Mittwoch, 25. April 2018

Durchgang oder Durchblick?


"Bonn weiter auf Rekordkurs", so las es sich in meinem SCHAUFENSTER: Die Region Bonn erzielte im vergangenen Jahr zum achten Mal in Folge einen Übernachtungsrekord seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1986. Die Stadt Bonn verzeichnete 2017 einen Anstieg auf knapp 1,6 Millionen Übernachtungen, ebenfalls zugelegt hat der Rhein-Sieg-Kreis mit über 1,3 Millionen Übernachtungen. Gemeinsam verzeichneten Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis 79.476 Übernachtungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Das ist ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber 2016.
Wenn ich ehrlich bin, ich weiß gar nicht, warum so viele Menschen nach Bonn kommen, was die sich hier anschauen wollen. Weil, die Gurlitt-Ausstellung in der Bundeskunsthalle ist ja vorbei und das Bonner Münster geschlossen. Gut, vielleicht wollen die gucken, ob wir es nun endlich geschafft haben, dass es ins Haus der Geschichte nicht von oben reinregnet.
Allein schon das Ankommen am Bonner Bahnhof - schön ist anders. Du landest mitten in einer Baustelle und weil Gleis 1 fehlt, ist es notgedrungenermaßen kuschelig eng. Und dann schreitest du zwischen meterhohen Bauzäunen. Also, da bist du echt froh, wenn du da durch bist. Wenn du es als Tourist dann geschafft hast, das Bahnhofsgelände hinter dir zu lassen, kann ich persönlich dir nur die Oase der Ruhe, der Stille empfehlen. Directement ums Eck, und so was von ein Geheimtipp. Das ist so was von ein Geheimtipp, dass da kein Schwein ist - in der Kaiserpassage: die Kaiserpassage, die Oase des Scheiterns. Da stehen so viele Ladenlokale leer. Es bricht mir jedes Mal das Herz. Apropos Oase des Scheiterns. Wer "Das Institut – Oase des Scheiterns" noch nicht gesehen hat, selbst schuld! Das ist eine deutsche Sitcom über die Arbeit eines deutschen Kulturinstituts im zentralasiatischen Phantasiestaat Kisbekistan. Weitgehend am Interesse der Einheimischen vorbei versuchen dort die sechs Mitarbeiter, mit Sprachkursen und Veranstaltungen ein positives Deutschlandbild zu vermitteln. Ich habe selten so politisch unkorrekt gelacht!

Apropos Passage. Es kann natürlich sein, dass die alle zuhauf  hier nach Bonn wegen der Welckerpassage strömen. Dieser Durchgang von der Karl-Carstens-Straße/Welckerstraße durch das WorldCCBonn-Ensemble hindurch zum Platz der Vereinten Nationen ist mit einer 624 Quadratmeter großen Unterhangdecke versehen worden. Und da hieß es in meinem SCHAUFENSTER, der Rat der Stadt Bonn habe diesen baulichen Abschluss in erster Linie mit optischen Aspekten begründet, da der UN Campus mit seinen jährlich vielen Tausend Tagungsgästen, Spaziergängern und Touristen ein städtebaulich exponierter Bereich sei, der erhöhte architektonische Anforderungen an das äußere Erscheinungsbild dieses Ortes stelle. Das unter der Decke angebrachte und bisher unverhüllt sichtbare Lüftungssystem mit seinen zahlreichen großformatigen Rohren sei mit einem feinmaschigen Stahlnetz versehen worden. Die geschwungene Form des Netzes sei den unterschiedlichen Höhenlagen der Lüftungstechnik des Konferenzzentrums angepasst. Ein positiver Nebeneffekt sei der mit dem engmaschigen Stahlnetz verbundene Taubenschutz, der verhindere, dass die Vögel rund um das Lüftungssystem Unterschlupf finden, dort nisten, es dabei beschädigen und die Passage verschmutzen. Zusätzlich habe man an der Unterhangdecke ein besonderes optisches Merkmal mit Hilfe von 2.640 LED-Dots installiert. Die Lichtpunkte werden über eine spezielle Software gesteuert, mit deren Hilfe unterschiedliche - auch farbige - Lichtszenarien programmiert werden können.

Was aber ja auch noch an dieser Passage bemerkenswert ist, und da kann ich nur sagen, wenn man's weiß. Weil, als mein Traummann und ich da so unbedarft durchgegangen sind. Wäre ich mal besser erst in die Passage gegangen, nachdem mich mein SCHAUFENSTER aufgeklärt hat. Da hieß es nämlich unter den Lettern "Nachrichtenkanal, Stadt-Klangkunst in der Welckerpassage": Wer Ohren hat, zu hören, dem sei in diesen Tagen besonders die Welckerpassage empfohlen. Die Stadtklangkünstlerin Maria Urstad hat aus dem Fußgängertunnel eine interessante, sprechende Erlebnisumgebung gemacht. Mit ihrer Raum-Ton-Installation wolle sie die Radio-Atmosphäre einfangen. Sie habe im Tonarchiv der Deutschen Welle etliche Beispiele gehört, die die Geschichte des Hörfunks erzählen. Außerdem sei es für sie interessant gewesen, ausgerechnet in Deutschland die Deutsche Welle erlebbar zu machen. Die ist ansonsten bekanntlich ja ausschließlich im Ausland zu hören. Also tönen Wortfetzen von links und rechts und auch von der Decke. Nachrichtenreste in 31 Sprachen aus 31 Lautsprechern. Dazu ein originalgetreues Knistern und Rauschen wie beim guten alten Analogradio üblich. Ein Stück Zeitgeschichte. Ein Kosmos aus Geräuschen, ein Weltall aus Wörtern. "Ich habe versucht, einen eigenen Zugang zu dieser mir fremden Welt zu finden", sagt Maria. "Die verschiedenen Stücke schaffen eine eigene Wirklichkeit, eine Präsenz von Rundfunk. Sie zeigen außerdem die Veränderung in der Welt der Medien. Und zugleich ihre Fremdheit, ihre Anonymität." Es ist dieser "mix by passing", wie Maria es ausdrückt, die die gesamte Installation interessant und unverwechselbar macht. Im Stundenabstand erfolgt ein Neustart der Tonsequenz. Und von oben gibt es eine Morgen-, eine Mittags- und eine Abendstimmung. Die Abendstimmung, lächelt Maria, "is darker", was in diesem Zusammenhang geheimnisvoller, vielleicht auch unheimlicher heißt. Das Ganze ist zu hören bis Silvester 2018. Und es ist, darauf lege die Klangkünstlerin Wert, "es ist ein Kunstwerk, keine Dokumentation."   
Wieder so ein Artikel meines SCHAUFENSTERS, wo ich keinen Satz kürzen wollte. Weil ich dachte, je mehr man's mir erklärt, desto besser gefällt's mir, das Kunstwerk. Aber leider, es fehlt mir der Zugang. Wahrscheinlich werde ich einfach mal 24 Stunden im Schlafsack im zugigen Durchgang verbringen. Immerhin, Tauben werden ja wohl nicht auf mich kacken. Ich hab ja noch bis zum 31. Dezember Zeit.

Mittwoch, 4. April 2018

Enkel oder nicht Enkel - das ist hier die Frage


Ich bin so was von froh! Mein Traummann ist ja jetzt auch schon sechzig und auch ich habe es nicht mehr weit bis dahin. Ich mein, ja, so langsam könnten wir schon, also es wäre jetzt nicht total abwegig. Weil, neulich las es sich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Vorsicht Enkeltrick" folgendermaßen: Die Täter rufen ältere Menschen unter dem Vorwand an, ein Enkel zu sein: "Rate mal, wer am Telefon ist?" Dann täuschen sie einen finanziellen Engpass vor und bitten um hohe Bargeldbeträge. Durch mehrere Telefonanrufe erhöhen die Anrufer den psychischen Druck auf ihre Opfer, verbunden mit Appellen wie "Hilf mir bitte!" Weil sie angeblich nicht selbst kommen können, vereinbaren sie mit den älteren Menschen ein Kennwort, das ein Freund oder Bekannter nennen wird, wenn er als Bote das Geld abholt. In zahlreichen Fällen haben die älteren Opfer nach solchen Gesprächen hohe Geldbeträge von ihrem Konto abgehoben, um dem vermeintlichen Enkel zu helfen. Und dann gab es da so was von tolle Tipps zu lesen: Seien Sie misstrauisch, wenn Sie jemand telefonisch um Geld bittet. Und, legen Sie einfach den Telefonhörer auf, sobald Ihr Gesprächsteilnehmer Geld von Ihnen fordert. Oder, vergewissern Sie sich, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist. Rufen Sie ihn über die Ihnen bekannte oder selbst herausgesuchte Rufnummer zurück. Und, übergeben Sie niemals Geld an Ihnen unbekannte Personen.    

Was ja in diesem Zusammenhang, und da bin ich so was von dankbar und froh dabei, dass ich da auf der sicheren Seite bin. Was ja in meinem Fall absolut toll ist, und da können die Kriminellen mal ganz blöde gucken: Weil, ich habe nämlich noch keine Enkel. Was bin ich froh, dass ich da so was von auf der sicheren Seite bin! Einen Vorteil muss es ja auch haben. Weil, Nachteile gibt es allemal. Neulich zum Beispiel stand ich in meinem Auerberg an der Kasse, hatte gefühlt hundert Teile aufs Band gelegt und dahinter den Warentrenner - für mich also keine Fluchtmöglichkeit. Da spricht mich von hinten eine Nachbarin an, die mich seit Jahren nicht mit dem Hintern anschaut:
"Und, schon Enkelkinder?"
"Nein, noch nicht, aber meine Älteste bekommt das Bundesverdienstkreuz für ..."
"Oh, schade, und das bei drei Töchtern."
"Es ist halt so."
"Aber doch schade, nicht wahr? Aber verheiratet sind sie schon?!"
"Auch nicht, aber meine Mittlere hat gerade den Friedensnobelpreis ..."
"Noch nicht mal eine?"
"Noch nicht mal eine."
Ich hab dann in meiner Verzweiflung erst einmal noch zwei weitere Warentrenner, die ja nicht umsonst auch Kundentrenner heißen, hinter meine Sachen übereinander gestapelt und mich ganz auf meinen Einkauf konzentriert.
Was ich jetzt mal am überlegen bin, um da für mich aus der Sache Druck rauszunehmen, weil, neulich suchten in meinem SCHAUFENSTER die Freiwilligenagentur Bonn und der Familienkreis Bonn für ihr Projekt "Großeltern auf Zeit" noch dringend Freiwillige. Zur Zeit insbesondere für die Räume Bad Godesberg und Poppelsdorf. Angesprochen seien Menschen, die Zeit, Geduld und Spaß an der Freizeitgestaltung mit Kindern haben und ihre Erfahrung gerne weitergeben möchten. Dabei sollten sich ausdrücklich nicht nur Senioren angesprochen fühlen, sondern auch jüngere Menschen mit entsprechender Lebenserfahrung. Wer herausfinden wolle, ob das Projekt "Großeltern auf Zeit" das Richtige für ihn oder sie sei, sei herzlich zur kostenlosen Informationsveranstaltung im Rathaus Beuel (1. Etage) eingeladen. Man solle bitte beachten, dass die erste Etage nur über die Treppe erreichbar sei.
Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, dass diese Veranstaltung kostenlos ist! Hallo, was denn sonst, bitteschön?! Und, clever von denen, das mit der Treppe. Da scheiden gleich schon mal die Herrschaften aus, die nicht gut zu Fuß sind. Weil, im Zweifelsfall musst du ja schon mal hinter deinem Enkelkind herlaufen, eh sich das vor ein Auto schmeißt. Und ich hab mir jetzt überlegt, ob ich nicht einfach "Oma auf Zeit" werde, damit ich demnächst die Frage nach Enkelkindern positiv beantworten kann. Und für die Betrüger, die sich als Enkel ausgeben: Da scheint sich ja in Bad Godesberg und Ippendorf  in ferner Zukunft ein gewinnbringendes Geschäft aufzutun, so dringend, wie da jetzt Großeltern gesucht werden.

Wo wir gerade bei Enkelkindern sind. Gut, er könnte jetzt nicht mein Enkelkind, aber Sohn ginge schon. Wenn der zur Adoption stünde, ich würde den sofort adoptieren! Da hat neulich der Holger Lübkemann so was von nett über meinen Hinnerk geschrieben. Die Überschrift: Der Hinnerk. ist das nur Timing oder Talent? Keine Ahnung, wie er es macht, aber Hinnerk Schönemann gehört zu den Schauspielern, die ihren Text so abliefern, als würde er ihnen gerade durch den Kopf schießen - oder eben nicht. Oft wirkt es, als könne man ihm beim Denken zuschauen, oder besser: seinem Groschen beim zögerlichen Fall. Aus dieser komischen Kunst hat Schönemann eine Karriere gemacht. Ständig spielt er Typen, die knapp an der Überforderung vorbeischrammen. Dass Steven Spielberg ihn in einer emotionalen Schlüsselszene seines Weltkriegsdramas "Gefährten" einsetzte, darf man ruhig als Adelsschlag sehen: Da ist mehr als Komik.
Lieber Holger Lübkemann, danke für das Loblied auf meinen Hinnerk. Ich hätte es nicht besser schreiben können. Übrigens, neulich war der Hinnerk wieder als Herr Simmel an der Seite von Marie Brand unterwegs. Und als hätte er Ihr Loblied auf ihn gelesen, als wäre es ein Ansporn für ihn, so was von wieder selbst übertroffen hat er sich.

Donnerstag, 15. März 2018

Vollpfosten oder Klappspaten


Das würde mich jetzt schon mal interessieren, ob und wenn ja, wie viel ein Pfosten, wenn er denn voll ist, kostet. Also eine Kuh zum Beispiel kostet, wenn sie obendrein dumm ist, 300 bis 600 Euro und ein Finger, wenn er zusätzlich müffelt, kann bis zu 4000 Euro kosten. Ich komm deshalb drauf, weil es sich neulich in meinem SCHAUFENSTER folgendermaßen las: Beleidigungen im Verkehrsalltag können teuer werden. Wie die Zeitschrift "Auto Bild" berichtet, werden sie nicht einheitlich wie beim Bußgeldkatalog geahndet. Jeden Einzelfall müsse ein Gericht bewerten. In der Regel fallen dabei Geldstrafen in Höhe von zehn bis 30 Tagessätzen in Bezug auf das jeweilige Nettoeinkommen des Beschuldigten an. Die Höchststrafe liege bei 30.000 Euro. Wiederholungstäter müssten mit mehr Tagessätzen und unter Umständen auch mit einer Haftstrafe rechnen. (Da kannst du dann im Knast deinen  Fäkalienvokabelschatz directement aktuell auffrischen!) Es folgten Beispiele von bereits verhängten Strafen: Bei einem gestreckten Mittelfinger lagen die Geldstrafen zwischen 600 Euro und 4.000 Euro. Zeigt ein empörter Autofahrer einen Vogel, kostet ihn dies 750 Euro. Wer die Zunge rausstreckt muss mit 150 bis 300 Euro Strafe rechnen. Verbale Beleidigungen ahnden die Gerichte mit Geldstrafen zwischen 250 Euro für den Ausdruck "Bekloppter" und 2.500 Euro für "Alte Sau" oder "Miststück". Dazwischen sei so einiges möglich: Für "Leck mich doch" muss der Autofahrer mit 300 Euro Strafe rechnen, "Dumme Kuh" etwa kann 300 bis 600 Euro kosten, "Schlampe" 1.900 Euro, "Arschloch" und "Trottel" 1.000 Euro, für "Asozialer" werden 550 Euro und für "Idiot" 1.500 Euro fällig.
Und da würde mich eben jetzt mal interessieren, ob ich Vollpfosten oder Klappspaten ungestraft sagen darf.

Wo ich gerade bei Vollpfosten bin, ich weiß auch nicht, wie ich drauf komme. Las es sich doch neulich in meinem SCHAUFENSTER unter den Lettern "Keine Ersatzzahlung für Luxusshoppen, nur erforderliche Kosten werden erstattet" folgendermaßen: Kommt das Fluggepäck verspätet an, muss eine Fluggesellschaft dem Passagier keine luxuriöse Shoppingtour bezahlen. Das Gepäck des Klägers, eines Geschäftsreisenden, traf im konkreten Fall mit einem Tag Verspätung am Zielort auf Malta ein. Er kaufte deshalb Kleidung und Kosmetika im Gesamtwert von 1.286 Euro und stellte dies der Fluggesellschaft in Rechnung. Die Airline zahlte ihm allerdings nur Schadenersatz in Höhe von 300 Euro. Daher verklagte der Mann die Fluggesellschaft. Er rechtfertigte die hohen Ausgaben für Kleidung und Kosmetika mit einem wichtigen Geschäftstermin. Er trage ausschließlich luxuriöse Garderobe und könne zudem wegen einer Allergie Hotel-Kosmetika nicht benutzen. Die Klage hatte keinen Erfolg. Der von der Airline gezahlte Schadenersatz von 300 Euro sei ausreichend. Erforderlich seien nur die notwendigen Dinge für eine Übernachtung gewesen. Der Kläger sei von der Airline informiert worden, dass sein Gepäck am nächsten Tag eintreffen werde. Wenn der Kläger ausschließlich Luxusprodukte bevorzuge, so sei dies sein persönliches Vergnügen.

Jetzt hast du so lange Jura studiert, hast dir einen Paragraphen nach dem anderen ins Hirn gepflanzt, hast dir die Nächte um die Ohren geschlagen und dich auf das erste Staatsexamen vorbereitet, dann die Referendarzeit und das zweite Staatsexamen - um dich dann im Bürgerlichen Gesetzbuch  mit solchen Vollpfosten auseinanderzusetzen!
  
Da lob ich mir doch das Strafrecht mit seinen Beleidigungen und deftigen Geldstrafen.
Was ich mich in dem Zusammenhang letztens gefragt habe. Weil, ich hatte mich ja von Bonn mit der Bahn nach Köln aufgemacht. Um genau zu sein, nach Köln Deutz, zur Helene in die Lanxess-Arena. Und wie ich da so unverkabelt einfach so vor mich hin sitze, im Zug, kommt der Schaffner und ich halte ihm mein Ticket hin. Was jetzt in meinem Fall nicht der von mir vorher entwertete Einzelfahrschein war, sondern das Ticket für das Helene Fischer Konzert, von wegen VRS inkludiert und so. Und wie der Fahrkartenkontrolleur so auf mein Ticket schaut, sagt der doch: "Ach, sieh mal einer an, da geht jemand zu einem Helene Fischer-Konzert." Was ich jetzt schon noch sagen muss, bis dahin war ich die einzige in dem gesamten Waggon gewesen, die keinen Knopf im Ohr hatte: Sämtliche Fahrgäste um mich herum verkabelt, jeder mit sich aber so was von selbst beschäftigt. Und das hatte der Kontrolleur wohl auch mitbekommen, dass da keiner drauf reagiert hatte, auf seine Feststellung. Das änderte sich aber so was von schlagartig, als der lauter nachlegte: "So also sehen Menschen aus, die auf ein Helene Fischer-Konzert gehen." Was soll ich sagen, sitz du mal ab Brühl bis Deutz im Zug, wenn du so angestarrt wirst, und sich die kleinen Kinder vordrängeln, um einen besseren Blick auf dich zu haben. Da wird es dir aber so was von blümerant! Ich fühlte mich so was von ein Stück weit ausgegrenzt und ungeschützt.

Dass ich da jetzt bei der Feststellung "So sieht also jemand aus, der zu Helene Fischer geht" mit dem Begriff Beleidigung aus dem Strafrecht nicht weiterkomme, ist mir auch klar. Wobei, Wikipedia schreibt ja, dass es sich in der Psychologie bei einer Beleidigung um eine herabwürdigende Aussage handelt und in der Linguistik um ein Schimpfwort. Und so, wie der Schaffner das gesagt hat, war das ganz eindeutig herabwürdigend gemeint. Aber beweis das mal vor Gericht. Und du weißt ja im Zweifelsfall auch nicht, wie der Richter zu Helene steht.

Ich für meinen Teil, mir ist das zu riskant, mit dem Vollpfosten und dem Klappspaten. Könnte sein, dass sich das doch schon als Beleidigung rumgesprochen hat, die in meinem SCHAUFENSTER nur nicht alle Beleidigungsmodalitäten aufgelistet haben. Letztens habe ich deshalb meiner Wut über jemandem Ausdruck verliehen, indem ich ihn mit "Brot" beschimpft habe. Wobei mir das persönlich dann doch zu wenig gebracht hat. Könnte daran liegen, dass Brot nur ein Silbe hat. Weil, Trottel, Miststück und Arschloch - jeweils zwei Silben. Demnächst will ich es dann mal mit "Fliese" versuchen.

Mittwoch, 21. Februar 2018

Seilchenspringen oder Gummitwist?


Eh ich mich verseh' ist Karneval vorbei und der Osterhase steht vor der Tür. Grund genug für mich, einmal nachzufragen, wie es denn um die Umsetzung der guten Vorsätze steht. Und da meine ich jetzt nicht meine Vorsätze, sondern die der anderen. Weil, da muss es ja massig von gegeben haben, von guten Vorsätzen, wenn ich so durch das Werbeblättchen meines Lieblingsdiscounters in den ersten Wochen dieses Jahres geblättert habe.

Ich komm deshalb drauf, weil es sich vor einiger Zeit in meinem SCHAUFENSTER unter der Überschrift "Rope Skipping ist effektiver Ausdauersport" folgendermaßen las: Heute heißt Seilspringen zeitgemäß Rope Skipping und hat sich als perfektes Fitnesstraining ebenso etabliert wie als ausgezeichnete Methode zum Abnehmen. Denn hierfür gilt die Formel: Zehn Minuten Skipping sind zur Stärkung von Herz und Kreislauf in etwa so wirkungsvoll wie 30 Minuten Joggen. Das Seilspringen ist damit dreimal so effektiv wie das Laufen, bedarf keiner großen Vorbereitung oder Ausrüstung und lässt sich ganz einfach sowohl drinnen als auch draußen ausführen: Man hält ein Seil in beiden Händen und schwingt es über den Kopf und um den Körper. Dabei springt man im richtigen Moment über das Seil, wenn es an den Füßen ankommt (!!!). Hört sich total simpel an, ist es im Prinzip auch und stellt für Kinder meist kein Problem dar. Für Erwachsene kann es jedoch anfangs etwas schwieriger sein, sich mit dem gesamten Körper auf den Rhythmus des schwingenden Seils einzustellen und nicht darin zu verheddern. Das Seilspringen verlangt nach einer guten Kondition. Aber was macht man nicht alles um abzunehmen? Beim Seilspringen werden nämlich bis zu 250 Kalorien in 15 Minuten verbrannt. Doch auch bei diesem an sich perfekten Training sollten einige Vorsichtsaspekte beachtet werden, damit sich die positive Absicht nicht am Ende negativ auswirkt. Denn das Seilspringen belastet Füße und Sprunggelenke. Deshalb empfiehlt es sich, beim Skipping bequem gepolsterte Sportschuhe zu tragen, die möglichst auch guten Halt geben. Zudem sollte der Untergrund beim Training besser weich sein. So lassen sich die Gelenke am besten vor zu hohen Belastungen schützen.

Während ich diesen Artikel las, habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob es hier tatsächlich um das ging, was ich vermutete. Las ich gerade eine Anleitung zu der Tätigkeit, von der ich glaubte, dass es sie sei? War die Rede von dem Zeitvertreib, dem wir uns - zu meiner Zeit - einfach vollkommen ohne nachzudenken hingegeben haben? Ging es um DAS Seilchenspringen? Um das Seilchenspringen vor der Haustür und auf dem Schulhof, ohne Gebrauchsanweisung? Im Nachhinein wurde mir da so was von blümerant, als mir klar wurde, was für ein Glück wir damals gehabt haben, dass wir da nicht zu Schaden gekommen sind. Was für fatale Folgen es hätte haben können, wenn wir mit falschen Schuhen auf einem ungeeigneten Untergrund einfach so - man mag es sich gar nicht ausmalen! Ich glaube, wenn ich mich jetzt noch einmal ans Seilchenspringen begäbe, jetzt, wo man's weiß, ich tät's nur noch mit Helm und Knieschonern.

Ich komm wegen meines Werbeblättchens aufs Seilchenspringen und auf die guten Vorsätze der anderen. Da gab es dann eben auch Springseile und Speed-Springseile mit einer bis zu 300 cm stufenlos einstellbaren Seillänge, inkl. Tragebeutel. Für mich ungemein wichtig die Information, dass das Speed-Springseil über eine Seitenhalterung mit zwei Kugellagern pro Griff für besonders einfaches Drehen verfügt. Ich sehe da vor meinem geistigen Auge vor langer, langer Zeit ein stinknormales Seil mit Holzgriffen, an denen über die Jahre der Lack abgeblättert war. Unglaublich, was sich da auf dem Markt getan hat: vom Slingtrainer über die Trainingsbank mit Fitnessbändern bis zum Vibrationsboard und Swing Stepper. Und direkt daneben werden Fitnessriegel  und Fitnessdrinks beworben. Wenn ich so das ein oder andere Figürchen im Straßenbild sehe, wäre es vielleicht doch von Vorteil, wenn mein Werbeblättchen darauf hinwiese, dass der Verzehr des Fitnessriegels nach der körperlichen Anstrengung vorgesehen ist und nicht anstelle.
Apropos Gebrauchsanleitung und Fitness. Wird eigentlich noch gegummitwistet? Gummitwist, brauchtest du drei Mädchen (denn das muss frau schon sagen, das machten nur Mädchen), zwei stellten sich ins Gummiband und ... Ach, vielleicht habe ich ja Glück und lese irgendwann mal in meinem SCHAUFENSTER wieder so eine gelungene Gebrauchsanweisung zum Gummitwisten.

Wo ich gerade wieder so in mein Werbeblättchen hineingesteigert bin: Nach wie vor hadere ich ja mit mir, dass ich keine Verwendung für diesen Kapselhalter als Wandmodell habe, der Platz für 4 Reihen à 8 Kaffee-Kapseln bietet. Ich besitze nämlich keine entsprechende Kaffeemaschine, sondern begnüge mich nach wie vor mit einem schlichten Filterkaffee. Aber so schön wie das im Prospekt aussieht, ich würde mir direkt mal zehn von diesen Wandmodellen kaufen, die nebeneinander komplett an eine Küchenwand dübeln und sie dann mit diesen Kaffeekapseln in den unterschiedlichsten Farben befüllen! Wobei, wenn ich es mir recht überlege, warum kann ich das eigentlich nicht trotzdem machen, zur Dekoration? Ich will die Kapseln ja sowieso nicht benutzen.

Wo ich ja auch komplett reingesteigert war, letztes Jahr am 3. Oktober, war jetzt nicht wirklich der Tag der Deutschen Einheit. Nein, das war die Helene Fischer in der Lanxess Arena in Köln. Und am 24. Januar war sie auf ihrer Tour noch einmal in Köln - und da war auch ich noch einmal, und zwar so was von mit Vorsatz!    

Mittwoch, 31. Januar 2018

Wer hat den Vogel abgeschossen, ADAC oder ADFC?


Da hab ich mir vielleicht was vorgenommen! Was das an Zeit raubt, aber ich hatte endgültig die Nase voll. Weil, wie ich's mache, mache ich's falsch. Diese Pöbeleien war ich einfach satt. Entweder betätige ich die Fahrradklingel zu spät und man ist so was von erschrocken, dass doch tatsächlich von hinten auf dem Fahrradweg ein Fahrrad kommt! Oder ich klingele zu früh und muss mich nicht wundern, dass der arme Mensch vor mir das Klingeln nicht gehört hat. Oder ich soll das Klingeln gefälligst sein lassen. Man sei ja schließlich nicht blind. Und wenn ich nicht klingle, wie soll der Fußgänger vor mir denn bitteschön wissen, dass er nicht ohne nach hinten zu schauen plötzlich auf den Fahrradweg springen kann. Schließlich habe man für diese Fälle doch eine Fahrradklingel! Und ja, vor mir der Hundehalter mit seinem Hundi an der Leine, an einer langen Leine. Ja, ich gebe es zu. Da klingle ich wegen mir oder meiner oder um meiner selbst willen! Ich will nicht das Risiko eingehen, dass sich plötzlich zwischen Hund und Herrchen der Fahrradweg und die Hundeleine (!) befinden!

Wie gesagt, ich hatte die Pöbeleien satt. Mein Projekt in diesem Jahr: Wenn ein Fußgänger hinter mir her pöbelt, trete ich seit neuestem in die Bremsen, steige vom Fahrrad und erwarte diesen Menschen. Und dann kommen wir ins Gespräch, wir zwei Hübschen, will heißen, ich zwinge ein Gespräch auf. Weil, das ist schon interessant, diese Pöbler rechnen ja nicht damit, dass du sie fragst, was genau der Anlass ihres Pöbelns ist. Da stellt sich dann im Gespräch heraus, dass mein Gegenüber fast taub ist und deshalb mein Klingeln nicht gehört hat. Oder es stellt sich heraus, dass der Pöbler einfach nur ein unangenehmer Zeitgenosse ist und pöbelt, ohne dass ich mir etwas zu Schulden habe kommen lassen. Und genau dafür hat sich für mich persönlich das Absteigen gelohnt. Ich stelle immer wieder fest, dass ganz viele Menschen nur oder gerade dann pöbeln, wenn sie ihr Gegenüber nicht unmittelbar vor sich haben. Am geläufigsten ist uns das Phänomen beim Autopöbler. Und so verhält es sich auch beim Fußgängerpöbler. Er ist gewohnt, dass das Ziel seines Pöbelns schnell an ihm vorbeifährt und für ihn quasi anonym bleibt.

Wenn ich Glück habe, bin ich genau an einer Stelle vom Fahrrad abgestiegen, wo sich neben mir auf der Straße ein Schlagloch im Asphalt auftut. Da hab ich mir auch wieder was aufgehalst! Die Schlaglochsituation in unserer Region war meinem SCHAUFENSTER nicht umsonst einen Artikel wert: Dort riet der ADAC Nordrhein Verkehrsteilnehmern, besonders aufmerksam zu fahren und auf entsprechende Warnschilder zu achten, denn diese müssten Kommunen mindestens aufstellen, um ihre Verkehrssicherungspflicht nicht zu verletzen. Das Aufstellen von Schildern sei nach Ansicht der Verkehrsexperten allerdings nicht das geeignete Mittel, der Problematik langfristig Herr zu werden. Vielmehr dürften die Löcher nicht Jahr für Jahr nur oberflächlich geflickt werden, sondern das Geld sollte in ein nachhaltiges Erhaltungsmanagement investiert werden. Dabei fielen zwar zunächst höhere Kosten an, in der Zukunft könne aber erheblich gespart werden. Im Schadenfall rät der ADAC, zeitnah Beweismittel zu sichern, ohne natürlich sich oder andere an der Unfallstelle zu gefährden. Dazu gehöre, das Schlagloch, die betroffene Straße sowie das beschädigte Fahrzeug zu fotografieren, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu notieren sowie Namen und Anschriften in Betracht kommender Zeugen festzuhalten.

Was ich aber eigentlich sagen wollte, wenn ich dann schon mal vom Fahrrad abgestiegen bin und auf den Pöbler warte, schau ich in einem Aufwasch, ob es nicht ein Schlagloch zu melden gibt. Weil, abgesehen von meinem Engagement als ehrenamtliche Kompostberaterin bin ich neuerdings auch als Schlagloch-Melderin unterwegs. Im besagten Artikel "ADAC warnt vor Schlaglochpisten" las es sich nämlich folgendermaßen: Schlagloch-Melder, wer einen Schaden entdeckt, sei es ein Schlagloch-Krater oder ein wegbröckelnder Fahrbahnrand, kann diesen im Internet beim Auto-Club Europa anzeigen. Was soll ich sagen, bei der Verrichtung von kleineren Näharbeiten oder beim Ausfüllen von Elster bin ich zumindest von der Straße. Jetzt bin ich auf der Straße beschäftigt. und das ist in dieser Jahreszeit nicht immer kuschelig.
 
Was für ein unglaubliches Glück, dass ich da wieder einmal sorgsam mein SCHAUFENSTER studiert habe. Sonst wäre ich womöglich schon längst eines Todes durch Erfrieren gestorben. Als ob ein Redakteur meines SCHAUFENSTERS mich auf dem Fahrrad gesehen hätte! So las es sich doch in dem Artikel "Radfahren im Winter? Aber sicher!", dass Temperaturen unter Null und verschneite Wege kein Grund seien, das Rad in der Garage zu lassen, Darauf weise der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) hin. Im Gegenteil. Aktuelle Studien hätten ergeben: Wer regelmäßig auch im Winter mit dem Rad fährt, lebt gesünder, ist schlanker und bleibt zufriedener. Ein paar Regeln sollten Radler gerade im Winter aber doch beachten. Ganz wichtig: Die Beleuchtung muss funktionieren und auch bei Dämmerung eingeschaltet sein. Außerdem sollte man auf wetterfeste Kleidung achten. Und weil man natürlich vorsichtig fahren sollte, gilt: Lieber etwas früher losfahren!

Der Hammer in Dosen! Ich sags ja, die von der Redaktion müssen mich auf meinem Fahrrad gesehen haben, wie ich da so ohne Beleuchtung im Bikini. Bleibt für mich nur noch die Frage: Wer bekommt das Krönchen? Holla, die Waldfee, also wenn der ADAC und der ADFC keine Anwärter sind. Welche Weisheit gewinnt: Das Aufstellen von Schildern ist auf Dauer kein geeignetes Mittel, der Schlaglöcher Herr zu werden. Oder die Feststellung: Im Winter als Fahrradfahrer auf wetterfeste Kleidung zu achten. Zwei Paradebeispiele für Redundanz, ohne Informationsverlust wegzulassende Informationen. Also wer bekommt das Redundanzkrönchen, der ADAC oder der ADFC?

Neulich habe ich übrigens im Eifer des Gefechtes einen Pöbler statt des Schlaglochs fotografiert - unangenehme Situation!

Mittwoch, 10. Januar 2018

Ein Maschinengewehr kommt selten allein

Wie gerne hätte ich zu Beginn des Jahres mit etwas Lustigem begonnen, aber kaum hatte ich bei der Weihnachtsbaumentsorgungsaktion wieder mal sämtliche Tannennadeln im Haus fein verteilt, da jagte auch schon eine Aufregung die andere. Bis ich die Schmierereien an der Haustür wieder weg hatte ...

Ich hatte in meinem SCHAUFENSTER den Artikel "Markierungen an der Hauswand - Geheimzeichen" gelesen. Zinken seien Geheimzeichen, die schon seit dem Mittelalter als geheime Codes für die nonverbale Kommunikation eingesetzt werden. Damals betraf dies nicht nur Gaunerbanden, sondern sämtliche Angehörige des unteren Standes. Auch Bettler, Hausierer und Tagelöhner nutzten Zinken, um nachfolgenden Standesgenossen Hinweise zu hinterlassen, wo sich ein Vorsprechen wohl am ehesten lohnen würde. So riet zum Beispiel ein kleines mit Kreide gezeichnetes Kreuz, sich fromm zu stellen. In der heutigen Zeit werden die Symbole fast nur noch von organisierten Banden genutzt: Eine Vorhut spähe ein Haus und dessen Bewohner aus. Sie beobachtet, ob es in einem Gebäude etwas zu holen gibt und ob beispielsweise ältere Menschen oder alleinstehende Frauen im Haus leben. Die gesammelten Informationen werden dann mit Hilfe der Gaunerzeichen an die nachfolgenden Komplizen übermittelt, während die Kundschafter längst weitergezogen sind. So warne zum Beispiel eine oberflächlich in die Haustür geritzte, dünne Zickzack-Linie vor einem bissigen Hund.
  
Dieser Artikel hatte mich so was von in Alarmbereitschaft gesetzt. Das ging so weit, ich mein, irgendwann fängst du an und siehst Gespenster, in meinem Fall eben überall Gaunerzeichen. Drei Tage später brütete ich in meinem Wochenend-SCHAUFENSTER dann stundenlang über einem abgebildeten Zeichen. Ich wollte selbst herausbekommen, was er denn in Gaunerkreisen wohl bedeutete, dieser Zinken. Es hat sich wieder mal bestätigt: Wer lesen kann und, vor allem, von dieser Fähigkeit Gebrauch macht, ist ganz klar im Vorteil. So hieß es nämlich in dem Artikel, ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke - auf dieses alpine Symbol sollten alle Autofahrer achten, die sich neue Winter- oder Ganzjahresreifen kaufen wollen. Denn durch eine Änderung der Winterreifenpflicht reiche es künftig nicht mehr aus, wenn die Reifen mit einer "M+S"-Kennzeichnung versehen sind.

Und, verständlich, die Schmierereien an unserer Hauswand, dass die mich so was von aus der Fassung gebracht haben. Die habe ich selbstredend  akribisch beseitigt. Gut, bei näherer und, vor allem, unbelasteter Betrachtung, also wenn ich mal in aller Ruhe drauf geschaut hätte. Ich hätte auch den entgeisterten Blick meines Traummannes deuten können. Ja, dann hätte ich natürlich erkannt, dass ich den Segen der Sternsinger zu Heilige Drei Könige  so was von entfernt hatte.

Das hatte selbst ich noch nicht geschafft, den Grund für meine Angst so was von schnell zu ändern, quasi in einem Aufwasch. Bei mir jetzt eher ein Abwasch von Kreidezeichen. Eben noch hatte ich Angst vor den Zinken, die die Spur zu meinem Haus lenkten, und jetzt stand ich ohne Segen da. Wenn du jetzt so ganz ohne Segen dastehst, dann liest sich die Überschrift in deinem SCHAUFENSTER "Das Zuhause vor Einbrechern schützen" nicht gerade unaufgeregt: Alle zwei Minuten wird in Deutschland eingebrochen. Einbrecher machen keine Ferien. Ganz im Gegenteil, sie nehmen besonders Häuser ins Visier, deren Bewohner offensichtlich in Urlaub sind.

Apropos Urlaub. Auch das stand auf meiner To-do-Liste; einmal in Bonn als Tourist übernachten. Und da habe ich den Sechzigsten meines Traummannes zum Anlass genommen. Was der aber nicht wusste. Wir haben uns an einem Samstagmittag mit dem Rad aufgemacht, zünftig gekleidet, gerüstet für mindestens 100 Tageskilometer und Übernachtung im Zelt. Was mein Traummann aber nicht wusste, dass wir nach knapp sieben Kilometern schon am Ziel unserer Reise waren: das Mariott Hotel. Da hat er aber so was von gestaunt - und die an der Hotelrezeption auch. Weil, das konntest du denen schon ansehen, dass wir die ersten Gäste waren, die je so sportlich mit dem Rädchen vorgefahren sind. Und bestätigt hat es sich allemal, weil die uns für unsere Räder keinen Unterstellplatz anbieten konnten, die also nachts mutterseelenallein vor dem Hotel standen.
Aber das nur so am Rande. Wo war ich stehen geblieben? Bei den Einbrechern, die besonders Häuser ins Visier nehmen, deren Bewohner offensichtlich in Urlaub sind. Vor diesem Hintergrund rät der Hauseigentümerverein Haus & Grund jedem Urlauber, vor der Abreise das Haus effektiv vor Einbrechern zu schützen. Es sei wichtig, dass das Haus bewohnt aussieht. So sollten Freunde und Nachbarn zum Beispiel regelmäßig den Briefkasten leeren, per Zeitschaltuhr sollten Rollläden betätigt und Lampen an- und ausgeschaltet werden - das volle Programm eben. Und als ich dann noch unter "Veranstaltungen" den Hinweis auf die Einbruchmesse für Haus und Gewerbe las: Ich rüste so was von auf, auch wenn ich im Mariott nur kurzurlaube: Meiner Brut werfe ich einen dicken Batzen Geld hinterher, damit die bei mir jeden Abend Party macht. Was praktischerweise zur Folge hat, dass am anderen Vormittag die Putzfrau Stund um Stund für teuer Geld die Bude wieder auf Vordermann bringen muss - das Haus also belebt ist. (Was jetzt wohl praktisch ist, meine Töchter leeren täglich den Briefkasten.) Vollkommen unabhängig davon habe ich für meine Haustür aber auch einen eigenen Zinken entworfen. Neben der Zickzacklinie für bissiger Hund gibt es da jetzt noch einen Zinken für Maschinengewehr.

Es hat sich übrigens bei genauerem Hinschauen herausgestellt, dass es sich um eine Einbruchschutzmesse handelte. Wo ich mich quasi informieren kann. was sich aber - siehe oben - so was von erledigt hat.

Wie gesagt, ich hätte zu gerne nur Lustiges geschrieben. Und, ja, ich weiß, "Hätte" ist die kleine Schwester von "Heul doch". 

Freitag, 15. Dezember 2017

Auf einen Cappuccino bei meinem Lieblingsdiscounter?

Schwuppdiwupp, eh du dich versiehst, kramst du schon wieder die guten Vorsätze raus, die du dann doch nicht umsetzt. Geht mir ja ebenso!
Seit Jahren zum Beispiel springt mich regelmäßig in der dunklen Jahreszeit in meinem SCHAUFENSTER die Werbung für die Ladies Night im Pflanzencenter an: Partystimmung und fetzige Tanzmusik zwischen Grabschmuck und Pflanzendekoration für den Advent. Oder Lustwandeln mit einem Gläschen Prosecco inmitten von Erika und der immergrünen Strauchveronika - hatte ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen.

Was ich mir auch vorgenommen hatte - mich bei meinem Lieblingsdiscounter auf einen Cappuccino neben die Kasse zu setzen. Wie las es sich doch so schön in meinem SCHAUFENSTER? Eröffnung einer "Filiale der Zukunft": Das neue Einrichtungskonzept mit warmer Filialatmosphäre und klarer Warenpräsentation steht für einen weiteren Schritt in Richtung Zukunft. Zur Ausstattung gehören eine Coolbox mit Snacks und Getränken, eine Sitzgelegenheit hinter dem Kassenbereich und digitale Screens mit Informationen über aktuelle und kommende Angebote. Auch ein Kaffeeautomat ist Teil der neuen Ausstattung. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, ob ich das in meinem Alter trotz guten Vorsatzes noch hinkriege. Ich verbinde mit meinem Lieblingsdiscounter Abarbeiten einer Einkaufsliste und Rudelwühlen in Sonderposten. Ja, mein Lieblingsdiscounter war Kriegsschauplatz vieler Ellenbogenkämpfe um die richtige Konfektionsgröße in der richtigen Farbe. Und danach Anstehen - garantiert immer an der falschen Kasse - und den eigenen Einkauf nach hinten sichern. Da fällt mir bei der Gelegenheit ein, ich wollte schon immer mal bei Wikipedia reinschauen ...

Warentrenner heißen die Dinger. Was ich da wieder alles gelernt habe: Ein Warentrenner, auch Warentrennstab, -trennholz, -teiler, -separator, Kassentrenner, Kundentrenner, Warentrennbalken oder Kassentrennstab genannt, ist ein stabähnliches Gebilde von etwa 30 cm Länge, das in Supermärkten dazu benutzt wird, die auf dem Förderband eines Kassenarbeitsplatzes liegenden Waren verschiedener Kunden voneinander zu trennen.
Gebräuchlich sind Warentrenner in Gestalt gerader Prismen mit rechteckigen oder dreieckigen Grundflächen; auch Querschnitte von dreistrahlig sternförmiger Form sind verbreitet. Im niederdeutschen Sprachraum findet sich die Bezeichnung Miendientje (zu Deutsch in etwa "Meindeinchen" oder "Meins-Deins"), welches aus den niederdeutschen Wörtern mien und dien ("mein" und "dein") besteht. Das Wort umschreibt somit die Trennung der eigenen Waren auf dem Kassenband von der Ware eines anderen Kunden. Es wurde zudem im Jahre 2010 vom Institut für niederdeutsche Sprache (kurz INS) zum 'aktuellsten plattdeutschen Wort des Jahres' gekürt. In der Schweiz ist für den Warentrenner mit dreieckigem Querschnitt auch der Begriff Kassentoblerone verbreitet.

Mit dieser umfassenden Information wäre ich jetzt eigentlich schon zufrieden gewesen, hätte es nicht weiter geheißen: Handhabung, ein Warentrenner im Einsatz. Der Kunde entnimmt den Warentrenner einer schienenförmig entlang des Warentransportbandes verlaufenden Ablage und platziert ihn zwischen seinen Waren und denen seiner Vorgänger bzw. Nachfolger. Beim Kassierer angekommen, wird der Warentrenner von diesem wieder auf die Schiene gelegt und entgegen der Laufrichtung des Bandes zurück in Richtung der nachfolgenden Kunden geschoben. In der Schweiz erwarten Kunden gemäß einer nicht repräsentativen Umfrage, dass der vorherige Kunde den Warentrenner zur Trennung seiner Waren von denen des nächsten Kunden platzieren soll. In Deutschland dagegen ist es eher umgekehrt, dort platziert der nachfolgende Kunde den Warentrenner zur Abtrennung seiner Produkte von denen seines Vorgängers. Es gilt aber auch dort als Geste der Höflichkeit, den Warentrenner hinter die eigenen Waren zu legen.

Soll mir recht sein, dass mein Verhalten als Geste der Höflichkeit angesehen wird. Weil, ich bin ehrlich, bei mir hat das mit Höflichkeit auch nicht im Entferntesten etwas zu tun. Ich sichere mich einfach gerne nach hinten ab. Einfach den Rücken frei haben, darum geht's doch. Und je nachdem, wie der Typ hinter mir aussieht, lege ich auch gerne einmal zwei Warentrenner hinter meine Artikel. Einfach auf der sicheren Seite sein! Nicht, dass der hinter meinem Rücken meinen veganen Brotaufstrich mit seiner Schweinshaxe vertauscht, der Prolet!
Und dass ich da jetzt noch danach hinter dem Kassenbereich neben einem Kaffeeautomaten sitze und eine Tasse Kaffee genieße, während der sich womöglich neben mich setzt - ich kann's mir beim besten Willen auch nicht im neuen Jahr vorstellen!

Aber ich habe auch Vorsätze in die Tat umgesetzt. Einer meiner Vorsätze für das nun zu Ende gehende Jahr war zum Beispiel, mich den neuen Herausforderungen des Alltags zu stellen. Hab ich getan! Ich habe mich der Herausforderung gestellt und selbstständig, ganz ohne Hilfe, ein Paket in der Packstation meines Vertrauens zurückgegeben. Was hab ich mich darüber gefreut, vollkommen ohne Hilfe!

Apropos Kaffee und gefreut. Worüber ich mich auch sehr gefreut habe: Der Schornsteinfegermeister meines Vertrauens hat mir eine Kaffeetasse geschenkt! Und das Tolle daran ist, auf der Tasse steht "Schornsteinfegermeister" und darunter Vor- und Nachname meines Glücksbringers und zum Glück beide Telefonnummern, Festnetz und mobil. Solch ein Prachtexemplar fehlte mir gerade noch in meiner Sammlung! Womit ich bei einem weiteren Vorsatz bin - fürs kommende Jahr: Tassen ausmisten!