gebracht: elektronische Nachhallverzögerungsanlage! Die es aus zweierlei Gründen im WCCB nicht gibt. Erstens hätte sie zusätzlich 1,8 Millionen Euro gekostet. Und zweitens wäre deren Sinn zweifelhaft gewesen. Wäre doch die Beethovenhalle so gut wie fertig, wenn die teure Anlage eingebaut gewesen wäre. Das macht Sinn. Viel Lärm um nichts - aber allein schon wegen dieses Wortes hat es sich doch gelohnt!
Und ich kann nur hoffen, dass das im WCCB nicht immer alles reibungslos läuft. Also dass sich zum Beispiel während eines Konzerts die Hubpodeste selbstständig machen, wäre schon mal ein nettes Intermezzo. Oder aber, ich komm drauf, weil ich  über das "mechanische Konzertzimmer" las. Dessen Bühne messe eine Tiefe von 14 Metern und eine maximale Breite von fast 24 Metern. Eine Besonderheit sind die sogenannten Deckensegel, die im Falle eines Brandes aus ihrer waagerechten Position in eine senkrechte Position geklappt werden können, wodurch eine flächige Beregnung der Bühne mit Löschwasser ermöglicht wird. Da kann ich nur hoffen (und ich stelle es mir auch gerade vor), dass es da häufiger zu Fehlfunktionen kommt! Weil, wenn das im WCCB immer alles reibungslos läuft, dann kriegst du die verwöhnten Liebhaber der klassischen Musik doch nie mehr zurück in die Beethovenhalle! Ich mein, wenn du dich zwischen New York und Wachsbleiche 16 entscheiden sollst - hallo! Die werden sich so was von an den großen Saal des WCCB, an New York, gewöhnt haben, dass die keine große Lust mehr auf eine Multifunktionshalle haben. Das wird Monate dauern, bis die sich wieder umgestellt haben. Wenn da im WCCB jetzt aber auch noch die elektronische Nachhallverzögerungsanlage (hab ich lang dran gebastelt, dass ich das Wort noch mal verwenden konnte) eingebaut worden wäre, den geneigten Musikgenießer hättest du doch in die Beethovenhalle hinein prügeln müssen.

In diesen Tagen, wo mein SCHAUFENSTER recht viel über die Beethovenhalle schreibt, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mich das nicht wirklich tangiert, dass ich persönlich auch ohne könnte. Und natürlich frage ich mich, warum der Zug, in dem die klassische Musik saß, immer an mir vorbeigefahren ist. Es kann ja nicht nur daran liegen, dass das Nachschauen des ein oder anderen Wortes, das ich in meinem SCHAUFENSTER lese und nicht verstehe, immer mehr Zeit in Anspruch nimmt. Gut, das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters wird auch immer umfangreicher. Das allein kann's aber auch nicht sein, warum ich höchstwahrscheinlich keinen wirklichen Unterschied zwischen dem Beethoven Orchester und dem "1. Deutschen Stromorchester" erkennen würde.
Ich glaub, ich muss da ganz ehrlich mit mir sein: Der Zug der Klassik ist gar nicht an mir vorbeigefahren, der hat schon gehalten, aber ich stand entweder am falschen Gleis oder hatte keine Lust einzusteigen!
Apropos Lust und lustig. Für mich gab's ja dafür das "1. Deutsche Stromorchester": Sechs in knallgelbe Overalls gekleidete Menschen gingen mit ernster Miene und selbstgebauten Instrumenten im LVR-Museum auf und ab. Mit sphärischen Klängen bespielten sie dort die laufende Ausstellung "Eva's Beauty Case"- und deren Besucher! Es ging ihnen nur darum,  Aufmerksamkeit mit ihren "Schneckenquadrofonen"zu erregen. Absurd und offensichtlich ohne Sinn. Und genau so sollte das, nach dem Kölner Künstler und Leiter Rochus Aust. Weil wir gerade bei Kunst sind, die Performance hieß "Hilde meets Eva", einfach so, ohne Sinn - Kunst eben.

Samstag, 17. Dezember 2016

Thekentratsch im Auerberg

Das war aber auch wieder ein Wechselbad der Gefühle zum Ende des Jahres! Neulich noch war ich in meinem Kulturraum Auerberg beim Matthias Jung, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, und jetzt bei Thekentratsch, bei denen ich vorletztes Jahr schon war! Was jetzt das Problem war, vom Matthias hatte ich mir nichts versprochen, und es war ein umso wunderbarer Abend. Aber bei den beiden Frauen, da hatte ich die Messlatte so was von hoch gelegt!
Und dann, welch fulminanter Auftritt - der Dotterblume aus dem Kohlenpott und des Trockengestecks aus Dinslaken, wie sie sich gegenseitig vorstellen. Da wissen wir Zuschauer sofort, wie dolle lieb sich die beiden Halbschwestern haben. Was wir auch mitbekommen, dass die Frau Sierp ihre Schwester für strunzdumm hält, wenn sie sagt, dass Niveau nur von unten aus wie Arroganz aussieht. Was wir aber auch von ganz alleine merken würden, weil die Dotterblume da gar nicht ihre Schwester braucht, damit wir eine Ahnung von ihren Lücken bekommen. So ist sie sich ganz sicher, dass Kalorien mit Käse überbacken bei 200 Grad im Backofen abgetötet werden. Wo ich aber bei der Frau, die ein Fis für eine Scheuermilch hält und ihren Hausarzt eine Konifere nennt, wo ich aber so was von bei dieser Frau bin: Wenn sie sich in ihrem Lied "Schmerzen im Kopf" gegen Männerbärte (ich denke mal, dass sie Frauenbärte jetzt nicht auch wirklich attraktiv findet) ausspricht.
Was wir übrigens auch mitbekommen haben, wie ganz dolle lieb die beiden ihre Mama haben. Da hören wir als Handy-Klingelton die kreischenden Geigen aus dem Film "Psycho" und wissen, die Mama ist dran. Die übrigens im Seniorenheim lebt, weil sie in die Wohnung ihrer Töchter nicht passte: "Sie sah in jeder Ecke kacke aus."
Auch mein letzter Samstagabend in meinem Kulturraum Auerberg war wieder ein voller Erfolg: ein unterhaltsames Programm, ein Gläschen Rotwein in der Pause zwischen Weihnachtskugeln und Nikolausmützen und wieder ein Buch aus meinem Gebrauchtwarenkaufhaus.
Was übrigens auch eine Premiere war: Meine jüngste Tochter hatte mich zum Kaffee in ihre neue Wohnung eingeladen. Und während sie den Kaffee in einem Kaffeefilter aus Keramik von Melitta aufbrüht und ich mit der Hand über die Tischdecke fahre, sage ich: "So ein Deckchen hab ich neulich zur Schatzinsel gebracht." Und die junge Frau antwortet: " Dann ist das wohl deine Decke. Die und den Kaffeefilter habe ich in der Schatzinsel für einen Spottpreis erstanden."

Hatte ich "mein letzter Samstagabend" gesagt? Ich meine natürlich "mein letzter Samstagabend in diesem Jahr". Ist doch klar!

Samstag, 10. Dezember 2016

Wie verabschiede ich meinen Ehemann?

Ja, auch ich habe andere Tage erlebt: Mein Mann und meine Kinder haben mich geliebt, ich hatte ganz liebe Freunde, die für mich durch dick und dünn gegangen wären, mein Bekanntenkreis war groß und das Verhältnis zu den Nachbarn war so was von entspannt und angenehm.
Aber das war einmal. Ich mein, ich halte es nach wie vor für stark überreagiert. Damals fand ich es schon vollkommen übertrieben, dass meine beste Freundin von jetzt auf gleich mit mir nichts mehr zu tun haben wollte, nur weil ich ihren Mann geküsste hatte (ja, Zungenkuss, stimmt, sollte halt möglichst echt aussehen). Wenn es die Straßenverkehrsordnung nun mal einfordert!
Und dass meine Tochter seit Monaten mit mir kein Wort ... Gut, sie hatte mich gebeten, sie mit dem Auto nach Siegburg zum Zug zu bringen. Den hat sie verpasst, deshalb den Flieger von Frankfurt ebenso - und den Indientrip in Gänze. Und das nur, weil ich sie nicht habe aussteigen lassen. Aber so bin ich halt,  ich und mein Unrechtsbewusstsein.  
Ja, und mein Nachbar redet auch nicht mehr mit mir, nimmt vom DHL-Mann keine Pakete für mich mehr an. Gut, ich kann jetzt seine Sichtweise auch ein Stück weit verstehen. Vor ein paar Wochen klingelte er an meiner Tür, schmerzverzerrtes Gesicht, höllische Bauchschmerzen, ob ich ihn, seine  Frau habe das Auto, zum Arzt, kein Thema. Ich habe mich ins Auto geschmissen und - habe aber vor der Arztpraxis nicht angehalten, um ihn rauszulassen. Okay, knappe drei Kilometer von der Arztpraxis entfernt, da hätte er auch gleich zu Fuß von zuhause gehen können.
Früher hätte ich ihn einfach vor der Arztpraxis aussteigen lassen. Aber jetzt hatte ich in der Einfahrt zu Knauber dieses Verkehrsschild gesehen und das hab ich dann im Hinterkopf, wie eingebrannt. Früher wusste ich es eben nicht besser.

Ich mein, ich hab' schon gemerkt, dass es um mich herum immer ruhiger wurde und mir plötzlich viel Zeit, sehr viel Zeit für Pediküre (im Winter, wo es sowieso keiner Sau auffällt) und Maniküre zur Verfügung stand. Aber seit ich dieses Verkehrsschild "Kiss and ride" wahrgenommen hatte, ich hab da früher nie so drauf geachtet. Irgendwann war der Leidensdruck so was von groß - ich hab dann gegoogelt. Bei Wikipedia stand dann Folgendes (und da wusste ich auch, warum ich für die immer spende, für die Damen und Herren von Wikipedia):

Der Begriff Kiss and ride beschreibt ein Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung. Dabei werden die Fahrgäste des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem Verknüpfungspunkt (in der Regel ein Bahnhof oder eine Haltestelle) gebracht oder von dort abgeholt. Im Gegensatz zum Park-and-ride-Prinzip wird das Fahrzeug am Verknüpfungspunkt jedoch nicht dauerhaft abgestellt.

Ziel dieses weltweit angewandten Prinzips ist die Steigerung der Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrsangebotes, da ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe des Verknüpfungspunktes ermöglicht wird und zudem die Parkplatzsuche entfällt.

Inhaltsverzeichnis
1          Entstehung
2          Bedingungen
3          Kritik

Entstehung
Bei dem Begriff „Kiss and ride“ (auch Kiss und Ride oder K+R bzw. K&R, wörtlich aus dem Englischen „Küssen und mitfahren“) handelt es sich um eine Wortneuschöpfung, die erstmals 1956 in der Los Angeles Times Erwähnung fand:

„I believe we are going to have co-ordination between automobiles and rapid transit. It will be park and ride or kiss and ride — where the wife takes the husband to the rapid transit line and kisses him good-by.“

„Ich glaube es wird eine Verbindung zwischen Auto und Bahn geben. Es wird Park and ride oder Kiss and ride sein – wo die Frau den Mann zur Bahnstrecke bringt und ihn zum Abschied küsst.“

– Los Angeles Times, Artikel Transit Plan Agreement Smoked Out, 20. Januar 1956
In Deutschland konnte Kiss and ride etwa 10 Jahre später (z.T. noch als Konzept) Fuß fassen.

Bedingungen
Für Reisende ist Kiss and ride interessant, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

Der Reisende hat keine Fahrerlaubnis oder ist nicht in der Lage ein Fahrzeug zu steuern (beispielsweise aus Alters- oder Gesundheitsgründen).
Während der Reise soll das Fahrzeug nicht am Verknüpfungspunkt verbleiben, weil es anderweitig benötigt wird (beispielsweise vom Partner oder dem Arbeitskollegen).
Kostengründe oder Sicherheitsbedenken (Vandalismus bzw. Diebstahl) sprechen gegen ein längeres Abstellen des Fahrzeugs am Verknüpfungspunkt.
Der Reisende hat am Zielort kein Fahrzeug zur Verfügung oder will aus Kosten- oder Bequemlichkeitsgründen nicht auf Taxi oder öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen.

Kritik
Es hat sich gezeigt, dass der Begriff insbesondere in nicht Englisch sprechenden Ländern kaum allgemeinverständlich ist und eher sogar Missverständnisse erzeugt. So sollen beispielsweise einem Bericht des österreichischen Onlinemagazins kath.net zufolge „nicht ÖBB-sprachkundige Personen“ im Jahr 2011 einen Wegweiser zu einem Kiss-and-ride-Parkplatz in Wien als Hinweis auf Prostitution verstanden haben. Das Missverständnis sei erst durch eine Auskunft der Österreichischen Bundesbahnen behoben worden.

Um diesem Problem zu begegnen, haben sich mehrere Kommunen und Verkehrsunternehmen dazu entschlossen, die Bezeichnung „Kiss and ride“ nicht mehr zu verwenden und stattdessen alternative Bezeichnungen, wie etwa „Kurzzeitparken“ oder „Abwurfzone“ zu verwenden. So hat beispielsweise auch die Deutsche Bahn AG im Februar 2010 angekündigt, dass sie auf Anglizismen wie „Kiss and ride“ zukünftig verzichten wolle.

Was für eine Quelle der Inspiration. Ich fasse zusammen: Ich habe jahrzehntelang meine Lieben zum Zug gebracht - wahlweise auch wieder abgeholt - und damit dem Verknüpfungsprinzip in der Verkehrsplanung  quasi Leben eingehaucht, ohne es zu wissen!
Früher ging ich davon aus, dass ich mein Kind zum Zug bringe und anschließend wieder alleine nach Hause fahre. Heute weiß ich es besser. Ich habe einen Fahrgast des öffentlichen Personennahverkehrs mit dem Auto zu einem Verknüpfungspunkt gebracht, und habe anschließend das Fahrzeug, also meins, am Verknüpfungspunkt nicht dauerhaft abgestellt (warum auch, ich hätte ja dann zu Fuß nach Hause gehen müssen). Und, ohne es zu wissen, habe ich dabei mitgewirkt, und zwar global, die Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrsangebotes zu steigern, indem ich ein bequemes Ein- und Aussteigen in der Nähe des Verknüpfungspunktes ermöglicht habe.    
Und dass ich das wieder den Amerikanern zu verdanken habe, dass die mich da mit ins Boot - also hier jetzt konkret ins Auto - genommen haben. Ich würde heute noch vollkommen zieldesorientiert meine Kinder zur Bahn bringen, um ihnen einfach das Leben zu erleichtern, statt globale Verantwortung für ein weltweit anerkanntes Prinzip zu übernehmen. Wo stünde (führe) ich nur ohne die Amerikaner?
Der Punkt "Bedingungen" - ganz wichtig für mich in dem Zusammenhang! Ich hätt jetzt vermutet, Bedingung ist, dass ich Zeit und Lust habe, mein Kind zur Bahn zu bringen. Wie ich lese, vollkommen daneben! Aber kann ich trotzdem unterschreiben, Wort für Wort!


Was jetzt die Ausführungen zu Punkt "Kritik" betrifft, nun ja, schätze mal, dass sich mein Traummann in Kürze von mir trennen wird. Weil, durch die Lektüre des Wikipedia-Artikels, also da hat mich das Wort ... Nicht die Geschichte, ob man nach jahrzehntelanger Ehe die Hand für den Göttergatten ins Feuer legt, dass der noch nie ... Aber "Abwurfzone", tolles Wort! Wenn da nicht der Deutsche Verkehrsicherheitsrat seine Hände im Spiel hat. Das klingt so was von nach Experten. "Abwurfzone", dieses Wort muss sich in mein Unterbewusstsein irgendwie hineingefräst haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich mein, da muss man ja erst mal drauf kommen. Den Göttergatten einfach während der Fahrt - gut, ich hatte schon verlangsamt - an der Fernbushaltestelle aus dem Auto zu schubsen.